Manisches Fressen, bis der Arzt kommt

  • Hallo Ihr,

    seit zwei Jahren nehme ich die knapp sechsjährige Dalmatinerdame unserer Nachbarin mit zum Joggen, ab und an auch mit zum Wandern. Das Problem ist, dass die Punktedame alles, absolut alles frisst, was herumliegt, und mir scheint, dass dieses manische Fressen immer noch manischer wird. Sogar, wenn sie angeleint ist, schnappt sie alles mögliche vom Boden weg, sie ist blitzschnell. Ich sehe oft gar nicht, was da liegt, und schwupp, ist es drin und geschluckt. Ob Zellophanpapier, Plastikteilchen, Chips, verfaultes Obst, auch Steinobst, Tomaten, Zwiebeln, Pommes, verschimmeltes Brot, Menschen-, Hunde-, Katzen-, Schafsch..., Aas, das Jäger herumliegen haben lassen, Gras, Erde, usw. usf. - sie haut alles rein. Mit ihr durch die Stadt oder auf ein Fest zu gehen, ist unmöglich, weil sie nie entspannen kann, ständig nach Fressen sucht, jeden Krümel aufleckt und dabei wie verrückt an der Leine zieht. Macht sie das, wenn sie mit Frauchen oder deren Sohn unterwegs ist, wird sie gleich beim bloßen Schnuppern angebrüllt und heftig von der Schnupperstelle weggerissen. Der Hund ist nur auf Fressen aus, will nicht spielen, weder mit Ball, Frisbee oder sonst einem Spielzeug, noch mit anderen Hunden, mag nicht baden. Okay, rennen tut sie gern. Aber: Neulich war ich mit ihr bei einem Agility-Privattraining meiner Bekannten zu Gast. Der Hund der Bekannten hat fein mitgemacht und ist von einer Ecke des Platzes in die andere gedüst. Die Dalmatinerdame dagegen ist direkt nach dem Ableinen zum Misthaufen gerannt, um sich Pferdesch... reinzuzuziehen im Akkord. Training und Sportsfreunde haben sie null interessiert. Die Fressmanie geht so weit, dass sie Frauchen und Sohn aggressiv anknurrt (so richtig mit Bürste und Zähnefletschen), und dann bekommt sie mit einem warmen Lächeln das Leckerli aus der Bauchtasche serviert.

    Wenn der Hund nun Durchfall oder Schlimmeres hat, nachdem ich mit ihm unterwegs gewesen bin, werde ich gefragt, was der Hund alles gefressen hätte, und ich bekomme nett verpackte, aber deutlich spürbare Vorwürfe. Mein Argument, das sei doch die Pflicht des Besitzers, mit dem Hund zu arbeiten, dass er sozialverträglich wird und solche Macken ablegt, will die Besitzerin nicht hören, das zeigt sie mir deutlich. Sie würde den Hund ja auch nicht von der Leine lassen, ich solle den Hund gefälligst angeleint lassen. Aber einen Dalmatiner beim Joggen nur an der Leine zu haben, grenzt für mich an Tierquälerei.

    Habt Ihr einen Rat für mich, was ich tun könnte? Mit der Besitzerin ist leider nicht zu reden, ich habe das schon so oft versucht. Der Sohn sagt zwar, er würde mit ihr reden wollen, aber passiert ist bislang nichts. Kann man einem Hund in diesem Alter diese Macke abgewöhnen? Wenn ja, wie? Momentan bin ich leider so weit, dass ich den Hund nicht mehr zum Joggen mitnehme, denn wenn er mal einen Giftköder erwischen sollte, hätte ich mit Sicherheit einen riesengroßen Ärger am Hals. Aber mir tut der Hund, der mir sehr ans Herz gewachsen ist, so dermaßen leid, das macht mich echt fertig. :sad2:

    Ganz liebe Grüße - und danke schon mal für Eure Tipps!
    Sabine

  • Wurde der Hund deswegen mal einem TA vorgestellt, denn normal ist so ein Gebaren ja nicht.
    Evtl. könnte ein Mangel vorliegen weswegen sie so verfressen ist.
    Was bekommt sie denn zu fressen, und wie oft wird gefüttert. :???:
    Dalmatiner können etwas fütterungsproblematisch sein und müssen oft purinarm ernährt werden. :|

    Wie geht denn der Besitzer so mit dem Hund um. :???:

  • Ich schliesse mich den Fragen von Anette an.
    Wurde ein gesundheitliches Problem ausgeschlossen?
    Ist der Hund kastriert, bekommt er Medikamente, wie Cortison?

    Welches Futter bekommt der Hund?

  • Vielleicht wäre es ok, wenn du sie an einen Maulkorb gewöhnst, sodass wenigstens während deiner Touren mit ihr nichts passieren kann.
    Allerdings stimmt es, dass das Verhalten merkwürdig ist, entweder gesundheitlich bedingt oder eine Verhaltensstörung.

