Austausch: Über Hunde mit Menschenproblemen

  • Ich belohne sich wenn die Person an uns vorbei ist.
    Sie Fixiert die Person erst an, nimmt dann eine angespannte Haltung an ,brummelt erst ein wenig ,und dann geht sie nach vorne und bellt wenn ich mich nicht vor ihr stelle. Ansprechbar ist sie sobald sie fixiert nicht mehr.
    Ich überlege ob ich ihr ein Handtouch beibringen soll ,damit sie nicht mehr so fixieren kann.
    Nein am besten ist bei ihr wenn ich versuche auf Abstand zu gehen dann erst beruhigt sie sich.

    Genau, das Timing der Belohnung würde ich auf jeden Fall ändern. Du musst ja die Verknüpfung hinbekommen "da vorne kommt jemand + cool, da krieg ich ein Leckerchen"
    Klar kannst du auch mal loben, wenn eine kritische Situation gemeistert ist, aber nicht ausschließlich.


    Super, dass sie so viele Vorzeichen zeigt, das ist ja schon die halbe Miete :)
    Und genau an dem Punkt musst du ansetzten.
    Das Abschirmen ist als Übergangslösung und für besonders kritische Momente ok, aber scheint keine wirkliche Lösung zu sein oder?
    Touch oder "Schau" kann ja hilfreich sein, funktioniert aber erst, wenn Hundi ansprechbar ist. Konkret würde ich erstmal das Timing der Belohnung ändern.
    Nächstes Ziel: versuchen, in Bewegung zu bleiben, aber darauf achten, dass DU erstmal zwischen Hund und der "Gefahr" bist, an der kurzen Leine, DU gibst die Richtung an, überrasche sie mal mit einer plötzlichen Kehrtwende, wenn sie anfängt zu fixieren (dann muss sie die Fixierung ja auch lösen) und bleibe ruhig aber durchaus selbstbewusst und bestimmt. Vielleicht hilft auch eine kleine verbale Korrektur, wenn sie noch nicht in der Lage ist, sich auch dich zu konzentrieren zB "Heh" oder "schhh" oder "Amy!"


    Reagiert sie immer so, oder nur bei manchen Leuten?


    Je besser irgendwann die positive Verknüpfung, desto entspannter der Hund, und desto mehr Freiheiten kannst du später wieder geben. Und nicht vergessen, jede Begegnung ohne Ausrasten ist erstmal ein Erfolg ;)


    Wie reagiert sie, wenn du einen Bogen läufst, bevor sie anfängt zu bellen bzw zu fixieren? Welchen Abstand braucht sie da ca (sofern man das so pauschal sagen kann)?


    Holt sie sich manchmal Rückmeldung von dir (Anschauen etc)? nicht unbedingt bei Menschenkontakt, aber generell


    Verhält sie sich manchmal zögerlich? Oder will sie manchmal von sich aus einen größeren Abstand nehmen draußen?

  • @Sanjoka
    Also soll ich am besten wenn sie die Person sieht klickern und dann ein Leckerchen geben oder?
    Nein das stimmt eine wirkliche Lösung ist das nicht direct.
    Meistens wenn sie fixiert, wechsel ich die Strassenseite aber ich werde das jetzt mit den umkehren versuchen.
    Sie hat mit allen ein Problem obwohl wenn Leute sich komisch bewegen brauch sie viel länger damit sie sich wieder beruhigt.
    Mir ist auch aufgefallen das sie sich oft die Nase leckt, wenn uns Menschen entgegenkommen.
    Wenn ich einen Bogen laufe bevor sie fixiert, ist sie eigentlich ruhig, sie schaut nur kurz die Person an, schnüffelt dann aber normal am Boden z.B sofern der Abstand gut genug ist. Sie brauchs ca ein Abstand von 10 Meter bei normale Menschen bei Kinder und sowas brauch sie 15-20 Meter ungefähr Abstand.
    Sie sucht recht oft Blickkontakt bei mir draußen.
    Und bei Menschen sucht sie den Blickontakt wenn die Person an uns vorbei ist.
    Das kommt immer drauf an manchmal macht sie selber einen Bogen und manchmal ist sie zögerlich das ist oft Unterschiedlich bei ihr.

  • bitte vorsicht beim umkehren, das kann grosse frustration bedeuten! zudem ist es unangenehm einem objekt den rücken zuzukehren wenn man davor angst hat. da finde ich den strassenseitenwechsel schon fast besser.


    ich clicke und belohne übrigens sobald der hund den menschen wahrnimmt und subtile zeichen gibt- wie ohr aufstellen, körperspannung, mundlecken etc. und dann immer wieder bis sich die anspannung löst- das kann minutenlang gehen, und da geht auch schon mal eine tagesportion leckerlie drauf. aber nur so findet eine wirkliche gegenkonditionierung statt.

