Medizinische Versorgung - was muss man leisten können?

  • Ich finde, es sagt sich wirklich leicht "ich würde so und so handeln..." aus der Entfernung, nicht in der Situation, nicht mit dem eigenen Hund.


    Aber die Entscheidung, sich selbst für immer seinen Hund zu nehmen, durch die Entscheidung, ihn einschläfern zu lassen, ist einfach sau schwer... =)


    Selbst wenn der Hund schon alt ist und ein tolles Leben gehabt hat, hängt man doch so sehr an ihm, dass allein bei der Vorstellung, dass er ab morgen nicht mehr da sein wird, sich der Magen zusammenzieht und das Herz weint....


    Ich kann jetzt nur für mich sprechen: würde Sam einen zweiten Infarkt erleiden, der ihn lähmt, würde ich jetzt aus der Distanz sagen, dass ich ihn gehen lassen würde...
    Aber ich weiß auch, dass ich uU dann in der Situation mich vielleicht doch an den letzten Strohhalm klammern würde, der Hoffnung heißt. Hoffnung, dass er damit vielleicht besser klar käme, als ich denke...
    Ich würde es zumindest für mich nicht ausschließen wollen...
    Egal wie man es dreht und wendet, wäre es eine emotionale Entscheidung, in die mein Verantwortungsgefühl gegenüber dem Tier einfließt, mein eigener Wunsch noch viele Jahre mit ihm zu verbringen, mein Herz, das an ihm hängt...
    Aber ganz sachlich, emotionslos - nein, so könnte ich die Entscheidung wohl nicht fällen.
    Ich bin froh, dass ich da bisher immer sehr gute TÄ hatte...
    Die immer mit mir das Für und Wider abgewägt haben, sachlich und ehrlich über Risiken und Nebenwirkungen, immer im Hinblick auf das Individuum Hund, was in dem Augenblick vor ihnen stand...

  • (...)Die meisten Menschen wissen von Nebenwirkungen was man halt so liest. Aber die Langzeitschäden sind den meisten unbekannt.
    Man sollte es einfach nicht vergessen. Nicht einfach "ALLES!" schreiben, sondern sich mal wirklich hinsetzen und überlegen ob alles wirklich immer das sinnvollste für alle wäre.(...)

    Stichworte Nebenwirkungen und Langzeitschäden.


    Beim Menschen ein nicht zu unterschätzender Faktor, da die Lebenserwartung bei über 70 Jahren liegt. Müssen Medikamente über Jahrzehnte eingenommen werden, kann es Probleme geben.


    Doch was ist mit dem Hund. Bis auf Ausreisser haben große Hunde eine Lebenserwartung von ca. 12, kleine von 15 Jahren. Bis Nebenwirkungen Schäden in den Organen verursachen, die die Lebensqualität beeinträchtigen, ist der Hund einen Alterstod gestorben.


    Ich habe es schon öfter geschrieben, bei meinen Hunden wird nicht "um jeden Preis" therapiert. Und für mich bedeutet in diesem Fall "Preis" die Lebensqualität meines Hundes. Ist die nicht mehr gegeben, kommt es zum Abschied.

  • Die Sache ist halt auch die, dass ich zb echt ungern bisher zu jedem TA gegangen bin. Vielleicht hab ich da einfach Pech, aber für mich ist der TA kein helfender Samariter, sondern muss sich ja auch wirtschaftlich tragen. So weit erstmal kein Ding.
    Ich hab aber das Gefühl, dass der normale TA (also mehrere) immer diffuser in seinen Einschätzungen wird, weil er ganz genau weiß, dass Leute heutzutage sehr viel mehr Geld bezahlen. Ich hab immer das Gefühl mir soll was angedreht werden.
    Und da ich ja nicht weiß, ob das nun gut oder schlecht ist, mache ich, was der TA sagt.


