Agressiv, unsicher, schüchtern ... und ich bin am Ende

  • Liebe Helga, ich finde es bewunderungswürdig, was du gemacht hast. Die Menschen, die Hunde aus unbekannten und schwierigen Verhältnissen adoptieren sind meine Helden. Ich habe hier zwei Freunde, der eine hat eine Bulldogge aus einer Geburtsfabrik befreit, wo sie seit ihrer Geburt in einem kleinen Käfig gesessen ist und wie am Fließband Welpen produziert hat, die andere rettete einen Welpen mehr oder weniger aus dem Suppentopf. Sie haben gebrochene Zehen und Zähne, Brandwunden vom Elektroschock und hatten ein Leben wie im KZ. Sind aber jetzt die Schmusekinder überhaupt. Und ich habe einen Halbstarken, bei dem vielleicht ein paar Monate nicht so verlaufen sind, wie sie anders hätten verlaufen sollen und ich muss ihn bald abschreiben, weil er einen unverbesserlichen Schaden hat...


    Lara, du hast vollkommen Recht. Wir achten auch sehr darauf.

  • Ich verstehe immer noch nicht warum Dir ein Trainer, Hundeschule und Co. nicht möglich sind.
    Du trainierst für die BH? Wo willst Du die absolvieren?
    Du willst zu Hundeausstellungen gehen? Mal abgesehen davon dass die Hunde dafür ordentlich Nerven haben müssen - das geht, aber ein Trainer in zwei Stunden Entfernung ist ein nicht überwindbares Hindernis?


    Du Ich verstehe das Problem mit Deinen 2 Stunden Autofahrt nicht, vorallem nicht wenn vorstehendes beachtet wird. Mal so als Vergleich: Mein Cousin fährt zweimal die Woche 200 km eine Strecke nur um mit seinem DSH ganz normal zu trainieren - und das in Deutschland.


    Ja, in Asien ist es sicherlich wesentlich schwerer einen guten Trainer zu finden als in Deutschland. Aber da auch dort der Hund als Haustier mehr Zuspruch bekommt, ist es nicht unmöglich.


    Zitat

    Und mein Problem ist nicht, dass er jemanden beisst. mein Problem ist - wie kuriere ich ihn davon, jemanden beißen zu wollen. Wie helfe ich ihm aus seiner Unsicherheit?


    Das Problem dass er jemanden beißt, wirst Du ggf. bald haben, wenn Du nicht bereit bist schon mal die Grundvermeidung zu nutzen (Maulkorb drauf und Leine dran). Scheiß doch drauf was andere Leute dann denken. Was glaubst Du wie Dich die Leute erst ansehen werden, wenn Dein Hund mal gebissen hat.
    Du musst Deinen Hund sichern. Das ist Deine rechtliche Pflicht und auch Deine moralische - ich denke nicht, dass Du jemals wieder glücklich wirst, wenn Dein Hund beim nächsten Mal auf dem Spielplatz ein Kind beißt.


    Nochmal, bitte schau welche Hürden Du wirklich bezüglich Trainer hast (ich lese ja keine) und wie Du die überwinden kannst. Tu es für Deinen Hund und auch für das Wohlbefinden und die Sicherheit Deiner Familie.


    Frisbeespielen und Bachblüten sind da keine Lösung.


    Und dass es eine Zucht seit über 40 Jahren gibt, ist absolut kein Qualitätsmerkmal wenn die Welpen dort ohne Prägung aufwachsen. Dass Du den Züchter und damit auch seine Aufzuchtmethoden noch verteidigst für die Probleme die Ihr aktuell habt (und die die noch auf Euch zukommen werden wenn der Hund erstmals ausgereift ist) ist schon ein starkes Stück.

  • Janosch

    Zitat

    Ich verstehe immer noch nicht warum Dir ein Trainer, Hundeschule und Co. nicht möglich sind


    Sie leben auf einer Insel in Asien. Offensichtlich in einer Region, wo Hunde auch schon mal im Kochtopf landen (ich nehme an, das mit dem Suppentopf war wörtlich gemeint :fear: ) Ich denke, da gibt es keine Trainer- und wenn, dann wie der Züchter auch aus der Schutzdienstrichtung und mit bei uns nicht mehr erlaubten Methoden.


    Alphie: Ich kann Dir hier keine super Tipps geben, höchstens Mut machen. Ihr habt es bisher geschafft, dass es keinen Beißzwischenfall gab- gut! und weiter so. Maulkorb- wenn Du mit dem Hund Gassi gehst, und alle reagieren so, wie wenn ich hier ein Krokodil durchs Dorf führe, wird das durch den Maulkorb auch nicht schlimmer. Aber Du bist entspannter und das überträgt sich auf den Hund.


