Rhodesian Ridgeback als Ersthund

  • Hallo zusammen,
    mittlerweile bin ich mir sehr sicher, dass ich nach dem Studium einem Hund ein Zuhause geben möchte. Natürlich braucht das ganze noch seine Zeit (ca. 3 1/2 Jahre), aber ich habe schon begonnen mich über verschiedene Rassen zu informieren. Besonders interessant finde ich den Rhodasian Ridgeback. Vom Wesen her finde ich ihn sehr interessant (treu, intelligent, scheu aber nicht agressiv) und auch wirklich schön. Allerdings würde ich bevorzugt einen Hund ohne den typischen "Ridge" aufnehmen, da die ja auch Krankheiten begünstigen können. Mein zukünftiger Hund sollte sich in der Familie wohl fühlen und Spaß an Sport haben.
    Gestern hatte ich das Glück einen Ridgeback persönlich kennenzulernen und hatte auch einen kleinen Plausch mit der Besitzerin. Besonders beeindruckt hat mich hier, dass ich ca. eine Stunde in dem Restaurant war ohne überhaupt mitzubekommen, dass ein Hund anwesend war (ich habe nur zufällig in die Richtung geguckt). Laut Besitzerin ist ihr Hund sehr ruhig, macht sich aber bemerkbar, wenn etwas ungewöhnliches vor sich geht. Was mich ein wenig stutzig gemacht hat, ist die lange Erziehungszeit von drei Jahren. Wenn ich es richtig verstanden habe, hängt das mit der langen Pubertät der Hunde zusammen. Aus dem Internet habe ich dann noch mitgenommen, dass Ridgebacks die Kommandos ständig hinterfragen. Wie muss ich die Hundeerziehung dann gestalten um beides zu berücksichtigen?
    Ein weiterer Punkt der an der Rasse ja sehr markant ist, ist der Jagdtrieb. Ich muss ehrlich sagen, dass ich bisher noch keinen Hund mit Jagdtrieb länger betreut habe und nur mal mit zwei (ausgebildeten) Jagdhunden spazierengegangen bin. Muss ich hier auf was besonderes achten und kann man sich den Trieb spielerisch, erzieherisch oder sportlich zu nutze machen?


    Ganz allgemein stellt sich natürlich die Frage, ob der Ridgeback als Erstlingshund geeignet wäre? Es wäre schön, wenn mir jemand mehr über diesen Hund erzählen könnte und mich möglichst berichtigt, wenn ich irgendwas falsch verstanden habe. Andere Rassen die ich sehr interessant finde sind der Berner Sennenhund und der Dalmatiner. Hundeerfahrung habe ich bisher allerdings hauptsächlich mit dem Shih-Tzu gesammelt, der ja ein wirklich tolles Wesen hat, aber mir persönlich einfach zu klein ist. Ich bemühe mich aber noch weitere Hunde(-rassen) kennenzulernen um bis zum ersten eigenen Hund genügenden Erfahrung gesammelt zu haben.


    Lieben Gruß,
    die hundelose Loreljia

  • Hallo,


    ich habe 1,5 Jahre lang mit zwei RR zusammen gelebt - und mich dementsprechend auch viel mit der Rasse beschäftigt.
    Das Wichtigste ist, einen wirklich seriösen und kompetenten Züchter zu finden (nicht nur wg. des Ridges, auch wg. des Charakters).


    Einfach sind RR mit Sicherheit nicht, gerade weil sie auch sehr sensibel sind - sie reagieren stark auf die Stimmung des Gegenübers, machen schnell zu, wenn im Training zu viel Druck kommt. Man hört häufig, dass sie zu Artgenossenaggression neigen - dem sollte man durch gute Sozialisation entgegen wirken; überhaupt sollten sie insgesamt gut sozialisiert werden, da sie sonst zu Unsicherheiten neigen -> "Scheu". Und nicht jeder Hund läuft, wenn ihm etwas oder jemand unheimlich ist weg - manche greifen dann an.
    Und auch das Weglaufen ist nicht ungefährlich: meine Sitterhündin ist mir mal aus Angst vor zwei kläffenden Zwergschnauzern (die einige Meter entfernt waren) aus dem Halsband geschlüpft und stand dann mehrere Meter von mir weg auf dem Feld - hätte sie mir nicht schon so gut vertraut, hätten die Leute mit den Zwergschnauzern die Situation nicht erkannt und wären mit ihren Hunden stehn geblieben - wer weiß, ob sie nicht richtig Reißaus genommen hätte!


