Hrrrrmpf. Jagen. Wie bekomme ich DAS weg?

  • Zitat

    Meiner kann halt Platz auf Entfernung bzw. aus der Bewegung. Auch an der Reizangel.
    Ist Down da nochmal was anderes?

    Ja, "Down" ist wieder was anderes. Mein Hund kann "Platz" und er kann "Down", genauso wie alle anderen Jagdhunde, die wir im "Gebrauch" haben oder einfach als Familienhunde halten. Zwei Kommandos also, die für unseren Hund auch sehr deutlich voneinander abgrenzbar sind. Wenn du im Internet mal ein Video anschaust von einem Jagdgebrauchshund, der auf Trillerpfiff verlässlich das "Down" ausführt, wird es vermutlich ganz gut ersichtlich.
    "Platz" ist ein ganz normales Alltagskommando für meinen Hund, er führt es dauern aus, auf Stimme und auf Sichtzeichen, aus der Nähe oder auf Distanz, ein absolutes Grundkommando also. Auch die Mittel, mit denen ich das Kommando anleite, sind also Mittel, die ich für etliche andere Kommandos auch nutze (meine Stimme und meine Körpersprache).
    Das "Down" ist ein Kommando, das nur selten, aber dafür extrem verlässlich und in Sekundenschnelle ausgeführt wird. Auch die Mittel, mit denen ich das Kommando anleite, sind andere. Für das Kommando "Down" gilt der Trillerpfiff. Der wird für kein anderes Kommando genutzt und genauso selten, wie das "Down" gebraucht wird (ein normaler Pfiff ertönt hingegen sehr viel häufiger, ist also ähnlich "gewöhnlich" wie Stimme oder Körpersprache).
    Beim "Platz" legen sich Hunde ja in aller Regel ins "Platz", wie Hunde sich eben ins "Platz" legen. Geht zwar auch schnell, aber im Vergleich zum "Down" langsam. Beim "Down" lässt sich der Hund im Lauf augenblicklich und in Sekundenschnelle fallen, sobald der Trillerpfiff ertönt und legt den Kopf flach auf den Boden zwischen die Vorderpfoten. Das hat u.a. auch den Effekt, dass das Sichtfeld stark eingeschränkt werden kann, d.h. der Hund sieht zumindest nicht mehr, was er gerade noch verfolgt hat und mit dem Ausschalten einer Sinnesfunktion sinkt eben auch die Reizintensität. Daher sehr gut geeignet für Situationen, in denen der Hund trotz extremer Triebigkeit ein Abbruchkommando ausführen soll, das Reizintensität abschwächt und gleichzeitig in den verwendeten Mitteln ganz deutlich abgrenzbar ist von normalem Pfiff, Stimme oder Körpersprache.
    So nutzen wir es jedenfalls.

  • Okay. Und wie wird es aufgebaut?
    Mozart hat Platz und Down in der Trickkiste. Allerdings die laaaaangsame Version :-D

  • Das klassische Down wird üblicherweise aversiv eingearbeitet. Und da sollte man eine kundige Begleitung dazu haben, sonst kann man viel versauen. In der Light-Version wirkt es nicht besser oder schlechter als ein anderes Stoppsignal. Das Problem ist ja nicht das Liegenbleiben, sondern dass der Hund das Signal überhaupt wahrnimmt und drauf reagiert.

    Generell kann ein Stoppsignal für den Hund einfacher sein als ein Abruf vom Wild. Da kann dir auch ein sicheres und sehr schnelles Platz dienen, das über Shaping erarbeitet wird. Schnelle Ausführung lässt sich shapen - das aber muss über Monate geübt werden, mit gesteigerter Ablenkung/Distanz.

  • Für meinen Hund ist zurück rennen beispielsweise leichter. Ich glaube, er jagt auch nur, weil das rennen halt Spaß macht.
    Das muss man für den eigenen Hund heraus finden. Für meinen ist da ein Abbruch und Platz viel schwieriger.

    Ich habe für den Rückruf 'nur' monatelang super positiv konditioniert. Aber mein Hund ist auch kein sehr passionierter Jäger und schon gar nicht aus Beutetrieb heraus. Das hetzen macht Spaß, gleiches gilt aber auch für das Zurückkehren.

  • Ganz ehrlich? Ich würde nichts machen.... ich würde mich freuen, das mein Hund so fix zurück ist und das war es dann.

    Ich führe einen jagdlich ausgebildeten Hund und ehrlich, bei 3 Metern Wildnähe - wäre der auch weg aber "gib ihm die Kante" das ist völlig normal - ich konnte meinen dann ins Platz pfeifen, sehr zuverlässig und wenn er einen Moment lag, auch wieder zu mir pfeifen - aber Deiner Kommt von allein und das zuverlässig - mir würde das einfach reichen..... das ist doch toll! Trotz Sicht, Umkehr und zurück kommen...... ich würde nie mehr von meinem jetzigen Hund wollen als DAS.

    Ganz ehrlich, vor allem weil einfach die Übungsmöglichkeit fehlt... vielleicht würde ich nicht sofort rufen, sondern einen winzigen Moment später - ich würde beim aktiven Üben am Wild befürchten, das er das Hetzen jetzt erst richtig lernt..... 1 / 2 mal im Jahr ist doch so gut wie nix.....

