Echte Wölfe und blöde Fragen

  • Nahe der Stadt Kiel - Wolf hat Schaf in Molfsee gerissen


    " Hauke Göttsch, jagdpolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, spricht von einem „Alarmsignal“. Die Vorkommnisse zeigten, dass einzelne Wölfe bereits ihre Scheu verloren haben."

    "...ihre Scheu verloren haben."


    Welche "Scheu" soll ein Wolf haben bei einem für ihn leicht erreichbaren "gedeckten Futterteller"?


    Solche pauschalen Anmerkungen schüren tatsächlich die Ängste der Menschen, zumal es Wölfe gibt, die die Veranlagung zeigen, dass sie die Scheu vor der Nähe zum Menschen/zu menschlichen Behausungen reduziert haben.


    Wölfe schätzen Gefahren ein, und suchen sich die leichteste Beute.


    Durch die jahrtausende währende Feindschaft mit dem Menschen hat sich dabei der Mensch als natürlicher Feind genetisch "verewigt" - und die Wölfe, die nun als Problemwölfe bezeichnet werden sind diejenigen Wölfe, die GELERNT haben, dass dieses Feindbild so nicht mehr existent ist.


    Eigentlich liegt doch ganz klar auf der Hand, dass nur Schutzmaßnahmen die dieses natürliche Feindbild beim Wolf erhalten, auch die einzige, dauerhafte Möglichkeit ist, um eine Koexistenz des Wolfes in unseren Breitengraden zu ermöglichen.


    Dieses sich immer mehr verschärfende Pro/Contra Wolf ist dabei absolut nicht zielführend.


    Auswüchse dieser Entwicklung ist dabei die naive Vorstellung, dass Wölfe "die natürliche Scheu besitzen würden, nicht näher/so nah an menschlichen Besiedlungen zu jagen".
    Dieser Naivität ist auch der Schäfer in Molfsee zum Opfer gefallen...


    Ich sehe es genau so wie @Chris2406 - JETZT müssen geeignete Abwehrmaßnahmen ergriffen werden, um den Wolf erst gar nicht auf die Idee kommen zu lassen, Nutztiere als die leichtere Beute vorzufinden. Nur so kann er weiterhin auch auf Wildtiere "spezialisiert" bleiben.


    Weiß der Schäfer in Hünxe denn mittlerweile, warum sein Herdenschutz mit den Hunden nicht so funktioniert hat wie gedacht?


    Diese Äußerung in einem der Interviews - ich weiß gerade nicht, ob sie von dem Schäfer oder jemand anderem kam - dass die Wolfbefürworter dann doch mal nachts die Bewachung der Schafe übernehmen sollten, finde ich jetzt gar nicht so ... "spinnig".


    Dass Verbitterung dabei aufkommt, wenn Menschen sich nachts auf die Lauer legen um den Wolf vor die Linse zu bekommen, statt dabei zu helfen die Nutztiere zu schützen, kann ich verstehen.

  • Ich habe mal Wolf Pferd Angriff gegoogelt und bei Google sind null Meldungen dazu. Das finde ich irgendwie krass. Müsste für die Medien doch eigentlich interessant genug sein, oder? Bei Facebook lese ich immer von "Wolfshetze" - die sähe dann aber anders aus. :pfeif:

    Jeden Sommer werden in Südtirol mindestens 2 Pferde gefunden, die vom Wolf gerissen wurden und es gibt immer einen Artikel dazu.

  • Ich meinte jetzt konkret zu dem Fall mit dem Isländer. Wollte meinem Bruder dazu eine Meldung schicken und habe bei google nichts zu diesem konkreten Fall gefunden.

  • Ich habe mal Wolf Pferd Angriff gegoogelt und bei Google sind null Meldungen dazu.

    Nun, ich bekomme mit exakt diesen 3 Begriffen: 772.000 Ergebnisse ausgewiesen.
    Und bei mir schaltet sich die Suche automatisch erst einmal auf CH, es scheint immer ein Filter drauf zu sitzen (und habe somit weniger Ergebnisse). Steige ich um auf andere Länder, wie Deutschland, werden es mehr.