    Andererseits lassen RR sich meist auch gut dazu motivieren mit dem Menschen zusammen zu arbeiten, meine eine Sitterhündin war selbst über normales Trockenfutter extremst gut motivierbar (z. T. sogar stark übermotiviert).
    Ihrer Familie gegenüber sind sie anschmiegsam; was wiederum aber auch heißt, dass sie Fremden gegenüber misstrauisch sind, was natürlich bei Begegnungen mit fremden Personen zu Problemen führen kann.


    Eine meiner Sitterhündinnen hat sehr stark bewacht und jeden Spaziergänger lautstark gemeldet (hier hätte man aber sicher erzieherisch eingreifen können, wenn die Besitzerin es gewollt hätte), die andere hat zumeist nur dann gemeldet, wenn wirklich etwas war (es wurde geklingelt oder die Menschen hielten sich lange vor dem Grundstück auf) - also mit Wachtrieb und Melden würde ich auf jedenfall auch rechnen.


    Zum Jagdtrieb kann ich nicht besonders viel sagen, da ich meine Sitterhunde nicht ableinen durfte; aber als Jagdhunderasse werden sie sicher welchen haben, mit dem man sicher Trainieren muss -> vor Anschaffung intensiv mit Antijagdtraining beschäftigen.


    Ich kann mir für einen einfühlsamen Menschen mit viel Hundeverstand den RR schon auch als Ersthund vorstellen - du hast ja viel Zeit dich nun noch lange und intensiv mit dieser Rasse zu beschäftigen, beschäftige dich mit den verschiedenen Erziehungsmethoden, versuch schon mal ein Gefühl davon zu bekommen, was dir bei der Hundeerziehung liegt, bleibe offen für andere Wege, falls "dein Weg" nicht zu deinem Hund passt...


    Interessant finde ich, dass auch der Berner und der Dalmatiner in deine engere Wahl fallen - das sind alles schon recht verschiedene Rassen; gut, Berner und RR haben den Wachtrieb gemeinsam, Dalmatiner und RR der Jagdtrieb und ein ähnliches Aussehen...


    Und vor allem: Les bei Rassebeschreibungen zwischen den Zeilen - nicht alles, was sich positiv liest ist es auch wirklich! Ist der Hund sensibel, reagiert er auf deine Stimmung - super? nunja, bedingt: er merkt auch, wenn es dir nicht gut geht und meint dann evtl. dich Beschützen zu müssen (s. Wachtrieb), und ein Hund schätzt viele Situationen als gefährlich ein, die es nicht sind (z. B. sich komisch bewegende Menschen, Menschen mit Hut,...) bzw. nutzt es dann aus, dass du Kommandos eben nicht so gut durchsetzen kannst, wie wenn du in Bestform bist ;)


    lg

  • Nur mal ein Denkanstoß von mir.


    Es gibt nicht DEN Anfängerhund.
    Wenn du dir das zutraust und zb. eine kompetente Hundeschule an der Hand hast,dann hol dir deinen Traumhund und probier nicht erst andere Rassen durch.

