Hunde aus der Tötung - sind sie überhaupt integrierbar?

  • Hallo ihr Leben,

    ich trage mich seit längeren mit dem Gedanken evtl. irgendwann (in ferner zukunft) einen Hund aus der Tötung ein zu Hause zu geben.

    Ich kenne auch einige, da ich in einer Hundepension arbeite. Viele sind dabei, die wie unkomplizierte, nette Hunde wirken.
    Aber andernseits tauchen dann im Internet auch immer wieder solche Geschichten auf https://www.dogforum.de/grosze-problem…ed-t179798.html (nur als Beispiel).

    gerade bei Welpen die dort geboren wurde, dürfen ja er mit 4 (???) Monaten nach D und wachsen ja extrem isoliert auf, oder?
    Tut man sochen Hunden überhaupt einen gefallen?
    Oder sind das nur ausnahmefälle und eigentlich passen sie sich gut an?

    Was habt ihr für Erfahrungen gemacht? Hat jemand einen Hund aus der Tötung? würdet ihr es wieder tun? Oder nie wieder?

  • Ich denke das kann man pauschal nicht beantworten.

    Ich habe in meiner aktiven Tierschutzzeit einige Hunde aus Tötungsstationen kennen gelernt, die Zwischenstation bei uns im TH gemacht haben. Manche waren relativ normale Hunde, die man schnell weiter vermitteln konnte. Andere waren so panisch oder auch aggressiv (nicht nur Angst) dass sie im Grunde nicht vermittelbar waren.

    Wenn die Welpen mit der Mutterhündin ausreisen, dürfen sie eher raus.

  • Ich sags dir ehrlich ich habe bereits Hunde aus solchen Verhältnissen kennengelernt wo ich es .... na ja... fragwürdig finde :ops:
    Kommt vielleicht auch drauf an wer den Hund dann kriegt. Ob einsamer Bauernhof oder Grossstadt.

    Ich persönlich würde einen solchen Hund nicht wollen

  • das kommt auf den hund an- das schwierige ist dass man keine prognose aufstellen kann. hunde welche schäden aufgrund ihrer deprivation haben können dies auch erst später zeigen. 4.5 monate ist ein solcher zeitpunkt. zudem können zb. krankheiten einen enorm negativen einfluss auf das verhalten haben. es gibt also wirklich keine prognose.

    Zitat

    Oder sind das nur ausnahmefälle und eigentlich passen sie sich gut an?

    diese hunde haben meist ein angstproblem. mal stärker mal schwächer. es kommt auch auf die genetische veranlagung an. ich kenne einige hunde aus tötungsstationen welche nach kurzer eingewöhnungszeit schnell mit dem alltag zurecht kamen. ich kenne auch hunde welche nur mittels antidepressiva fähig waren an ihrer angst zu arbeiten. und ich kenne 2 hunde welche sich draussen nicht lösen konnten, zusammenbrachen. denen tut man etwas gutes wenn man sie von ihrer angst erlöst.

    was auch ganz wichtig ist ist die umgebung in welche der hund kommen muss. auf dem land mit wenig menschen haben es solche hunde sicher viel einfacher.

    ich habs mir angetan, es braucht sehr viel geduld, man erlebt viele rückschritte und nur sehr kleine fortschritte. ich würde es trotzdem wieder machen.

  • Das hängt von dem Hund ab.
    In das Tierheim(keine Tötung!) in Spanien in dem ich gearbeitet habe/arbeite, kamen auch Hunde aus der Tötung. Diese werden aber gezielt von der Tierheimleiterin ausgesucht. Nach den Kriterien, ob der Hund später ein normales Leben führen kann und auch, ob er weiter vermittelt werden kann.

    Auch nach einer Eingewöhnungszeit ist nicht jeder Hund dazu fähig, normal im Alltag mit Menschen zu leben. Da muss man eine Menge Erfahrung und auch Hundeverstand mitbringen, um das abschätzen zu können. Ich persönlich hätte die Entscheidung, welcher Hund "normal" wird, nicht treffen können. Die Tierheimleiterin konnte das zu 99% genau abschätzen wie sich der Hund entwickelt.

  • Ich habe einen (zwei), mein Hund ist als Welpe in der Tötung gewesen, als wir sie aufgenommen haben, lebten wir noch in der Stadt, sie hat sich super entwickelt, keine Probleme.
    Mein Pflegehund, wurde ausgesetzt mit einem Jahr, kam dann in die Tötung, hatte zuerst Angst (jagdhund aus schlecher Haltung) hat sich aber auch angepasst.

    Ich würde es immer wieder machen / mache es wieder!
    Gibt immer gute und schlechte Geschichten.

