Ressourcenverteidigung: Essbare Sachen

  • Hallo ihr Lieben!

    Mit der Zeit hat sich ein kleines aber sehr gewichtiges Problem bei uns eingeschlichen. Carlos ist beim Thema Fressen ja sehr verfressen und auch ein kleiner Staubsauger. Er inhaliert sein Fressen, findet alles auf der Straße...

    Nun war es allerdings so, dass wir mit ihm eine Diät machen mussten da er HD hat (ja, ich weiß, ich habe mich beim Thema Ernährung nicht richtig kundig gemacht und ihn viel zu rund werden lassen). Nun hat er sein Wunschgewicht, bekommt auch wieder mehr Futter damit es so auf dem erreichten Level bleibt. Aber seit gut einem halben Jahr haben wir ein weiteres Problem dazubekommen: er klaut vermehrt und fängt es auch an zu verteidigen. Und zwar vehement.

    Während man ihm sein Futter - theoretisch - wegnehmen kann und selbst die Leckerchen noch human genommen werden (und sogar mit anderen Hunden teilt), ist das menschliche Essen "verteidigenswert". Er hat früher nie geklaut (man konnte das Essen direkt vor seiner Nase stellen - ihn hat es nicht interessiert). Und jetzt klaut er wie ein Rabe bzw. sichert bestimmte Dinge (ein angebrannter Topf, der auf dem Balkon auskühlen soll, eine leere Schinkenpackung). Und dieses Sichern geht mit lautstarkem Knurren und Fletschen, in die Luft schnappen und weiteren Drohgebähren einher. Also nicht spaßig. Wenn das "eroberte" Fressen weg ist (dabei muss er es noch nicht mal gefressen haben) - ist er der normalste kuscheligste Hund. Es werden übrigens nur Essensdinge gesichert, die er denkt erobert zu haben. Also Sachen vom Tisch interessieren ihn nicht wirklich.

    Draußen ist er der Typ Staubsauger. Wenn er was findet, ist es weg. Da bleibt keine Zeit zu reagieren. Und das seit einem halben Jahr.

    Alles andere lässt er auf Kommando aus, nur beim Fressen ist er so extrem geworden.. :mute:

    Wie sollen wir vorgehen??

  • Mein Herder ist ein sehr unsicherer Hund, der souveräne Ersthund darf ihm auch beim Fressen nicht zu nahe kommen, dann knurrt und fletscht er auch.
    Wir Menschen haben da kein Problem, weil ich ihm nie etwas einfach so abgenommen habe, ich habe immer gegen etwas Besseres getauscht.
    Selbst wenn er etwas "klaut" sage ich "Komm, tauschen!" und er gibt es gegen ein Lecker ab!
    Wenn Deiner auf Diät ist, gibt es doch auch kalorienarme Lecker, z. B. Lunge, meiner nimmt auch gerne Karotte.

  • Futteraggression und Ressourcenverteidigung sind unterschiedliche Dinge.

    Bei ersterer geht es um eine Misstrauenssache. Oftmals ausgelöst, wenn Mensch Dinge abnimmt bzw. der Hund nie gelernt hat, dass der Mensch Futtergeber ist und man ihm deshalb alles geben kann.
    Kann aber auch Ursachen haben, die nichts mit Futter zu tun haben.

    Biete ihm ein gutes Tauschgeschäft an (also anderes Menschenessen, mindestesn gleichwertig) - tauscht er es, bekommt er das Essen, das getauscht wurde auch noch zurück.
    Prinzipiell gilt: Ist der Mensch da, gibt es noch mehr Gutes zu fressen. Erst wenn der Hund das verinnerlicht hat, kann man dazu übergehen, nicht ganz so tolles Futter zu tauschen - und später auch mal hin und wieder ohne Gegenleistung etwas abzunehmen.

    Das Tauschprinzip würde ich zunächst mit normalen Dingen üben, erst dann beim Objekt der Begierde.

    Mein ex-futteraggressiver Rüde, der herzhaft gebissen hat, tauscht normale Leckerlis gegen selbstgefundenes Grillfleisch, wenn es sein muss.
    Er war draußen auch ein Staubsauger, weil er immer befürchtet hat, dass es ihm genommen wird.

  • Naja, wenn Essen rumsteht gehört das in den Augen des Hundes niemandem. Es ist frei verfügbar. Warum also sollte er den Topf stehen lassen, wenn er rumsteht? Und warum sollte er ihn hergeben? Würdest du dir den Teller wegnehmen lassen?

