Echte Wölfe und blöde Fragen

  • Hm. Natürlich ist ein HSH kein Malteser. Die Gefahr, dass ein HSH nicht richtig geführt wird, ist deshalb wohl auch höher. Das finde ich zuerst mal für die Hunde selbst, beteiligtes Vieh und auch für eventuelle "Opfer" natürlich weder wünschenswert noch irgendwie gut. Das ist sicher ein Problem, ja.


    Aber es ist doch für die allermeisten Gebiete in D eh so gedacht, dass der HSH zusätzlich zur wolfssicheren Umzäunung eingesetzt wird, oder? Davon gehe ich jedenfalls aus. Dann reicht es mir, wenn HSH hinter seinem Zaun und bei seiner Herde bleibt. Ich weiß nihct, wie wahrscheinlich es ist, dass ein HSH sich über den Zaun hinwegsetzt. Ehrlich gesagt, hatte ich das für ein geringes Risiko gehalten.
    Und Hunde, die dann von sich aus über den wolfssicheren Zaun setzen..., Kinder, die da rüber klettern (Strom?), Erwachsene, die meinen, sie müssen jetzt aber über die Weide... also ganz ehrlich: selbst Schuld. Ich leg mich doch auch nicht mit einem Altdeutschen Hütehund an, der bei seiner Herde in der Heide ist und meine Hunde schick ich da auch nicht zum Spielen hin. Ist sicher ne Nummer weniger heftig, aber die brauch man eigentlich auch nur angucken und sieht, dass die not amused sind.

  • sie beziehen sich hier schon auf die Verhältnisse in diesem Bundesland: sehr dichte Be- und Zersiedelung in weiten Teilen, dazu hohes Wanderer-, Mountain-Biker-, Nordic-Walker-Aufkommen. Und was das betrifft, finde ich es dann auch nicht verkehrt, die Erwartungen an den Einsatz von HSH etwas zu dämpfen.

    Das sind aber doch keine Verhältnisse, die es nur in B-W gibt? Wir haben in D nun mal keine Karpaten und Co.


    Leider heißen nicht alle Hundehalter Chris und sind fähig, diese Hunde adäquat zu sozialisieren und zu halten.

    :lol:


    Aber auch, wenn man nicht Chris heisst - es gibt in allen BL, die bereits mit HSH arbeiten zahlreiche Beispiele dafür, dass es gut funktioniert.


    Ich hab auch weniger ein Problem damit, dass die TÄ-Kammer den Einsatz von HSH nicht als Super-Duper-Alles-wird-gut-Lösung sieht, sondern damit, dass die Argumentation in einigen Teilen mal wieder hahnebüchen ist und darauf schliessen läßt, dass sie sich nicht die Mühe gemacht haben, mal Betriebe zu besuchen in anderen BL, die mit HSH in Tourismusgebieten arbeiten und dass noch nicht mal TÄ in der Lage zu sein scheinen, eine arme Sau von Hund mit Vorgeschichte bei falschem Halter und unter falschen Umständen gehalten von einem gut sozialisiertem HSH im Einsatz zu unterscheiden. Denn damit machen sie mal wieder auch den zahlreichen Tierhaltern, die problemlos und unauffällig bereits mit Herdenschutzhunden arbeiten, das Leben unnötig schwer - und das ist in Sachen Herdenschutz so ziemlich das Letzte, was man gebrauchen kann. Das bleibt ja nicht in B-W, sondern wird dann auch gern landesweit von Wolfsgegnern, die oft auch Herdenschutzgegner sind, ausgenutzt.


    Das ist ein fachlich überaus lückenhaftes Pamphlet von der TÄ-Kammer, sonst nichts. Und ja, sowas ärgert mich.
    Die B-W haben schon mit ihrer eigenwilligen Interpretation der Tierschutz-Hunde-VO für überaus großen Aufruhr gesorgt, der ausschlaggebend dafür war, dass es lange Zeit rum ging, dass HSH nicht hinter E-Zaun stehen dürfen. Und jetzt das noch als I-Tüpfelchen oben drauf.


    Wenn schon andere Länder als Beispiel für den Einsatz von HSH dienen - warum dann nicht Spanien, wo die Mastines die Herden beim Abtrieb durch die Dörfer begleiten und von Hinz und Kunz unterwegs gestreichelt werden?
    Warum nicht Regionen, wo die Hunde nachts in den Dörfern frei laufen - und jeder Bewohner dort kann sich ganz normal und frei in den Dörfern bewegen?


