Echte Wölfe und blöde Fragen

  • Ich habe mal die Diskussion verfolgt und fand heute in der HAZ einen interessanten Artikel zum Thema, durch den auch nicht direkt Betroffene wie ich zum Nachdenken kommen. Darin wird berichtet, dass inzwischen in Niedersachsen die Anzahl der Weide- und Gattertiere, die Wölfen zum Opfer fallen, mit Abstand am größten ist. Gefolgert wurde daraus, dass es hier erheblichen Nachholbedarf zum Herdenschutz geben würde.
    Zu den Zahlen: Im Jahr 2014: 103 nachweislich von Wölfen getötete Tiere;
    im Jahr 2015 mehr als doppelt so viele: 235 getötete Tiere (Schafe, Ziegen, Rinder, Rehe und Damhirsche). Dabei sind Fälle nicht mitgezählt, wo ein DNA-Nachweis fehlte. Als Erklärung des Nabus wird die Schuld daran einerseits den Tierhaltern gegeben, die die "vom Land unterstützten Herdenschutzmaßnahmen - etwas Spezialzäune oder Herdenschutzhunde - noch nicht ausreichend in Anspruch genommen haben" (Zitat S.6). Das Problem sei andererseits dabei die Förderung der Herdenschutzmaßnahmen auf höchstens 15.000 Euro pro Tierhalter auf drei Jahre, gibt aber der Nabu-Sprecher U. Thüre zu. Als Vorbild wird die Situation in Sachsen erwähnt, die in dieser Thematik auch viel mehr Erfahrung hätten als Niedersachsen (15 Rudel!) und mehr Geld bezahle für Schutzzäune und Herdenschutzhunde bzw. Nutztierrisse.


    Aus Sicht eines Laien - wie ich es bin - wird also zumind. in der örtlichen Presse weder das Problem verniedlicht noch Partei ergriffen. Gerade die Situation in der Lüneburger Heide verbietet auch eine einseitige Sicht. Ein hübsches Foto drängt aber die Frage auf, warum nicht jeder Tierhalter so wollige, nette Herdenschutzhunde "anstellt".


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  • @37mara73
    Ich versuche mal, Deine Frage im letzten Satz zu beantworten:
    Zum Einen ist es aufgrund der örtlichen Gegebenheiten nicht überall möglich, HSH bei den Weidetieren einzusetzen, weiter ist es gar nicht so einfach , an gute HSH dranzukommen, denn normalerweise sollen die Welpen in den Herden gross werden, die sie später schützen sollen und sich dabei möglichst viel von den vorhandenen Alttieren abschauen. Es ist aber wohl schwierig, erwachsene HSH zu anderen Herden und damit auch zu anderen Menschen zu "verpflanzen".
    Es traut sich wohl auch nicht jeder Schafhalter den Umgang mit ihnen zu.....


    Das ist zumindest das, was ich in den letzen Jahren aus dem, was ich gelesen habe, so für mich rausgefiltert habe
    (wer es besser weiss, darf mich gerne korrigieren oder ergänzen)

  • Außerdem stimmt nicht, dass alle Schäfer für die Landschaftspflege bezahlt würden. Es gibt große regionale Unterschiede. Solche Unwarheiten sind nicht haltbar.


    Daneben macht es keinen Unterschied, ob Menschen für ihre ARBEIT bezahlt werden. Der Wolf stellt für die auch ein Problem dar und für die betroffenen Hunde, Schafe, Rinder u.s.w. macht es gar keinen Unterschied, ob irgendwer bezahlt wird.

    Ich habe geschrieben HIER
    es macht sehr wohl einen Unterschied ob für die Arbeit bezahlt wird, so ist es leichter Schutzmaßnahmen zu ergreifen.

  • @QueenyQ: Überzeugende Aussagen zum Thema HSH! Danke!

    Der Nabu ist nicht objektiv. Ich habe die Haltung in Niedersachsen aufgegeben. Risse erfolgten hinter zwei Reihen Zaun, 1,5m fest und 1,2m Strom, 10m neben dem nächsten Haus. Der Nabu hat überdies finanzielle Mittel, von denen ich nicht träumen könnte. Trotzdem ist am neuen Standort die Nabuherde nur mit Seilzaun gesichert. der ist in der Theorie zwar elektrifizierbar, aber hält in der Tat keinen Hund. Der vorhandene einzelne HSH kommt auch nur einmal am Tag zu Besuch. Ich harre der Dinge ....



    HSH werden auch in dem Video erwähnt. Sieh dir an, was die Leute dort sagen. Wöchentliche Polizeigespräche wegen 'belästigter' Wanderer und gerissene Schafe trotz HSH, sowie gerissene HSH zeigen deutlich, dass die keine Lösung sind. Die eine Frau berichtet doch sogar, dass die Wölfe von ihnen gelernt hätten.



    Caronna: geh hin und sag es den Betroffenen ins Gesicht, dass die Bezahlung ein Unterschied sei. Ist bestimmt auch gelogen, was die Betroffenen da sagen und dass die französischen Rissstatistiken einen Anstieg der Risse ab einem Jahr NACH dem Aufrüsten verzeichnen. Geh und mach ein dreimonatiges Praktikum bei Schäfern im Wolfsgebiet. Vielleicht öffnet dir das die Augen.

