Rüde - kommt man um eine Kastration nicht herum?

  • Ich kann mir sehr wohl vorstellen, daß man nicht jeden Rüden mit Erwachsenwerden plus Gewöhnung und Erziehung "in den Griff" bekommt.


    Bei Geordy habe ich ja auch gelegentlich noch die Situation, dass ich ihn sehr massiv blocken muß. Bei ihm ist das aber nicht mal immer eine läufige Hündin und bis vor kurzem (nämlich bis dragonwog das in einem anderen Thread erwähnt hat) wäre ich noch davon ausgegangen, dass ich das gar nicht durch Kastration beeinflussen kann.


    Ich finde, man muß dem Rüden schon eine Zeit geben, wo man trainiert und guckt. Von jetzt auf gleich ist ja keiner erwachsen. Und dann sollte man gut hingucken, wieviel Streß und Leiden da ist. Unabhängig von der eigenen Genervtheit.

  • Hast du nun den ersten oder den zweiten Chip drin?


    Ich möchte nämlich kurz anmerken, dass "abwarten" nicht bedeutet jedes Jahr einen Chip zu setzen, sondern vor allem auch den Hund mit seinen Hormonen umgehen zu lassen. Er muss es ja auch irgendwie "lernen".


    Es ist der erste Chip. War irgendwann eine recht spontane Entscheidung, weil Charly eben wirklich gar nichts mehr gefressen hat - und das schon über eine Woche. Mäkelig wurde er bereits Ende 2014, als die ersten Hündinnen hier in der Umgebung läufig wurden - da ließ er schon mal eine von zwei täglichen Mahlzeiten einfach stehen ...


    Dazu war da der zunehmende Durchfall ... also, es musste einfach was geschehen. Zumal viele Hündinnen ja jetzt erst läufig werden.


    Man kann ja nicht monatelang abwarten, bis sich das Tier halb tot gehungert hat - oder?


    Der Chip ist nun etwa zwei Wochen drin. Noch frisst er widerwillig, aber immerhin bekommen wir (meist von Hand) eine gewisse Mindestmenge in ihn rein ... Es geht also diesbezüglich aufwärts, Stuhlgang normalsiert sich langsam.


    Es ist ein 6-Monats-Chip - also, durch die Herbst-Läufigkeit mancher Damen muss er irgendwie durch - aber, sollte es im nächsten Frühjahr wieder so extrem bei ihm losgehen, behelfen wir uns noch einmal mit einem Chip ... Ein Jahr darauf, dann ist er vier Jahre alt .... hat ers entweder überwunden - oder, na ja ... er wird kastriert. Wollen tun wir das nicht, aber wenns nicht anders gehen würde? Hormon-Chips erscheinen uns da wesentlich schädlicher auf Dauer.


    Unser Problem liegt nicht darin, dass Charly sich nicht mehr so gut führen oder abrufen ließ/lässt - eigentlich klappte das schon noch einigermaßen - auch halten sich seine Belästigungen von Mädels echt in Grenzen. Uns machte die Nahrungsverweigerung und das Nicht-mehr-zur-Ruhe kommen im Haus und extrem gestresst wirken, große Sorgen. Das geht ja irgendwann wirklich an die Substanz, also auf die Gesundheit. Und auf unser aller Ohren, wenn ein Hund stundenlang am Stück vor sich hin weint ... Unglaublich, was für Töne er erzeugte ... Minnesänger ...





    Aber ich stelle mir das verdammt schwer vor, das Leiden wirklich zu beurteilen und das in beide Richtungen.
    Also auch in die Richtung, wo das Leiden einfach verkannt wird!


    Stimmt ... deshalb hör ich mich auch hier um - wie weit das gehen kann/normal ist. Und, obs irgendwann weniger wird oder aufhört.

  • Hat jemand Erfahrung wie das ganze bei Deckrüden ausschaut? Ich spiele mit dem Gedanken, mit Newton eventuell die Zuchtzulassung zu machen. Wie wirkt sich das auf das Verhalten des Rüden aus, wenn er tatsächlich gelegentlich mal ran darf? Stressen ihn dann läufige Hündinnen noch mehr als sonst, oder ist er dadurch eher relaxter, weil er ja als "ran" darf?


