Arbeitende Corgis oder Entlebucher?

  • Schon seit einiger Zeit werden Seminare angeboten, die speziell auf Landwirte ausgerichtet sind.
    Dort schaut man, für welche Zwecke der Hund gebraucht wird und man erhält dafür Tipps und Trainingsansätze.
    Es gibt auch welche, bei denen die Kosten übernommen werden, weil Bauern angeleitet werden sollen, ihre Hunde richtig
    einzusetzen.
    Schau mal hier, vielleicht wäre das auch was:


    Bioland Veranstaltungshinweis_Hütehunde_2014_04_30.pdf


    Ich kann dir Ulrike wirklich empfehlen.


    Viele liebe Grüße
    Sanne

  • Wenn Du ernsthaft nach einem Hund suchst, welcher der Arbeit mit Schafen und Kühen noch gewachsen ist, dann löse Dich vom Gedanken, dass es eine vom FCI 'anerkannte' Rasse, bzw. ein anerkannter Hund sein muss. Die FCI legt Wert auf den Sport und darauf, dass ein Hund (höchst theoretisch) eine gewisse Arbeit noch verrichten könnte, hat aber wenig Interesse daran, nachzuprüfen, ob dies denn auch noch so ist.


    Schau Dich stattdessen bei Leuten um, welche Hunde haben, die genau die Arbeit verrichten, die Du auch bieten kannst. Achte darauf, dass die Tiere nicht zu 'Showzwecken' oder 'zur rassegerechten Auslastung' an Vieh kommen, sondern wirklich dauerhaft für diese Arbeit gebraucht werden und sich unersetzbar macht. Je spektakulärer ein Hund dabei aussieht, desto kritischer würde ich ihn und seine Arbeit betrachten: steckt er seine ganze Energie ins Spektakuläre oder arbeitet er so, dass er seine Aufgabe auf möglichst niedrigem Stresslevel für alle Beteiligten über Wochen und Monate erfüllen kann?


    Es gibt durchaus Hunde, die sowohl an Schafen wie auch an Kühen arbeiten können. Die kleineren Sennenhunde wurden ja schon genannt, wobei ich da ebenfalls lieber auf erfolgreich arbeitende Eltern (und das bitte wieder im Vollzeitjob, nicht nur zur 'Bespassung') als auf einen makellosen FCI-Stammbaum achten würde. Beim Australian Cattle Dog, dem Kelpie und dem (amerikanischen) Australian Shepherd gälte für mich dasselbe. Dann gibt es natürlich noch die neuseeländischen Huntaways, die Coolies, die Heeler und einige solche reinen Arbeitsrassen mehr. Ebenfalls aus Wales und ein Cousin der Welsh Corgis und des Border Collies ist der Welsh Sheepdog - eine reine Arbeitsrasse, deren FCI, bzw. Kennel Club-Anerkennung weder angestrebt noch erwünscht ist und bis heute an Schafen und Kühen arbeitet.
    Wenn Dir der Corgi im Grunde genommen zusagt: der Lancashire Heeler ist ein von der Showzucht unverbrauchterer Hund, aber nur vom englischen Kennel Club und nicht von der FCI als Rasse anerkannt. Ich muss allerdings zugeben, dass ich rein aufgrund der Grösse und der körperbaubedingten Einschränkungen weder einen Corgi, noch einen Lancashire Heeler ernsthaft für die dauerhafte Arbeit an Kühen in Erwägung ziehen würde.


    An Deiner Stelle suchte ich mir zwei oder drei Leute, die tatsächlich noch arbeitende Hunde halten, würde versuchen, in Kontakt zu treten und mir die Hunde live anschauen. Einem guten Arbeitshund liegt's in den Genen - ein bereits vorhandener Grundstock an Fähigkeiten muss nur noch in die richtige Richtung gelenkt und nicht jahrelang mühsam anerzogen werden.

