Französische Bulldogge mit Aggressionsattacken

  • Erstmal sorry für die lange Funkstille - irgendwie fehlte mir die Zeit. :( Aber wir haben mittlerweile einiges erreicht. Max sein Maulkorb ist gekommen und passt! :)))) Ich freu mich dermaßen! Haben auch direkt mit dem Üben angefangen. Ok, er mochte ihn anfangs überhaupt nicht - aber gut, wenn man mir was vor den Mund schnallen würde fänd ich das auch doof. Er bekommt jetzt immer ganz viele Leckerchen wenn wir damit üben und Lob und alles und es wird täglich besser. :) Die Zeit, die er ihn trägt wird von uns täglich erhöht. Wir wollten die Tage mal versuchen eine ganz kurze Runde (ca. 10 Minuten) draußen mit ihm mit Mauli zu gehen. Heute Abend hatten wir ihn mit Maulkorb auf die Couch geholt und gekuschelt. Mit Mika nebendran. Also Mika lag bei mir und Max bei meinem Mann. Er ist glatt eingeschlafen. Für mich ein gutes Zeichen.


    Ich war kurze Zeit mit ihm und Mika allein im Wohnzimmer, beide auf der Couch. Max hat sogar mit Mika gekuschelt - wenn auch nur kurz. Als Mika allerdings an ihm anfing zu schnüffeln bemerkte ich dass seine Rute extrem eingezogen wurde. Er schien echt Angst zu haben - zumindest sah es für mich absolut so aus. Normal steht seine "Stummelrute" immer ab, aber er hatte sie wirklich extrem an seinen Popo gekniffen - wenn sie normal lang gewesen wäre hätte sie vermutlich zwischen den Hinterbeinen gelegen. Er war irgendwann auch nicht mehr ansprechbar - völlig weg und dann ging er volle Kanne nach vorn. Gott sei Dank mit Maulkorb! Mika blieb total ruhig und gelassen. Gut, dass er so ein taffer kleiner Mann ist. Ich hab Max dann zurückgezogen und er hatte dann auch wieder Blickkontakt zu mir.


    Wir haben das beide jetzt gerade mal besprochen was hier passiert ist und haben eine Theorie, die ich auch am Dienstag mal ansprechen werde, wenn er seine erste Trainingsstunde hat: Max ist, soweit wir wissen, mit einem 2. Hund gehalten worden - welche Rasse wissen wir nicht, er war wohl größer und ein Rüde. Was wäre, wenn Max außer diesem einen Hund nie andere zu Gesicht bekommen hat und dieser Rüde ihn permanent "gemobbt" hätte...dann würde er nur die eine Aktion eines anderen Hundes kennen, nämlich Aggression in seine Richtung gegen die er sich verteidigen muss. Fakt ist, Max kann keine Hunde lesen - sprich, wenn ihm ein Hund, egal ob weiblich oder männlich, entgegen kommt weiß er nicht, ob Freund oder Feind. Er kannte auch nichts in der Umwelt - kein Heu, keine anderen Tiere, nix. Hat Panik vor Strohballen bekommen. Sprich, er ist scheinbar nicht wirklich vor die Tür gekommen. Meine Theorie ist jedenfalls, wenn es so war, wie ich mir denken könnte, dann wäre es doch eine Erklärung warum er bei jedem der ihm entgegen kommt direkt nach vorn geht wenn er sich bedrängt fühlt. Vielleicht lieg ich auch total daneben - aber das passt einfach ins Gesamtbild. Mir ist jedenfalls aufgefallen, wenn ich ihn fast hinter mir laufen lasse, wenn ein anderer Hund von vorn kommt, sprich ihn offensichtlich schütze, dann ist er zwar angespannt und läuft extrem angespannt neben mir, aber er geht nicht nach vorn. Sowie die Leine einen Ticken länger ist, sprich er hat zwischen meinem Fuß und sich ca. 30 -50 cm Platz, geht er meistens nach vorn, reagiert aber, wenn er merkt dass der andere Hund freundlich ist und ihm nichts tut dann doch irgendwann freundlich. Dann meckert er manchmal sogar Bully-like weil er nicht mitspielen darf. Total skurril in meinen Augen...