    Laurin hat sich durch das Decken überhaupt nicht verändert. Er war vorher schon recht relaxt mit läufigen Hündinnen und das ist jetzt auch nicht wirklich schlimmer geworden.



    Die läufigen Hündinnen verweisen ihn in seine Schranken, was er erstaunlicherweise gut akzeptiert und nicht wirklich lästig wird.


    Sowas habe ich allerdings schon immer völlig gemieden. Mein Hund hat keinen Kontakt zu läufigen Hündinnen (es sei denn natürlich sie kommen zum Decken). Wenn draußen eine läufige Hündin in die Nähe kommt, leine ich ihn an und sehe zu, dass ich Land gewinne.
    Wozu soll er da ran, ist logischerweise interessiert, die Hündin beißt ihn weg und der Rüde dreht immer weiter hoch.
    Bin damit sehr gut gefahren, vielleicht habe ich aber auch einfach Glück gehabt und einen sehr entspannten Hund erwischt.

  • Wir sind hier ein reiner Ruedenhaushalt sprich Caya ist die erste Hündin seit 20 Jahren und wird auch die letzte sein. Alle Rueden sind unkastriert und keiner macht Probleme. AUSSER Lionn. Der ist jetzt bald 6 und da er demnächst die Zähne gemacht kriegen muss kommt er dann gleich unters Messer

  • Zitat

    Sowas habe ich allerdings schon immer völlig gemieden. Mein Hund hat keinen Kontakt zu läufigen Hündinnen (es sei denn natürlich sie kommen zum Decken). Wenn draußen eine läufige Hündin in die Nähe kommt, leine ich ihn an und sehe zu, dass ich Land gewinne.
    Wozu soll er da ran, ist logischerweise interessiert, die Hündin beißt ihn weg und der Rüde dreht immer weiter hoch.


    Abgesehen davon, dass uns immer wieder läufige Hündinnen begegnen und wir das gar nicht wissen, halte ich es nicht für sinnvoll, einen Rüden derart abzuschirmen, dass er nicht mal die Chance bekommt, solche Situationen durchzustehen. Er setzt seinen Charme ein, die Dame lässt ihn nicht ran - fertig. Damit umzugehen, genau wie, dass nicht jeder Hund mit ihm spielen will, hat er bereits gelernt und wirkt dann auch nicht sonderlich gestresst.


    Es sind, denke ich, vor allem die hinterlassenen Düfte und deren verlockenden Botschaften der Hundedamen, die ihn so fertig machen und verwirren ... und denen lässt sich einfach so gar nicht aus dem Weg gehen. Kann ihn ja schlecht monatelang nur noch in den Garten lassen ...


    Und ich meine auch, Deckrüden lassen sich nicht mit Rüden vergleichen, die eben so gar kein geregeltes "Vergnügen" haben, sondern eben gar nie "randürfen" - eben auch gar nicht wissen, was genau sie so verwirrt ...

  • Wenn man mal weiterdenkt. Hunde werden oft nicht Zuchtrüde, weil sie ein tolles Paarungsverhalten haben, sondern willkürlich.
    Es kann durchaus sein, das sexuell hyperaktive Nervrüden in die Zucht gehen und das Verhalten weitervererben.


    Also da hilft nur züchterisch eingreifen oder die Schere.

  • Es geht ausschließlich um die gewissen Teilmenge an Rüden, die sich bei läufigen Hündinnen so "wegschießen", dass sie nur mit starker Gängelung noch ansprechbar sind oder/und großen Stress bei einer hohen Hündinnendichte und häufiger Konfrontation mit läufigen Hündinnen haben.


    Wenn die nicht kastriert sind, haben sie halt sehr viel Stress, was sich nach einer Zeit auch auf die körperliche Gesundheit auswirkt (Magenprobleme sind da ein Klassiker oder niedrige Schilddrüsenwerte mit den entsprechenden Symptomatiken).


    Wahrscheinlich muss man so eine Entwicklung bei den entsprechenden Rüden erstmal gesehen haben, wie das beispielsweise bei Terrortöle oder meinem Rüden der Fall war.


