Warum "vergreifen" sich so viele Leute bei der Hundewahl?


  • Ich vergaß vielleicht zu erwähnen: Der Hund kann nicht alleine bleiben und kläfft entsprechend die ganze Zeit.


    Und ja, ich denke solch eine Vermittlung ist ein Fehler. Meines Erachtens nach sollte ein Hund welcher schnappt (und der schnappt ja auch nach den - erwachsenen - Kindern, wenn diese daheim sind) und nicht alleine bleiben kann nicht in einen Anfängerhaushalt mit zwei berufstätigen Personen. Und nein, die Lehrerin ist nicht nur 3-4 Stunden in der Schule und hat danach Freizeit bis zum Abwinken.

  • Zitat

    Was meinst ihr? Warum sucht man sich einen Hund aus, der so nullkommanull zu einem passt? Nur das Aussehen? (...)
    Habt ihr selbst schon mal so einen "Fehler" gemacht? Oder kennt ihr Beispiele? Ich meine jetzt auch nicht Hunde vom Tierschutz, da weiß man das ja nicht vorher, sondern ganz bewusst nur den Hund nach Optik aber nicht Eigenschaften ausgesucht.


    Meines Erachtens gibt es ein paar Gründe, die häufig zutreffen, wenn sich eine Person einen offensichtlich falschen Hund zulegt:


    (1) Der Hund passt optisch zum Interieur, optisch zur Person und zum Image.
    Gerade das Image ist wichtig:
    Will ich sportlich sein, halte ich mir einen sportlichen Hund, unabhängig davon, ob ich wirklich sportlich bin. Ich will eben als sportlicher Typ wahrgenommen werden. Bin ich ein kerniger, selbstbewusster Typ, dann hole ich mir eine angeblich schwierige, kernige Rasse, vollkommen unabhängig davon, ob ich wirklich ein solcher Typ bin oder nur möchte, dass ich als solcher wahrgenommen werde. Das Selbstbild der allermeisten Menschen gleicht weniger einem Spiegelbild denn einem utopischen Traumselbst, das bestenfalls in einem Roman Platz gefunden hätte. Da halten sich Personen für unglaublich individuell und einzigartig, für einfallsreich und selbstbewusst, für erfahren und durchsetzungsfähig usw. usf. und schaffen es nicht für ein paar Cent ehrlich mit sich selbst zu sein, um festzustellen, dass sie dieselben Wünsche, Anforderungen und Fähigkeiten (vor allem im Bezug auf das Thema Hund) besitzen, wie die absolute Mehrheit der restlichen Hundehalter auch. Und je individueller ich bin, desto individueller muss eben auch die Hundewahl sein.


    (2) Tierschutz-Muttis
    Der herzerweichende Blick eines Hundekindes, Hundeopis, Hundeteens auf einem Internetbild, dazu das traurige Gesabbel von einer schrecklichen Vergangenheit und als Optimum die Gewissheit etwas gutes getan zu haben - fertig ist die Adoption eines Hundes, der fernab der eigenen Bedürfnisse ist. Schlich und ergreifend aus falsch verstandener Liebe. Noch besser: Der Hund hat seine Probleme aufgrund seiner Vergangenheit, dafür kann niemand was und das muss auch nur bedingt erzogen werden. Die Schuld liegt bei dem bösen Land, aus dem der Hund stammt. Oder dem bösen Vorbesitzer.


    (3) Belesen und Geblendet
    Die meisten Rassebeschreibungen sind durchweg positiv, dadurch ist es einfach unglaublich schwer sich tatsächlich zu informieren. Und es ist so wunderbar leicht das Paket Hund durchweg toll zu reden, auch wenn Wach-, Schutz- oder Jagdtrieb eigentlich überhaupt nichts für einen sind. Wie das eben bei 90% aller Hundehalter so ist. Dann erkundigt man sich gleich noch im Internet und hört: Hund ist super, wenn man die richtige Person ist. Und, s. (1), klar! Man ist natürlich die richtige Person. Für andere Leute ist der Hund natürlich total schwierig, aber ich komme damit super klar. Bin halt voll individuell. ;) Dass aber vielleicht der Hund nur so easy ist, weil derjenige, der ihn für easy hält, in der hinterletzten Pampa wohnt und nur 2 Hunde oder Menschen in der Woche auf den Spaziergängen trifft, kein Wild hat das gejagt werden kann oder es keinen interessiert, sich am Dauergekläffe nicht stört oder sowieso keinen Besuch empfängt - shit happens. Das klappt sicher auch mitten in Berlin. Ist ja alles eines Sache der inneren, individuellen Einstellung.