    Der Hund verhält sich nicht anders als meine Hündin. Ich habe gelernt besser aufzupassen, alles so hinzustellen, dass kein Hund hinkommt. Und genau das rate ich dir auch.

    Gibt es dennoch mal was, was der Hund erwischt, dann tausche. Topf gegen Leckerbissen. Das kann man auch üben. Ich tausche immer. Einmal ein altes Brot im Gebüsch gegen drei popelige Hirschleckis. Mit Erfolg!

  • @Themis: Puh, das war ja ganz am Anfang. Ich habe mich ab dem Zeitpunkt mehr mit dem Thema Hund und Mensch als Team beschäftigt und habe im Sinne des Animal Learn mit ihm gearbeitet. Mit Erfolg. Er hat sich prächtig gemeistert. Und bis dato waren keine nennenswerte Probleme. Er wurde ein super Familienhund, den ich überall hin nehmen kann. Und heraus kam, dass er weniger selbstbewusst als unsicher war. Aber wir haben so lange daran gearbeitet bis er in mir Vertrauen hatte und nicht jeden Menschen fressen wollte. Soweit so gut...

    Tauschgeschäfte haben wir mit sächlichen Gegenständen gemacht. Hilft es denn wenn ich ihn in dieser Situation mit Superlecker rausnehme?? Belohne ich ihn nicht dann für sein Verhalten? Oder sieht er es so, dass er nichts mehr verteidigen muss?? Also quasi wieder Vertrauen aufbauen nachdem ich ihm das Futter durch die Diät so quasi entzogen habe?

    Ich weiß nicht, ob ihr mich eben richtig verstanden habt: natürlich nehme ich ihm keine Leckerchen oder sein Futter weg. Er bringt mir sogar seine Knabberknochen und knuspert ihn bei mir weg. Er weiß, dass es ihm gehört und das ist auch absolut kein Thema. Sogar seinen heißgeliebten Kong bringt er mir.

  • Zitat


    Tauschgeschäfte haben wir mit sächlichen Gegenständen gemacht. Hilft es denn wenn ich ihn in dieser Situation mit Superlecker rausnehme?? Belohne ich ihn nicht dann für sein Verhalten? Oder sieht er es so, dass er nichts mehr verteidigen muss?? Also quasi wieder Vertrauen aufbauen nachdem ich ihm das Futter durch die Diät so quasi entzogen habe?

    Fakt ist jetzt, dass er geklautes Fressen verteidigt, was natürlich gefährlich ist, ich habe nebenbei gelesen, dass du eine kleine Tochter hast, daher musst du nun dringend an dem Problem arbeiten.
    Als reine Präventivmaßnahme musst du nun alles zu Hause sichern, dass Carlos an nichts, nicht mal an einen angebrannten Topf oder Restmüll, in denen Lebensmittel verpackt waren oder an Kekse deines Kindes, herankommen kann.
    Besorge dir ggf. Kindersicherungen, Klettverschlüsse für Mülleimer, Schränke, usw.!

    Dann solltest du das Kommando "aus" oder "gib es" richtig konditionieren oder hast du das bereits?
    Du hast geschrieben, dass er sonst alles ausgibt, aber dass du das lediglich mit Sachgegenständen über Tauschgeschäfte geübt hast, was grundsätzlich richtig ist, aber mit Lebensmitteln hast du es nicht geübt.
    Wichtig ist, dass er ein Wort dafür kennt ("aus" oder "gib").
    Es geht darum, dass er langfristig lernt, auf Kommando alles auszugeben, nicht nur Sachgegenstände.
    Im Grunde musst du nun umsatteln bzw. es auf Lebensmittel ausweiten und das funktioniert mit einem Superleckerlie am besten, was natürlich in der Trainingsphase hochwertiger sein sollte, als das, was er ausgeben soll!
    Achtung, die Belohnung sollte von Carlos sofort heruntergeschluckt werden können, Ziel wäre nicht, dass er die Belohnung anschließend verteidigt.
    Wichtig ist nun, dass du das gezielt mit Carlos übst, nicht erst, wenn er futteraggressiv reagiert!

    Nein, du bestätigst mit dem Austausch gegen ein Leckerlie nicht das Knurren, sondern das Ausspucken der Beute.
    Gib ihm ein trockenes Brötchen/Brot und halte ihm ein Stück Wurst, Pansen, gekochtes Hühnerherz vor die Nase, sobald der das Brot ausspuckt, sagst du "aus" und gibst ihm das Leckerlie.
    Sollte es zu gefährlich sein, in seine Nähe zu kommen, weil er das Brot im Maul hat, dann halte Abstand und zeige ihm das Leckerlie, aber er bekommt es nur, wenn er das Brot ausspuckt, vergiss nicht, nebenbei "aus" zu konditionieren bzw. es wieder zu vertiefen.