    @ Ellen: Wusstet ihr von Anfang an, dass euer Hund angstaggressiv ist oder habt ihr das erst später herausgefunden? Wie reagiert er denn auf andere Hunde genau?


    Zum Thema Hundehalter ohne Verantwortungsgefühl: Weiß jemand wie so etwas eigentlich rechtlich ist? Ich meine, wenn ein angeleinter Hund einen anderen angeht der nicht angeleint war und nicht hört kann doch eigentlich nicht dafür zur Rechenschaft gezogen werden - im Endeffekt kann man doch als Hundehalter nur sagen, dass der Gegenüber seinen Hund anleinen soll. Max ist jetzt klein und den kann man hochnehmen wenn es zu arg wird aber was macht man bitte, wenn man einen 50 kg Hund hat? Den schleppt man nicht mal eben rum....wir hatten bis jetzt Glück, aber ich hatte letztens mit einer Passantin, die mit 2 Hunden (Jack Russel und Jack Russel Mix) unterwegs war, wovon der Mix frei lief eine Diskussion, die mich darüber doch schon zum Nachdenken gebracht hat. Ihr Hund hört null läuft aber frei und rennt auf wirklich jeden zu. Ich habe ihr dann gesagt dass ein Hund der frei läuft schon ansatzweise hören sollte. Sie reagierte beleidigt. Dann hab ich ihr gesagt dass das nicht als Angriff gemeint war sondern nicht jeder Hund friedlich ist. Daraufhin erzählte sie mir, dass ihr Hund (der Jack Russel) beim Freilaufen von einem Schäferhund (welcher hochgradig aggressiv ist aber IMMER angeleint ist) gebissen wurde uns sie wohl eine Arztrechnung wegen OP von 900 Euro hatte. Da stellte sich mir die Frage ob das nicht eigentlich wenn Verschulden des anderen Hundehalters nicht die Versicherung des beißenden Hundes hätte tragen müssen...allerdings, wenn ihr Hund nicht hört, dann ist es ja eigentlich ihre eigene Schuld...Ich war an dem Tag mit MIka allein unterwegs - mit Max meide ich diesen Weg wenn ich allein unterwegs bin völlig - zu viele Hundehalter die uneinsichtig sind. Davon ab, wäre Max in dem Moment an Mikas Stelle gewesen wäre es vielleicht anders ausgegangen...Zumal es für Max auch Stress pur ist. Für mich absolut nicht verständlich...Ich bin doch als Hundehalter zum einen dazu verpflichtet dafür zu sorgen dass durch meine(n) Hund(e) niemand zu Schaden kommt, aber ich muss doch auch meinen Hund schützen. Wie aber will ich denn einen Jack Russel vor einem Schäferhund schützen?? Naja, ich glaube da kann man sich echt viel drüber aufregen....man ändert die Leute leider nicht...

  • @ Ellen: Wusstet ihr von Anfang an, dass euer Hund angstaggressiv ist oder habt ihr das erst später herausgefunden? Wie reagiert er denn auf andere Hunde genau?


    Von der Pflegestelle wussten wir, dass unser Senior sowohl Hunde als auch Pferde anbellt. Beim ersten Besuch dort hat es mein zukünftiges Familienmitglied auch gleich gezeigt, wie er auf Hunde reagiert ;-) Weil ich das mit der Flexi nicht im Griff hatte, hat er einen vorbeilaufenden Goldi attackiert (Stubs in die Seite mit grossem Getöse).


