Wurfgeschwister - ein Problem?

  • Hallo!
    Man hört ja immer wieder, dass es problematisch werden könnte Wurfgeschwister auf Dauer zusammen zu halten, was hab ich nicht schon alles für "Schreckensgeschichten" gehört!
    Eigentlich habe ich diese Aussagen immer dem Reich der Ammenmärchen der Hundehaltung zugeschrieben, so wie "zwei Hündinnen verstehen sich nicht!", "Hunde werden durch rohes Fleisch aggressiv" usw.
    Nun lese ich von dieser Problematik aber auch immer wieder hier, und langsam werde ich doch etwas stutzig, sollte da doch was dran sein?
    Ich persönlich habe mit der Haltung von Wurfgeschwistern gar keine Erfahrung (habe es auch in Zukunft nicht vor!), sondern kenne nur zwei Husky-Schäferhund-Schwestern aus der Nachbarschaft bei denen es ganz hervorragend klappt.
    Mich würde mal interessieren wie ihr das seht, gibt es ein erhöhtes Risiko bei der Haltung von Wurfgeschwistern überhaupt, und wenn ja, worauf lässt sich das zurückführen?
    Damit die Diskussion nicht gleich in eine "falsche" Richtung läuft, ich will nicht auf die Problematik hinaus, die die Erziehung zweier Junghunde mit sich bringt, denn das hat ja nichts mit der Verwandschaft zu tun!

  • Hallo Björn,
    erstmal ein Frohes Neues. Lange nichts von Dir gelesen.


    Ich kann nur aus eigener Erfahrung sprechen. Es waren 10 Welpen. Davon sind heute noch ein Rüde und eine Schwester zusammen, absolut problemlos.
    Fünf Geschwister waren ca. 3,5 Jahre zusammen. Allerdings gab es unter den drei Rüden des Wurfes Probleme. Das erste Mal mit ca. 16 bis 18 Wochen. Dann noch einmal mit ca. 1,5 Jahren. Das letzte Mal mit ca. 2 Jahren. Ohne Eingreifen wäre es zu einem Beschädigungskampf gekommen.


    Das Hauptproblem sehe ich bei gleichgeschlechtlichen Wurfgeschwistern in sozialen Rudelstruktur im Zusammenhang mit dem individuellen Charakter der Kontrahenten bzw. der Haltung durch den Menschen.
    Spätestens im frühen Erwachsenenstadium werden die Rangfolgen letztmalig und endgültig definiert. Wenn zwei gleichgeschlechtliche und sich im Wesen sehr ähnliche Tiere dabei sind, muss es unter menschlichem Einfluss zur Eskalation kommen. Bei charakterlich sehr unterschiedlichen Tieren oder einem Paar unterschiedlichen Geschlechts, gibt es kaum Probleme.
    Allerdings sind die Probleme mit anderen Hunden größer bis unüberwindbar.


    Begründung: Verhinderung von Inzucht bzw. Erweiterung des Genpools.
    Nur die staken Tiere dürfen sich fortpflanzen. Deshalb muss bei vergleichbarer Stärke einiger Wurfgeschwister der praktisch ebenbürtige Bruder, die ebenbürtige Schwester das Rudel verlassen und ein neues bilden.


    Gruß
    Uwe

  • Naja, aus eigener Erfahrung kann ich auch nur sagen, dass es bei Bruder und Schwester bei uns keinerlei Probleme gab. Die beiden haben sich immer prima verstanden und waren ein eingespieltes Team. Mit einer ihrer Schwestern (die in der Nähe geblieben ist und ab und an mal zu Besuch kam) hatten aber beide nach der Pubertät ein Problem, so dass die Besuche ausbleiben mußten.


    Von Cleos Schwester aus dem Vorwurf weiß ich, dass sie sich mit ihrer Mutter nach dem zweiten Lebensjahrabsolut nicht verstanden hat. Da mußte immer wer in der Nähe sein, damit es nicht zu Problemen kommt. Mit Cleo haben sich übrigens beide Hunde nicht verstanden, kaum dass sie aus dem Welpenschutzalter hinaus war.


    Ich denke mal, Wakan´s Theorie wird schon in gewisser Weise (zu 90%) zu treffen. Ich kenn aber auch die Ausnahme, meine Großeltern hatten zwei Brüder (wurden als elternlose Welpen im Stroh gefunden), die absolut gleichwertig waren. Aber beide haben prima miteinander harmoniert. Es gibts halt auch bei Hunden gegenseitige Sympathie und Antipathie.


    Gruß Christian

  • Keine wissenschaftliche Meinung, nur ein Erfahrungsbericht:
    Wir besuchen mit unserem Hund gelegentlich unsere Züchterin. Und einmal war unser Hund dort sogar eine Woche "im Urlaub". Mit allen Hunden, auch den beiden Deckrüden, vertrug er sich dort wunderbar.
    Bis zu dem Moment, als sein Bruder zu Besuch kam. Von da an gab es nur noch Geknurre, die Situation eskalierte und am Ende hatte jeder der Brüder ein Loch im Ohr.

  • Zitat

    ...sonst niemand was dazu zu sagen???


    :wink: Doch, ich habe da noch was. Es geht zwar nicht um Wurfgeschwister, aber beruht auf den selben sozialen Beziehungen.


