Unsicherheit, kein Vertrauen oder gar "Dominanz"?

  • Hallo,
    ich habe seit fast 2 Jahren eine Hündin aus dem Tierschutz. Sie war anfangs sehr ängstlich und ist ständig meinen Blicken ausgewichen und mochte von mir nicht angefasst werden. Auf andere Leute ist sie aber von Anfang an freudig zugerannt. Sie hatte grundlos Angst vor mir und wollte ständig zu anderen hin. Nichtsdestotrotz hat sich das mit Geduld sehr gebessert und wir sind ein gutes Team geworden. :gut:

    Allerdings ist es immer noch so, dass wenn ein anderer unangeleinter Hund auf sie zukommt und sie aber an der Leine ist, dann panisch wird, versucht den anderen wegzubeißen und hüpft ständig weg. Ich denke sie fühlt sich sehr eingeschränkt an der Leine, da sie keine Fluchtmöglichkeiten hat.
    (Ich kann sie auch nicht alleine in einem Zimmer lassen, sie braucht immer einen Zufluchtsweg in ein anderes Zimmer, sonst zerkratzt sie mir die Tür.)

    Anfangs habe ich sie deshalb von der Leine gelassen, dann war alles wieder ok und sie hat sich über den anderen Hund gefreut. Aber ich möchte sie z.B. an der Straße nicht mit anderen spielen lassen. Deshalb versuch ich sie jetzt an der Leine absitzen zu lassen und dann den anderen Hund festzuhalten, sodass er sie nicht bedrängen kann. Allerdings klappt das eher schlecht, denn meine Hündin steht immer wieder auf und springt weg, sodass sie mich mitzieht und ich den anderen Hund nicht mehr halten kann. Dann geht das Spiel von vorne los, denn dieser geht wieder zu ihr hin und will sie beschnüffeln.

    Ich möchte ihr dadurch zeigen, dass ich sie als Rudelführer beschützen kann und sie mir vertrauen kann.
    Es ist wirklich schwer für mich die Bindung zu ihr zu stärken. Sie wird immer positiv bestärkt, bekommt Futter aus der Hand und hört sonst auch gut!
    Bin ich allerdings mit Freunden und ihren Hunden unterwegs, so bevorzugt meine Hündin die Besitzer der anderen Hunde. Ich weiß nicht warum ich ihr keine Sicherheit gebe bzw. keine Souveränität ausstrahle (mein Freund meint es läge evt an meiner zierlichen Erscheinung und ich würde mir auch zuviele Gedanken machen, angespannt sein und dadurch unsicher wirken. Leider kann ich meine Gedanken nur schwer abstellen, ich versuche es aber nach außen hin nicht zu zeigen) Mir ist nur wichtig, dass sie mir vertraut und mich respektiert. Sie hat kürzlich versucht bei mir aufzureiten, ich habe es aber sofort unterbunden und bisher ist es nicht wieder vorgekommen. Das fand ich sehr komisch, denn eigentlich ist sie sehr unterwürfig und ich habe sowas nicht erwartet.

    Die Unsicherheit an der Leine war aber von Anfang an da. Hat jemand evt Tipps und Trainingsübungen um das Vertrauen zu stärken? Wie kann ich ihr Sicherheit vermitteln?
    Was mache ich falsch bzw. wie zeigt man dem Hund, dass man die Situation unter Kontrolle hat?
    Sie ist kein sehr anhänglicher Hund! Ich trainiere täglich Grundkommandos, Apportieren, Suchspiele und Zerrspiele, und habe einen kleinen Agilityparcours. Trotzdem lässt sie mich für andere links liegen (sie war zweimal bei Freunden mit Hunden zum aufpassen und schon bin ich völlig uninteressant wenn diese dann mit uns spazieren gehen, denn sie folgt nur noch den anderen und mich guckt sie nichtmal an)! Wie stärke ich also die Bindung außer nur mit Leckerchen?

    Ich bin langsam etwas am verzweifeln, denn ich möchte meinem Hund gerecht werden, bekomme von ihr aber ständig vermittelt ich wäre kein vertrauenswürdiger Mensch, dem man folgen sollte.
    Nun ich würde mich über Rat sehr freuen :)

  • Zitat


    Trotzdem lässt sie mich für andere links liegen (sie war zweimal bei Freunden mit Hunden zum aufpassen und schon bin ich völlig uninteressant wenn diese dann mit uns spazieren gehen, denn sie folgt nur noch den anderen und mich guckt sie nichtmal an)! Wie stärke ich also die Bindung außer nur mit Leckerchen?