    Bsp bei uns: Freitag Ohren aufgekratzt und Pfoten wundgeleckt -> Unwohlsein des Hundes,,"was Psychisches", kriegt eine homöopathische Spritze und Futterergänzung. Kosten 80Euro.
    Montag ist klar, gelbe Punkte überall. Nächster TA (der erste hat ja nicht mL Flöhe erkannt) diagnostiziert Flöhe und Milben. Verkauft dazu aber noch Fogger für 30Euro, dazu Spoton. Nochmal 90Euro. Dazu die Anweisung den Hund bis zum Wintereinbruch jede Woche mit Flohshampoo zu waschen, soll die Milben fern halten.
    Ich belese mich selbst, hole noch Entwurmungszeugs.
    Zwei Wochen später, wieder diffuses Kratzen, aber kein Ungeziefer mehr. Also plötzlich Futtermittelallergie. Hier haste nen Sack Futter, da Nahrungsergänzung. Dann beim nächsten Mal wegen keiner Verbesserung Allergietest und großes Blutbild. Kosten 300Euro.
    Nochmal paar Wochen später, Hund kratzt sich immer noch alles auf, ich geh zu TA Nr 3. Der sagt auch Allergie mit negativem Test. Ausschlussdiät und wahrscheinlich noch Hausstaub und Milben, eine Kortisonspritze und dazu für 1 Monat Apoquel. Nochmal 90Euro.


    So, sind drei Ärzte nun wahrlich schlecht in der Diagnostik? Ich hätte mir das ganze Geld nehmen und in den Urlaub fahren können, dazu hätte mein Hund nicht vollgestopft mit Tabletten werden müssen.
    Denn die angemessene Behandlung wäre gewesen: Hund ein einziges Mal mit Flohshampoo (6Euro) waschen, dann Spoton und entwurmen (15Euro). Ist ja und wahrlich unwirtschaftlich! Das Kratzen war wegen dem Flohshampoo, das hat die Haut völlig trocken gemacht, das Kortison gab dem Hund den Rest. Foggern werd ich auch nie wieder.


    Dieses Geld in den letzten 9 Wochen war mir also wirklich wirklich zu schade. Kein TA ist mal drauf gekommen, dass die Lösung auch einfacher sein könnte, obwohl ich überall brav die Vorgeschichte runtergeleiert habe. Im Gegenteil, heutzutage ist die Allergie-Diagnose nicht nur sehr schnell gestellt, sie bietet auch gut die Möglichkeit dran zu verdienen. Durch Labortests, durch Diagnostik, durch teilweise Dauergabe von Medikamenten gegen die Symptomatik und eventuellen Desensibilisierungen.


    Ich hab auch immer mehr das Gefühl, dass die einem was verkaufen wollen. Und man selbst als TH hat ja keine Ahnung und blecht, wenn es Wuffi nur besser geht.

  • Und die Nebenwirkungen? Die Nachwirkungen? Die sind damit dann egal?
    Hauptsache Hund lebt solange "wie gesund" bis die Nebenwirkungen offensichtlich werden? Je nach Nebenwirkung und Hund kann es ein sehr stilles Leiden sein das man nicht bemerkt.

    Quebec hat es mir mal wieder abgenommen: Nebenwirkungen bei Hund und Katz` sind zu vernachlässigen - ich überlege grade mal, wo wir die haben.... Entweder sofort, d.h. sie reagieren mit Übelkeit, Ausschlag - dann muß ich was anderes nehemn und meistens isses dann gut. Selbst bei langfristig genommenen Schmerzmitteln hören wir so gut wie nie von Problemen.
    Es ist so: sie werden einfach nicht alt genug!
    Da fällt mir ein einziger ein, der etwas aus dem Rahmen viel: ein JRT nahm jahrelang sein Luminal gegen Anfälle, bekam davon dann Hauptprobleme. wir haben das Luminal verringert, ein anderes Mittel dazu gegeben und voila: das Tierchen ist damit gut 16 geworden!!

    Oben ging es zum einen um eine Behandlung mit Insulin, was bei einem schweren Hund sehr schnell ins Geld geht, das heisst mittlerer dreistelliger Bereich im Monat.

    Nee, Samiko, Du scheinst nicht allzuviel Ahnung von einer RICHTIGEN Diabetesbehandlung zu haben. Ja, am Anfang etwas höherer Aufwand, bis die Dosis stimmt. Aber Insulin wird nicht nach Körpergewicht dosiert! Da geht es um Einheiten, je nachdem wie hoch der Zucker.
    Zudem gibt es jetzt Insulin, welches nur 1 x täglich gegeben werden muß. Also noch mal günstiger, auch die Menge ist viel kleiner. Brauche also auch weniger Spritzen.
    Das übersteigt mtl. selten die 25 €. Und das sollte eigentlich locker zu stemmen sein.
    Wer sein Tier gut beobachtet und Trinkmenge und Freßverhalten kennt, weiß, wann er mal wieder den Insulinspiegel bestimmen lassen sollte! Ansonsten geht es nämlich ohne!
    Die haarfeine Nadel spüren die Tiere kaum, gut eingestellt führen sie ein ganz normales Tierleben! Bei Deinen Beispielen ist wohl so einiges andere schief gelaufen....

