Hund mit Körpersprache führen

  • Bei vielen Sachen bin ich sicher, dass ich nur die Augen bewege und der Rest still bleibt.


    Ich meine im Unterschied zum Pferd reicht eine minimale Bewegung der Augen, um Hund zu etwas zu bringen oder davon abzuhalten. Fixieren geht auch, ist aber meist gar nicht nötig.

  • Zitat

    Vielleicht hilft Dir das Buch "Body Talk" von Ramona Teschner/Gabriele Metz, das befasst sich intensiv mit dem Thema Körpersprache für Hundehalter.


    Ich kann mir vorstellen, dass das Buch dann aber wieder dazu führt, dass Halter versuchen Körpersprache
    vom Kopf her einzusetzen.


    Wir machen es beim Agi manchmal so, dass wir die Hunde durch den Parcours führen ohne zu sprechen und
    mit den Händen in der Tasche. Das geht wunderbar und die Hunde sind super aufmerksam und ziemlich
    verwundert :D

  • Zitat

    Ich kann meine Körpersprache ehrlich gesagt nicht ausschalten, sie ist einfach da


    Wenn sie ausgeschaltet ist, dann bist Du tot. Keiner kann seine Körpersprache ausschalten. Genauso wenig wie es nicht "Nicht-Kommunzieren" nicht gibt.

  • Zuerst muss man unterscheiden ob man Kommandos über Körpersignale vermitteln möchte oder durch Körpersprache führt. Das sind zwei völlig unterschiedliche Dinge.
    Körpersprache passiert unbewusst. Lernen muss man eigentlich sie kontrolliert zu benutzen.
    Den Hund über körperliche Signale zu vermitteln was er tun soll (Sitz,Platz,stehen bleiben, kommen usw.) Ist genauso konditionieren wie über gesprochene Kommandos.
    Körpersprache drückt eher einen Gefühlszustand aus.


    Ein schönes Beispiel ist das Signalisieren der Laufrichtung. Wenn man an einer Weggabelung steht, und dem Hund per Kopfbewegung oder Handzeichen “nach rechts“ anzeigt, sollte man mal darauf achten welche Richtung die Körperspannung anzeigt. Will man selber (unbewusst) eigentlich nach links gehen zeigt aber nach rechts an, wird sich der Körper nach links ausrichten. Das sieht man am ehesten an den Füßen oder den Schultern, die sich minimal nach links orientieren. DAS bemerkt ein Hund, auch wenn wir es nicht wahrnehmen. Wenn man sich dessen bewusst ist, dann wird der Hund über Körpersprache geführt, da er sich automatisch nur an der Körpersprache des Menschen orientiert.
    Das ist dann in anderen Bereichen genau so. Der Hund nimmt anhand meiner Körper an-oder Entspannung wahr, was los ist. Bin ich wütend, ängstlich oder glücklich usw.
    Beim Hund das gleiche: ich sehe als Halter ja auch nur welche Anspannung oder Entspannung beim Hund ist. (Er zeigt ja nicht mit der Pfote an, das in 50 Metern Entfernung ein Reh steht, oder ein anderer Hund).
    Wenn man lernen möchte über Körpersprache zu führen, sollte man zuerst die eigene Körpersprache “kennen lernen“. Das funktioniert meiner Meinung nach am Besten über Bücher für menschliche Körpersprache. Dannach kann man sich mit der Körpersprache der Hunde beschäftigen. Bringt man das dann zusammen, kann man körpersprachlich führen.

  • Hunde achten ganz stark auf Augenbewegungen. Und auf meine geistige Präsenz. Je präsenter ich bin, desto besser hört Madame. Wenn ich geistig völlig woanders bin, macht sie auch ihr Ding. Weil ich gar nicht richtig erreichbar bin.


    Beispiel: wir sind beide im Garten, ich mache den Garten und sie geht ihrem Interessen nach (buddeln, Spuren suchen). Dann muss ich erst mich entscheiden, Kontakt aufzunehmen (Name rufen) und sie da aus dem Modus "meine Freizeit, ich vergnüge mich allein" rausholen in den Modus "wir machen was zusammen", also ihre Aufmerksamkeit auf mich konzentrieren. Dann kann ich erst mit ihr was üben.


    Oft sucht aber auch sie Kontakt zu mir, kommt, stellt sich vor mich hin und sucht ganz klar den Augenkontakt.


    Übrigens funktioniert das genauso bei Kindern und Menschen. Ansagen ohne echte geistige Präsenz oder Kontakt sind ziemlich für die Katz...

  • Zitat

    Wenn sie ausgeschaltet ist, dann bist Du tot. Keiner kann seine Körpersprache ausschalten. Genauso wenig wie es nicht "Nicht-Kommunzieren" nicht gibt.


