RS ohne B.E. - mal sachlich

  • Mal angenommen, mein Hund hat die Reize in zig Metern Entfernung auf der Hundewiese vor mir wahrgenommen (Hunde haben nun mal sehr ausgeprägte Sinne) und mir ein anderes Verhalten gezeigt, beispielsweise schnüffeln, fand er es trotz allem nicht schlecht, dass ich ihn den Reiz, der mir ins Auge gefallen war, angezeigt habe. Er kam dazu, hat den Reiz bewertet und ist dann weiter gegangen. Ist doch eine nette Geste vom Hund. :D

  • ich nehme an, Fluffy, du warst dabei.
    Ansonsten ziehe ich meinen Hut vor deiner Fähigkeit, alles was andere sehen und erleben aus der Ferne beurteilen zu können. Vielleicht warst du auch mal Hund, dass du genau abschätzen kannst, wer wann was wie wahrnimmt. Oder dir reichen Studien über die Wahrnehmung um beurteilen zu können, dass Hunde zu jederzeit immer und überall aufmerksam sind und alles bemerken, was ihre Sinne ihnen ermöglicht. Es gibt nie einen Moment der Unaufmerksamkeit.
    Danke, Fluffy, dass es dich gibt. Danke, dass du uns an deiner Weisheit und deiner ungeheuren Fähigkeit, die Wahrnehmung von anderen auf Distanz sicher beurteilen zu können teilhaben lässt :gott:

  • Zitat


    weil die Wahrnehmung woanders war?



    Also, bei den Untersuchungen von Caniden liegt im Allgemeinen sehr viel Aufmerksamkeit auf der sozialen Interaktion.


    Mal zum Überblick: Ich weiß nicht, ob Wolfsrudel nach RS nun in Stellung existieren oder nicht - auf jeden Fall sind Wolfsrudel in freier Wildbahn immer Familien. Es werden neue Welpen geboren, es wandern ältere Tiere ab, manche Tiere bleiben als Erwachsene im Rudel. selten kommen Tiere von aussen dazu. Manchmal kooperieren mehrere socher Familien miteinander.
    Im Kern sind es aber IMMER Familienverbände. Also mit zusammengewürfelten Hunden die nicht verwandt sind, überhaupt nicht vergleichbar.


    Strassenhunde leben eher semi-solitär oder in wechselnden, losen Verbänden und stehen in Konkurrenz zueinander. auch bei ihnen ist Rudelstellung eher nicht zu beobachten, richtig? Denn die Verbände sind ja nicht fest - keine Struktur, egal wie viele Stellungen.


    Man hat nicht nach DEN 7 Stellungen von BE gesucht, ja, aber man hat zwei Varianten beobachtet und sehr genau dokumentiert, die nicht mit dem Modell übereinstimmen (können). Familienstruktur auf der einen, Semi-solitäre Lebensweise auf der anderen.


    Irgendwie gibt es Rudelstellungen nur bei Haushunden? Ist das nicht komisch?

  • Ich bin wirklich kein RSler.
    Aber hier muss ich glaube kurz einsteigen auch wenn es ein bisschen OT ist.


    Ich habe einen Hund mit großer jagdlicher Motivation, sie geht sowohl auf Spur als auch auf Sicht und es kommt tatsächlich vor, dass ich Wild vor ihr wahrnehme, einfach weil ihre Aufmerksamkeit gerade woanders ist oder der Wind schlecht steht für sie und ich durch meine Größe weiter vorraussehen kann.
    Sie geht Wild hinterher, wenn sie es sieht, also muss ich davon ausgehen, dass sie das ein oder andere Reh eben nicht wahrgenommen hat (bis wir die Stelle passieren an der es dem Weg gekreuzt hat).


    Hunde haben sicherlich viel, viel feinere Sinne als wir, aber sie sind deshalb nicht allwahrnehmend, auch sie filtern und auch Hunden können Reize entgehen, weil sie gerade nicht im Focus stehen oder andere ungünstige Bedingungen dazu führen.

  • Zitat

    Ram hatte einen ausgeprägten Jagdtrieb und ging früher auf Sicht und Fährte. Kritisch waren stets Kaninchen und Hasen, denen er leider nur zu gerne hinterherhetzen wollte. Auch hierbei änderte ich meine Einstellung und probierte, das Jagdproblem auf partnerschaftliche Basis in den Griff zu bekommen, ohne über ein Abbruchkommado zu arbeiten (was in der Reizlage eh nix mehr brachte, Kaninchen waren stets zu verführerisch). Ich sicherte Ram die erste Zeit mit einer kurzen Schleppe ab. Da er, bevor er durchstartete, das Vorstehen im Ansatz zeigte, dachte ich mir das Ganze positiv zu belegen. Ram zeigte mir Wild an, ich lobte ihn und wartete einfach ab, bis er sich beim Anblick des Tieres beruhigt hatte. Schloß er den Reiz ab, konnten wir ganz normal weiter gehen. Fürs eigenständige Umorientieren zu mir gabs natürlich ein mega Lob und ich ließ u.a ein leckerli oder Spielzeug, was er sehr gerne hatte, springen. Dem Spielzeug konnte er nach Hasensichtung und Umorientierung zu mir in der zweiten Phase des Trainings hinterherhetzen, was ihm recht gut gefiel.


    Jetzt ist es so, wenn wir zwischen den Feldern sind und plötzlich ein Reh vor uns auf dem Weg springt, nehmen wir das Ganze zur Kenntnis und gehen gelassen weiter :lol:
    Ram zeigt gar keinen Ansatz mehr, hinterhergehen zu wollen.