    Du hast da eine ziemlich dicke Aufgabe mit schwierigem Hund in fremder Kultur. Hundeklub klingt schon mal nach Unterstützung, da kann er auch fremde Menschen kennenlernen oder an schwierige Situationen herangeführt werden, ohne dass Du Dein menschliches Gegenüber miterziehen mußt. :gut:

  • Ehrlich gesagt, trotz der schwierigen Aufzucht stecken auch ein paar Erziehungs/Managementfehler drin. Fehler, die bei einem robusten Hund mit guten Vorerfahrungen nicht zum Problem werden müssen - aber hier schon.


    Der Hund war in Situationen, in die er nicht hätte kommen dürfen. Er wurde von Fremden überraschend angefasst, er wurde von einem anderen Hund gebissen usw. Aus solchen Sachen hat er gelernt, dass er auf sich gestellt ist. Dazu Unsicherheit + Schutztrieb... nicht so gut.


    Ihr solltet euch nun einfach mal wirklich absolut verlässlich beweisen. Keine Übergriffe mehr, klare Konsequenz. Statt an der BH würde ich am Alltagsgehorsam arbeiten - also nicht diese extreme Aufmerksamkeit fordern, sondern ein alltägliches bei mir bleiben, Blickkontakt aufnehmen usw - am Vertrauen, und Ruhe reinbringen - ich persönlich würde die Spaziergänge durch die Stadt erst mal sein lassen. Wozu, wenn es euch und den Hund stresst? Durch negative Erfahrungen tritt keine Gelassenheit ein!


    Genauso würde ich den Hund mit in für ihn unangenehme Situationen wie Spielplatz erst wieder mitnehmen, wenn der Umgang viel! selbstsicherer und souveräner ist. innere Ruhe bekommt man nicht, indem man den Hund zu äusserer Ruhe zwingt. Alles was du bekommst ist ein Pulverfass. Der Hund lernt, er darf seinen Stress nicht zeigen - und irgendwann wird es zuviel und er "explodiert". Das sind dann die Hunde, die "plötzlich" aggressiv sind.


    Wenn der Hund aus so einer Diensthundezucht kommt, dann bringt er sicher auch bestimmte Eigenschaften mit (Schutztrieb) - da würde ich mal die Schäfi-Leute hier im Forum ausfragen.


  • Ich danke Dir mehrmals. Für mich eine sehr nüchterne Problemenanalyse. Ich werde es mindestens zweimal lesen.

  • Das "nüchterne" ist auch wirklich nicht unfreundlich gemeint. Ich schreib halt nur immer schnell hin, was mir einfällt und lass die Schnörkel weg....
    klingt oft "kälter" als es gemeint ist.


    Viel Erfolg!

  • Zitat


    Sie leben auf einer Insel in Asien. Offensichtlich in einer Region, wo Hunde auch schon mal im Kochtopf landen (ich nehme an, das mit dem Suppentopf war wörtlich gemeint :fear: ) Ich denke, da gibt es keine Trainer- und wenn, dann wie der Züchter auch aus der Schutzdienstrichtung und mit bei uns nicht mehr erlaubten Methoden.


    Ja, aber Möglichkeiten die BH-Prüfung abzulegen und Hundeausstellungen zu besuchen sind da :???:


    Sie schreibt es gäbe die Möglichkeit in einer Entfernung von 2 Stunden (so hab ich es verstanden). Naja, in den 2 Stunden sehe ich kein unüberwindliches Hindernis.


    Mein Bruder hat eine Weile in Kambodscha und Bangladesh gelebt - mit Hund. Eine Gegend wo durchaus auch mancher Hund im Topf landet. Ja es war schwer dort z.B. einen guten Tierarzt zu finden, aber nicht absolut unmöglich. Vorallem in Zeiten des Internets wo man sich mit zahlreichen Menschen auf der Welt online austauschen kann.


    Daher schlug ich auch vor, dass die TS einfach mal schreibt wo sie genau wohnt und vielleicht einen Aufruf macht hier im Forum oder auch in anderen Foren. Ich weiß dass hier im Forum auch ein paar User sind die im nichteuropäischen Ausland leben oder ausgewandert sich.


    An eine Userin in Ost-Asien erinnere ich mich sogar. Weiß aber nicht mehr wo genau sie gelebt hatte. Vielleicht gibt es da ja die Möglichkeit einen Kontakt zu nutzen, den ein anderer User schon gefunden hat.


