Hirntumor: Verlauf und bevorstehende Entscheidungen

  • Bei manchen Erkrankungen muss man wirklich von Tag zu Tag, von Moment zu Moment entscheiden...


    Wichtig für Euch beide ist, dass Du (wirklich, innerlich) die Tatsache, dass ihr in der "Zielgeraden" seit, akzeptierst. So kannst Du jeden verbleibenden Moment ganz bewußt erleben, ohne, dass er im Vorfeld jetzt schon von Trauer immer wieder überschattet wird.


    Gib Deinem Hund die Zeit, die er noch hat, mach sie Euch beide so schön, wie es geht, Voller einzigartiger Momente, die sich mit einem Lächeln und voller Freude für immer in Dein Herz eingraben.


    Und wenn es soweit ist, dann lass ihn frei.....

  • hallo kris,


    mein teddy hatte auch einen gehirntumor. das habe ich allerdings erst erfahren, als er nicht mehr da war.


    mit 11,5 jahren hatte er seinen ersten epileptischen anfall. der lief in etwa so ab wie bei euch. ca. 3 monate später kam der zweite anfall. er wurde dann auf luminal eingestellt und ich bekam diazepam in flüssiger form mit, damit ich ihm das bei einem anfall in die lefzen spritzen kann (mit einer spritze ohne nadel). das hat auch ganz gut funktioniert... leider wurden die anfälle immer häufiger zum schluss und ich musste ihn mit knapp 14 jahren gehen lassen.


    aber wir haben mit der epilepsie noch gut 2,5 jahre leben können.


    das er einen hintumor hatte, wurde erst bei der obduktion festgestellt. ich weiß allerdings leider nicht, wie groß dieser war und wie schnell er gewachsen ist.


    hoffe, ihr habt noch eine weile miteinander, drück die daumen!!!


  • Der Verlauf begann ca. im Juni 2015 mit Zähneklappern. Och mann, hätte ich doch damals schon reagiert...


    Was hätte es geändert? Nicht wirklich was. Auch wenn Du dir jetzt deswegen Vorwürfe machst, in ein paar Jahren, wenn Du weniger emotional involviert bist, wird Dir das auch klar sein. Du hättest nichts ändern können. Du hättest auch nichts aufhalten oder rauszögern können.



    Oktober fingen die neurologischen Auffälligkeiten an: Gleichgewichtsstörungen, Kopfwackeln,Bewegungsstörungen. Ich bin zu meiner Tierärztin und sie diagnostizierte tatsächlich das Vestibularsyndrom! Ja, ein Teil der Symptome trafen zu, hätte sie ihm jedoch nur einmal in die Augen geschaut, wäre ihr aufgefallen dass er keinen Nystagmus(Augenzittern) hat und auch keinen üblichen Kopfschiefstand. Im Nachhinen könnte ich mir und ihr in den Po beissen!


    Auch hier - was hätte es geändert - siehe oben? Zumal Nystagmus zwar häufig beim Vestibulärsyndrom vorkommt. Aber durchaus nicht immer.


    Darüber zu grüblen was wäre wenn und hätten wir nicht ...... NEIN - ihr hättet NICHT.


    Geändert hätte sich gar nichts, denn letztendlich gibt es keine Behandlung, die zur Heilung führt. Die aktuelle Behandlung deines Hundes dient auch nur dazu, die Symptome möglichst einzudämmen. Mehr aber auch nicht.


    Also hör auf, darüber rumzugrübeln. OK - ich weiss, leichter gesagt als getan. Ich hatte damals auch immer wieder darüber gegrübelt was wäre gewesen wenn wir das rechtzeitig realisiert hätten .....