  • Hallo Loreljia,
    Generell glaube ich nicht, dass es den perfekten "Anfängerhund" gibt. Ob eine bestimmte Rasse für dich geeignet ist, hängt vielmehr davon ab, ob du dich auf den Hund und vor alle seine Ansprüche einlassen kannst und willst, was du (an Zeit, Nerven und Kosten) investieren kannst und willst sowie davon, ob die äußeren Umstände passen (Arbeitszeiten, räumliche Gegebenheiten,...).
    Wenn du diese Punkte abgeklärt hast, kannst du meiner Meinung nach erst anfangen, bestimmte Rassen in die engere Wahl zu nehmen.
    Und auch hier ist es wichtig, möglichst viele Rassevertreter kennenzulernen, damit man Rassebeschreibungen überhaupt erst versteht.
    Meine beiden Rhodesian Ridgebacks sind sehr ruhig im Haus, wollen aber draußen schon auch ordentlich Action. Zurückhaltend gegenüber Fremden äußert sich bei meiner Hündin insofern, als sie erst mal gar keine Fremden mag und das auch deutlich zeigt. Das Territorialverhalten der RRs ist auch nicht zu unterschätzen. Wenn du Pech hast und nicht rechtzeitig gegensteuerst, kann es gut sein, dass deine Wohnung zum Hochsicherheitstrakt erklärt wird und kein Besuch mehr rein darf. Jagdtrieb, joa. Ein Ridgi ist irrsinnig schnell. Bis ich das Kaninchen sehe, wär der Hund schon lange weg. Und meine kämen momentan erst zurück, wenn sie es hätten. Es kostet unter Umständen viele Jahre harter Arbeit, einen RR von einer Spur abrufen zu können. Ich bin leider noch nicht so weit.
    Ich will nicht sagen, dass ein RR als erster Hund nicht geeignet ist. Aber du solltest dir im Klaren sein, dass es durchaus "einfachere" Hunde gibt. 35 - 40kg Muskelpakete sind eben nicht so leicht zu bändigen, wenn doch mal nicht alles nach Plan läuft.
    Ich würde dir empfehlen, dich viel genauer zu informieren, was denn die Bedürfnisse eines großen Jagdhundes sind (davon hast du noch gar nichts geschrieben). Melde dich doch im Ridgebackforum an, da kriegst du Input und findest vielleicht auch Treffs in deiner Umgebung, bei denen du auch Bekanntschaft mit unfertigen Junghunden machen kannst.
    http://www.rhodesian-ridgeback-forum.org/content/
    Übrigens sind sehr viele große Hunderassen spätreif. Drei bis vier Jahre dauert es halt, bis der Hund dann auch geistig erwachsen ist.
    Krankheiten (du meinst vermutlich speziell DS) kann jeder Hund haben. Hier ist es wichtig, seriöse Züchter zu finden. Das betrifft natürlich nicht nur den Dermoid Sinus.
    Ich finde es etwas schräg, eine Rasse zu wollen, aber ohne das rassetypisches Erkennungsmerkmal.

  • Hallo, ein kleiner allgemeiner Tipp: auf Ausstellungen kann man toll Kontakte zu sämtlichen Rassehundbesitzern und auch Züchtern knüpfen. Die meisten beantworten gerne Fragen und erzählen über ihre Hunde.


    Ich hab gestern eine Ridgebackhündin beim Gassi getroffen. Ich mag sie ja auch und war froh, dass sie mit meinem spielen durfte.
    Ridgebacks spielen übrigens sehr rau und mit Pfoten und Körper. Viele Hunde mögen das nicht (meiner schon, der findet das klasse). Die Hündin gestern hat auch ein Spielknurren drauf, da hätte so mancher die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen aus Angst um seinen Hund.
    Mit dem Hund unterwegs war übrigens ein junges Mädchen. Ich würde sagen 13 bis 15. Sie geht nach der Schule immer mit dem Hund, morgens ihr Papa. Mäuse jagt der Hund mit Vorliebe, wäre auch schon mal Rehen nachgesetzt, als die unvorbereitet aus dem Wald sprangen, wäre aber recht schnell wieder zurückgekommen. Ich würde sagen, dass ist echt recht wenig für die Rasse.


    Da der Ridgeback auf den Trend zum Modehund durchlebt muss man wirklich intensiv die Züchter anschauen, das ist am Anfang gar nicht so einfach und kann echt dauern bis man mal durchblickt. Aber du hast ja Zeit und es macht Spaß :)

  • Ich konnte nicht mehr editieren, habe aber vorhin gesehen, dass du "scheu, aber nicht aggressiv" geschrieben hast. "Scheu" wäre eine Eigenschaft, die bei RRs sicher nicht erwünscht ist. Sicher meinst du "zurückhaltend", das liest man ja immer wieder. Hört sich netter an, kann aber, wenn's blöd läuft, das Gleiche bedeuten. "Mutig" und "eigenständig" sind auch so Adjektive, die man beim RR häufig bemüht. Klingt gut, kann aber beinhalten, dass der Hund die Tendenz hat, nach vorne zu gehen, statt Unangenehmem auszuweichen, und "Entscheidungen" zu treffen, von denen sein Mensch wohl eher nicht begeistert sein wird.