  • Das hört sich ja wirklich schlimm an! Dass Hunde gerne Essensreste oder auch mal Katzenkot fressen ist nicht ungewöhnlich, daran kann man arbeiten, aber das was du beschreibst sind ja ganz andere Ausmaße.

    Als erstes würde ich dem Hund einem Tierarzt vorstellen, vielleicht hat er irgendeinen Mangel?
    Ansonsten, wieviel und was bekommt der Hund zu fressen?
    Möglicherweise wäre eine Futterumstellung mal ein Versuch wert.

    Wenn alles Gesundheitliche ausgeschlossen wurde dann würde ich vielleicht einen Trainer oder Tierarzt der auf Verhaltenstherapie spezialisiert ist hinzuziehen, denn das was die Halter da versuchen halte ich nicht gerade für sinnvoll und es scheint ja auch keinerlei Änderung zu bewirken. Anbrüllen und grob werden kann bei so einem Verhalten nicht die Lösung sein.

  • wenn du gebeten wirst den Hund niemals abzuleinen dann hast du dich auch daran zu halten. Zum einen weil es nicht dein Hund ist und zum anderen weil der Hund auch ganz schnell mal sterben könnte wenn er was Falsches verschlingt. Als Sitter musst du dich an die Anweisungen des Besitzers halten. Von mir hättest du das Mädel jedenfalls nicht mehr als einmal bekommen.

    Zu dem eigentlichen Problem. wurde sie mal sehr gründlich untersucht? Großes Blutbild inklusive aller Organwerte? Bis man weiß woran es liegt gehört dem Hund ein Maulkorb aufgezogen.

  • Jetzt versuche ich mal, der Reihe nach zu antworten...

    Zitat

    Wurde der Hund deswegen mal einem TA vorgestellt, denn normal ist so ein Gebaren ja nicht.
    Was bekommt sie denn zu fressen, und wie oft wird gefüttert. :???:
    Wie geht denn der Besitzer so mit dem Hund um. :???:

    Zitat

    Wurde ein gesundheitliches Problem ausgeschlossen?
    Ist der Hund kastriert, bekommt er Medikamente, wie Cortison?


    Die Dame war schon weißnichtwieoft bei verschiedensten Tierärzten (die Besitzerin gibt anscheinend damit an, dass sie sich für das Geld, das sie schon in den Hund an Tierarztkosten investiert hätte, einen Neuwagen der Oberklasse hätte kaufen können), aber wegen anderer Probleme wie andauerndem Kratzen und Sich-Lecken. Anscheinend wurde eine Allergie gegen Hausstaub und noch ein paar andere Stoffe diagnostiziert, weswegen sie Cortison als Dauermedikation und seit über einem Jahr auch Spritzen zur Desensibilisierung bekommt - aber nicht aufhört zu kratzen und zu lecken. Kastriert wurde sie schon im Welpenalter. (Ich kenne die Tierarzthelferin des aktuellen Arztes, deswegen weiß ich das alles so genau.)
    Zu fressen bekommt sie 3x täglich ausschließlich Diät-Trockenfutter, die Marke weiß ich nicht, aber die Portionen scheinen mir nicht allzu groß zu sein.
    Die Besitzer sind komplett hundeunerfahren, das ist ihr erster Hund. Wie sie mit ihr umgehen, habe ich mir gestern abend und heute morgen von anderen Gassigehern sagen lassen - ich persönlich kann nichts dazu sagen, weil ich berufstätig und tagsüber nicht im Wald unterwegs bin. Allgemein ist die Rede davon, dass das ein Drama sei mit dem Hund. Eigentlich hat jeder von mir Befragte nur den Kopf geschüttelt. Sie gehe ausschließlich an der Flexileine, und wenn sie doch mal abgeleint werde, gehe sie stiften. Einige Gassigeher haben sie wohl schon öfter mal im Wald aufgesammelt, oder auch auf den Komposthäufen in diversen Gärten. In der Welpenschule war sie wohl, aber die eigentliche Arbeit mit dem Hund haben Kinder aus unserer Nachbarschaft übernommen. Sie machen mit dem Hund nichts, außer eben dem normalen Gassigehen, damit der Hund sich erleichtern kann. Eine Hundetrainerin vom Schäferhundeverein, die auch immer im "Gassiwald" unterwegs ist, meinte, dass sie von Anfang an riesige Probleme mit dem Hund gehabt hätten und dass es besser für alle wäre, den Hund ins Tierheim zu geben. Aber das steht nicht zur Diskussion.

    Zitat

    Vielleicht wäre es ok, wenn du sie an einen Maulkorb gewöhnst


    Das habe ich schon vor etwa einem Jahr versucht anzuregen. Die Besitzerin hat auch einen Maulkorb gekauft, aber als der Hund ihn nach dem Aufziehen gleich abgestreift hat, hat sie ihn in den Müll geworfen, und seither ist das Maulkorbthema keins mehr. "Sie trägt ihn nicht, basta." Als ich ihr gesagt habe, dass sie ihr das Tragen auch erst antrainieren müsste, hat sie gemeint, "sie will das nicht, sie hat ihn abgestreift".