    Durch die Diät scheint er extrem hungrig zu sein, dazu kommt in der Beziehung eine niedrige Reizschwelle, was ihn veranlasst, Fressbares zu verteidigen.
    Vielleicht solltest du ihm zwischendurch kleine, energiearme Leckerchen, in Form von Gemüse, Obst oder so geben, wenn er das frisst.

    LG Themis

  • Nein, du förderst das Vertrauen. Wie ich sagte, ich habe mit dem Problem sehr oft zu tun und ich empfehle immer wieder ein ähnliches Konzept, weil Futteraggression nichts mit Kontrolle oder Dominanz zu tun hat, nicht einmal mit normalem Ressourcenverteidigen, sondern schlicht ein Misstrauen in Menschen ist (hie rgepaart mit der Versuchung des leckeren Essens). Carlos hat die Erfahrung gemacht, dass ihr ihm Sachen wegnehmen wollt = Vertrauensverlust. ihr habt sicherlich nicht nur dagestanden und zugeguckt, wenn er sich Essen geholt hat.

    Wenn der Hund frisst - werft ihm in einem Abstand, in dem er NICHT reagiert auf euch, tolle Leckerlis hin. Ihr könnt ihn zusätzlich aus der Hand füttern, wenn ihr euch traut. Er soll lernen, dass ihr Geber seid, keine Nehmer!
    Tauschgeschäfte müssen richtig aufgebaut sein, damit man sie anwenden kann, wenn es eben nötig wird.
    Wenn er knurrt, dann knurrt er eben; gibt er es her, wird er zusätzlich belohnt, indem er ihm die Sache zurückgebt! Das ist ganz wichtig!


    Sei doch froh, dass er nicht gänzlich futteraggressiv ist! Ds ändert doch rein nichts am Vorgehen. Und es ist keine Schande, dass er euch da nicht vertraut. Es hat sich halt entwickelt.

    Mein Fplegling hier verteidigt nichts, bis auf eine einzige Kaustange, die scheinbar so toll ist, dass er sie nicht hergeben wollte. Das Prinzip hat bei ihm auch funktioniert, obwohl er sonst kein Problem damit hat.

  • Zitat

    @Themis: Puh, das war ja ganz am Anfang. Ich habe mich ab dem Zeitpunkt mehr mit dem Thema Hund und Mensch als Team beschäftigt und habe im Sinne des Animal Learn mit ihm gearbeitet. Mit Erfolg. Er hat sich prächtig gemeistert. Und bis dato waren keine nennenswerte Probleme. Er wurde ein super Familienhund, den ich überall hin nehmen kann. Und heraus kam, dass er weniger selbstbewusst als unsicher war. Aber wir haben so lange daran gearbeitet bis er in mir Vertrauen hatte und nicht jeden Menschen fressen wollte. Soweit so gut...

    Tauschgeschäfte haben wir mit sächlichen Gegenständen gemacht. Hilft es denn wenn ich ihn in dieser Situation mit Superlecker rausnehme?? Belohne ich ihn nicht dann für sein Verhalten? Oder sieht er es so, dass er nichts mehr verteidigen muss?? Also quasi wieder Vertrauen aufbauen nachdem ich ihm das Futter durch die Diät so quasi entzogen habe?

    Ich weiß nicht, ob ihr mich eben richtig verstanden habt: natürlich nehme ich ihm keine Leckerchen oder sein Futter weg. Er bringt mir sogar seine Knabberknochen und knuspert ihn bei mir weg. Er weiß, dass es ihm gehört und das ist auch absolut kein Thema. Sogar seinen heißgeliebten Kong bringt er mir.


    Das funktioniert nur per Tauschgeschäft, du belohnst ihn damit nicht, zumindest nicht das Knurren. Es reicht, wenn du ein kleines Lecki zum Tauschen gibst. Du musst einfach aufpassen, was du rumstehen hast.

  • Puh... Super - Dankeschön für die Tipps... Dann ist es also jetzt an uns, wieder durch fleißiges Tauschen unser "Fress"-vertrauen wieder aufzubauen. Das bekommen wir wieder hin!

    Vielleicht schaffe ich es so, dass er auch draußen nicht mehr als lebendiger Staubsauger funktioniert. Aber erst ist mir das häusliche wichtiger - schon allein wegen unserer kleinen Tochter.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!