    Bei meiner Zwergpudelhündin begann das Ganze mit Niesen .... Wer bitte denkt bei einem niesenden Hund mit Nasenausfluss Ende Oktober sofort an einen Hirntumor. Etwas spanisch kam mir das Ganze nach ein paar Tagen vor, weil es strikt einseitig links blieb. Unser TA sah darin nichts ungewöhnliches.
    Als ich ihn darauf aufmerksam machte, dass mE die Muskulatur der linken Gesichtshälfte deutlich schwächer entwickelt ist als die rechte, war das Kommentar "das ist bei einem alten Hund normal, dass Muskulatur abgebaut wird". Nun ja, es war aber ganz deutlich ein Unterschied fühlbar zwischen links und rechts. Im weiteren Verlauf konnte man links dann fast schon die hinteren Backenzähne durch den Masseter fühlen. Der Temporalis war so zurückgebildet, dass über dem Auge eine regelrechte Kuhle fühlbar war.
    Im weiteren Verlauf kam es im linken Auge zu einer Keratokonjunktivitis sicca (Dezember) - der Tumor hat die Hirnnerven V, VII, VIII und IX im weiteren Verlauf zuerst gequetscht und dann vollständig "abgedrückt" so dass die betreffenden Funktionen völlig ausgefallen sind.
    Im Januar waren wir wegen des Auges in Giessen - Kommentar: "nicht mehr zu retten - Ursache?". 1998 war CT in der Tiermedizin noch völlig aussergewöhnlich. Tessy wurde mit dem C-Bogen geröngt, aber wirklich was sehen konnte man da nicht. Verdachtsdiagnose war Schädeltrauma - mir war damals auch eingefallen, dass sie sich irgendwann Ende September/Anfang Oktober ganz übel den Kopf angeschlagen hatte, als sie auf's Sofa springen wollte und mit dem ganzen Schwung den Kopf am Couchtisch angeschlagen hat.


    Es ging ihr dann auch eine Zeitlang recht gut. Es traten keine Ausfallerscheinungen mehr auf, Thema somit durch. Auge mehrmals täglich mit Ersatztränenflüssigkeit und so weiter behandeln.


    Im Mai kamen dann motorische Ausfallerscheinungen dazu. Kopfschiefhaltung, Manege-Bewegungen, ZNS-Störungen .....
    Ich hatte damals schon einen Verdacht, hatte aber rumgelesen und war damals auf den Begriff "Vestibulärsyndrom" gestossen - allerdings eher so am Rande. Der eine TA, zu dem wir gingen, gab uns quasi eine Rücküberweisung mit der Diagnose "Verdacht auf Vestibulärsyndrom" .... kein Kommentar.
    Ich bin dann mit ihr in eine andere Klinik, die haben uns nach Bern in die Neurologie überwiesen.
    Die waren auch so ziemlich die einzigen im Umkreis von einigen Hundert Kilometern, die ein CT machen konnten.


    Diagnose - Hirntumor.


    Im Prinzip 3 Möglichkeiten zur Auswahl:
    1. sofort einschläfern
    2. da es ihr zu dem Zeitpunkt relativ "gut" ging, noch etwas warten, bis ein neuer Ausfallschub kommt
    3. OP - Tumor soweit wie möglich entfernen, aufgrund der Lage wäre eine vollständige Entfernung aber nicht möglich, und je nach Tumorart BEstrahlung


    Option 3 schied für uns sofort aus. Eine OP mit einer maximalen Überlebenschance von ca 50%, und dann Bestrahlung alle 3-4 Tage 350 km einfach von uns nach Zürich fahren, Hund in Narkose legen und bestrahlen. Das war für uns alle völlig klar - ein absolutes NoGo.


    Wir entschieden uns für Option 2 und haben Tessy dann etwa 2 Wochen später Mitte Juni einschläfern lassen.



    Tessy hatte übrigens nie Anfälle. Es kam nur schubweise zu immer mehr Ausfallerscheinungen, die sie nach ein paar Tagen zumindest nach aussen hin immer wieder kompensieren konnte. Quasi immer dann, wenn einer der Hirnnerven endgültig "abgeklemmt" war. Bis auf die Ausfallerscheinungen und der Tatsache, dass sie viel schlief und schnell "müde" wurde, zeigte sie keine deutlichen Anzeichen von Schmerzen.