    Zitat

    Wenn alles Gesundheitliche ausgeschlossen wurde dann würde ich vielleicht einen Trainer oder Tierarzt der auf Verhaltenstherapie spezialisiert ist hinzuziehen


    Auch das habe ich schon vorgeschlagen. Die Antwort der Besitzerin war, andere Hunde würden genauso herumfressen wie ihrer (ich kenne allerdings keinen, und ich kenne viele Hunde, bin mit Hunden auch großgeworden), und ihrer hätte das auch schon von Anfang an so gemacht, das sei halt so bei ihr. Ich hatte sie schon soweit, dass sie zu einer Hundepsychologin und -trainerin aus meinem Bekanntenkreis geht (sie ist wirklich sehr fähig), aber bei der ersten "Sitzung", als sich alle Hunde versammelt haben, ist besagte Punktedame weggerannt zur benachbaren Obstwiesen und hat angefangen Äpfel zu fressen. Danach ist sie nicht mehr hingegangen und ist jetzt der Meinung, die Trainerin hätte keine Ahnung.

    Zitat

    wenn du gebeten wirst den Hund niemals abzuleinen dann hast du dich auch daran zu halten. Zum einen weil es nicht dein Hund ist und zum anderen weil der Hund auch ganz schnell mal sterben könnte wenn er was Falsches verschlingt. Als Sitter musst du dich an die Anweisungen des Besitzers halten. Von mir hättest du das Mädel jedenfalls nicht mehr als einmal bekommen.


    Sie hatte mich nicht gebeten, den Hund niemals abzuleinen, das war von mir verkürzt wiedergegeben, sorry. Als sie mich engagiert hat, habe ich gesagt, dass ich den Hund nur mitnehme, wenn er in Feld und Wald und Flur frei laufen darf, und sie war einverstanden. Natürlich hat das nicht von Anfang an geklappt, aber jetzt bleibt sie immer bei mir, wenn ich jogge. Das An- oder Abgeleintsein ist auch nicht das Thema, denn der Hund frisst im Vorübergehen. Verschimmeltes Brot in der Hecke? Zack, Kopf rein, Brot rein, weg ist's. Fleischreste am Rand des Maisfelds? Schnapp und weg. Ich bräuchte eine 50-Zentimeter-Leine oder einen Ausbinder wie beim Pferd, damit der Hund den Kopf nicht mehr bewegen kann...
    Oder eben ein konkretes Trainingsprogramm, sofern es so etwas überhaupt gibt?!

  • Ich habe zwar keinen Tipp, was man da machen könnte, aber einen Gedanken:

    Zitat

    weswegen sie Cortison als Dauermedikation


    Vielleicht liegt es ja (ein bisschen zumindest) daran? Ich musste meiner Hündin auch mal Cortison geben...die war unerträglich, weil sie so hungrig war. Sie ist sonst schon immer hungrig, aber da war es extrem. Hat nur mehr gewinselt und ist um mich rumgewuselt, weil sie Futter haben wollte. Und draußen hat sie noch mehr nach Fressbarem Ausschau gehalten als sie das ohnehin tut (bei ihr ist es aber kein sog. "perverser Appetit", sie frisst nur essbare Sachen wie Essensreste, Obst etc. was aber auch nicht so toll ist).

    Irgendwo habe ich auch schon gehört, dass rohfütterung oder das Füttern von Stinkekäse helfen könnte.

  • Zitat

    weswegen sie Cortison als Dauermedikation und seit über einem Jahr auch Spritzen zur Desensibilisierung bekommt - aber nicht aufhört zu kratzen und zu lecken. Kastriert wurde sie schon im Welpenalter.

    Bei diesen beiden Faktoren kann man ziemlich sicher mit Erziehung nichts erreichen.
    Ich kenne viele Hunde unter Cortison, die würden für ein Stück Futter alles tun.
    Die Futtergier ist eine erhebliche Nebenwirkung einer Cortisonbehandlung.

    Eine traurige Geschichte.....

  • Ohje der Hund tut mir leid.
    Unfähige Halter, Frühkastration, Cortison und sonstige Medis, und dazu noch Diät-Trockenfutter.
    Kein Wunder das der Hund so drauf ist.
    Diät-Futter hält meistens nicht was es verspricht, zudem würde mich die Marke interessieren.

    Zitat

    Eine Hundetrainerin vom Schäferhundeverein, die auch immer im "Gassiwald" unterwegs ist, meinte, dass sie von Anfang an riesige Probleme mit dem Hund gehabt hätten und dass es besser für alle wäre, den Hund ins Tierheim zu geben. Aber das steht nicht zur Diskussion.

    Mit dieser Aussage hat sich diese Trainerin für mich schon ins Aus geschossen. :mute:

    Meiner Meinung nach sollte zu den gesundheitlichen Problemen eine zweite Meinung eingeholt werden, und wie schon erwähnt sind Dalmatiner futterproblematisch und ich denke das es auch hier der Fall ist.

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