  • Ich scheine hier Glück mit den Docs zu haben- sie sind alle engagiert, oft über das normale Maß hinaus.
    Ich fühle mich mit meinen Sorgen gut aufgehoben und nicht ausgenommen. Werde nicht als unwissend abgestempelt, stelle mich aber auch nicht hin und poche auf mein Wissen.
    Ich selbst lasse ja zu, wie mein Hund behandelt wird und durch wen.

  • Sorry, aber der Tierbesitzer muss auch ein bisschen mitdenken und den gesunden Verstand einschalten.


    Ich persönlich gehe wegen flohbefall nicht zum tierarzt - kratzt sich der Hund, wird gründlich abgesucht, mit dem Flohkamm durch. Aha - Flöhe - hund ab in die Wanne, flohshampoo hab ich da - Spot On kaufen/bestellen - Spot on drauf - Kissen und Körbchen waschen - umgebungsspray aus dem Tierhandel für das gute Gefühl benutzen - Hund und wohnung wieder frei von Flöhen.


    Dass wöchentliches waschen des Hundes schlecht für die Haut ist, kann man sich erschließen - überall wird gequarkt, wenn der Hund gebadet wird, aber wenn der TA das wöchentlich anordnet wird das schon gut sein ?!?


    Tut mir leid, dass es jetzt dein Beispiel wurde, aber in der Praxis erlebe ich diverse solcher Fälle, bei denen ein anderer tierarzt dieses und jenes angeordnet hat, was völlig gegen jeglichen Verstand ist.

  • Ich selbst lasse ja zu, wie mein Hund behandelt wird und durch wen.

    Woher weist du denn, wie der Hund zu behandeln ist? Hast du eine tiermedizinische Ausbildung?
    Ich bin Biologin und kann trotzdem nicht sagen, ob der TA nun richtig diagnostiziert oder wie er am besten behandelt. Das ist gar nicht mein Metier und ich muss mich drauf verlassen. Und wenn der TA sagt, so ist es am besten für das arme Tier, dann geh ich da mit. Er hat die Kompetenz, die Ausbildung und die Erfahrung.
    Und ich bin ja weißgott nicht unbelesen, uninformiert oder blauäugig. Inzwischen denke ich lange über Sprechstunden beim TA nach und reflektiere sie äußerst kritisch. Aber ich bin nunmal kein TA, ob und wie man behandelt, das liegt wenig in meiner Hand, weil ich die Alternativen kaum kenne.


    Paar Dinge hab ich auch schon geschnallt, zb dass die Impfungen in meinem Hund noch für gut 30 Jahre reichen, dass der Herstellervertrag mit Hills oder ProPlan doch ein wenig offensichtlich ist und dass "was homöopathisches" oftmals nur bisschen besonders teures Kochsalz bedeuten kann.

  • @Lara004 Da geh ich mit dir konform. Aber er konnte mir zb recht glaubhaft vermitteln, dass es in diesem Zeitraum äußerst sinnvoll ist, einen Hund sehr regelmäßig mit Flohshampoo zu waschen, zumindest bis die 2. Generation an Eiern ausbricht.
    Mitdenken ja, aber wie gesagt, der Arzt hat die Expertise. Und ich keine Erfahrung mit Flöhen usw.


    Ich kann noch ein anderes schönes Beispiel nennen, aber nur aus der Humanmedizin. Mit 17, 18 ging's mir zunehmend schlecht. Ich lagerte viel Wasser ein, mir war dauernd schlecht und schwindelig, teilweise konnte ich tagelang nicht aufstehen. Dazu prächtige Migräne mit Farben und diverse andere Symptome, es wurde so schlimm, dass ich neurologisch und sonst bin Kardiologen usw komplett auf den Kopf gestellt wurde. Verdacht auf Herzfehler, neurologische Störung usw. Niemand wusste, was ich habe, ich war völlig fertig mit den Nerven und letztendlich saß ich vorm Psychologen und hab geheult, weil niemand mit helfen konnte. Deswegen wurde diagnostizierte man mir eine Angststörung, wegen diesem einen Heulen beim Psychodoktor. Da lag ich schon immer wieder über mehrere Wochen im Krankenhaus und durchlief alle möglichen Ärzte und Untersuchungen.
    Niemals hat mich jemand danach gefragt, ob ich die Pille nehme. Die wurde mehrmals gewechselt, weil es mir auch in diesem Bereich nicht gut ging. Mein Gynäkologe schien auch einen Vertrag mit Bayer zu haben, denn er verschrieb mir fast nur die Pillen dieser Firma. Komisch.
    Wegen dem Stress und den ganzen Krankenhausaufhakten und dem Stigma als psychisch Kranke ging meine Beziehung kaputt und ich hab die Pille abgesetzt. 4 Wochen später war ich geheilt und hab bis heute nichts mehr davon gemerkt. Bis dahin wurde unendlich viel Geld ausgegeben für mich. Aber ich bin ja krankenversichert, ich han davon keinen Cent gesehen. Trotzdem hab ich gefühlt 50 Ärzte gehabt und niemand fand eine Lösung. Nö, an der Pille kann's nicht liegen, die nehmen Millionen von Frauen ohne Probleme.