    Es ist offensichtlich bei Dir was falsch gelaufen. :ka:

  • Nahe der Stadt Kiel - Wolf hat Schaf in Molfsee gerissen


    " Hauke Göttsch, jagdpolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, spricht von einem „Alarmsignal“. Die Vorkommnisse zeigten, dass einzelne Wölfe bereits ihre Scheu verloren haben."

    Weiss gar nicht (bzw. bezweifle stark), ob die Forumulierung: "Der Wolf hat eine natürlich Scheu vor dem Menschen" das Verhältnis Mensch zu Wolf treffend beschreibt oder schon eine Falschdarstellung bedeutet. Würde Scheu eher mit Vorsicht ersetzen, wobei der Satz dann schon etwas an Sinnhaftigkeit einbüsst (weil man es so nicht mehr kombinieren würde).


    Hat ein Wolf eine natürliche Scheu gegenüber dem Luchs oder gegenüber dem Bären? Ist es nicht eigentlich eine stetige Konkurrenzsituation der Predatoren untereinander, also so auch gegenüber dem Menschen? Eine ständige Kosten-Nutzen-Analyse, bei der Lernen eine andere Gewichtung hat. Weniger mit Scheu untereinander, sondern mehr mit einer gewissen Vorsicht zu tun hat?


    Eigentlich geht es doch darum, klaue (verteidige) ich meinem (oft sehr wehrhaften) Konkurrenten die Beute oder gehe ich lieber selbst jagen. Kürzlich hatte ich gelesen, dass Verhaltensforscher bemerkt haben, dass der Wolf sich z.B. von Grosskatzen in solchen Konkurrenzsituationen massgeblich unterscheidet. Wenn der Bär den Wölfen das Mittagessen klaut (für sich erkämpft), dann gehen sie nicht einfach etwas anderes jagend (eben wie Luchs & Co. das tun würden). Sondern sie bleiben in der Nähe und warten darauf, dass für sie noch Reste abfallen. D.h., also auch wenn man über diese Ressource (die bereits erlegte Beute) gerade nicht verfügen kann, fällt es schwer, sich davon zu lösen (so schwer, dass in der Natur die von Wölfen gejagten und gefressenen Beuteraten sinken ... man ist zuvor davon ausgegangen, sie würden wg. Klau mehr jagen. Statt dessen jagen sie weniger ... es ging darum, dass z.B. Bär Wolf stark einschränkt).


    Und echte Scheu zu verlieren, wie man sie bei Beutetiere vorfindet, die ihre Jäger kennen bzw. sie als solche einschätzen, das ist doch zumeist ein recht langwieriger Prozess (mit ein bisserl anfüttern läuft dabei oft eher wenig). Dagegen abzuwägen, ob man das Risiko eingeht, sich mit einem anderen Jäger um die Beute zu kloppen, dahinter liegen zwar auch Erfahrungen (also erlerntes). Aber es wird jedes mal neu berechnet wie die Chancen stehen.


    Beides zusammen genommen, mehr Predaroten-Konkurrenzsituation als Scheu und das beobachte andersartige Verhalten der Ressource gegenüber ... Denke, das könnten Gründe sein, warum die Wölfe so furchtbar flott ihre "natürliche Scheu vor dem Menschen" verlieren (und Bär etc. pp. dürfte auf Wolf m.E. gefährlicher wirken, weil es sich dabei um echte Kämpfe Auge in Auge handelt, nicht um Kugeln, die aus gehöriger Entfernung fliegen ...)..


    Existiert das, was man unter natürlicher Scheu beim Wild versteht überhaupt zwischen Mensch und Wolf? Resultiert diese Formulierung nicht eigentlich aus der vom Menschen sich selbst zugedachten Sonderstellung in der Natur?




    (PS: Aber es kann natürlich sein, ich denke mal wieder zu viel oder zu kompliziert ...)

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