    Und so schließt sich der Kreis. Spätestens mit Clicker, Boxentraining, Schleppleine und Auslastung am Fahrrad ist der Hund auch in Bochum, Hamburg oder mitten in München irre glücklich. Und das Aussehen? Na, das habe ich mir nie angesehen ... zufällig entspricht der Hund meinem Schönheitsideal, meinem Bild von einem hübschen Mädchen, das einen Hund hält oder einem echten Naturburschen? Nun ja. Zufall. Ist ja immer individuell. :lol:


    Niemand, wirklich niemand, sucht sich einen potthässlichen Hund aus. Die einzige Ausnahme diesbezüglich sind die Rettungssyndrom-Hunde, blind, taub, 2 1/2 Beine und hässlich wie die Nacht - aber das gibt gleich 100 Gummipunkte für die unsterbliche Seele. Da muss der Hund nicht schön sein, denn der ist richtig arm dran. ;)


    Und ehrlich?
    Wer sagt denn dann, dass der Hund falsch ist? Derjenige, der mitten in der Stadt einen BC hält, der ihn überall hin mit begleitet? Sicher nicht. Der Hund ist eben genau das, was er oder sie wollte. Der Hund hat mein Image aufpoliert. Es ist also genau der richtige Hund für mich.


    Leider bin ich der falsche Mensch für den Hund. Aber der wurde nicht gefragt, ob er mich auch für so sportlich hält, wie ich mich selbst.



    PS:
    Was die ganzen negativen Beispiel angeht - da ich niemanden 24/7 beobachten kann und nicht weiß, wann und wie oft der Hund rausgeht, finde ich negative Aussagen bezüglich der Hundehaltung immer sehr schwierig. Selbst bei meinen direkten Nachbarn bekomme ich nicht mit, wann und wie oft sie rausgehen oder was sie mit ihren Hunden in der Wohnung treiben. Sie von mir aber auch nicht. Heißt das jetzt, dass mein Hund nur 10min zur nächsten Wiese kommt und ausschließlich an der Retrieverleine läuft, weil sie mich nur hin und wieder so sehen?


    Vorsicht mit Unterstellungen.

  • Zitat


    die frau ist Lehrerin - damit ganz sicher nicht 8-9 stunden außer haus.


    Bitte was? Das erzaehl ich mal dem Lehrer in meiner Familie. Der hat neben den (locker) 9 Stunden in der Schule einen langen Hin-/Rueckweg (da ist nichts mit mal fix heim in einer Freistunde) und darf daheim nochmal Sachen vorbereiten, Arbeiten korrigieren, etc.
    Der hat nicht ein wirkliches freies Wochenende...




    Manchmal frag ich mich echt, wie man zu solch falschen Meinungen kommt...

  • Zitat

    Manchmal frag ich mich echt, wie man zu solch falschen Meinungen kommt...


    Gerüchte und Binsenweisheiten. Mir fallen da spontan noch "Lehrer haben ja in den Ferien die ganze Zeit Freizeit" und "Studenten haben ja auch immer Zeit" ein. Leider kann ich weder das eine noch das andere bestätigen.


    Und um das ganze auch nochmal auf den Dackel zu beziehen: Gar kein Hund wäre die beste Alternative gewesen. Oder einer aus dem Tierheim der verträglich ist und alleine bleiben kann. Ich kenne die Leute ja - die sind sichtlich überfordert mit dem Hund!

  • Neben der Fehl- oder Mangelinformation über Rasseeigenschaften ist für mich persönlich das immer noch weithin proklamierte Credo "Sozialisierung und Erziehung ist alles" für die Fehlgriffe vorhanden.
    Es wird immer noch zu oft beworben, dass man Rasseeigenschaften einfach weg konditionieren kann, wenn man nur fleißig zur Hundeschule geht.

  • Es geht doch schon damit los, dass Menschen einen Hund haben wollen, der keine Jagdeigenschaften hat. Den Hund würde ich gerne sehen wollen!


    Klar gibt es Hunde an denen gehen Amsel, Reh, Hase usw. problemlos vorbei kommen; das Gro hat aber diese Jagdeigenheiten und Jagdhunderassen eben um so mehr.


    Und wegtrainieren kann man diese Leidenschaft nicht; man kann sie unter weitgehende Kontrolle bringen, mehr aber auch nicht.