  • transportieren ist nicht das Problem, schließlich macht er das jetzt schon mit niedrigerem Zaun, die Rollendicke bleibt ja. WIe das mit dem Halterungen, also den Pfosten aussieht, weiß ich nicht. jetzt werden die einfach herausgezogen und mit eingerollt, am neuen Ort ausgerollt und wieder in den Boden getreten. Bei 2 m... da müsste vielleicht noch wer was entwickeln, vielleicht A förmig?

    Ääähm... Was?
    Ob eine Rolle 1,20 hoch ist oder 2m hoch macht schon nen gewaltigen Unterschied beim Transport aus! Nicht nur braucht mehr man Platz in der Länge, bzw Tiefe, da ist ja dann auch viel mehr Material auf der Rolle und somit mehr Gewicht.
    Soviel Zaun braucht auch viel mehr Pfosten und vor allem stabilere Pfosten, was noch mehr Probleme beim Transport mit sich bringt. Von den Kosten mal ganz zu schweigen.


    A förmig, um dem Wolf ne Übersprungshilfe zu geben? Der nimmt den Pfosten dann wie die Hunde die A-Wand...

  • Bei dem Film wird z.B. nicht erwähnt wieviel Schafe zu Tode kommen, ohne den Wolf, in der Schweiz sollen es sehr viele sein, da die Schafe im Frühjahr hochgetrieben wurden und allein gelassen, durch die Medien ging z.B. das Schafe die sich verstiegen hatten nicht runtergeholt wurden, obwohl das möglich war - Grund: es lohnt sich nicht.

    Magst du mir mal erklären, was das eine mit dem andern zu tun hat? Ausser dass die Anzahl abgestürzter und verstiegener Tiere nach Wolfsangriffen, die die Herde in Panik versetzen, natürlich steigen wird. Aber ich denke, dass du gerade das NICHT meinst.


    Wenn ich beim Gassigang durchs Dorf eine Attacke von Nachbars völlig unverträglichem und unkontrollierten Riesenhund auf meinen angeleinten friedlichen Hund fürchten muss - was ist da der Zusammenhang zu der Tatsache, dass es Hundehalter gibt, die ihre Hunde an befahrenen Strassen frei laufen lassen und damit in kauf nehmen, dass er überfahren wird? Das macht Nachbars Riesenhund weder gefährlicher noch harmloser für meinen Hund, es erhöht lediglich die Zahl der Unfallopfer generell.

  • Das Video ist weng "umstritten", das sollte man nicht verschweigen. Genau
    wie es hier in D Wolf-ja-bitte und Wolf-nein-danke-Fraktionen gibt, gibt
    es die anderswo auch. Den Wolfsbefürwortern wird vorgeworfen, sich die
    Daten so zurechtzubiegen, wie sie sie brauchen, es wäre für die eigene
    Meinungsbildung aber fatal, wenn man davon ausginge, dass extreme
    Wolfs-Gegner das nicht ganz genauso tun. So, wie extreme
    Wolfsbefürworter nie einen Schäfer zum Interview holen werden, dem grad
    32 Schafe gerissen wurden, werden die extremen Wolfsgegner nie einen
    Schäfer als Beispiel nennen, der sagt "Mei, seit ein gescheiter Zaun und Hunde da sind, gehts eigentlich mit den Wölfen hier."


    Das ist ein verflucht emotionales Thema, das macht die Meinungsbildung dann nicht grad einfacher.


    Mir fällt an dem Video auf:
    Es werden in erster Linie Schäfer vorgestellt, die wirklich extrem schwierig zu schützende Areale beweiden, seien es Hochgebirgsweiden, die in freier Tagweide begangen werden oder seien es Weideflächen in sehr waldigen Gebieten, die für alle, Mensch und Tier, inklusive HSH sehr unübersichtlich sind.
    Die Schäferin mit den Kangals z. B. - eine sehr unübersichtliche Waldfläche, nur 2 Hunde und dann Hunde, die nicht zaunsicher sind und es den Wölfen vormachen, wie man da durchkommt, da kam der Plus-Minus-Zaun leider zu spät. Wundert das echt jemanden, dass SO der Herdenschutz nicht funktioniert? Mich nicht. Ehrlich nicht. Und ich betrachte mich wirklich als auf Seiten der Tierhalter stehend.


    Das ist kein Vorwurf an die Tierhalter - das ist ein Vorwurf an schlechte Herdenschutzberater. Die haben ihren Job dann nämlich nicht gut gemacht.
    Die brauchen doch das Rad nicht in jedem Land, oder hier in D in jedem Bundesland neu erfinden. Es gab doch schon alle gut gemeinten Fehler, die man im Herdenschutz machen kann, die muss doch nicht jeder Hansel neu erfinden und uns Tierhalter ausbaden lassen.


    Ich bin durchaus bei einigen Aussagen in diesem Video voll und ganz dabei - wir "trainieren" die Wölfis mit unserer lächerlichen Herdenschutz-Salami-Taktik regelrecht, natürlich sind Wölfe Beutegreifer, die unter entsprechendem Umständen auch zu einem Menschen nicht nein sagen und das Förderwesen in Sachen Herdenschutz ist ein Witz, wenn Herdenschutz, dann ist eher Klotzen als Kleckern angesagt und dann brauchen die Tierhalter volle Unterstützung dabei.


    LG, Chris

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