  • Ich bin ein absoluter Laie, aber würde gerne noch was zu den kleinen Sennenhunden sagen (die anderen kann ich schwer beurteilen). Da ist die FCI-Zucht in den letzten Jahren und Jahrzehnten definitiv weg vom Arbeiten, hin zum Familienhund passiert.
    Mein erster Appi kam von einem Bauern, dessen Zuchthündin hauptberuflich an den Kühen gearbeitet hat (mit FCI-Papieren). Meine Hündin war ein Rückläufer und kam damit ebenfalls mit zu den Kühen. Die war laut Bauern einen Tick zu hektisch am Rind - es wäre wohl gegangen, aber nicht "selbstlaufend" (der Bauer/Züchter hatte keine Lust oder Zeit hier ewig lange herum zu erziehen, der Hund musste von sich aus zu 80% bereits das Richtige tun).


    Mein jetziger Appi ist mehr Familien- und Sporthund, aber ob die am Rind so gut wäre, würde ich mich nicht einschätzen trauen. Und die zeigt schon Hüteanlagen, zieht auch nicht zurück und zeigt Präsenz. Aber in letzter Instanz ist sie weniger ernsthaft und weniger fokussiert als meine alte Hündin, braucht mehr mich und wäre damit zu langsam für eine Tierherde. Und meine alte Hündin war schon nicht richtig gut.


    Ich glaube auch, dass die FCI-Zuchten bei solchen Arbeitsrassen nicht zwingend das richtige sind. Und ad unfair zum Hund - ich sehe das auch unfair dem Menschen gegenüber. Bei aller Liebe zum Hund - wenn der zum Arbeiten da ist, dann soll er bitte auch seinen Job gut machen. Sonst kann man ihn in solchen Positionen nicht brauchen, das wird dann einfach gefährlich.

  • Ich hoffe zunächst einmal, dass Ihr alle gut ins neue Jahr gestartet seid.


    Und dann vielen Dank für die Kommentare und Gedanken - die sich z. T. mit dem decken, was mir auch immer wieder durch den Kopf geht... Das ist es, was ich am Dogforum so schätze: die Kompetenz und die unterschiedlichen Sichtweisen von Leuten, die profunde Hundekenner sind.


    Ich würde gerne noch auf einiges eingehen, aber gerade vorhin hat es heftig im Laufstall gekracht: Rangordnungskampf, und die beiden Kontrahentinnen sind volle Pulle in eine ganze Gruppe reingedonnert.


    Jetzt heißt es erst mal sortieren und gucken, wer den Tierarzt braucht.


    Caterina

  • Ich finde den Gedankengang gut, sich bei den Leuten umzusehen, deren Hunde die Arbeit machen, die ihr braucht. Ich weiß nicht, warum ihr den Shepherd ausgeschlossen habt, ich nutze ihn in genau der von dir beschriebenen Situation und ähnlichen Situationen, wie halbwinde Rinder auf freier Fläche umkoppeln. Er ist dafür wie geschaffen, beide unsere Aussies sind das und in der Enge sind sie der Hit. Bei unserer Hündin hat schon die Großmutter die Rinder in Schach gehalten. Die Hunde sind im wahrsten Sinn des Wortes, meine Lebensversicherung. Aber auch meine Mixhündin ist das - ein echtes Naturtalent. Trotzdem muss ich eins sagen, die Eignung an einer Tierrasse, sagt nicht zwingend etwas über die Eignung an einer anderen Rasse aus. Mein Shepherd ist am Schaf alles andere als "bedienerfreundlich", an Rindern, Hühnern und Wassergeflügel ist er großartig, der andere Shepherd kann mit Rindern und Schafen, aber Geflügel .... das ist ein weiter Weg. Mein Mix nimmt hingegen, was kommt.


    Schaut euch die Tiere an, gern auch die Elterngenerationen und zwar bei der Arbeit, die ihr braucht und verzichtet lieber auf einen Import oder / und Papiere, denn wenn ihr einen Hund wollt, dem ihr ohne mit der Wimper zu zucken euer Leben anvertrauen könnt, dann solltet ihr den bestmöglichen Kandidaten dafür nehmen.