    Und meinem:
    Genervt hat er gar nicht, weder gejault noch großartig Stress gemacht, im Haus. Draussen war er "nur" von den Urinstellen regelrecht hypnotisiert, wie auf Droge.
    Für mich als Menschen an sich nicht dramatisch, hätte ich drüber hinweg sehen können, ernsthaft stressig für mich war das nicht. Gehorsam war sogar noch ganz okay.
    Aber er(!) hatte sehr massiven Stress, von 19kg auf 14kg sagt alles und das in kurzer Zeit...sehr unschön.
    Mittlerweile wohnt noch eine zweite intakte Hündin bei uns....er hätte sich, sobald sie läufig wird, wahrscheinlich heimlich nen Strick genommen oder wäre schlicht aufgrund des extremen Gewichtsverlustes eingegangen, die Organe machen das nicht ewig mit.


    Sicherlich ungewöhnlich, klar, aber sowas gibt es einfach und eine Kastration das einzige, vernünftige Mittel, völlig egal, was man ansonsten für Überzeugungen mit sich herum trägt.


    Im Gegenzug kenne ich ne Menge intakter Rüden -auch Deckrüden- die mit intakten Damen zusammen wohnen, ohne Stress.



  • Hallo @charly2802 ,


    mir geht es gerade ähnlich wie dir, mein Rüde (leider erst 10 M.) geht es wie deinem.
    Er frisst seit 4 Tagen nur hier und da mal ein Leckerlie -spuckt es aber meist wieder aus- auch seine Rasse zählt als sehr verfressen, was er bisher auch war.
    Er leidet genauso wie du deinen Labbi beschreibst. Seit Herbst heult er morgens und am Abend. Bisher haben ihm Globulis und wenn es schlimm ist was ähnliches wie Balthrian gut geholfen. Derzeit hilft gar nichts mehr.
    Er ist so gar auf einem Spaziergang schon abgehauen einer läufigen hinterher. Er klappert nur mit den Zähnen, ist sehr gestresst.


    Wir haben auch immer gesagt, Kastration NUR wenn es medizinisch was gibt. Jetzt ist die Frage zählt der Stress als medizinischer Grund? Wann ist es krankhaft für den Hund und wann ist es einigermaßen Vertretbar.


    Uns wurde es hier leicht gemacht. Zu dem Stress kommt bei ihm noch gesundheitliche Probleme unter anderem eine viel zu große Prostata. (Die ja deutlich macht das er wirklich Stress hat).


    Ich würde an eurere Stelle einen guten (!!) TA aufsuchen, der nicht nur auf Geld aus ist (ja manche sind auch noch normal).
    Der soll sich die Prostata mal anschauen, ich fand es sehr hilfreich, da diese ja schon Auskunft darüber gibt wie es -wortwörtlich- in meinem Hund aussieht mit dem Stress.



    Vielleicht hilft euch so ein Beratungstermin ja auch?

  • Ich habe einen 7 Jahre alten nicht kastrierten Rüden, der zudem noch mit zwei intakten hundedamen zusammen lebt. Er ist kein deckrüde und ja, er hatte als Junghund durchaus Stress mit läufigen hündinnen, aber er hat gelernt damit zu leben. Eine Sache der Gewöhnung. Es hat fast zwei Jahre gedauert, mit ca. 3 Jahren kam er mit seinen Hormonen und den läufigen hündinnen dann klar. Ich habe ihn nie abgeschirmt, sondern mit Gehorsam und Training daran gearbeitet.


    heute ist es ohne Probleme möglich ihn mit läufigen Hündinnen unter Aufsicht laufen zu lassen. Ich trenne ihn nur von meinen hündinnen, wenn ich nicht da bin und selbst in den stehtagen, kann er sich beherrschen und ist zwar etwas nervös, aber absolut kontrollierbar. Es war Arbeit und hat gedauert, zahlt sich aber so aus.
    ich bin froh, das so hinbekommen zu haben und er ist ein gesunder, erwachsener, rüde geworden, der genau weiß wer und was er ist, total sozialkompetente und absolut verträglich.


    lg

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