  • Wir sind das schrittweise angegangen. Von Anfang an hat sie ihre Box sehr gut angenommen, dass hat es uns etwas erleichtert, weil wir sie in den ersten 2 Wochen bei Besuchern sofort beim Klingeln - zusätzlich mit Maulkorb gesichert- dort hineingeschickt haben. Dies diente lediglich dazu ihr zu vermitteln, dass das ihr Platz ist an dem sie niemand stört und von dem aus sie in Ruhe beobachten kann. Für alle Besucher galt das Mantra: "Nicht anfassen, nicht ansprechen, keinen Blickkontakt". Der Hund war schlichtweg Luft. Die Box war aber immer offen und natürlich ist sie da auch ein ums andere mal herausgeschossen um Krawall zu machen und zu attackieren, was von uns natürlich entsprechend quittiert wurde. Nach ca. 2 Wochen hatte sie das mit der Box und dem Rückzugsort begriffen, wir konnten also einen Schritt weitergehen und sie durfte nach rd. 5 Minuten nach Eintreffen des Besuchs - vorausgesetzt sie verhielt sich ruhig - auch mal aus der Box und Kontakt aufnehmen. Wenn der ruhig verlief wurde gelobt, es flogen auch mal Kekse, immer situationsabhängig. Korrigiert wurde immer der Intensität des Hundes angemessen, wenn sie wuffte und in den Angriffsmodus umschaltete gab es das Abbruchsignal "KSCH" und sie wurde in die Box geschickt. Wenn wir gepennt haben und sie schon lautstark hochgedreht hatte und dem Besucher am Bein hing, musste die Korrektur etwas "härter" ausfallen; d.h. sie bekam mal einen Pumpstoß aus der Blumenspritze ab, einen deutlichen Knuff in die Seite, wurde am Nackenfell gepackt, oder der Besucher selbst hat sie mit einem lauten Händeklatschen überrascht und ebenfalls in die Box geschickt - nein wir waren nicht zimperlich. Es hat ihr aber nicht geschadet. Nach weiteren 3 Wochen hat sie dann scheinbar mitgeschnitten, wie das mit dem Besuch so abzulaufen hat. Ruhiges Verhalten ist toll, aggressives Verhalten geht gar nicht. Wenn ihr etwas nicht geheuer ist, hat sie Ihren Rückzugsort, vielmals liegt sie heute aber mittendrin, darf ohne Maulkorb sein und Besucher (die sie ja mittlerweile alle kennengelernt hat) können auch mit ihr sprechen, sie sogar streicheln und ihr Kekse füttern. Sie hat gelernt zu ignorieren bzw. zu meiden. Zu dem ein oder anderen hat sie heute sogar eine freundschaftliche Bindung. Bei ganz Fremden (z.B. Handwerker, Nachbarn, Versicherungsmensch) haben wir sie genau im Auge. Meist reicht auch, ihr beim Klingeln nochmal klar zu machen, was erwartet wird. Dies geschieht bei uns mittels eindringlichem Blick und Madame weiß dann schon was Sache ist. :gut:


    Also bei uns ist es aktuell so, der kritische Punkt ist wirklich schon Sichtkontakt mit fremden/halbfremden Besuchern. (Postboten etc ist kein Problem, aber die kommen ja auch nicht rein, da bleibt der Hund dann auf seinem Platz)


    Vorzeichen erkennen wir zwar gut mittlerweile, und Hundi ist dann auch noch ansprechbar. Aber wenn er erstmal richtig loslegt, dringen wir verbal nicht mehr zu ihm durch (und das ist momentan schon bei Sichtkontakt der Fall drinnen). Mit Leine geht das zwar, aber das hat wieder andere Nachteile und reduziert nicht den Stress. Das Nach-Vorne-Gehen kann auch ratzfatz gehen, ohne großes Vorwarnen, wenn zusätzlich was Unvorhergesehenes passiert. Insgesamt ist sehr viel Stress im Spiel, und ja, wir sind auch nicht perfekt, tiefenentspannt sind wir halt auch nicht mehr in solchen Situationen (auch wenn ich mir bewusst bin, wie wichtig das ist)^^

    Das ist klar. Natürlich hat man da Stress. Das Ganze ist uns irgendwann so an die Substanz gegangen, dass wir ab einem gewissem Punkt beschlossen haben, es einfach als "Challenge" zu sehen. Wir haben quasi nicht mehr Bammel vor der nächsten Attacke gehabt und uns ausgemalt was denn wieder passieren könnte, sondern mit einem Lächeln gesagt "na mach doch, wir sind eh schneller" und das ganze entsprechend locker gesehen. Ich kann nur sagen: ab diesem Zeitpunkt hat es gefunzt und in rd. 6 Wochen hatten wir den sozialverträglichen Hund, den wir wollten. Ich kann euch nur empfehlen, sichert den Hund, lasst ihn ausflippen und korrigiert ihn ganz easy-peasy ohne eine große Sache draus zu machen. Eure Entspannheit wird sich auf den Hund übertragen! Think Pink!! :rollsmile:

  • hm...ich persönlich würde niemals so aversiv mit einem angstanggressiven Hund trainieren. Ihr unterdrückt damit verhalten nur und zeigt ihr nicht, dass besuch was gutes ist wo man keine Angst zu haben braucht.