  • Ein guter Züchter gibt dir auch gern Auskunft,grad wenn man selber meint man stellt vielleicht gerade eine dumme Frage ;)

  • Hi,


    ich rate dir dazu, dich erstmal zu fragen, was du von einem Hund erwartest und was du ihm zu bieten hast. Wenn ich lese, dass du im Moment ein Auge auf den Berner Sennenhund, den Dalmi und den RR geworfen hast, spreche ich mal die Vermutung aus, dass du selbst eigentlich noch gar nicht weißt, was du so richtig suchst. Die drei Rassen sind nicht nur optisch sehr unterschiedlich.
    Du sucht einen Hund, der Spaß an Sport hat und sich in einer Familie wohl fühlt. Das trifft auf die meisten Hunde zu...


    Du beginnst ja wirklich frühzeitig, dir Gedanken zu machen. Nutze die Zeit und lerne Hunde kennen, unterhalte dich mit den Besitzern. Vielleicht gibt es ein Tierheim in deiner Nähe, in dem du über ehrenamtliche Spaziergänge schon ein paar Erfahrungen sammeln kannst?

  • Vielleicht helfen Dir diese Beiträge weiter:
    Ehrliche Rassebeschreibungen!


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    Die Erziehungsdauer bezieht sich auf die Zeit, bis der Hund erwachsen und im Charakter gefestigt ist - bei RRs eben mit ca. 3 Jahren. Vorher erscheinen in der Regel immer neue Facetten, die Probleme aufwerfen könnnen.


    Die Aussage "Kommandos hinterfragen" ist immer so eine Sache.
    Ridgebacks werden selten den Gehorsam eines gut ausgebildeten Schäferhundes an den Tag legen, aber mit dem richtigen Händchen kann man auch bei diskussionsfreudigen Hunden eine solide Basis erreichen, die dem Hund seinen Freilauf etc. ermöglicht.


    Die Frage ist, wie gut man zu der Rasse und dem Hund passt.


    Es wird gerne empfohlen sich den Worst Case (nicht ableinbar, starker Schutztrieb usw.) auszumalen und sich zu überlegen, ob man damit klar käme. Wenn man merkt, dass man sich damit nicht anfreunden kann, sollte man besser die Finger davon lassen.


    Zu den Erziehungsfragen kann man nicht pauschal antworten, da jeder seine eigenen Vorstellungen von Erziehungsmethoden und Do's & Dont's hat.

  • ich bin jetzt nicht der Rasseexperte bezüglich des RR, aber ich glaube, ob sich der Hund als Ersthund eignet stet und fällt mit der Züchterwahl. Bzw eben mit den Aspekten, auf die der Züchter bei der Auswahl der Elterntiere wert legt.


    Ich kenne einen RR, der kommt von einem sehr 'sorgsamen' Züchter. Der Hund ist wirklich ein Traum. Freundlich, gehorsam, Wachtrieb im Rahmen, Jagdtrieb im Rahmen, freundlich mit Artgenossen, leicht erziehbar, gut motivierbar.
    Wirklich ein durch und durch toller Hund, mit dem man sicher auch als Anfänger keine größeren Probleme hätte.


    Ich kenne aber auch einige andere, aus 'dubiosen' Quellen, die sind wirklich mehr als anstrengend. Hoch aggressiv, extremer Jagdtrieb, melden alles, würden draußen auch am liebsten alles stellen was sich da so bewegt (egal ob Mensch oder Hund), nehmen den Besitzer nicht für voll, usw usw. Also auch für erfahrene Hundehalter alles andere als angenehm.


    Lange Rede, kurzer Sinn: schau dich nach Züchtern um, die die zusagen. Triff dich mit ihnen, rede mit ihnen, schau dir die Hunde an. Und dann überleg dir, ob so ein Hund zu dir und deinem Leben passt. :smile:

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