    Ich bin langsam etwas am verzweifeln, denn ich möchte meinem Hund gerecht werden, bekomme von ihr aber ständig vermittelt ich wäre kein vertrauenswürdiger Mensch, dem man folgen sollte.
    Nun ich würde mich über Rat sehr freuen :)


    Hallo,

    ich vermittle regelmässig Tierschutzhunde und sehe ein Mensch-Hund-Gespann immer aus der Sicht des Hundes. Ich möchte für meine Hunde den optimalen Menschen finden.

    Meistens sucht der Mensch sich einen Hund aus. Es wird kaum darauf Rücksicht genommen, welchen Menschen der Hund sich aussuchen würde.
    Ich achte bei Vermittlungen immer darauf, zu wem der Hund wirklich möchte.
    Da gehört auch dazu, dass ich viele Menschen enttäuschen muss, weil ich ihnen den gewünschten Hund nicht gebe.

    Wenn ich ganz ehrlich bin: Deine Hündin könnte deutlicher nicht zeigen, dass sie bei Dir nicht leben möchte. Ich würde sie zu einem anderen Menschen geben, der ihr mehr liegt.

    Auch für Dich wird es einen Hund geben, der genau zu Dir passt und sich bei Dir wohl fühlt.

  • Zitat

    Hallo,

    ich vermittle regelmässig Tierschutzhunde und sehe ein Mensch-Hund-Gespann immer aus der Sicht des Hundes. Ich möchte für meine Hunde den optimalen Menschen finden.

    Meistens sucht der Mensch sich einen Hund aus. Es wird kaum darauf Rücksicht genommen, welchen Menschen der Hund sich aussuchen würde.
    Ich achte bei Vermittlungen immer darauf, zu wem der Hund wirklich möchte.
    Da gehört auch dazu, dass ich viele Menschen enttäuschen muss, weil ich ihnen den gewünschten Hund nicht gebe.

    Wenn ich ganz ehrlich bin: Deine Hündin könnte deutlicher nicht zeigen, dass sie bei Dir nicht leben möchte. Ich würde sie zu einem anderen Menschen geben, der ihr mehr liegt.

    Auch für Dich wird es einen Hund geben, der genau zu Dir passt und sich bei Dir wohl fühlt.


    Das kann man so nicht sagen!!

    Mein erster Hund und ich waren auch ein super Team. ABER sobald ich mit einer bestimmten Freundin unterwegs war, war ich abgeschrieben. Mich hatte er halt IMMER und sie nur selten. Das heißt nicht, dass sich das Verhalten nicht auch gezeigt hätte, wenn die Situation andersrum gewesen wäre.

    Zu dem Problem mit den Hunden. Ich würde deine Hündin hinter mich nehmen, aber kein sitz verlangen - das ist EXTREM schwer für sie - und den anderen blocken. Aufstampfen und mit "AB!!" weg schicken und wenn das nicht hilft, mit dem Knie abblocken - muss man ein bisschen üben, dann klappt das super.

  • Hi :) Willkommen im Forum^^

    Ich hab auch eine sehr ängstliche und panische Hündin an der Leine. Bei ihr zeugt sich dies jedoch in einer Leinenaggro. Wir arbeiten dran.

    Zu deiner Vertrauenssache: Bei meiner hats geholfen das ich sie, wenn sie bedrängt wurde, zwischen meine Beine genommen habe und in die Hocke ging. So konnte ich ihr Rückhalt geben und fremde Hunde von vorne weg schicken. Und genau dieses Wegschicken hat bewirkt dass sie, wenn sie bedrängt wird immer zu mir kommt. Außerdem solltest du nicht zu sehr an dir zweifeln. Das lässt deine Glaubwürdigkeit verpuffen.

    Seit ihr schon mal in eine Hundeschule gegagen? Wie alt ist sie? Was für eine Rasse bzw. wo kommt sie her? Ausland? Wie alt war sie als sie zu dir kam?