    Herdenschutzhunde sind selbst unter HH viel zu mystifiziert und werden selbst von diesen nicht richtig eingeschätzt, was ihr Verhalten und ihre Eigenheiten angeht. Von Nicht-Hundlern mal ganz zu schweigen.
    DAS ist das Problem und in der Folge dann auch, was daraus gemacht wird.


    LG, Chris

  • Ja, schon. Aber die BaWü-Tierärztekammer äußerrt sich nun mal zu BaWü. Wäre ja vermessen, wenn sie sich pauschal äußern wollten.
    Und natürlich gilt das für weite Teile Deutschlands (was ich ja auch schon vor vielen, viele Seiten geschrieben habe). Nicht überall in D kann man HSH einsetzen, so meine ich zumindest.


    Zu den Mastinos in spanischen Dörfern: ich weiß nicht. Diese Umstände haben wir in D praktscih nirgends mehr. Egal welches Dorf wo hierzulande: dieses enge Leben mit der Natur von einer größeren Anzahl an Menschen gibt es hier so doch gar nicht mehr. Allenfalls als "Projekt".

  • Egal welches Dorf wo hierzulande: dieses enge Leben mit der Natur von einer größeren Anzahl an Menschen gibt es hier so doch gar nicht mehr.

    Das müssen die Leute halt wieder lernen - die können doch nicht erwarten, dass da draussen hordenweise Wölfe rumkaspern und alles übrige bleibt so, wie es die letzten Jahre war.


    Wolf light gibts nicht - also kann es auch keinen Herdenschutz light geben.
    Überall wo Wölfe Zäune überwinden und Nutztiere reissen, müssen HSH eingesetzt werden können, das ist auch IN den Dörfern so. Wenn das nicht geht - dann müssen die Wölfe wieder ausgerottet werden. Denn dann ist Herdenschutz nicht möglich.


    Es KANN nicht so schwierig sein, einfach den eigenen Hintern aus eingezäunten Flächen herauszuhalten und die HSH nicht auch noch extra zu provozieren?
    Es gibt aus D noch überhaupt keine Vorkommnisse mit HSH im Einsatz und die wenigen Fälle aus der Schweiz aus Freiweide waren verglichen mit den Schauergeschichten an Erwartungshaltung harmlos - womit ich das nicht herunterspiele, sondern die Aussage treffe, dass ein tatsächlich angreifender HSH mit Sicherheit nicht nur ein Löchlein in der Hose und einen Kratzer am Arm hinterlassen würde. Abgesehen davon müsste man zu einer vernünftigen Beurteilung dann auch wissen, wie sich Wandersleut und Radfahrer im Vorfeld verhalten haben.


    Hier ist z. B. noch kein einziger Radfahrer trotz Warnschildern mitten auf dem Weg abgestiegen - da braucht sich keiner beschweren, wenn die Hunde ihn dann vehement bellend im vollen Galopp den Zaun lang begleiten. Wenn sich Radfahrer so auch bei Herden mit HSH in Freiweide verhalten, spricht das eher dafür, wie grossartig die Hunde im Normalfall arbeiten, weil da offensichtlich dennoch noch niemand schwerwiegend verletzt worden ist. Klingt drastisch, ja, aber ohne dass sich auch die Freizeitbevölkerung mal ein wenig anpasst, kann man den Wolf da draussen knicken.


    Immer wieder das richtige Verhalten bei Begegnung mit Herdenschutzhunden:


    Und wie @mittendrin schon schreibt - hier in D ist da fast immer auch ein Zaun dazwischen. Warum soll das nicht gehen können? Auch in B-W? Grad die B-Wler bräuchten wegen der schwierig zu zäunenden Hanglagen mit zahlreichen Zaun-Problemen den zusätzlichen Schutz durch die Hunde.


    LG, Chris

  • "Die können doch nicht erwarten, dass da draussen hordenweise Wölfe rumkaspern und alles übrige bleibt so, wie es die letzten Jahre war."