    Hatte auch mal einen Hund vom Züchter, der war die absolute Katastrophe, sowohl mit anderen Hunden als auch mit Menschen.

    Ich finde man tut vielen Hunden aus der Tötung unrecht, wenn man sagt, dass sie kein normales Leben führen können.
    Ich arbeite auch mit Tierheimhunden, damit sie sich schneller in die Familie integrieren und eine Chance haben.

  • Das kommt auf so vieles an, da kann man überhaupt keine Antwort drauf geben. Eine Tötungsstation kann an sich schon eine bessere oder eine schlechtere ihrer Art sein.
    Tötungsstationen in der Türkei habe ich anders erlebt als die in Spanien. Italien ist anders als Rumänien usw.
    Dann noch die Frage, die alt der Hund sein soll. Ein Welpe oder ein erwachsenes Tier, ein Junghund oder ein Senior.
    Rüde oder Hündin etc. Dann gibt es auch in Tötungsstationen Rassehunde bzw. Rassemischlinge. Ein Terriermischling ist vielleicht nicht so sensibel und erholt sich schneller wieder als ein Galgo- oder Schäfimischling.

    Die Frage kannst Du genauso gut bei Zuchthunden stellen, denn ob die integrierbar sind, hängt auch davon ab, ob sie vom seriösen Züchter kommen, vom Vermehrer oder vom Hobbyzüchter.

    Am besten fokussiert man sich nicht auf die Tötung, sondern auf den Tierschutz im Allgemeinen. Auf einer Pflegestelle kann man den Hund (ob der nun aus Tötung oder sonstwo her kommt) am besten kennenlernen.

  • Eine Möglichkeit wäre auch, einen Hund aus einer Tötung aufzunehmen, der aber zunächst bei einer Pflegestelle in Deutschland untergekommen ist. Die Pflegestelle kann dann ja schon beurteilen, wie der Hund hier klar kommt und wo die Probleme liegen.
    Gerade einen Welpen würde ich wohl eher nicht direkt ohne Zwischenstation aus dem Ausland nehmen. Ich würde mir nicht zutrauen mit allen Eventualitäten umgehen zu können, die auftreten könnten (hier spreche ich jetzt nur für mich persönlich, weil ich dazu meiner Meinung nach zu wenig Hundeerfahrung habe, um z.B. einem extremen Angsthund gerecht zu werden).

  • nachdem ich hier schon ewig bei allem möglichen mitlese, schreibe ich jetzt auch mal was:)
    Unser Theo ist jetzt 5 Monate alt und kommt aus Spanien. Er wurde im Alter von 4 Wochen mit seinen 6 Geschwistern in einem Eimer ausgesetzt und kam dann in die Tötungsstation. Dort sahen die Tierschützer die Welpen und kauften sie frei. Er wurde dann mit den Geschwistern auf einer Pflegestelle groß gezogen und ist dann ins Tierheim der Tierschutzorganisation umgesiedelt, wo er dann mit seinen Geschwistern bis zu seiner Ausreise gelebt hat. Welpen dürfen ohne die Mutter mit 3 Monaten und 21 Tagen ausreisen, weil dann die Tollwutimpfung aktiv ist. Wir haben ihn also mit 3 1/2 Monaten bei der Organisation abgeholt und mit nach Hause genommen. Am Anfang war er ein bisschen schreckhaft, hat sich aber nach zwei Tagen super eingelebt. Er wollte gleich am ersten Tag die Treppe gehen, hat im Garten geschnüffelt und hat nach zwei Tagen schon wild im Garten getobt. Er ist also ein sehr aufgeweckter kleiner Kerl, der auch mit anderen Hunden spielt und tobt und sehr sozialisiert ist. Kindergeschrei fand er anfangs etwas furchteinflößend, das hat sich aber schnell gelegt und er hat sich von den Kindern streicheln lassen.
    Natürlich ist Theo immer noch ein Einzelfall, es gibt sicher auch Hundepersönlichkeiten, bei denen alles ganz anders verläuft, aber vielleicht hilft dir das ja irgendwie:)
    liebe Grüße
    Vera

  • Kommt auf den Hund an. Ich habe derzeit einen älteren Pflegehund hier, der außer Tötungsstation und Tierheim nichts kennt. Ein wackerer, freundlicher, fröhlicher, kleiner Kerl, der unglaublich schnell lernt, Neues aufsaugt, wie ein Schwamm und bisher keinerlei Ängste zeigt.

    Eine gute Tierschutzorganisation wird sich immer bemühen, die einzelnen Tiere möglichst gut kennen zu lernen und den neuen Besitzer mit Rat und Tat zu unterstützen. Sukies traurige Geschichte zeigt den Tierschutz von seiner schlechtesten Seite. Mehr Schaden als Nutzen. :sad2:

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