    Bubuka, per Ferndiagnose zur Abgabe raten ohne die beiden persönlich gesehen zu haben finde ich daneben :dead:

  • Hallo,
    erstmal danke für die Antwort. Ich sehe das auch etwas anders als Babuka.

    Ich finde wichtig, dass der Hund zum Menschen passt, manche haben ja auch Angst vor Männern bzw. Frauen. Das habe ich vorher alles abgeklärt. Nicht jeder Tierschutzverein kann sich leisten seine Menschen und den Hund aus dem Ausland erstmal aufeinander zu prüfen. Die sind froh wenn der Hund ein Zuhause bekommt.
    ich sollte meine Hündin am besten zu jemandem geben, der die besten Leckerlies hat und sie unaufhörlich bespaßt! :rollsmilie2: kleiner scherz!

    Ich sollte wohl erwähnen dass ich einen Ersthund habe der Zuhause dominant meiner Tierschutzhündin gegenüber ist. Wenn ich meine Ersthündin gestreichelt habe, dann traute sich die andere nicht zu mir. Mittlerweile ist dies auch viel besser geworden, ich denke daran lag es zu Anfang mit dem "Blick ausweichen und nicht gestreichelt werden" aus Furcht vor der Ersthündin. Dieser habe ich aber vermitteln können, dass sie dies akzeptieren sollte und das hat sie auch. Zwischen den beiden ist nie was passiert, wie gesagt die eine ist äußerst dominant und fordernd, die andere sehr zurückhaltend und unterwürfig.

    Allerdings ging es mir eher um das Verhalten an der Leine und Bindungstraining sowohl für das Vertrauen als auch für das Respektieren als Familienoberhaupt, denn dadurch schafft man sich ja erst das Vertrauen des Hundes.
    Widersprüchlich finde ich außerdem dass sie super hört, Spaß am Training hat und sich unterwirft, aber plötzlich versucht aufzureiten und andere Menschen bevorzugt.

    Hat jemand noch einen alternativen Vorschlag als den Hund wegzugeben? :fear:
    Danke für die weiteren Antworten :)

  • Lilly vertraut leider auch nicht in allen Situationen auf unser "Können" und bellt bestimmte Hunde an der Leine an. Wir sind das Problem jetzt auch mal angegangen. Wir üben viel Abschirmen, d.h. andere Hunde von Lilly vertreiben wenn sie an der Leine ist. Egal ob die Hunde nett sind oder nicht. An der Leine soll sie sich sicher fühlen; KEIN Hund soll an sich rankommen. Dazu sind wir auch mit einer Wasserflasche ausgestattet für ganz aufdringliche Kanidaten (nur wenn der Besitzer seinen Hund nicht zurückrufen kann, bzw. es einfach nicht machen will).

    Dazu haben wir an einem sog. "Alltagskreis" teilgenommen (D.O.G.S. Trainer). Sinn des Ganzen ist deinem Hund zu zeigen, dass DU entscheidest was passiert und andere auf dich hören (so hab ich es zumindest verstanden). Grob sieht das so aus: Hund in der Mitte eines abgesteckten Kreises, andere Hunde/Menschen laufen drum rum. Man selber steht mit im Kreis und "befiehlt" mit großen Gesten den anderen was sie tun soll (näher kommen, stoppen...). Dein Hund soll so sehen "wow, die kann denen sagen was die tun sollen". Wieviel das wirklich bringt weiß ich natürlich nicht. Mir persönlich war es was zu langweilig und ich hatte nicht dass Gefühl, dass Lilly beeindruckt war ;)

  • Zitat

    Hallo,
    erstmal danke für die Antwort. Ich sehe das auch etwas anders als Babuka.

    Ich finde wichtig, dass der Hund zum Menschen passt, manche haben ja auch Angst vor Männern bzw. Frauen. Das habe ich vorher alles abgeklärt. Nicht jeder Tierschutzverein kann sich leisten seine Menschen und den Hund aus dem Ausland erstmal aufeinander zu prüfen. Die sind froh wenn der Hund ein Zuhause bekommt.

    Genauso ist es, leider. Wer einen Hund haben will, bekommt ihn meistens.
    Die Hunde werden nicht gefragt.....
    Ich nehme mir immer die Zeit einen Hund erstmal kennenzulernen und suche dann den Menschen, der zu dem Hund passt.