    Asien ist ein gigantischer Kontinent und daher ne ziemlich allgemeine Aussage. Und es besteht in der Versorgung sicherlich ein Unterschied zwischen Thailand und China.


    Und zumindest in den chinesischen Großstädten gibt es wohl vermehrt Hundehalter (die Hundehaltung als westliches Statussymbol). Sicherlich ist da nicht so eine Infrastruktur wie in Deutschland. Aber diese völlig Ignoranz dort zumindest mal zu versuchen eine Lösung zu finden, verstehe ich nicht.


    Aber egal, ich hab mir heute genug die Finger wund geschrieben und versucht der TS Denkanstöße zu geben. Klar so Sachen wie Bachblüten oder Frisbeewerfen werden dankbar angenommen. Kritische Fragen werden völlig ignoriert.


    Ich bleibe auch dabei dass der Hund wenn schon keinen Deprivationsschaden (weil er ja scheinbar zumindest mit anderen Hunden zusammen war), so zumindest enorme Versäumnisse in der Prägung und Sozialisierung hatte.


    Wenn es bei dem Züchter gleich mehrere Trainer (mit fragwürdigen Methoden) gibt, wieso wird dann gleich so kategorisch ausgeschlossen, dass es nicht auch Trainer mit guten Methoden gibt - nur weil der Stempel "Ausland" drauf ist?


    Und spätestens da, wenn Kinder im Spiel sind, versuche ich nicht mit Bachblüten an der Angst vor dem eigenen Schatten (überspitzt formuliert) zu arbeiten sondern tue alles damit nicht andere Menschen verletzt werden. Aber nein, ein Maulkorb wird abgelehnt, weil was sagen denn dann die anderen Leute. Und aufs Freilaufen lassen will man auch nicht verzichten.


    Ich bin hier raus und hoffe für den Hund der TS der nun langsam erwachsen wird, dass er niemals den Schritt geht und zubeißt...vielleicht noch in der Familie.

  • Liebe Leute!
    erst mal vielen Dank an alle, die mir geantwortet haben. Ich will nun einen kurzen Feedback geben, denn einige von euch haben mir wirklich, WIRKLICH geholfen.
    Ich habe ein Monat lang versucht die Ideen, die ich von euch bekommen habe, zu verarbeiten und manche auch umzusetzen.


    Vielen Dank
    Goldbär
    byllemitblacky
    Karotto
    Warja


    danke an diejenigen, die mir Mut gemacht haben und nicht mit Diagnosen um sich geworfen haben. Danke an die wertvollen Tipps.


    Was hatten wir Anfang November - einen überempfindlichen Teenager.
    Eine Woche später - einen aggressiven Teenager.
    Eine Woche später - übermutigen Teenager
    und so weiter...
    In den letzten 6 Wochen haben wir verschiedenste Phasen durchgemacht, und dank den Empfehlungen hier im Forum entspannt geblieben.
    Ich bin einem Therapieversuch aus dem Buch "der Ängstliche Hund" nachgegangen. Das Buch ist sehr gut, der Therapieversuch hat nichts gebracht.


    Aber wir lösten es mit einem Kracher. Wir holten uns 3 neue Hunde und eine Katze ins Haus.
    Vor 2,5 Wochen ist eine Gasleitung im Tierheim in unsere Nähe explodiert. Über eine Facebook-Community haben wir davon erfahren und sind gleich hingefahren, um die Tiere einzusammeln. Für uns gab es ein Karton mit drei Welpen und eine verschreckte Katze.
    Auf einmal, von einem Tag auf den anderen verwandelte sich mein Sorgenkind in einen liebevollen Bruder. Auch meine Einstellung änderte sich - eine Sache ist es, wenn man durch die Lobby (mit einem Portier) mit einem Hund geht, der sich zu benehmen hat, oder mit vier verrückten kleinen Welpen, die rumspringen und die Leute anbellen, und dann noch meine 2 Kinder dazu... ein herrliches Bild und ich habe es genossen!


    Die Leute auf der Straße schreien meinem Deutschen Schäferhund hinterher "Teufelshund", "Fleischhund", ""Scheißhund". Ein Appell an ein paar Mitglieder hier im Forum - versucht doch mal die Negativität der Welt nicht zu verschlimmern und haltet mal euere lehrerhafte Meinung zurück. You don´t fuck´n have a clue.


    Ich wusste nur zu gerne wie ich ein paar Videos hier anheften könnte... Frohe Weihnachten an alle!

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