    Sundri

  • Ich hatte auch immer diese Panik, was passiert, wenn plötzlich mal ein Reh vor uns steht. Bei Katzen lässt sich mein Hund abrufen, aber ich dachte bei einem Reh ists sicher nochmal was anderes. Ich habe mehrere Antijagdtrainings besucht und an der Umorientierung gearbeitet, ebenso wie an der Impulskontrolle und dem Rückruf unter den unterschiedlichsten Bedingungen. Im Sommer sah ich dann, dass es Früchte getragen hat. Wir lagen in der Sonne auf einer grossen Wiese am Waldrand, als plötzlich aus dem Wald ein Reh auftauchte und über die Wiese lief. Mein Hund startete (ich hatte nicht einmal eine Pfeife dabei) und holte sie nur mit meinem anfeuren, dass es als Anker nach dem Pfiff bei mir noch gibt, von dem Reh zurück.
    Also ich würde am Rückruf feilen, nen Anker setzen und ebenfalls an der Impulskontrolle arbeiten. Ein Antijagdtraining (ein gut gemachtes) ist sicher auch eine Idee, dort wird auch die erwähnte Reizangel gerne eingesetzt.

  • Zitat


    Es ist doch absurd, stundenlang gröhlend und rufend durch den Wald zu ziehen oder den Hund pausenlos johlend zu bespassen, und dabei wirklich alles, was kreucht und fleucht nachhaltig zu stören und zu verschrecken! Und das für einige wenige Wildkontakte im Jahr? Man muss die Tendenz, Wälder und andere Lebensräume von Wildtieren zum Spielplatz der Spassgesellschaft zu machen wirklich nicht auch noch unterstützen.

    Ich laufe auch nicht stundenlang grölend durch den Wald, ich weiß wo in der Regel das Wild steht und übe mit dem Hund bevor ich diese Stellen erreiche. Das heißt eben auch Kommandos sprechen, die zwar das Wild nicht versteht, aber hört. Der Hund läuft streng auf den Wegen, die das Wild meist ebenfalls kennt, also kein Stöbern im Gebüsch (auch wenn er, ob seiner etwas seltsamen Lösegewohnheiten, gerne im Gebüsch käckelt)
    Allerdings muss ich zustimmen, bei Hasen wirkt das nicht, aber gibt es hier so gut wie keine Hasen.
    Merke: Zwischen schwarz und weiß gibt es noch unzählige Grautöne :smile:

    LG
    Prunus

  • Nochmals:
    Es geht nicht um Wild, welches an bekannten Orten rumsteht, und es geht nicht um im Gebüsch stöbernde Hunde!

    Es geht um völlig unvermutet in Höchstgeschwindigkeit auftauchendes Wild, welches direkt vor dem Hund über den Weg setzt. Und das passiert sehr selten. Wo genau soll man also gezielt Lärm machen oder den Hund laut kommandieren? Die Chancen, dass man da die richtige Stelle trifft, sind minimalst. Mir ist das noch nicht zweimal an derselben Stelle passiert.

  • Zitat


    Ich laufe auch nicht stundenlang grölend durch den Wald, ich weiß wo in der Regel das Wild steht und übe mit dem Hund bevor ich diese Stellen erreiche. Das heißt eben auch Kommandos sprechen, die zwar das Wild nicht versteht, aber hört. Der Hund läuft streng auf den Wegen, die das Wild meist ebenfalls kennt, also kein Stöbern im Gebüsch (auch wenn er, ob seiner etwas seltsamen Lösegewohnheiten, gerne im Gebüsch käckelt)
    Allerdings muss ich zustimmen, bei Hasen wirkt das nicht, aber gibt es hier so gut wie keine Hasen.
    Merke: Zwischen schwarz und weiß gibt es noch unzählige Grautöne :smile:

    Es geht doch aber genau um das Extrem. Die Dinge, die du nennst, sollten trainiert werden und das geht ja auch recht einfach. Das war hier doch gar nicht das Thema, sondern nur der Extremfall, der super selten vorkommt. Mein Hund beispielsweise zeigt mir Wild, das er wittert oder hört (oder auch Fußgänger ;) ) im Wald mit Bellen an, darauf kann ich reagieren. Von Spuren lässt er sich abrufen und stöbern geht er eh nicht.

    Das, was nun noch übrig bleibt, sind die im Eingangsthread genannten suizid-gefährdeten Rehe/Hasen..., die urplötzlich direkt vor einem stehen. Mir ist das in fast 2 Jahren bisher genau zweimal passiert. Einmal hatte ich so ein Gefühl und habe den rechtzeitig Hund angeleint, ein zweites Mal ist er halt dem Hasen kurz hinterher und lies sich dann abrufen. Da weiß ich ehrlich gesagt nicht, wie und auch nicht warum, ich das trainieren sollte. Auf die Straße kann mein Hund kaum laufen, da müsste er wirklich weit gehen, und für 1-2 Situationen im Jahr?

  • Ich versteh ehrlich gesagt nicht ganz das Problem.
    Jeder Hund hätte so reagiert. Selbst mein Malteser mit Null Jagdtrieb, sprintet ein paar Meter hinterher, wenn plötzlich direkt neben ihm etwas aus dem Busch schießt.
    Ein vernünftiger HH sollte den Hund auch nur dort frei laufen lassen, wo nicht ein paar Meter weiter die stark befahrene Landstraße ist.

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