Austausch: Über Hunde mit Menschenproblemen
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Ach das ist so ein schwieriges Thema...woran ich auch immer denke...
Es spielt schon eine Rolle, wie schnell ein Erziehungsweg geht. So ein Hund wird ja nicht superalt und was für uns nur ein paar Monate/Jahre sind, sind auf die Lebenszeit des Hundes gerechnet ganz schön viel. Hängt auch damit zusammen, inwiefern das problematische Verhalten den Hund einschränkt.
Ich habe auch über einen Zeitraum von weit einem Jahr jegliches Orientierungsverhalten in Richtung Auslöser gemarkert und so belohnt, dass Distanz zum Auslöser aufgebaut wird unter Vermeidung von ungeplanten/ungeleiteten Konfrontationen mit diesen.
Es ging dann doch schneller, als dem Hund vermittelt wurde "das ist gut" "das ist keine gute Idee".
Bei mir ist in Sachen aversive Einwirkung dann aber bei Wasserspritzern und Kneifen endgültig Schluss. Bei der einen Wassersache hätte ich viel zu sehr Angst, dass der Hund Umweltängste entwickelt und ich könnte a) meinen Hund gar nicht kneifen, ich hätte viel zu große Hemmungen, meinem Hund sowas anzutun und b) ist mir auch die Chance zu hoch, dass der Hund defensives Aggressionsverhalten entwickelt.Und ich habe oft genug mit Hunden zu tun, die aus "Kneif-Hundeschulen" kamen und sich dann doch mal entsprechende gewehrt und das Vertrauen zu ihren Besitzern verloren haben. Das passiert erstaunlicherweise! selten, aber das Risiko wäre mir es nicht wert.
Was ich auch ganz wichtig finde..wenn ein Hund in Konfliktsituationen auch mal gehemmt wird, trage ich die Verantwortung, dass ihm möglichst nix passiert. Diese Verantwortung ist meiner Meinung nach größer, wenn man dem Hund bestimmte Verhaltensoptionen nimmt. Sie dann nicht zeigen zu dürfen und dann auch noch mit Auslösern über der Komfortgrenze konfrontiert zu werden..örks...
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Bei der blonden Katastrophe hätte eine aversive Methode überhaupt nichts gebracht. Diese wurde schon vom Vorbesitzer angewendet und hat das Problem nur verschlimmert. Maulkorb gibt es in bestimmten Situationen, wenn wir mit fremden Menschen trainieren, aber dann sind die Leute instruiert und der Hund darf von sich aus rangehen.
Nun hat die Katastrophe auch nicht vor allen Menschen Angst, er kann einfach nicht damit umgehen, wenn jemand auf ihn zu geht und er nicht weg kann. Sobald man ihn einfach nicht beachtet und mal zehn Minuten zusammen spazieren geht, nähert er sich meistens von sich aus mal zum Schnuppern an.
Sein Problem ist halt, dass er zuhackt, wenn er nicht mehr weiß, wie er sich verhalten soll. Hätten wir also eine Annäherung an einen Fremden, der sich zunächst genau an meine Vorgaben hält und den Hund kommen lässt, gibt sich der Blonde sehr freundlich und entspannt. Sollte der Fremde dann aber meinen, der Hund sei ja gar nicht so schlimm wie beschrieben und sein "Script" erweitern, den Hund also ggf. mal knuddeln, weil er so flauschig ist, könnte das umschlagen. Dann fühlt sich der Blonde eingeengt und weiß nicht, was er tun soll, denn dass Flucht eine Option ist, hat er aufgrund seiner Vorgeschichte nie gelernt. Somit würde er zuhacken.
Solche spontanen Übungseinheiten sind allerdings eher selten bei uns, weil wir kaum geeignete Menschen treffen.
Wenn ich mit knuffen oder ähnlichen Methoden ankäme, wäre das ganze Vertrauen, das wir innerhalb eines Jahres aufgebaut haben, gleich wieder futsch, denn dann würde die Katastrophe in alte Muster zurückfallen.
Damit will ich nicht sagen, dass es nicht Hunde gibt, bei denen Hemmung keinen Schaden anrichtet oder sogar hilft, aber für die ängstlichen Hunde, mit denen ich bisher zu tun hatte, wäre es der falsche Weg gewesen.
Für mich habe ich im Umgang mit Angstaggression einen anderen Weg gefunden, den ich ohne Bauchschmerzen gehen kann, und der reicht mir aus.
