Unser erster Hund - aus dem Tierheim? Frühkastriert? 6 Monate alt?

  • Hallo liebes Forum,

    wir wollen uns auf völliges Neuland trauen und uns einen Hund zulegen (wir sind zu dritt mit 8-jähriger Tochter). Heute waren wir in einem Tierheim, weil uns ein Steckbrief so angesprochen hatte - aber die Hündin ist so gut wie vermittelt. Ihr Bruder ist jedoch auch da, und ihn haben wir heute angesehen.

    Ein 6 Monate alter Mischling, sicher mit Hütehund drin, sehr agil, wach, neugierig und total scheu und unsicher. Schon kastriert. Er hat uns sehr berührt, wir durften ihn sogar kurz streicheln, aber dann ist er wieder weggedüst und hat sich schwanzwedelnd hin- und hergerissen nicht mehr rangetraut.

    Mein Sorge ist nun, dass wir uns überfordern, weil er sicher kein "einfacher" Hund ist. Muss auch gar nicht sein, wir sind auch alle drei eher Individualisten - aber irgendwie klar kommen sollte wir doch schon miteinander. Der Tierheimmensch sagte nur, das müßten wir selbst wissen, er war überhaupt selbst auch sehr scheu und wollte sich so gar nicht äußern, ob das wohl passen würde. Kann er vielleicht auch nicht.

    Ach je, und nun bin ich genauso hin- und hergerissen wie der Hund. Habt Ihr irgendwelche Tips für mich? Auch gern sehr praktische?

    Würde mich sehr freuen über alles, was Euch so durch den Kopf geht.

    Beste Grüße von Antonia

  • Wie ist denn euer Gefühl ?

    Der Hund wird mit der Zeit bestimmt zutraulicher wenn er erstmal sein neues Zuhause kennt und seine Bezugsperson dann bekommt er bestimmt auch vertrauen . Wer weiß was der kleine Kerl schon alles miterlebt hat . Normal bekommt man jedoch im Tierheim schon ein paar Tipps und im Normalfall sollten sie schon etwas einschätzen können zu wem welcher Hund passt . Natürlich kann es einem keiner zu 100 prozent versichern aber etwas besser ist es natürlich wenn man Hilfestellung bekommt . Vielleicht könnt ihr euch ja jemanden mitnehmen der sich mit Hunden gut auskennt und das Verhalten etwas besser betrachten kann .

  • Ich würde jeden Hund aus dem Tierheim versuchen länger kennen zu lernen. Gemeinsame Spaziergänge sind dafür sehr geeignet. Da merkt man schon, was auf einen ungefähr zukommt.
    Wenn ihr aber ein schlechtes Gefühl bei der Sache habt, würde ich es nicht tun.

  • Es gibt Hundeschulen, die anbieten, bei der Hundeauswahl zu helfen.
    Vielleicht gibt es sowas in Eurer Nähe?
    Oder kennt Ihr jemanden, der sich damit auskennt?
    Ansonsten braucht Ihr bei solch einem "Kandidaten" viel Geduld und Zeit und Euer Kind müsste sich absolut beherrschen können.
    Ihr wisst auch nicht, wie der Hund zu Kindern steht, deswegen müsste dies vielleicht bei mehreren Besuchen (in einem guten Tierheim müsste das möglich sein) getestet werden.
    Mit Hütehunden kenne ich mich nicht aus, da müsstet Ihr Euch schlaumachen.
    Der Hund ist noch jung, was ein Vorteil ist.
    So - jetzt wünsche ich wohlüberlegtes und fröhliches In-Euch-Gehen! ;)
    L. G.

  • Oh, so viele Antworten so schnell - toll, vielen Dank!

    Er ist als Welpe in Polen ins Tierheim gekommen und von dort hierher. Mit Kindern hat er keine Erfahrung, was laut Tierheimmensch ein Plus ist. Aber er bleibt wohl sehr kindlich, durch die frühe Kastration. Nun hab ich so gar kein Bild von "kindlichem Hund" vs. "erwachsenem Hund" - was kommt da auf uns zu? Weiß das jemand?

    Jemanden hundeerfahrenen mitzunehmen ist eine gute Idee. Mal sehen, ob ich jemanden finde. Nach unserer Begegnung heute kann ich mir noch gar nicht vorstellen, wie wir ihn jemals für einen Spaziergang an die Leine kriegen sollen, aber mir scheint, es braucht einfach Geduld.

    Vier Wochen? Was meint Ihr? Und in der Zwischenzeit eine gute Hundeschule/HundetrainerIn finden? Damit wir von Anfang an ein bisschen sicheren Boden unter den Füßen haben?

    Mein Gefühl sagt "jajaja!" - ich wollte schon IMMER einen Hund.

    Puh. Schwierig!

  • Was denn für ein Hütehund (also vermutlich)?

    Die Frühkastration würde mir wenig Sorgen machen. Eher die Mischung.

    Wobei ich auch eher einen älteren Hund 3+ nehmen würde. Da lassen sich Eigenschaften und Charakter oftmals schon ein bisschen besser bestimmen. Aber das Alter ist häufig 'Geschmacksache'.

    Ansonsten Hütehund kann gut gehen. Ich würde mich einfach auf jeden Fall drauf einstellen, dass ihr einen guten Trainer dazu nehmt (Kosten beachten!).