    GENAU DAS wird aber erwartet: Wölfe da und sooo süß, Schwarzer Peter bei den Weidetierhaltern, alle anderen machen natürlich weiter wie bisher, und gnade Gott dem Weidetierhalter, der sie dabei einschränkt.


    Das macht das Ganze ja so entsetzlich frustrierend.

  • Die Gefahr, dass ein HSH nicht richtig geführt wird, ist deshalb wohl auch höher.

    Dazu noch - der Witz ist, dass ein HSH im Einsatz das macht, wozu er da ist. Er beschützt seine Herde in einem durch Zaun definiertem Territorium. Die "Ausbildung", die diese Hunde erfahren müssen, ist dadurch um Klassen leichter, als wenn ich einen der Mc`s jetzt als Familienhund erziehen würde. Denn im Einsatz haben die Hunde ein klar definiertes Tätigkeitsfeld, das da heisst: Halte alles Fremde von Deiner Herde fern. Dabei hilft der Zaun ungemein. Das Tätigkeitsfeld heisst NICHT: Bringe alles um, was sich Deiner Herde nähert. Auch NICHT: verletzte alles schwer, was sich Deiner Herde nähert. 99 % der Arbeit von HSH ist reine Vergrämung durch imponierendes Auftreten. Niemand, kein Hirte dieser Welt, kann Hunde gebrauchen, die alles pauschal angreifen und damit ein hohes Risiko eingehen, schwer verletzt zu werden. Dazu brauchen diese Hunde aufgrund ihrer Spätreife einfach zu lange, bis sie wirklich eingesetzt werden können.


    Als Familienhund hätte ein HSH kein so klar definiertes Tätigkeitsfeld und ich hätte vor allem damit zu tun, dem Hund klar zu machen, dass er nicht MICH beschützen soll. Das ist eines der grossen Probleme, die HSH-Halter mit Familienhunden haben.
    Denn der HSH lässt sich natürlich nicht von dem, den er glaubt auftragsgemäß schützen zu sollen, sagen, was er zu tun und zu lassen hat. Das lässt er sich nur von Seinesgleichen - ob 2 oder 4 Beine ist da egal. Diese Hunde sind perfekte Teamworker - der Mensch, der mit ihnen umgeht, muss sich genau seinen Platz im Team erarbeiten. Bei einem Wolfsangriff wuseln HSH auch nicht unkontrolliert durch die Gegend, sondern jeden Hund hat seine Aufgabe, das geht nicht, ohne die Fähigkeit, sich an anderen zu orientieren und mit anderen zusammenzuarbeiten.


    Ich bin hier für die Mc`s nicht das Schutzobjekt - sondern Herdenschützer Nr. 3 in Teilzeit. Deshalb lassen sie sich von mir in meiner Anwesenheit lenken und dank unserer guten Beziehung zueinander vertrauen sie mir soweit, dass sie meine Entscheidungen akzeptieren und umsetzen - und deshalb ist so ungefähr das Erste, was sie tun, wenn sie merken, dass ich jetzt länger draussen zu tun habe: sich hinhauen und eine Mütze voll Schlaf nehmen, weil jetzt ja Nr. 3 mit aufpasst.


    Ich kann die Hunde abpfeifen, ich kann ihre Reaktionen auf Aussenreize auf mehrere Hundert Meter Abstand durch einen Spezial-Pfiff dämpfen, ich kann Verhaltensweisen, die mir nicht gefallen problemlos korrigieren, weil das alles Dinge sind, die zu ihren natürlichen Aufgaben gehören und die sie durch verschiedene Lernerfahrungen noch an die Bedingungen anpassen können und müssen. Ich kann ihnen vieles einfach vormachen, weil sie gelernt haben, dass sie sich an mir orientieren können.


    Und dennoch sind sie in der Lage, auch ohne mich bestens klar zu kommen.
    Anders als rein territoriale Hunde bewerten sie Aussenreize immer auch dahingehend, was diese für die Herde bedeuten. Während der Schäferhund im Dorf auch in 5 Jahren noch den vorbeilaufenden Golden Retriever anbellen wird, tun die Mc`s das schon lange nicht mehr, solange der Hund sich leidlich in der Nähe seines Menschen aufhält.


    Natürlich sind diese Hunde "anders", aber sie sind weder Killerbestien noch unerziehbar. Man muss nur wissen, wie sie ticken - und dafür gibt es für HSH im Einsatz spezielle SKN, die "unbefleckten" Tierhaltern das Handwerkszeug für diese Hunde liefern.


