Einem Hund Höflichkeit beibringen?

  • Auch ein ach so distanzloser Labrador kann lernen, sich Fremden gegenüber angemessen zu verhalten. Newton rennt zu keinem Menschen ungefragt hin. Auch nicht, wenn er gelockt wird. Dann geht der Blick zu mir und dann kommt ein Abruf.
    Heute beim TgP-Seminar sollte ich Newton zur Trainerin hinschicken, die auch noch offen ein Leckerli in der Hand hielt. Nun ja, Newton hat halt leider gelernt, dass man zu Fremden nicht hin geht und schon gar kein Futter von ihnen nimmt... Obwohl er die Freigabe hatte, hinzugehen, hat er sich rückversichert, dass das jetzt echt ok ist... Kam ihm irgendwie spanisch vor, das Ganze...


    Labbis haben halt leider den Ruf sehr freundlich gegenüber allem zu sein, was Puls hat... Einige Besitzer ruhen sich eben darauf aus und die Labbi-Besitzer, die ihre Hunde ordentlich erziehen, werden dann einfach gerade mal so mit über diesen Kamm gescheert... *major dislike*

  • Ich sehe das im Grunde sehr ähnlich wie @grPups es beschreibt und ich denke, meine Frage wurde von ihr auch genau richtig verstanden.
    Natürlich kann man dieses Verhalten unterbinden und verbieten, das ist klar. Aber ob es wirklich etwas an der Grundeinstellung des Hundes ändert, ist halt fraglich.


    Das ein Hund nicht auf fremde Menschen zurennt, sich auf Kommando z.B. setzt und dann auch nicht an die Menschen ran geht, sich weg schicken lässt usw. bezweifle ich natürlich nicht. Das handhabe ich ja auch so, wenn ich keinen Kontakt zulassen möchte.
    Aber ob man einem "Freuhund" wirklich beibringen kann, sich auch nach Erlaubnis und vllt. sogar Locken des anderen Menschen "höflich und gesittet" zu benehmen (also sich z.B. nur ganz dezent anzulehnen & nicht vor Freude in der Mitte durchzubrechen)?


    Nicht, das ich das erstrebenswert fände. Solange der Hund sich nicht maßlos stresst und es dem jeweiligen Menschen nichts ausmacht (was ich persönlich vorher kläre), lasse ich es in Carlies Fall einfach laufen und greife nur dann ein, wenn sie sich "daneben benimmt", also springt, rempelt oder (für meinen Geschmack) zu sehr hochdreht.

  • (...) und greife nur dann ein, wenn sie sich "daneben benimmt", also springt, rempelt oder (für meinen Geschmack) zu sehr hochdreht.

    Das meinte ich mit "unhöflich" - da greifst du auch ein.


    Ich glaube, das ist ein Stück weit auch so ein "Hund & Halter" Ding, da färben die beiden Kommunikationsteilnehmer (Mensch und Hund) aufeinander ab.
    Ich sehe Erziehung auch als Kommunikation mit dem Hund an. Ich forme meinen Hund auch, indem ich etwas von ihm will, ein anderer Verhalten unterbinde. Das geht ihm dann irgendwann "in Fleisch und Blut über". Das ist noch mal mehr als die Kommandoebene. - Ich glaube, ich fasse Erziehung weiter.
    Und so gesehen passt das schon, wenn man sich freut, wie der Hund sich freut, man ihn sich mehr freuen lässt deswegen.
    Nur wenn Unbeteiligte, wie andere Menschen und Hunde, da was abbekommen von, wider Willen, ist das halt blöd.
    DA verläuft "die Front".

  • Intuitives Verhalten antrainieren? Ist das nicht ein Widerspruch in sich?


    ich meine, dass ein Hund eine gewissen Bandbreite hat, in der er sein Verhalten zeigen kann.
    Pushe ich seine Freude bzw. bremse sie nicht aus, wird sich dieses überschwängliche Freude bei ihm etablieren.
    Der gleichen Hund könnte mit einem anderen Umgang/HH sich auf einem anderen "Grad" des Freudenausdrucks einschwingen.


    Und das läuft eben nicht nur über Erziehung, sondern auch über Kommunikation, von sozialem Wesen zu sozialem Wesen.
    Ich forme einen Hund (er mich ggf. auch auf eine gewisse Weise).
    - Bestenfalls suche ich mir einen Hund danach aus, was ich da formen kann bzw. was vorhanden ist.

  • Stimmt. Daher meine Frage an dich was genau du meintest, bzw. wie weit du meinst man den Hund dahingehend erziehen kann, so das er generell von sich aus (quasi intuitiv) weiß, ich als Boxer verhalte mich so sanft wie der Windhund, eben OHNE irgendwie auf den Hund einzuwirken.