    Als Hundeanfängerin hielt ich dieses Verhalten aufgrund meiner damaligen kynologischen (Un)Kenntnisse für reine Pöbelei. Unsere Hundetrainerin später erkannte jedoch die Angst/Unsicherheit, weil mein Hund beim Pöbeln die Bürste stellte und mit den Hinterbeinen nach hinten einknickte (also, körpersprachlich nach hinten gerichtet mit gleichzeitigem Grossmachen)


    Jetzt, nach fast 2 Jahren üben, reagiert er ruhiger auf Artgenossen. Er kann seinen ersten Impuls nun gut zeigen, nämlich weggehen. Und falls alle Stricke reissen (wenn alles Management meinerseits versagt), bekommt der andere Hund eine klare Ansage (Angriff). Dazwischen gibt es je nach Schwierigkeitsgrad (Sympathie, Abstand, Tagesform, etc) noch diverse Abstufungen von Nervosität, Anknurren, Anmotzen bis zu komplett Ignorieren. Also, in total erträglichem Rahmen für alle Beteiligten.


    Eine klare Ansage möchte ich jedoch unbedingt vermeiden, da ich
    1. meinem Hund ja beibringen möchte, dass es vernünftiger ist Stress zu vermeiden
    2. nicht jeder Hund so eine Ansage auf sich sitzen lässt (leider mussten wir diese Erfahrung schon machen) und mein 10kg-Hundeopa zieht mangels Zähne in einer Auseinandersetzung auf jeden Fall den Kürzeren


    Bekannte/befreundete Hunde werden ignoriert oder kurz beschnüffelt. Freudig begrüsst werden seine "Freundinnen" nicht wirklich, maximal interessiert. Er findet sie ok. Sie stören nicht und man koexistiert friedlich.

  • Das klingt auch nicht gerade nach einem entspannten Anfang mit dem Kleinen...das mit dem nach hinten knicken kennen wir auch. Max bleibt grundsätzlich in einer sehr merkwürdigen Haltung stehen: Hinterbeine sind fast waagerecht zum Boden, vorn kerzengerade, Ohren extrem nach vorne gerichtet und dann ständig am umschauen.
    Die erste Stunde war eigentlich erfolgreich. Wir versuchen erstmal ihn an der Leine etwas entspannter zu machen, sprich, die Zieherei in den Griff kriegen, ihm die Kontrolle entziehen und so ihm klar machen dass er beschützt wird und nicht er die Verantwortung trägt. In den Gegenden wo wir oft mit ihm laufen klappt es super - er läuft wirklich mit hängender Leine neben mir. Klar verfällt er zwischendurch immer wieder in das alte Verhalten zurück, aber mit kurz anknurren und Weg begrenzen klappt es ihn wieder in die Spur zu bekommen. Gehen wir aber in Gegenden die er nicht gut kennt haben wir null Möglichkeiten an ihn ranzukommen. Er drängelt sich auf Teufel komm raus an uns vorbei, knurren, Weg begrenzen, Leine kurz - bringt null. Er ist völlig weg und für uns nicht mehr erreichbar. Geht soweit dass er plötzlich nach vorne geht und Enten aus Stein angeht (und umwirft) oder einen mit Kuhflecken beklebten Eimer angehen will - für mich völlig panisch. Geh ich mit ihm dann dort bewusst hin und er sieht: Alles ok, keine Gefahr, völlig ok, dann kommt er wieder runter. Bis zur nächsten Biegung. Ein Hund mit 2 Gesichtern. Teils extrem schnell lernend und umsetzend, teils nicht zugänglich, nichts aufnehmend. Erinnert mich mehr und mehr an hier geschilderte Fälle von Deprivationsschäden. Wir sind jetzt mit dem Trainer so verblieben dass wir versuchen es zu filmen. Hoffe, das bringt Licht ins Dunkel...