    Und ich muss im Nachhinein mit dem Abstand der Jahre und der damit doch geringeren emotionalen Betroffenheit sagen - wir haben zu lange gewartet. Auch Du wartest zu lange, selbst wenn Du es jetzt nicht so siehst. Überlege eines - dein Hund hat einen Tumor im Gehirn. Der Grossteil des Gehirns ist von der Knöchernen Schädeldecke umgeben. Tumore sind raumfordernde Prozesse. Das heisst im Klartext - sie bilden zusätzliches Gewebe und verdrängen das gesunde Gewebe, das da hin gehört. In dem Fall das Gehirn, das aufgrund des knöchernen Schädels aber nicht ausweichen kann. Das heisst, das Gehirn wird gequetscht. Schmerzen im Kopfbereich sind die Folge.



    Tagtägliche Symptome bei ihm sind: massives Hecheln( kann eine Nebenwirkung vom Cortison sein), Wassereinlagerungen im Bauchbereich->ständiges Trinken und Pinkeln, Fressanfälle(Cortisonbedingt), massive Unruhe, vor allem nachts, dauerhaftes Muskelzittern (ausser wenn er schläft).


    massives Hecheln - KANN eine Nebenwirkung vom Cortison sein, KANN aber auch ein Zeichen von Schmerzen sein, ebenso die Unruhe und das Muskelzittern. Nur mal so zum drüber nachdenken.

  • Und wenn es soweit ist, dann lass ihn frei...ahh der Satz hat mich jetzt emotional total gepackt. Ja wir versuchen unsere verbleibende Zeit so gut und schön wie möglich zu gestalten.
    @Evemary_Pablo tut mir leid m7t deinem Teddy.Hatte er neben seinen Anfällen keine weiteren Auffälligkeiten?
    Gruss
    Kris

  • @Pantalaimon


    nein, er hatte eigentlich ein ganz normales leben... bis auf die anfälle. aber mit den diazepam-tropfen konnte ich ihn immer relativ schnell aus dem anfall rausholen.


    leider wurden die abstände der anfälle zum schluss kürzer und das war dann auch der punkt, an dem ich ihn gehen ließ.

  • Es tut mir sehr leid für Euch, ich hasse diesen Sch....krebs. So viele geliebte Menschen und Tiere, die daran leiden...mein kleiner Zwergpudel hatte damals Bauchspeicheldrüsenkrebs. Wir haben uns nach der Diagnose noch eine Woche zum Verabschieden gegeben, er hatte zu dem Zeitpunkt allerdings schon klare Schmerzen, die wir bis zum Ende mit hoch dosierten Schmerzmedis behandelt haben. Du kennst Deinen Hund am Besten und wirst das Richtige tun. Ich fühle mit Dir.

  • Noch was vergessen, unser Snoopy hatte letztes Jahr zu Ostern das Vestibularsyndrom ohne Nystagmus, die Pupillen waren nur riesengroß als hätte er einen Joint zuviel geraucht....

  • Ich muss mich jetzt erst mal für eure ganzen tollen tipps und guten Wünsche bedanken und dass ihr eure Leidensgeschichten mit mir teilt.
    @yane es tut mir wirklich sehr Leid dass du so einen schlimmen Leidensweg mit deiner Tessy durchstehen musstest.Ich war wegen deinen Worten jetzt kurz erschüttert, aber im zweiten Moment dankbar, denn nur durch das immer wieder Hinterfragen von Entscheidungen kann man sich derer sicher sein.Und das bin ich! Pan hat noch viel Lebensqualität und wenig Einschränkungen.Ja derTumor wird nicht einfach verschwinden, aber das Cortison scheint das Ödem um den Tumor verringert zu haben. Auf das Glück das der Tumor durch die Medis schrumpft wage ich ja nicht zu hoffen. Mir ist unsere Situation bewusst und ich werde im Sinne meines Hundes entscheiden, aber zum Glück nicht heute.

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