    Bis auf einen Rüden wurden alle Welpen aus unserem Wurf absolut unverträglich mit der Mutterhündin.


    Auch unsere frühere Tierärztin hat diese Erfahrung gemacht. Ihre Hündin ist wirklich perfekt erzogen und mit allen Hunden beiderlei Geschlechts absolut verträglich. Die einzigen Ausnahmen sind ihre ehemaligen Welpen. Diese hasst sie wie die Pest und ist bei Begegnungen kaum kontrollierbar.


    Wenn Du mehr zu diesem Phänomen erfahren möchtest, mach Dich doch mal hier schlau: http://www.gfh-wolfswinkel.de/index.html


    Das ist die Gesellschaft für Haustierforschung - Eberhard Tummler Station.
    Da sind auch etliche Leute mit Rang und Namen Mitglied. Dr. Dorit Feddersen Petersen zum Beispiel.
    Als Mitglied kannst Du auch eigene Forschung betreiben.

  • Ich kenne sowohl als auch. 2 Cocker-Brüder, die bis zum recht frühen Tod (6 oder 7 Jahre) des einen problemlos zusammen gelebt haben. Allerdings veränderte sich der zurückgebliebene Bruder nach dem Tod seines "Chefs" total und aus dem einstigen Problemhundchen wurde ein netter, lernfähriger Familienhund.


    Dann allerdings kenne ich auch durchaus Schwestern-Paare, die zwar noch "zusammen" leben, aber nur auf Dauer getrennt sein können, weil sie sich sonst an die Wäsche gehen würden und zwar massiv.


    Ein Brüder-Paar in der Bekanntschaft mußte getrennt werden, nachdem Nachbars Hündin läufig geworden war und beide ihre Männlichkeit entdeckten. Danach ging gar nix mehr.


    Also ich für meinen Teil halte es nicht für ein Ammenmärchen, denke aber, daß es (wie immer) auch mit auf den Charakter der Hunde ankommt. Für mich würde aber ein Geschwisterpäärchen nie in Frage kommen, da ich eher mehr negative Beispiele kenne.

  • hi,


    ich sehe bei geschwistern weniger die gefahr das sie sich irgendwann nicht mehr verstehen, sondern das sie sich zu sehr aufeinander beziehen (was dann wieder zum problem für den menschen wird) oder sich gegenseitig unterdrücken, sodass einer "verkümmert". ich persönlich würde zwei wurfgeschwister nur halten, wenn ich sie trennen könnte, sie also wieder wie einzeln wären..

  • Mit zunehmendem Alter und entsprechendem Erwachsen werden kommt noch ein Problem bei gleichgeschlechtlichen Hunden hinzu:
    Die meisten Rangordnungskämpfe unter "fremden" Hunden werden sich auf Imponiergehabe und Bluffen beschränken, einer ist beeindruckt, ist sich seiner Sache nicht mehr so sicher und gibt nach. Geschwister kennen sich in und auswendig, da funktioniert dieses Gehabe nicht, da gibt keiner nach und es wird gekämpft.
    Oder man erwischt aus einem Wurf zwei vollkommen unterschiedliche Charaktere (A und B-Typ) und einer muß stets zurückstecken. Damit würde man dem Zweiten aber keinen Gefallen tuen, er würde nie wirklich aus sich herausgehen (siehe Pebbles Cockerbeispiel).


    Hündinnen, die nicht mehr mit ihren Welpen klarkommen, waren meist mit dem Nachwuchs überfordert und gestresst. Da kann der Hund noch so gut erzogen sein, er hätte einfach nicht Mutter werden dürfen ...

  • Bei uns wohnen drei verwandte Hündinnen und eine nicht verwandte Hündinn friedlich zusammen. Eine Mama (5) mit ihren zwei Töchtern (3) und eine doppelt so große "fremde" Hündin (1).


    Mit der Mutter-Töchter-Konstellation hatten wir nie Probleme, es gab keinerlei Streitereien. Ich habe eher das Gefühl, das zwischen den dreien eine tiefe Verbundenheit besteht. Besonders zwischen den beiden Schwestern, die beiden sind unzertrennlich.


    Als die fremde Hündin als 8 Wochen alter Welpe dazu kam, gab es zu Anfang gezicke seitens der 3 verwandten Hündinnen. Sie erlaubten dem Welpi zu Beginn z.B. nicht sich neben sie zu legen, denn dann wurd er zurecht gewiesen (was wir unterbunden haben wenn es zu heftig wurde).
    Wir haben wohl Glück gehabt, dass der Welpi sich als überhaupt nicht dominant entpuppte und sich den bereits vorhandenen Hunden untergeordnet hat. Auch war es von Vorteil, dass die bereits vorhandenen Hunde auch noch ziemlich jung sind und nach einer Zeit herausfanden, das man mit dem neuen Hund wunderbar spielen kann.


    Es war sehr interessant zu beobachten, wie der Abstand zwischen den Hunden z.B. beim liegen auf der Couch von Woche zu Woche etwas kleiner wurde. Heute liegen sie alle vier zusammengekneult und kuscheln :love: oder spielen gemeinsam Tauziehen (Ein Bild für die Götter).


    Auch das gezicke hat sich gelegt. Nur wenn die Junghündin mal total überdreht und die anderen nervt, wird sie schonmal von den Älteren zurechtgewiesen.


    lg Linda

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!