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Danke erstmal allen Beteiligten für die tollen Diskussionsbeiträge und natürlich @buihuu für den ausführlichen Erfahrungsbericht!!!!
Ich hoffe sehr, dass wir unsere Diskussionsgruppe so konstruktiv weiterführen können, denn Hundeerziehung ist immer ein sehr kontroverses Thema, und insbesondere wenn auch aversive Maßnahmen diskutiert werden, wird es uU schnell ungemütlich
Das ist hier eine riesen Chance, mit unseren unterschiedlichen Erfahrungen voneinander zu lernen. Und was dann jeder wie umsetzt, ist ja jedem selbst überlassen und jeder mensch und jeder Hund ist auch unterschiedlich.Also erstmal vorab, ich bin heilfroh, dass sich in der Hundeerziehung in den letzten Jahren einiges gewandelt hat und will ganz sicher nicht zum "Kasernenhofton" und der Einstellung "nicht bestraft ist genug gelobt" zurück.
Ich bin ganz klar der Meinung, das Training so positiv wie möglich zu gestalten und möchte zB nie meinen Hund bestrafen, wenn er eine halbe Sekunde zu langsam das Sitz ausführt.Jetzt ein paar ABER
(kann natürlich nur für mich und meinen Hund sprechen)
- wir sind durch unsere Wohnsituation gezwungen, immer wieder Situationen zu meistern, die zu schwierig sind, um rein positiv zu arbeiten. Das heißt nicht, dass wir ihn völlig unsensibel überall durchzwingen, aber wir brauchen einen "Notfall-Plan". Und seit ich mich wieder traue, den einzusetzten, klappt alles viel besser, weil mein Hund doch eher mal ein Sekündchen über die Konsequenzen nachdenkt, anstatt direkt abzudrehen.
- unser Hund kann auch alles andere als nett sein, und er ist zwar ein sehr unsicherer Hund, aber er hat auch nicht immer Angst. Bei Menschen hat er ganz klar gelernt, dass er diese im Zweifelsfall kontrollieren kann. Und auch mit Maulkorb kann er eindrucksvoll genug sein, um seine Interessen durchzusetzen (idR Distanz)
- Verständnis und Mitleid (aufgrund einer schlechten Vergangenheit oder so) finde ich menschlich gesehen eine tolle Eigenschaft, aber in der Praxis nützt sie einem leider wenig. Man muss auch echt aufpassen, dass man seine eigenen Interessen nicht permanent hinter die des "armen" Hundes stellt (in meinem Beispiel zB Besuch zu empfangen, auch von Leuten, die der Hund nicht kennt).
- es ist generell immer schwierig dagegen anzutrainieren, wenn sich ein Hund etwas gewaltig "falsch" angewöhnt hat und damit bisher auch gut durchgekommen ist. Meiner Meinung nach schließt sich der Einsatz von "Bestrafung" und ansonsten positivem Training eben nicht grundsätzlich aus. Man muss aber dann die nächstbeste Gelgenheit nutzen, um dem Hund wieder positive Erfahrung zu vermitteln. Und die "Strafe" darf natürlich auch nicht unangemessen sein.
-Ehrlichkeit und Spontanität dem Hund gegenüber finde ich sehr wichtig. Lieber freue ich mich von Herzen, wenn er was toll gemacht hat und raunze ihn auch mal an, wenn mir was nicht passt, anstatt erstmal nachzulesen, ob ich das jetzt "darf". Ich werde auch ganz gerne sehr frustriert, wenn ich mir zuviel Gedanken um alles mögliche mache und das ist dann richtig doof (auch dem Hund gegenüber).