    So ist es. Die Gefühle steuern unterbewusst das Verhalten. Verhaltenänderung ist bei Menschen nur durch Gefühlsregulation möglich.

  • Hey



    Nun, das ist ein klassisches Beispiel für eine Interaktion, denn um Kommunikation würde es sich handeln, wenn dein Freund die Sichtzeichen sofort verstehen würde und wüsste, was du von ihm willst.


    Deshalb sind Sichtzeichen noch keine Kommunikation.


    Sichtzeichen, die kommunikativ zur Verständigung eingesetzt werden, sind auch Körpersprache.


    @


    Zitat

    Hunde reagieren genauso "extrem", sie geben es meist nur schnell auf, weil sie merken, dass es nicht zum Ziel führt. ;)
    Anders als Pferde reagieren Hunde auch auf Augenbewegungen und andere extrem kleine Zeichen.


    Dazu solltest du mal die Untersuchungen zum „Klugen Hans“ lesen, denn auch Pferde können auf extrem kleine Zeichen reagieren, nur fällt uns das nicht so leicht ins Auge.


    @


    Zitat

    Wenn sie ausgeschaltet ist, dann bist Du tot. Keiner kann seine Körpersprache ausschalten. Genauso wenig wie es nicht "Nicht-Kommunzieren" nicht gibt.


    Es ist nicht zutreffend, das man nicht nicht kommunizieren kann.


    Was aber nicht möglich ist sich nicht nicht zu verhalten.


    Und die Frage, die es zu klären gilt, siehe oben, handelt es sich überhaupt um Kommunikation oder zunächst um Interaktion.




    Ein Theoretiker ist ein Mensch, der praktisch nur denkt (W. Mitsch).

  • Ich hatte früher mal ein Pferd. Der hat z.T. die Hilfen "vorausgesehen". Wahrscheinlich, weil ich mich unbewusst vor der Hilfe irgendwie bewegt habe, dann hat er irgedwie gemerkt: aha, Frauchen will antraben oder so.

  • Zitat

    Ich hatte früher mal ein Pferd. Der hat z.T. die Hilfen "vorausgesehen". Wahrscheinlich, weil ich mich unbewusst vor der Hilfe irgendwie bewegt habe, dann hat er irgedwie gemerkt: aha, Frauchen will antraben oder so.


    Ja, das ist so. Ich habe früher auf dem Pferd immer zu hören bekommen "du musst die Hilfe nicht nur geben, du musst auch wollen, dass das Pferd sie ausführt" ;)


    Das Problem ist doch, dass wir alle viel zu kopflastig geworden sind. Gerade in Bezug auf die Kommunikation mit Hunden, müssten wir viel weniger nachdenken und viel authentischer sein. Dann würden sich auch Diskussionen bzgl. Konsequenz erledigen, denn wenn ich aus tiefsten Willen etwas nicht möchte, dann bin ich konsequent. Wenn ich jedoch etwas verlange, wo ich nicht hinterstehe, fängt das Nachdenken an und daraus folgt die Inkonsequenz.


    Deshalb funktioniert der Clicker ja auch so gut. Der clickt halt. Man kann da nicht emotional, lustlos, halbherzig, sauer oder traurig draufdrücken - das gibt der Clicker nicht wieder. Es gibt hier nur ja oder nein.


    Das einzige, was wir lernen müssen, ist, den Kopf auszuschalten und dem Hund Zeit zu geben, unsere Körpersprache zu lernen. Das kann er problemlos.


    Ich finde, genau da, wo man anfängt, Körpersprache zu lernen, um mit dem Hund zu kommunizieren ist schon wieder der falsche Ansatz da. Der Hund weiß ganz genau, was wir ihm womit sagen wollen, denn das machen wir, sobald wir ihn haben. Das Problem ist, dass Gesprochenes und Gezeigtes zu häufig nicht zusammen passen.


  • Wenn mein Hund mit mir auf einer einsamen Insel leben würde, dann könnte ich vielleicht den Kopf abschalten und wahrhaft authentisch :roll: mit ihm kommunizieren. Im realen Alltag stehe ich ständig zwischen unterschiedlichen Impulsen, muss Interessen anderer gegeneinander abwägen, unterschiedliche Gefahren abschätzen und nebenbei meinem Hund ein möglichst angenehmes Leben ermöglichen. Also bei mir persönlich funktioniert das nicht, indem ich den Kopf ausschalte. Ja, ich bin mir bewusst, dass dadurch manchmal gegensätzliche Signale beim Hund ankommen. Kann ich nicht ändern.
    Ich finde es gut und richtig, die eigene Körpersprache und ihre Wirkung auf den Hund zu studieren. Es sei denn, man braucht das nicht mehr, weil eh alles schon automatisch richtig läuft. Das gibt es natürlich auch hin und wieder. :D

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