  • ich sichere den hund schon, mitlerweile auch mit maulkorb. trotzdem will ich nicht einfach verhalten korrigieren, sondern die emotionen. und das funktioniert meines erachtens nach mit aversiven methoden wie wasser spritzen nicht- jedenfalls nicht von der negativen in die positive seite.


    zudem habe ich mir kein tier ins haus geholt welches ich am nacken packe oder "in die seite knuffe"... wie schon gesagt, angst lässt sich weder mit erschrecken (in die hände klatschen, wasserspritzen) noch mit körperlicher gewalt beseitigen, sondern es lässt sich lediglich das verhalten korrigieren.

  • Mir ist schon klar, dass nicht jeder unsere Methoden befürwortet. Letztlich muss dass aber ja auch jeder für sich entscheiden und natürlich auch abhängig vom Charakter des Hundes. Bei uns hat es funktioniert, was sich darin zeigt, dass sie sich inmitten des Besuches tummelt und sich heute sichtlich wohl fühlt. Man kann auf jeden Fall sagen, dass sie ihre Angst überwunden hat und bestenfalls noch ein wenig Unsicherheit zeigt. Wir haben neben den beschriebenen Besuchstrainings aber auch an ihrer Ängstlichkeit gearbeitet und tun das nach wie vor um ihr so zu vermitteln, dass fremde Menschen nichts schlechtes sind. Wir gehen z.B. mit ihr Trailen, bringen sie viel und oft mit unterschiedlichen Menschen zusammen und verschaffen ihr positive Erlebnisse etc. Man muss also immer das große Ganze sehen. Bei unserem Hund der derart rabiat und aggressiv vorgegangen ist kommt man mit dem vielzitierten Wattebauschwerfen oder mit dem Clicker nicht zum Ziel, weil man schlichtweg nicht zum Hund durchdringt. Und als körperliche Gewalt würde ich einen Knuff in die Seite jetzt nicht unbedingt bezeichnen. SORRY, aber das halte ich für extrem überzogen.

  • "gewalt" gibt es in verschiedenen formen, ich habe auch niemals behauptet du würdest den hund schlagen. aber ja, da gibt es verschiedene ansichten. übrigens, mein hund reagiert auch äusserst aggressiv gegenüber menschen, da verringere ich halt die intensität des angstreizes mittels distanz (das geht bei uns so um 100 meter) und trainiere im "orangen" bereich. das ist äusserst mühsam, zeitraubend und erfordert sehr viel management.


    ich mag einfach die vorstellung nicht meinem hund seine total natürliche verhaltensweise "beissen" zu nehmen und ihn in unangenehme situationen zu bringen, da ist frustration doch vorprogrammiert.

  • Ich clicker auch lieber als das ich mein Hund zwicke oder sowas.
    Ich finde sowas grauenhaft, ich sage solche Leute gerne die Meinung dazu man sollte mit einen Hund so nicht ,umgehen ich bevorzuge lieber ein lange Weg, der auch was bringt als einen der das Verhalten nur unterdrückt.

  • Unter körperlicher Gewalt verstehe ich aber genau das.


    Und die 100m Distanz sind in einer kleinen 3-Zimmer-Wohnung eben schwierig. Und auf Besuch wollten wir Zeit unseres Lebens nur wegen des Hundes eigentlich auch nicht verzichten. Ich sehe ein, dass Du Dir viele Gedanken machst. Das haben wir anfangs auch und haben über 1,5 Jahre vom Clicker bis zum Tellington Touch alles mögliche versucht. Clickern würden wir wahrscheinlich heute noch wie doof, ohne nennenswerte Fortschritte. Diese Methode war einfach nicht für uns geeignet - und den Hund hat der Click auch nur noch mehr verstört.


    Doch, mein Hund soll sich gesellschaftlich anpassen, das ist in unserem Lebensumfeld nun mal unabdingbar. Und da geht Beißen - auch wenn es eine natürliche, dem Hund angeborene Verhaltensweise ist - nun mal gar nicht. Ein gesellschaftsfähiger Hund muss auch mal für ihn unangenehme Situationen aushalten können, ohne komplett am Rad zu drehen. Wir als Halter sind dafür verantwortlich, dass wir ihm alternative Verhaltensweisen vermitteln und das haben wir getan. Und schlussendlich haben wir das erreicht was wir gemeinhin als sozialverträglich bezeichnen und das ist worauf es ankommt.

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