Echte Wölfe und blöde Fragen

  • Es ist schade drum, weil man sehr viel draus machen könnte.

    Wie denkst DU darüber?

    Liegt das am Wolf?

    Oder liegt das an Menschen, die für was Gutes nicht bereit sind, sich ein wenig zurückzunehmen?

    Am Wolf liegt das sicherlich nicht. In meinem Fall eben an meiner menschlichen Umwelt. Wär das hier Alleinlage, wäre es etwas anderes.

  • Ich persönlich wäre schon zu vielem bereit. Aber ich bin eben auch Vollzeit Berufstätig. Nachts brauche ich schon meinen Schlaf, ich kann nicht rund um die Uhr da sein, falls Hunde anschlagen würden. Wir wohnen ja direkt am Rande eines Wohngebietes, 150 Meter Gassistrecke gehen direkt an den Flächen vorbei.

    Ich stelle mir die Anpassung an das menschliche Umfeld als sehr anstrengend vor. Und gleichzeitig macht man sich als Tierhalter enorm angreifbar.

    Ich kann auch nicht leugnen, dass es ohne ein großes Raubtier nicht einfacher wäre, sowas zu realisieren. Es hören ja nicht grundlos viele Nebenbei-Halter auf. Es wird einfach nochmal schwieriger in einer Welt, in der Tierhaltung eh schon immer schwieriger wird.

    Natürlich trifft dem Tier keine Schuld daran! Es ist eben da! Aber ohne Wolf und notwendigen Herdenschutz wäre ein solches Vorhaben mit weniger „anecken“ verbunden. Man würde immer noch anecken, aber eben moderater, machbarer.

    Das heißt nun nicht, dass ich fordere, dass der Wolf wieder weg kommt. Sondern nur, dass ich aufgrund der Thematik im Gesamten - also Wolf wie Menschen - von einer Realisierung absehe. Was ich trotzdem schade finde, da ich es mir grundsätzlich sehr schön vorstelle.

    Vielleicht ist unsere Welt dahingehend irgendwann einfacher. Man als Tierhalter besser geschützt, Tierhaltung wieder willkommener, sodass ich bzgl. Herdenschutz ein besseres Gefühl habe.

  • Aber mich stört nicht, dass ich Herdenschutz betreiben müsste. Wären die Menschen hier nicht so intolerant in Bezug auf das was damit einherginge, wäre ich sofort dabei.

    Die Schafhaltung an sich wäre ja aber schon schwierig und mit Reibereien verbunden. Das Thema Wolf setzt leider nochmal eine Schippe drauf.

    Ich versuche es grade in Worte zu fassen, da es mir dabei nicht darum geht, dass mich der Wolf stört. Eher, das was damit einhergeht in Bezug auf mein menschliches Umfeld - was eben auch ohne Wolf schon sehr naturfremd ist.

  • Ob ein Wolf hier her passt finde ich interessant. Basiert nicht alles auf Anpassungsfähigkeit? Er überlebt hier, also scheint er auch hier her zu passen. Jetzt ist eben die Frage in wie weit auch wir uns wieder anpassen. An sich macht die hohe Anpassungsfähigkeit ja genauso den Menschen aus.

  • Der Wolf lebt in sämtlichen Klimazonen und unter unterschiedlichsten Bedingungen. "Er paßt nicht hierher" kann es also kaum sein, ganz ehrlich ist das doch viel mehr ein "Er stört menschliche Bedürfnisse, ich muß mich anpassen, womöglich auch mein Leben in manchen Bereichen verändern und das gefällt mir nicht".

  • in Bezug auf mein menschliches Umfeld - was eben auch ohne Wolf schon sehr naturfremd ist.

    Das ist ein guter Satz, den ich erst missverstanden habe und der mir in der missverstandenen Version geholfen hat zu verstehen, welches Problem ich mit dem Wolf entwickeln werde.

