Diskussion zu Hundetrainern im TV und ihren Methoden

  • Ab 13 Minuten sieht man einen gestressten, dauerbeschwichtigenden Hund.

    Wenn du glaubst, dass Grenzen setzen nicht ohne Hierarchie wie bei Großgrundbesitzern oder Kolonialherren, dann hast du bisher einen kleinen Ausschnitt an Möglichkeiten gesehen, die es gibt. (Und nur Hunde gehabt, die sich das gefallen lassen...)

  • Ich finde eher, daß viele Hundehalter Cesar Millan verteufeln, weil sie schlicht und ergreifend gar nicht dominieren können oder wollen, und daher überhaupt nicht nachvollziehen können, warum er wie handelt.

    Es sind nunmal nur die Wenigsten "Chef" und die Meisten sind eher "Befehlsempfänger", in menschlichen Gruppen jeder Art gibt es ja auch nur einen oder wenige "Führer", die übergroße Mehrheit ist eher "Mitläufer". Im Tierschutzverein gibt einen Vorstand von 3 oder 4 Leuten, der Rest ist einfaches Mitglied, eine Partei hat EINEN Parteivorsitzenden und hunderttausende Mitglieder, unsere Regierung hat 20 Leute, EINEN Bundeskanzler mit Richtlinienkompetenz, es sitzen aber 600 Mitglieder im Bundestag.

    Und nicht zuletzt hat auch ein Hunderudel nur einen Alpha, der Rest hat Kohldampf zu schieben, bis der Alpha satt ist im Zweifel.

    Genau DAS macht aber auch Leute wie Cesar Millan so faszinierend, wenn er einen Hund übernimmt und dieser an seiner Leine geradezu wie ausgewechselt ist und plötzlich sich problemlos unterordnet. Dabei ist es eine glatte Selbstüberschätzung vieler Kritiker, daß sie es mit einem Tritt und einer Würgeleine genauso machen könnten, sie können es eben NICHT, weil sie die "Energie" des "Führers" nicht haben.

    Das ist die Struktur bei (vielen) Primaten, ja. Caniden sind anders organisiert.
    Da könnte sich der Primat der modernen Zivilisaton noch einiges abschauen ;)

    Und weil wir so organisiert sind, sehen wir diese Ordnung nur allzugern in anderen Spezies.

    (Die Alphatheorie ist tatsächlich schon lange, lange, lange widerlegt, u.a. von den Leuten, die sie damals postuliert haben)

    Cesar Millan hat keine Energie, weil er eine Führungspersönlichkeit hat...

  • Ich habe mir das Video nun doch angesehen. Ich sehe, anders als CM, einen Hund, der bei den ersten Konfrontationen extrem unsicher ist und sich überhaupt nicht entspannt. Das "Spielverhalten" ist ebenfalls keines, sondern höchstens weiteres Beschwichtigen/Stressabbau/Konfliktlösung - so sieht kein spielender Hund aus. Das Resultat ist ganz gut, die Umsetzung ist in Ordnung. Ich finde es interessant, dass der Hund nicht an externe Personen vermittelt wird.

    Einige Fragen bleiben für mich offen: Was wäre, wenn der Hund an einen Dritten gegangen wäre? Wie hätte das Training ausgesehen, wenn Cesar den Hund bei einer Privatperson zu Hause hätte therapieren müssen?

  • Das Thema mit der "Energie" wird leider oft missverstanden, meiner Meinung nach. So wie ich das verstehe, ist das nix "ominöses", sondern beschreibt schlicht, dass ich als Hundeführer ein klares Bild dessen vor Augen habe, was ich erwarte und wo ich hinwill. Vollkommen selbstverständlich und unangestrengt, ich mich also meiner selbst sicher bin. Das manifestiert sich auch über die Körpersprache, über die Atmung, über meine Ausstrahlung und das spüren Hunde - bei Pferden funktioniert das im Übrigen ganz ähnlich. Und ja, das funktioniert.

  • Dass das mit der "Energie" funktioniert, glaube ich sofort - aber nicht zwingend bei Cesar Milan, der freudestrahlend und selbstsicher erzählt, dass der Hund sich unterordne, weil er die richtige "Energie" hätte, obwohl jener wegen der zu engen Moxonleine kaum noch atmen kann.

    Eine richtige Körperhaltung, eine klare Körpersprache und eine positive, selbstbewusste Einstellung können wichtig sein und sind förderlich, aber damit alleine löst man meist keine Probleme. Ich bin mir zum Beispiel sicher, dass meine Körpersprache ziemlich wirr ist - das werde ich nicht ändern können, aber mein Hund kann mich dennoch einschätzen, weil mein Handeln (meist) klar und fair ist.
    Das Problem der Hundehalter bei CM ist, dass sie meist gar keine Ahnung von etwaigen hündischen Verhaltensweisen haben, wodurch die Hunde natürloich erst mal auf jemanden reagieren, der klar ist, der weiß, was er möchte und ruhig kommunizieren kann - das alleine wäre nicht schlimm, sondern eine gute Ergänzung fürs Hundetraining. Schlimm sind die anderen Methoden, die CM augenscheinlich braucht, um die Hunde "in den Griff zu kriegen".