    Edit: ein unsicherer Hütehund, der Kinder nicht kennt wäre für mich ein klares NoGo. Bitte beachte dass es wirklich wahnsinnig viele Hunde gibt. Schaut euch lieber noch ein bisschen um.

    Hier gibt es auch Hunde (vielleicht findet ihr ja einen Hund auf einer deutschen!!! Pflegestellen?)
    http://www.zergportal.de

    Ehrlich gesagt finde ich Herz zwar wichtig, aber noch wichtiger rational entscheiden ob der Hund passt (in eurer Konstellation)

  • Scheu und unsicher und bereits kastriert wären für mich absolute Ausschlusskriterien in dieser Kombination. Die Chancen sind sehr hoch, dass es ein Leben lang ein schwieriger Angsthund sein wird. Insbesondere mit Kind wäre mir das zu heiß.

    Grundsätzlich würde ich (früh)kastrierende TS-Organisationen niemals unterstützen. Hormone sind wichtig für den Körper. Sexualhormone sind mich nur fürs Sexualverhalten wichtig, sondern lassen den Hubd im Kopf erwachsen werden, stärken das Selbstbewusstsein, sorgen für den Muskelaufbau. Sie stützen physische und psychische Entwicklung. Dem Hund wird durch Frühlastration die Chance genommen seinen Charakter aufzubauen. Ein frühkastrierter Hund ist immer nur ein verstümmeltes Individuum, in einem Zwischenreich gefangen.

    Solltet ihr euch überlegen den Rüden zu nehmen, kann ich euch nur empfehlen euch aus wissenschaftlichen zum Thema Testosteron und seinen Aufgaben im Körper zu beschäftigen. Der TS betreibt seit Jahren Propaganda pro Kastra, wissenschaftliche Ergebnisse werden gern ignoriert. Hundebesitzer springen auf de. Zug auf, ein zurechtgeschnitzter Hund ist ja soooo praktisch.
    Deshalb, lest euch gut ein, wenn ihr es Wagen wollt und seid euch bewusst, dass der Hund wahrscheinlich sein ganzes Leben schwierig sein wird.

  • Hm, letztlich müsst ihr auf euer Gefühl hören und wenn der Bauch aus tiefster Überzeugung sagt "JA" - dann macht es! =)
    Ich will trotzdem kurz paar Punkte zu bedenken geben, was sein kann, aber nicht muss:
    - es kommt ganz darauf an, WIE ängstlich er ist. Kann sein, dass er sich in paar Wochen gut einlegt und sich streicheln, anleinen lässt und den Alltag gut mitmacht. Sprich wie du sagst, dass Geduld reicht. Kann aber auch sein, dass er seine Ängste nur ganz schwer oder nie ablebt und das Alltagsleben für ihn und mit ihm sehr schwierig ist. Er könnte Angst vor fremden Menschen haben, vor Autos, vor Geräuschen - vor fast allem.

    - Kastration ist jetzt kein Drama, vor allem kannst du's eh nicht mehr ändern. Allerdings würde ich es nicht wollen. Es kann aber sein, dass er für andere Hunde sein Leben lang Mobbingopfer bleibt. Auch kann es sein, dass er durch die Kastra generell, nicht nur im Bezug auf andere Hunde, sich schwerer tut, sicher und souverän durchs Leben zu schreiten

    - dass er noch keine Kinder kennt, kann neutral sein, kann aber auch negativ sein. Ein Hund sollte möglichst Vieles (positiv) in den ersten Lebensmonaten kennenlernen. Grad der Mix agiler, aufmerksamer aber gleichzeitig ängstlicher Hütehund klingt im Bezug darauf eher ungut.

    Also... ich würde es eher nicht tun und mir für den Anfang einen unkomplizierten Hund suchen, der frei von Ängsten und Aggressionen ist. Grad als Familie mit kleinem Kind denke ich, dass das einfach viel besser zu händeln ist und man sich so viel Stress, Frust und Ärger erspart.

    Aber wie gesagt, überleg es dir einfach. Und viele Kennenlernspaziergänge sind natürlich super!

  • Mein Gefühl sagt "jajaja!" - ich wollte schon IMMER einen Hund.

    Es ist ja nicht: "der Hund oder keiner". Wenn du dir Sorgen machst ihn an die Leine zu bekommen, dann muss er schon ziemlich schüchtern sein. Was machst du denn, wenn er sich in der Wohnung verkricht und nicht raus will? Wenn er vor jedem Geräusch Angst hat und sich nicht lösen kann? Habt ihr einen Garten? Wie reagiert er, wenn fremde Leute zu besuch kommen (bei einer 8 jährigem Kind sicher wichtig).

    Das alles sollte vorher abgeklärt werden. Ich hab nichts gegen Tierheimhunde, ich bevorzuge diese oft, besonders bei Neuhundehalter. Aber es sollte der richtige Hund für die richtigen Umstände sein. Es ist niemanden gedient, wenn es nicht klappt und der Hund wieder weg muss. Es ist auch keine Schande zu sagen, der Hund passt nicht zu uns.

    Ich will es euch nicht ausreden, aber ihr solltet euch intensiv damit beschäftigen.

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