    Das Grundstück ist im Außenbereich, drumrum die Felder, auf denen sich leider der Maisanbau für die Nachbarn immer mehr lohnt und alles andere immer weniger. Die zusammenhängenden Waldstücke sind winzig. Weiden gibt es noch, aber zumindest die Schafhalter werden in den nächsten Jahren noch so richtig "Spaß" haben, denn hier stehen Schafe und Kühe nur hinter verschieden hohem Stolperdraht.

    Man füge nun den Wolf hinzu, obwohl der hier eigentlich keinen "guten" Lebensraum findet, weil die Landschaft zu offen ist. Er wird sich irgendwann mit ungutem Lebensraum zufrieden geben, und sei es nur, dass wir öfter Durchzieher haben.

    Ich werde es nicht mögen, dass wir Stress wegen der Pferde haben werden. Wobei dieses Problem technisch gelöst wird durch Zaunbastelei - und eben, weil die Schafe der Nachbarn ein makaberes Schutzschild für die Pferde sein werden.

    Ich werde es nicht mögen, was die Anwesenheit des Wolfes unter den Schafen und Kühen auslöst. Gestresste Tiere, gestresste/wütende/traurige Halter dazu, alles direkt nebenan. Wie die Nutztierhalter das lösen werden - keine Ahnung, zumal sie eine wirtschaftliche Lösung finden müssen. Die Vorstellung, dass die hier alle wolfssichere Netze um die Weiden haben, BEVOR der Wolf ankommt, halte ich für utopisch.

    Ich werde es HASSEN, Angst um die Katzen haben zu müssen.

    Ich werde furchtbar damit hadern, den Hund nicht mehr im Dunkeln ohne Leine rauslassen zu können.

    Ich werde mich lange nicht damit abfinden, nicht mehr sorgenfrei mit dem Hund oder Pferd draußen unterwegs zu sein.

    Das sind alles Abstriche in meinem Leben, die ich ehrlich nicht machen möchte.

    Und der dumme Grund ist: Ich krieg ja sonst nix dafür. :D Ich krieg hier keine intaktere Natur um mich rum, die Maisfelder werden zunehmen, die Weidetiere ab, niemand wird aufforsten.

    Wenn ich mir jetzt sagen könnte: Gut, wir kriegen die Wölfe zurück und dadurch verbessert sich der Lebensraum um mich rum auch für andere Arten und die "echte Natur" kommt - ja, da können wir nochmal reden.

    Im Moment sehe ich mich eher umzingelt von diesen elenden, sterilen Maisfeldern hinter einem Zaun sitzen und auf den Wolf fluchen, weil ich nicht mehr normal mit dem Hund eine Abendrunde machen mag.

  • Der Wolf lebt in sämtlichen Klimazonen und unter unterschiedlichsten Bedingungen. "Er paßt nicht hierher" kann es also kaum sein, ganz ehrlich ist das doch viel mehr ein "Er stört menschliche Bedürfnisse, ich muß mich anpassen, womöglich auch mein Leben in manchen Bereichen verändern und das gefällt mir nicht".

    Aber doch auch irgendwo verständlich und normales Verhalten.

    Wobei man ehrlich sagen muss, dass sich aktuell ein ganz großer Teil der Menschen einfach überhaupt nicht anpassen muss, aber ziemlich unfair über die urteilt, die tatsächlich betroffen sind und sich wirklich anpassen muss.

  • Wir leben aber nicht in Afrika oder Indien.

    Wir leben auch nicht in Australien, wo es genug giftige Tiere gibt.

    Wir leben in Mitteleuropa.

    Ist das ein Argument?

    Sind Löwen und Nilpferde ein Argument für den Wolf in Mitteleuropa?

    Und dass anderswo Menschen von Nilpferde getötet werden, ist jetzt ein Argument wofür?

    Aber genau das, ist doch normales Verhalten.

    Aus der Ferne schauen.

    Der ist nicht bis auf 10m rangekommen und neben dir hergestiefelt.

    Der ist nicht an den Zaun gekommen, wie der Wolf bei der Frau aus dem Video, wo sie auf der Weide übernachtet hat.

    Der ist nicht bis auf wenige Meter an dich rangekommen, wie der Wolf bei dem Schäfer.

    ...

    Ich weiß nicht, ob ich so undeutlich schreibe...

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