    Zitat

    Schokokaira
    Es ist wirklich schwer für mich die Bindung zu ihr zu stärken. Sie wird immer positiv bestärkt, bekommt Futter aus der Hand und hört sonst auch gut!
    Bin ich allerdings mit Freunden und ihren Hunden unterwegs, so bevorzugt meine Hündin die Besitzer der anderen Hunde. Ich weiß nicht warum ich ihr keine Sicherheit gebe bzw. keine Souveränität ausstrahle

    Souveränität kann man nicht vorspielen, das hat auch mit der Körpergröße nichts zu tun.
    Du schreibst selbst, dass ihr beide keine gute Bindung habt.

    Bindung ist etwas, was freiwillig passiert.
    Wenn die Bindung in 2 Jahren nicht entsteht, dann kann man sie nicht "erarbeiten".

  • bevor du ein Verhältnis zu deiner Hündin aufbauen kannst musst du erst mal die vielen Streßfaktoren eleminieren die das arme Tier hat.

    Zuhause eine Hündin die sie niederhält und kein Rückhalt von dir
    draußen wird sie von anderen Hunden bedrängt und wieder kein Rückhalt von dir

    aus lauter Streß verfällt sie in Übersprungshandlungen ( aufreiten ) und du kommst mit Dominanz, wieder kein Rückhalt von dir.

    Wenn du es nicht schaffst deinem Hund den Halt zu bieten den er brauch wird das nichts mit eurem Zusammenleben. Deine Hündin kommt sich permanent verraten vor.

    Du stehst in der Verantwortung ihr diesen Halt endlich zu geben und das fängt auf keinen Fall mit Selbstvorwürfen an sondern sollte mit dem Blick auf das Ganze beginnen.

    Lehn dich mal zurück und schau dir die Situation aus dem Blickwinkel deiner Hündin an....du wirst staunen.

  • Danke für den Rat Bubuka, aber ich gebe den Hund nicht ab, nur weil er sich über andere mehr freut. Ich möchte lediglich wissen woran es liegen könnte um es zu verbessern!

    Nur weil eine Omi ne bessere Austrahlung auf den Hund hat als ich, weil sie vllt nach billigen Leckerchen riecht, heißt nicht, dass der Hund sich dort besser fühlt und den gleichen Ausgleich bekommt wie bei mir!

    Das alles mit Unsicherheit an der Leine, andere bevorzugen und aufreiten muss ja zusammenhängen. Vielleicht wirke ich nicht so kompetent wie andere und der Hund folgt nunmal dem stärksten Glied! Aber daran kann und werde ich arbeiten. Ich glaube ein paar gute Tipps können nicht schaden, deshalb schreibe ich ja hier.

    Zur weiteren Info: Meine Hündin habe ich mit 1 Jahr aus Spanien bekommen. Draußen war und ist sie sehr energisch,. alles und jeder ist interessant! Drinnen eher ruhig im Körbchen.
    Ihre Macken sind: Angst im Dunkeln, vor Leuten mit großen Hüten und wie gesagt die Flucht an der Leine vor anderen Hunden.
    Bei den Menschen mit Hüten, bin ich voran gegangen, habe der Person bescheid gegeben, habe den Hund herangeführt und gezeigt, dass es nichts schlimmes ist. Die person hat den Hut abgenommen, dem Hund gezeigt und mein Hund ist schwanzwedelnd auf die Person zu. Seitdem hat sich das gebessert.

    Hundeschule haben wir ein Jahr gemacht, dann ein Jahr ausgesetzt weil es terminlich nicht ging und ab September fangen wir wieder an. Ich möchte BH, Agility und Mantrailing versuchen :)

  • Zitat


    Nur weil eine Omi ne bessere Austrahlung auf den Hund hat als ich, weil sie vllt nach billigen Leckerchen riecht, heißt nicht, dass der Hund sich dort besser fühlt und den gleichen Ausgleich bekommt wie bei mir!

    Ich glaube, viele wissen gar nicht, was eine gute Bindung ausmacht.
    Die Bindung hat mit Futter überhaupt nichts zu tun und kann darum über Futter auch nicht aufgebaut werden.

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