    So und nun zurück zum Hund: der kann mir ja nicht sagen, woran es liegt oder wo es weh tut. Und obwohl ich schon auf der körperlichen Ebene Ahnung von den ganzen Vorgängen habe, würde ich immer der Meinung des TA mehr vertrauen als meiner eigenen.
    Mitdenken ist ja immer so eine Sache - man sollte ja generell davon ausgehen, dass der Arzt einem helfen will. Dass er für einen mit seinem Fachwissen denkt, die Einsicht besitzt und richtig im Sinne des Lebewesens, das da vor ihm sitzt und Schmerzen hat, handelt. Ich bilde mir nicht ein, dass eine halbe Stunde googeln und in Foren suchen ein komplettes Medizinstudium ersetzt.


    Sorry, wenn ich dem Arzt vertraute. Verurteilt mich deswegen.

  • Dieses Geld in den letzten 9 Wochen war mir also wirklich wirklich zu schade. Kein TA ist mal drauf gekommen, dass die Lösung auch einfacher sein könnte, obwohl ich überall brav die Vorgeschichte runtergeleiert habe. Im Gegenteil, heutzutage ist die Allergie-Diagnose nicht nur sehr schnell gestellt, sie bietet auch gut die Möglichkeit dran zu verdienen. Durch Labortests, durch Diagnostik, durch teilweise Dauergabe von Medikamenten gegen die Symptomatik und eventuellen Desensibilisierungen.

    Ja, so kann es laufen. Es kann aber auch sein, dass man Monatelang Ohrenprobleme hat, schön weiter mit dem Medikament behandelt was einem der TA gegeben hat (denn man muss ja nicht jedes Mal dafür zum TA - in die Ohren tropfen kann man selber auch) und nachdem es ewig nicht besser wurde geht man doch hin und stellt fest - Hund hat schon lange keine Hefen mehr als Befall, sondern ein Bakterium. Eine Woche später, nach Gabe der richtigen Medis hatte der Hund wieder saubere Ohren und konnte den Kragen, der er vorher monatelang drum gehabt hat, endlich loswerden.
    Ja, das war mir peinlich, denn hätte ich viel früher nochmal die 50€ für die erneute Untersuchung bezahlt.
    Und ja, bei uns war die Diagnose auch Allergie, und meine TA hat mir dazu geraten, Frischfleisch und Kartoffeln selber zu kochen und zu verfüttern. Ich selber habe mich dann für ein Allergiefutter, was sie auch vertreiben entschieden.
    Den einzigen Nachteil, den meine Praxis hat ist dass ich knapp 25km ein Weg zu ihr fahren muss, aber ich fühle mich nicht abgezockt, noch ist man extrem unfreundlich wie in der Tierklinik, ich verstehe die Ärztin problemlos und ich habe sogar mal Hilfe bei unserem Verhaltensproblem bekommen und sie hat mir bei Cortisongabe mehrere Alternativen vorgeschlagen, die schonender für den Hund wären.


    Bezüglich Nebenwirkungen, wie schaut es denn bei Cortison beim Hund aus, da raten doch auch viele TÄ von ab, wenn es länger als ein paar Monate gegeben werden soll (und wir reden da von 5-10mg pro Tag bei 25kg Hund)

  • @Czarek : wenn ich will, daß meine Hunde nur gegen TW geimpft werden, dann werden sie nur das. Wenn ich ein bestimmtes Entwurnungsmittel ablehne, gibt es das nicht.
    Wenn ich weiß, daß mein Hund Flöhe hat, braucht er keine Spritze und Allergiefutter. Das sind z.B. Behandlungsentscheidungen, die ich treffe.


    Wie kann man eigentlich als Biologe einen Flohbefall nicht erkennen?

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