  • Ja, das sehe ich auch so. Wenn es darum geht bewacht zu werden, einen Hund zu haben, der das Viehzeug von einem fern hält, dann würde ich zum Aussie greifen.

  • Hallo in die Runde!


    Ihr wart mir wirklich alle eine große Hilfe im Dekantierungsprozess! Manchmal hilft es, auch virtuell laut zu denken.


    Es wird wahrscheinlich so aussehen, dass ich für mich nach einem passenden Junghund - denn ich möchte aus diversen Gründen keinen Welpen - und nach dem obligatorischen Cattle Dog für meinen Freund suche.


    Das ist jetzt nur die Telegrammversion, habe zum Jahresanfang einen Schwung Arbeit hereinbekommen und muss mich "leider" dieser widmen, obwohl ich nur allzu gerne noch den ein oder anderen Klugschiss zu den Gedankengängen hier losgeworden wäre.


    Aber sobald ich Luft habe, werde ich bestimmt noch ein paar Takte schreiben, u. a., um über die hochinteressanten Züchtergespräche zu berichten.


    Noch einmal danke an wirklich jede(n) Einzelne(n), Ihr habt mir sehr weitergeholfen!


    Caterina

  • Wenn alles so klappt, wie geplant, ist im Juli ein Cattledog-Welpe da; aus Deutschland, nicht von arbeitenden Eltern...


    Die Züchterin war mit der potenziellen Mama zu Besuch, und mein Freund hätte ihr am liebsten schon diese Hündin entrissen.... es war überhaupt keine Diskussion, er bekam direkt feuchte Augen, es MUSS ein Cattle Dog sein, und zwar schnell; er ist der Meinung, der Welpe lernt schon, Vieh zu lesen...


    Parallel haben wir Kontakt mit einer Züchterin aus den USA, deren Welpen für dieses Jahr schon alle weit im Voraus vergeben waren (und die als Familienbetrieb eine Farm mit weit über 1000 Rindern bewirtschaften). Wir könnten also frühestens 2017 im Frühjahr einen weiteren bekommen. Dort führt übrigens ein Rüde eine australische Blutlinie, die unsere verstorbene Cattle-Königin von der Mutter mitbrachte: Turrella, eigentlich ein reiner Showkennel.


    Das Terriertier der alten Herrschaften wird langsam, aber sicher taub und ist immer weniger auf dem Hof unterwegs, so dass wir hundemäßig immer mehr Freiraum haben. Letzten Sommer schoss er noch dem Border hinterher auf die Hauskoppel, als der mit Herrchen Kühe holen sollte, und sprengte die Herde, aber die Zeiten dürften vorbei sein.


    Nichtsdestotrotz halte ich weiter Ausschau nach einem Hund für mich. Aktuell lacht mich ein Aussie-Welpe/-Junghund von Zilchs an, der von einem Wurf im September doch nicht übernommen wurde und dessen Anpaarung ich sehr gut finde, aber im Moment ist mir der Pimpf noch zu jung, und wer weiß, ob sie ihn überhaupt verkaufen würden.


    Ach ja, an alle Zweifler an den Hüteeigenschaften von Cattle Dogs:



    Sie können es doch! Wenn ich wüsste, woher dieser Hund stammt, würde ich sofort nach Verwandtschaft graben.


    Oder diese Kelpies hier:


    Obwohl er eine Hund schon nach ACD aussieht...


    Der Outrun ist ebenso genial wie die Arbeitseinstellung von Herrchen J


    Caterina

  • Iznogood Kennel vermutlich, wenn man nach dem Namen des Hundes geht. Gibt es keine Database für ACDs? Dann müsste das doch einfach sein.


    Und Glückwunsch zum Welpen (also quasi)!

  • In welchem Land ist das denn gedreht? Käme auch ein Koolie in Frage. Wobei bei der Arbeitszucht die Farbe keine Rolle spielt und da auch mal gemixt wird ...

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!