  • Nach etwas längerer Abstinenz melde ich mich auch wieder. Es ist inzwischen einiges passiert. Seit dem letzten Beitrag von mir gab es nur noch einen einzigen Termin mit dem Trainer der zustande kam. Alle weiteren wurden immer wieder abgesagt. Wir haben die Reißleine gezogen und nun Kontakt zu einer anderen Trainerin aufgenommen.


    Max macht trotzdem Fortschritte, tritt aber in manchen Dingen auf der Stelle. Er ist seit ein paar Wochen generell entspannter - wohl eine Folge des Stramoniums, das er seit Monaten bekommt. Dadurch wirkt er wesentlich ausgeglichener - aber nicht ruhig gestellt, sondern wirklich ausgeglichen.


    Draußen ist alles nach wie vor schwer tagesformabhängig. Es gibt Tage da klappt es beim Gassigehen super - er geht nicht nach vorn, wenn andere Hunde kommen, er ist (für seine Verhältnisse) leicht händelbar, geht bei Fuß, reagiert sogar ab und zu auf uns wenn wir ihn rufen. Es gibt aber Tage, da ist er absolut nicht händelbar - er will jeden Hund der uns begegnet angehen, flippt wegen jeder Kleinigkeit (und sei es ein Blatt das vom Baum fällt) aus, reagiert null auf uns, bei Fuß gehen funktioniert dann absolut nicht und er zieht wie verrückt. Es gibt Dinge, die er einfach nicht "verknüpft" bekommt. Geht man täglich mit ihm den selben Weg und irgendwas verändert sich dort (jetzt im Herbst fallen die Blätter z. B.) fängt man bei Null wieder an. Stehen plötzlich Kühe an Stellen wo sie sonst nicht grasen bleibt er abrupt stehen, läuft hektisch vor, bleibt wieder stehen usw. Als wenn er noch nie eine Kuh gesehen hätte, obwohl er diese hier auf dem Land ständig sieht - aber eben nicht dort.


    Die Ausraster haben wir dank des Maulkorbs gut im Griff - es gibt sie aber weiterhin. Er hat mittlerweile auch gelernt mit Maulkorb zu trinken, dadurch trägt er diesen relativ viel Zeit des Tages. Er nimmt ihn auch sehr gut an - er hat offensichtlich verstanden dass er mit Maulkorb frei durch die Wohnung laufen darf.


    Mittlerweile steht die Vermutung er sei "autistisch" im Raum. Mir ist es völlig egal wie das Kind heißt, solange es irgendwie eine logische Erklärung für dieses Verhalten und im besten Fall Möglichkeiten gibt, es einfacher für alle Beteiligten zu machen.


    Max ist vorhin wieder auf Mika losgegangen - warum weiß ich nicht. Beide waren völlig friedlich nebeneinander - ohne Vorwarnung. Er hat ihn trotz Maulkorb kurz erwischt - Gott sei Dank aber nicht richtig (dem Maulkorb sei Dank!). Ich habe die beiden wortlos getrennt, ohne laut zu werden oder irgendwas und ihn in seine Box verbracht. Keine Minute später hat Max tief und fest geschlafen (er hat geschnarcht). Das sind Momente die ich nicht verpackt bekomme. Als wenn ihn diese Situationen völlig erschöpfen.


    Wenn es hier irgendjemanden gibt, der ein ähnliches Phänomen bei seinem Hund hat, ich würde mich echt freuen, wenn man sich mal austauschen könnte...vielleicht gibt es ja noch irgendwelche Ideen, was wir machen können.


    Ich will auf jeden Fall den Hersteller des Maulis mal kontaktieren ob man diesen auch so modifizieren könnte dass er engmaschiger ist, Max aber dennoch genug Luft bekommt. Ich habe schon überlegt das Ding selbst zu modifizieren, aber ich weiß nicht so recht wie...


    Wie gesagt, ich bin echt über jeden Tipp froh und würde mich freuen wenn es andere Leute gibt, die ähnlich tickende Hunde haben....

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