Ich finde, ein Problem bei der Hundeerziehung ist, dass sehr viel verkompliziert wird und das Bauchgefühl völlig verloren geht. Ohne Erziehungskonzept, Trainingsplan und den passenden Trainer kann man anscheinend keinen Hund mehr erziehen
Wie gesagt, ich bin ein großer Freund von positiver Verstärkung, aber für manche unserer speziellen Probleme konnten mir die entsprechenden Konzepte leider nicht weiterhelfen. -
So, und bevor mein Post jetzt völlig falsch verstanden wird
Ich gönne jedem problematischen Hund ein ruhiges Umfeld, indem er einfach nur er selbst sein kann und man sich die Zeit nehmen kann, alles ganz stressfrei anzugehen - @Sunti & Co.Selber bin ich halt in einer ganz anderen Lebenssituation, ja und ihr dürft mich jetzt gerne alle schimpfen, dass wir uns einen dazu völlig "unpassenden" Hund angeschafft haben
Der Vorwurf ist auf jeden Fall gerechtfertigt, aber jetzt ist es so und wir versuchen, das Beste draus zu machen.... Ergebnis noch offen... -
Was ich auch ganz wichtig finde..wenn ein Hund in Konfliktsituationen auch mal gehemmt wird, trage ich die Verantwortung, dass ihm möglichst nix passiert. Diese Verantwortung ist meiner Meinung nach größer, wenn man dem Hund bestimmte Verhaltensoptionen nimmt. Sie dann nicht zeigen zu dürfen und dann auch noch mit Auslösern über der Komfortgrenze konfrontiert zu werden..örks...
da stimme ich auf jeden Fall zu!
Das Problem ist, dass "es passiert nichts" für einen Hund sehr subjektiv ist. Unser Kandidat geht halt im zweifelsfall eher mal nach vorne, anstatt in irgendeiner Form selber deeskalierendes Verhalten zu zeigen. Wenn der Hund damit Erfolg hat, wird er in Zukunft auch immer öfter nach vorne gehen und evtl auch aus anderen Motivationen heraus -
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@Sanjoko
Ich stimme dir soweit zu aber auch ohne Trainer kann man einen Hund erziehen den leider kann es mit einen Trainer auch nachhinten losgehen.
Ich bin ja auch der'Fan von positive Verstärkung anders könnte ich nicht'mit mein Hund'trainieren.
Wenn sie was nicht richtig macht ignoriere ich das Verhalten.
Wasserpistole oder sonst was kommen mir nicht ins Haus.
Ich habe natürlich auch Glück im Dorf zu leben wo ich mal ca 5 Leute treffe am Tag. -
@buihuu
kannst du vielleicht noch bisschen was über deinen Hund erzählen?
Wie war/ist der allgemein so drauf?
Was glaubst du, waren die Hauptgründe für sein Aggro-Verhalten?
Hattest du das Problem auch an anderen Orten oder "nur" bei euch daheim?
Wie alt ist er wie lange habt ihr ihn schon etc :)
Würdest du ihn als unsicher bezeichnen, also auch was andere Umweltreize angeht?Ich muss sagen, entsprechend unerschrockene Trainingspartner zu finden ist gar nicht sooo einfach und dann selber noch "drüber" zu stehen, wenn sich Herr Hund daneben benimmt ist wirklich schwer. Ist auch erstaunlich, wie unterschiedlich man einen Hund wahrnehmen kann, also wir fanden ihn nie sonderlich beeindruckend, aber das sehen ganz viele Menschen auch ganz anders
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Ich bin sehr Stolz auf Amy der Tag heute ist echt gut gelaufen mit ihr.
Selbst bei Kinder die gegenüber liefen hat sie nichts gemacht nur geschaut ;). -
Ich bin ja auch der'Fan von positive Verstärkung anders könnte ich nicht'mit mein Hund'trainieren.
Wenn sie was nicht richtig macht ignoriere ich das Verhalten.
Wasserpistole oder sonst was kommen mir nicht ins Haus.
Ich habe natürlich auch Glück im Dorf zu leben wo ich mal ca 5 Leute treffe am Tag.Ja klar, es ist natürlich immer die Frage, was man erreichen will/muss und in welcher Zeit.
Mir ist erst durch unseren Terrorhund so richtig klar geworden, wie wahnsinnig groß die Herausforderungen in der Stadt sind. Den größten Respekt habe ich mittlerweile vor alltagstauglichen Hunden, die "einfach so" mitlaufen und gar nicht groß auffallenIch stehe dem Ignorieren eher kritisch gegenüber. Oft ist ein bestimmtes Verhalten des Hundes ja selbsbelohnend und durch Ignorieren lässt man das Verhalten zu und es wird sich in der Folge verstärken. ZB Zeugs vom Boden fressen, Jagen etc. Und bei Aggression hat man ja leider auch das Problem, dass der Hund damit uU sein Ziel erreicht (zB Distanz).
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Ich bin sehr Stolz auf Amy der Tag heute ist echt gut gelaufen mit ihr.
Selbst bei Kinder die gegenüber liefen hat sie nichts gemacht nur geschaut ;).super!!
und hast du sie dolle gelobt dafür?
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