    Um mal bei dem Beispiel zu bleiben weil mir grad kein größerer Unterschied einfällt. :smile:


    Das ich einen Hund durch mein Verhalten/Erziehung natürlich noch zusätzlich puschen kann, oder auch mäßigen kann, da stimme ich dir und den anderen voll zu, aber ich denke das man grundlegende Eigenschaften, und da zählt für mich z.B. auch die 'Art/Intensität der Freude/des Spiels/der Höflichkeit' zu, nicht maßgeblich ändern kann. Jeder Hund (Rasse) empfindet sicher auch anderes Verhalten noch als höflich, bzw. korrekt. Auch wenn der Boxer für seine Maßstäbe höflich und sanft ist, so wird er nie so höflich und sanft sein wie z.B. der Windhund.
    (Ausnahmen die Ihre Rassebeschreibung nicht gelesen haben gibt es natürlich immer ;) )


    Wie geschrieben, denk ich, kann ich (oder andere Hunde) einem Hund beibringen nicht springen, nicht drauf losstürmen, erst mal an testen bevor ich im Spiel umsemmel, Klassiker nicht anprollen, aber ich denk da gibt es eindeutige Grenzen die mir die Rasse und das Individuum stecken. :smile:

  • Also ich bin mir sicher, dass man einem Hund zwar antrainieren kann sich in bestimmten Situationen zurückzunehmen, wenn diese Situation aber freigegeben wird, dann benimmt er sich so wie er es für angemessen hält. Sprich ja, ich kann jeden meiner Hunde durch ein Kommando davon abhalten zu anderen hinzulaufen, ich kann ihnen auch verbieten Menschen anzuspringen. Wenn sie aber hin dürfen und gestreichelt werden dürfen, dann holen sie sich ihre streicheleinheiten so ab, wie sie möchten. Sprich sich gegen die Beine drücken und drumrum streifen. Würde ich sie nicht davon abhalten und geht die betreffende Person auch noch drauf ein würde zumindest HickUp die Leute auch anspringen. Das hat mMn nichts mit Erziehung zu tun, denn dass er es nicht darf weiß er genau und unterlässt es auch wenn ich ihm das sage. Es ist halt seine Art geschmust werden zu wollen. Je mehr der Zuwender die Hunde aufdreht desto eher wird er angesprungen. Ich warne vor, wer nicht hören will hat Pech gehabt.
    Ich kann sie ja auch abrufen wenn ein fremder Hund sich bedrängt fühlt, sie würden sich aber nicht von sich aus zurücknehmen. Hat auch nix mit Erziehung zu tun sondern ist einfach deren Persönlichkeit.
    Sprich: den Hund durch ein Kommando abzuhalten kann man trainieren, die Entscheidung die der Hund von sich aus trifft nicht.

  • Also ich lese bis jetzt aus den Beiträgen raus, dass die Frage des Eingansbeitrags mit Nein zu beantworten ist? Oder verstehe ich die Frage falsch?
    Man könne es halt über Kommandos regeln und mit Glück merkt sich der Hund das dann eventuell irgendwann und benimmt sich auch ohne Kommandos und egal bei wem?
    Da das Beispiel von maßregelnden Hunden gebracht wurde, die Manieren beibringen sollen: Bei meiner Hündin hat das nichts gebracht. Sie begegnet nicht automatisch allen Hunden höflich, nur weil sich manche davon gewehrt haben.
    Dass das im Welpenalter durch schlaue Aufzucht was wird, kann ich mir schon viel eher vorstellen.
    Es wäre sicher auch interessant, hier die Frage aus dem anderen Thread mit rein zu bringen, wo es um Anrempeln von Fremden während des Spielens ging.


    Ist das Verhalten was wir Menschen gegenüber anderen Menschen zeigen nicht auch nur antrainiert? Bei uns nennt man das eben Erziehung und nicht Training aber im Endeffekt ist es das selbe.


    Luke hat kein Kommando um nicht jedem um den Hals zu fallen. Dabei hatte er früher dazu starke Tendenzen.
    Gestern erst zeigte er an allen 3 uns entgegenkommenden Menschengruppen (ohne Hund) starkes Interesse. Heißt, hätten die ihn angesprochen oder so wäre er wohl hin. Haben sie nicht also ist er nicht. Dazu gab es keine Kommandos und danach keine Belohnung.


    Alina dich hab ich gezielt zitiert weil du meintest deine Hündin wurde gemaßregelt und hat ihr Verhalten nicht daran angepasst.
    Dazu muss ich sagen, maßregeln ist nicht gleich maßregeln.
    Es gibt überraschend wenig Hunde die das wirklich korrekt beherrschen so das es auch einen längeranhaltenden Effekt hat ohne gleich eine Art Trauma auszulösen. So ist meine Erfahrung. Von 100 Hunden denen man begegnet kann das vielleicht einer, höchstens 2.

  • Mir gings ja bei dem Beispiel mit meiner Hündin darum, dass sie sich dann zwar bei den entsprechenden Hunden höflich verhält, das aber nicht auf andere Hundebegegnungnen überträgt. (Gut, sie ist sicher auch nicht optimal aufgewachsen, habe sie aus unbekannter Herkunft/Tierheim, vielleicht liegt es auch daran.)


    Was du über den Menschen sagst, hat aber doch viel mit unserer Sprache zu tun, dem Kind wird zum Beispiel erklärt: "Du möchtest doch nicht, dass das jemand mit dir macht, genauso möchten die anderen das auch nicht" usw. Das Sprach-Element fehlt doch bei Tieren. Deshalb fand ich die Frage spannend, wie Tiere sowas lernen.

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