    :???: Steh ich jetzt auf dem Schlauch oder wo ist da der Unterschied zu dem ganz üblichen Anti-Jagdtraining? Impulskontrolle, Umorientieren belohnen usw?
    Also es klingt ja super, absolut einverstanden, aber inwiefern ist das jetzt bei RS anders als irgendwo sonst?

  • Zitat

    ich nehme an, Fluffy, du warst dabei.
    Ansonsten ziehe ich meinen Hut vor deiner Fähigkeit, alles was andere sehen und erleben aus der Ferne beurteilen zu können. Vielleicht warst du auch mal Hund, dass du genau abschätzen kannst, wer wann was wie wahrnimmt. Oder dir reichen Studien über die Wahrnehmung um beurteilen zu können, dass Hunde zu jederzeit immer und überall aufmerksam sind und alles bemerken, was ihre Sinne ihnen ermöglicht. Es gibt nie einen Moment der Unaufmerksamkeit.
    Danke, Fluffy, dass es dich gibt. Danke, dass du uns an deiner Weisheit und deiner ungeheuren Fähigkeit, die Wahrnehmung von anderen auf Distanz sicher beurteilen zu können teilhaben lässt :gott:


    Ist das nicht das Verhalten das du ständig anprangerst? Und nun rutscht du noch tiefer?



    Wolfsspuren: Ja, leider hat dieser Perfektionismus inzwischen fast bizarre Blüten getrieben.
    Darum finde ich es umso schöner das du und andere nun einfach einen besseren Weg eingeschlagen habt, eben mit dem Hund zusammen und nicht als "Oberrudelsführer" oder sowas.
    Das ist ein Vorteil dieses Konzeptes, leider in meinen Augen der einzige Vorteil. Denn dort treibt es ja dann eben andere Blüten. *seufz*
    Es ist halt so das ein Dogma bei den meisten eben vom nächsten Dogma abgelöst wird. Einen Schritt zur Seite zu machen und sich nur rauszuziehen was eben in diesem Moment am besten zum eigenen Team passt machen leider nicht viele Leute.


    Ceri: Arren latscht sogar vor Treppenstufen wenn der vertieft/abgelenkt ist.
    Dennoch ist er mir im Aufmerksamkeitsmodus um Lichtjahre vorraus. Selbst der Dummhund und selbst in Momenten wo ich denke er schnuppert grad vertieft. Ich scanne aus Gewohnheit die Umgebung, aber plötzlich ist der Depp so aufmerksam in eine Richtung und ich sehe nix, höre nix und rieche auch nix. Der Dummhund schon.


    Vom Whippet fang ich garnicht erst an, der träumt grad einen Grashalm voller Duft an und zack stehen die Ohren und der ganze Hund für einen unglaublich kurzen Moment, ehe er wieder verträumt den Grashalm ablutscht.


    Aber die Interaktion zwischen Wolfsspuren und ihrem Hund ist etwas sehr schönes, auch wenn der Hund mit großer Wahrscheinlichkeit den anderen schon längst bemerkt hatte, so ist es ihm ja sichtlich angenehm das Frauchen auch endlich mal mitmacht.
    Ist nämlich auch eine Art des Sicherheitsgebens das viele Hunde nach einer Weile sehr dankbar annehmen.
    Denn es ist nunmal so: Sie sind von uns abhängig, sie sind unsere Geschöpfe.



    Zitat

    Hunde haben sicherlich viel, viel feinere Sinne als wir, aber sie sind deshalb nicht allwahrnehmend, auch sie filtern und auch Hunden können Reize entgehen, weil sie gerade nicht im Focus stehen oder andere ungünstige Bedingungen dazu führen.


    Sicher. Aber auf einer Hundewiese sitzend dürfte der Mensch dennoch unterlegen sein.
    Aber das mit dem filtern ist gut und richtig, noch ein logischer Fehler in der vRS: Der Hund der für dieses vor allen wahrnehmen zuständig ist, der ist rein körperlich garnicht in der Lage alles wahrzunehmen.
    Selbst wenn 2 Hunde diese Aufgabe übernehmen, das geht einfach nicht.

  • ByllemitBlacky, dein vorletzter Absatz ist irgendwie ein non-sequitur.
    Diese Schlussfolgerung kann ich nicht daraus ziehen. Wenn diese Verbände nicht durch unerwartete Ausfälle gestört werden oder sich gerade in einem Aufbaustadium befinden, warum sollten dann keine Strukturen zu finden sein?
    Elterntiere als MBH und VLH, V3s als Ammen und "gute Onkels", nachgezogene Leittiere, die abwandern sobald sie erwachsen sind weil sie Doppelbesatz wären, usw.
    Gibt es doch alles. Nur hat man diese Stellungen eben nie dahingehend benannt.
    Ich sehe da keinen Widerspruch. Auch nicht, dass es niemand bislang so gesehen hat.


    Das hat Schaller bei den Gorillas auch nicht bis Fossey kam.
    Warum nicht einfach mal dahingehend nachsehen? Was verliert man denn, wenn man es tut? Findet man nichts, na dann wars halt nix. Sperrt man sich, weil man nichts finden will, weil nicht sein kann, was nicht sein darf, vernachlässigt man seinen Auftrag als Forscher.
    Mir kommt das so vor wie Augen verbinden und sich dann hinstellen und sagen "ich sehs nicht, also existiert es nicht".


  • Nun musste ich echt lachen... Fossey war eine Große, das mag stimmen, aber auch sie war nicht fehlerlos und nicht alle ihre Beobachtungen stimmen.


    Dann geh doch und sie mal nach. Es gibt zig Videomaterial und Verhaltensbeschreibungen über Wölfe.
    Selbst wenn nicht im Sinne der vRS geforscht wurde müsstest du doch zig Ansätze für diese Theorie in den Forschungen finden, denn du weißt ja wonach du suchst.

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