    LG, Chris

  • Nordhessen:
    Spaziergänger mit Kind werden von wolfsähnlichem Tier attackiert | OTZ
    Und weiter dazu:
    Vorfall am Hohen Meißner: Hund doch nicht von Wolf angegriffen | FR.de



    Niedliche Bärenvideos aus Rumänien:
    Szovátán egymást kergetik az utcán az emberek és a medvék
    Es gibt doch nichts Schöneres, als Wildtiere in der Wildnis zu erleben.... :pfeif:


    Thüringen - nicht so sehr das BL mit den schnellsten Entscheidungsabläufen: :lol:
    Fangkonzept für Wolf-Hund-Hybriden kommende Woche erwartet


    Klar, wenn einige Weidetierhalter bereits aufgegeben haben, brauchts andere Weidetiere, Fortsetzung folgt, es lebe das Rewilding:
    Ausreichend Platz für Wisente in der Lausitz


    Liebe Journalisten: es heisst: Herdenschutzhunde, nicht Hütehunde. Herdenschützer für Tiere, die woanders als Herdenschützer eingesetzt werden:
    Alpakazucht in Seyda: Wie schützt man die Herde vor dem Wolf? | MZ.de


    LG, Chris

  • Aber bald müssen sich die Weidetierhalter doch keine Sorgen mehr machen. Alles wird dann gut. Wenn die Afrikanische Schweinepest sich weiter ausbreitet, dann können die Wölfe die kranken Schweinchen fressen, die wehren sich dann nämlich nicht mehr.... und alle sind froh und zufrieden. (Achtung Sarkasmus)

  • Schweiz - es ist immer wieder interessant, wie das in anderen Ländern gehandhabt wird:
    Keine erneuten Abschüsse von Jungwölfen im Wallis - SWI swissinfo.ch


    Auch anderswo rennen Wolfshunde in der Gegend rum, ist also kein rein deutsches Problem:
    „Wolf“ im Stadtgebiet Meran ist kein Wolf


    Ulrich Wotschikowsky mag die Schweden in Sachen Wolf wohl nicht so besonders:
    Zweifelhafte Schützenhilfe aus Schweden
    Das hier ist besonders niedlich:


    Zitat

    Die Einnahmen der Samen durch das Entschädigungssystem für Beutegreifer sind mittlerweile ein wichtiger fester Bestandteil ihres Einkommens geworden. Die Tiere werden instrumentalisiert.

    Das dürfen nämlich nur NGOs! :klugscheisser: :lol:


    Die Entfernung der Entscheidungsträger zu den tatsächlich Betroffenen ist aber vermutlich nicht nur in Schweden ein Problem.


    B-W:
    "Wenn der Wolf kommt, höre ich auf" - Löffingen - Badische Zeitung


    Bayern:
    Berglandwirtschaft, Weide- und Freilandhaltung durch große Beutegreifer in Gefahr!


    Thüringen, nochmal zu den Hybriden:
    Die Zeit drängt – Gotha | Thüringer Allgemeine


    Langsam wirds eng in manchen Regionen in NS:
    Neuhaus: Das Amt hat seine eigenen Wölfe | svz.de


    In Ö soll vergrämt werden, wenn Wölfe sich mehrfach in Siedlungsbereiche vorwagen - in D sollen wir das als normal hinnehmen - da gehts um den Heuforken-Wolf:
    Wolf in Oberösterreich: WWF mahnt zu Besonnenheit > Freizeit > Tierecke | krone.at


    Die Entwicklung, dass immer höhere Zäune überwunden werden, setzt sich fort:



    SZ-Online: Wolf reißt erneut Steinbock in Rothenburg

    Zitat

    Das Gehege war nach Angabe von Eigentümer Johannes Kahl mit einem zwei Meter hohen, stabilen Elektrozaun, Flatterband und Stacheldraht gesichert.

    LG, Chris

  • Update:
    Bei „unserem“ Wolf handelt es sich um das illegal geschossene Tier aus denn LK Ammerland. Also vorerst kein lebendes Tier mehr nachgewiesen bei uns.


    Mal schauen, wie schnell die Tiere aus Cuxhaven nachrücken
    :fear:

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