  • (...)Es sind nunmal nur die Wenigsten "Chef" und die Meisten sind eher "Befehlsempfänger", in menschlichen Gruppen jeder Art gibt es ja auch nur einen oder wenige "Führer", die übergroße Mehrheit ist eher "Mitläufer". Im Tierschutzverein gibt einen Vorstand von 3 oder 4 Leuten, der Rest ist einfaches Mitglied, eine Partei hat EINEN Parteivorsitzenden und hunderttausende Mitglieder, unsere Regierung hat 20 Leute, EINEN Bundeskanzler mit Richtlinienkompetenz, es sitzen aber 600 Mitglieder im Bundestag.(...)

    Diese Vergleiche hinken aber ganz gewaltig.

    Lies mal das BGB-Vereinsrecht.
    Der Souverän eines Vereins sind immer die Mitglieder. Sie wählen aus ihren Reihen einen Vorstand, der für sie die Geschäfte führt, Rechenschaft darüber abzulegen hat und wenn es den Mitgliedern nicht paßt, nicht entlastet wird und mit Sicherheit die nächsten Wahlen zum Vorstand, zur Parteiführung, als Bundeskanzler verliert. ;)

    Meine Hunde haben mich nicht gewählt, sie können mich auch nicht "abwählen". Sie haben mich Zeit ihres Lebens hinzunehmen.

    Dominanz ist immer so ein Begriff zu dem zwei gehören. Einer der dominiert, einer der sich unterordnet. Für mich hat das immer so den schalen Beigeschmack des "Deckelns". Das mag ich nicht.

    Wenn Du von "Führern" sprichst, gebe ich dir teilweise Recht. Führungsqualitäten sind nicht jedem gegeben. Aber Menschen, die eine natürliche Autorität ausstrahlen, durch selbstsicheres Auftreten keinen Zweifel an der Richtigkeit ihrer Entscheidungen aufkommen lassen, werden akzeptiert. Das ist im menschlichen Bereich so und auch auf das Mensch-Hund-Gespann zutreffend.

    Dominanz sehe ich bei CM, Autorität und Führungsqualität nicht.

  • ... Schlimm sind die anderen Methoden, die CM augenscheinlich braucht, um die Hunde "in den Griff zu kriegen".


    Und genau das liegt im Auge des Betrachters.

    Du hältst sie für falsch, das macht sie aber noch lange nicht schlimm.

    Verhaltenspsychologie und ganz natürlich auch Tierpsychologie sind keine "echten" Wissenschaften, in denen es ein Richtig und ein Falsch gibt, es gibt da herrschende Meinungen, die den Moden unterworfen sind und sich mit der Zeit ändern.

    Anders als in der Physik, in der man den Äther widerlegen und die Zeitdilatation belegen kann, gibt es in der Psychologie vor Allem Meinungen, was "richtig" und was "falsch" ist. Und selbst das für richtig Anerkannte gilt oft nicht bei jedem und in allen Situationen.

    Cesar Millan liebt Tiere, er möchte den Hunden nichts Böses, er handelt nach bestem Wissen und Gewissen, das steht für mich ganz außer Frage. Mir gefallen die Methoden von Cesar Millan, weil sie vernünftig erscheinen und die Ergebnisse ihm Recht geben. Sicher gibt es auch andere Wege ans Ziel zu gelangen, und diese anderen Wege findest du vielleicht besser. Aber nur weil man mit bestimmten Methoden nicht übereinstimmt, muß man diese nicht verteufeln.

    Bei mir zum Beispiel käme ich mit der antiautoritären Hundeerziehung so gar nicht klar, weil sie einfach meiner Natur widerspricht, ich kann mir aber sehr wohl vorstellen, daß bei anderen Menschen diese Methode ganz wunderbar funktioniert, einfach weil es mit der Geisteshaltung dieser Menschen übereinstimmt.

    Ich sehe das wie Homöopathie, ich für mich weiß einfach, daß es Zauberei und Humbug ist, ich weiß aber auch um die Macht des Placebos, insofern kann diese Methode bei manchen Menschen auch durchaus helfen, und da keine Nebenwirkungen auftreten können mangels Wirkung, ist es sogar vernünftig, daß manche Kassen dies übernehmen.

  • "möchte den Hunden nichts Böses, er handelt nach bestem Wissen und Gewissen, das steht für mich ganz außer Frage."

    Bei den Satz musste ich grinsen.
    Er will den Hunden nichts böses? Warum erwürgt er sie fast? Warum setzt er den Hunden überhaupt so ein Stress aus?

    Cesar hat für mich einfach keine Ahnung er bleibt für mich ein Tierquäler.

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