  • Und, was noch eine Sache ist,...
    was heißt, "vergreifen"?


    ich glaub wie ich mir damals Mozart geholt habe, haben die meisten hier gesagt, die Mischung is nix für mich... das gleiche gilt für Foxi jetztz oder Rhea (Terrier).
    Was ICH für die Falsche Rasse oder Mix für xy halte, kann in echt ja auch perfekt sein?

  • Also ich denke auch nicht das so Trainer bei speziellen Rassevorstellungen helfen kann.
    ABer was wurde hier erwähnt?


    "Wir sind eine nette kleine Familie und wollen einen Familienhund, einen Malinoi oder nen Husky fänden wir schön"
    "Ich werde bald achtzig und der Schäferhund meiner Kindheit war so klasse, jetzt möchte ich wieder einen"


    Ich denke bei den Fällen wäre ne Beratungnicht schlechtes und ob die jetzt so im Dogforum passiert oder bei nem Trainer ist doch wurscht.


    Klar wird der nicht nen Chinese Crested empfehlen obwohl der super passen würde (als externes Beispiel, nicht für oben), weil er einfach noch nie einen kennen gelernt hat.
    Aber er wird schon mal sagen können, klar das sind schöne Hunde, aber den sollten sie sich trotzdem mal angucken.


    Und ich denke mal viele hundetrainer werden ja auch eine gewisses Interesse an Hunden haben und immer mal auf veranstaltungen sein oder im Internet unterwegs, wo halt viele verschiedene Halter sich rumtreiben.


    Schlusssatz: Ich denke zu so einem Trainer zu gehen wird ähnlich sein wie mal im Dogforum zu fragen.

  • ich hatte nicht gesagt , daß Lehrer nur 3-4 stunden arbeiten und dann Freizeit zum abwinken haben.
    sondern , daß sie zeitlich mehr daheim sind als andere vollzeitarbeitende. was nicht heißt , daß sie daheim
    nicht arbeiten , hatte ich auch geschrieben.
    aber vielleicht kommt es auf die Schulform an ...... egal.


    du hattest nicht geschrieben , daß der Hund nicht allein bleiben kann.
    der von dir beschriebene beißvorfall war der im Auto - für mich völlig in Ordnung.
    wenn ein Hund in seinem revier nach personen schnappt , welche nicht zu seinem rudel gehören - das sind für
    mich auch erwachsene kinder die nicht im haushalt leben - es aber NICHT macht , wenn er ignoriert wird,
    darin sehe ich kein Problem. nicht jeder Hund möchte von allen leuten bespaßt werden.

  • Zitat

    ich hatte nicht gesagt , daß Lehrer nur 3-4 stunden arbeiten und dann Freizeit zum abwinken haben.
    sondern , daß sie zeitlich mehr daheim sind als andere vollzeitarbeitende. was nicht heißt , daß sie daheim
    nicht arbeiten , hatte ich auch geschrieben.
    aber vielleicht kommt es auf die Schulform an ...... egal.


    Sorry, wollte dir damit nichts in den Mund legen! Es ist sicherlich wirklich sehr von der Schulform abhängig.


    Zitat

    du hattest nicht geschrieben , daß der Hund nicht allein bleiben kann.


    Ja, das hatte ich ja dann noch "nachgereicht".


    Zitat

    der von dir beschriebene beißvorfall war der im Auto - für mich völlig in Ordnung.


    Dem kann ich wohl nur zustimmen... Das fällt wirklich unter "eigene Doofheit"...


    Zitat

    wenn ein Hund in seinem revier nach personen schnappt , welche nicht zu seinem rudel gehören - das sind für mich auch erwachsene kinder die nicht im haushalt leben - es aber NICHT macht , wenn er ignoriert wird, darin sehe ich kein Problem. nicht jeder Hund möchte von allen leuten bespaßt werden.


    Das sehe ich in diesem konkreten Fall (!!!) halt etwas differenzierter. Zum einen weil es 3 erwachsene Kinder sind, die auch entsprechende Partner haben und somit recht häufig Trubel herrscht und viele Personen anwesend sind. Zum anderen weil die Leute einfach völlig unerfahren sind. Und entsprechend nun völlig überfordert - leider. Und ich denke einfach, dass ein Tierheim was wirklich verantwortungsbewusst handelt und seine "Pappenheimer" ja kennt, eben solch eine Konstellation nicht vermittelt.

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