Echte Wölfe und blöde Fragen

  • Richtig - so sieht's aus.

    Und irgendwie finde ich dieses reflexartige "war der Zaun WIRKLICH sicher?" langsam....irritierend.

    Schiebt den "schwarzen Peter" doch immer wieder zu den Tierhaltern.

    Also ich kann nur von mir sprechen, und für die anderen Teilnehmer hier stark vermuten, nein, das soll mitnichten ein Vorwurf sein, auch kein reflexiver. Bei mir ist es eher: Der schafft das, der Wolf (das habe ich hier im Thread auch mehrfach erwähnt, ok, ist schon was her ...).


    Deshalb gehen Tierhalter da, wo es möglich ist, tatsächlich mittlerweile dazu über, den Untergrabungsschutz auszulegen, vorm Zaun.

    Upps, bin davon ausgegangen, dass man das aussen macht (habe aber nie nachgelesen, was wirklich darunter verstanden wird). Persönlich habe ich mir eine .... hhhm ... L-Form vorgestellt, die natürlich nach aussen ragt (Wolf will ja einbrechen und nicht ausbrechen :ka:).

  • Es gibt unterschiedliche Varianten @Das Rosilein

    Die eine ist den Zaun senkrecht einzubuddeln, die andere ist, ihn aussen vorm senkrechten Zaun auszulegen. Dazu kann man die oberste Bodenschicht abtragen, es wächst aber auch im Lauf der Zeit von selbst ein.


    Wölfe, die sich irgendwo drunter her buddeln wollen, buddeln sehr dicht am Hindernis. Es gibt mittlerweile zahlreiche "Wolfs-Buddel-Bilder", die tiefste Stelle liegt immer direkt am Zaun. Wenn sie gleich beim Loslegen merken, dass sie mit Buddeln nicht weiterkommen, weil der Zaun bodenparallel ausgelegt ist, versuchen sie es an unterschiedlichen Stellen und geben dann irgendwann auf.

    Wölfe sind extrem schnelle Buddler übrigens.

  • ICH als Tierhalter habe doch das grösste Interesse von allen daran, dass meine Tiere so sicher wie möglich sind.

    WENN ich schon anfange, Herdenschutz zu betreiben, dann macht es Sinn, mit wachem Blick immer wieder sich selbst die Frage zu stellen "ist der Zaun wirklich sicher?" Mir und meinen Tieren hilft es doch nicht das Geringste, wenn ich mächtig Aufwand betreibe und einen super-duper Zaun dahinsetze und irgendwo in einer Kruschelecke hängt der Zaun knietief runter oder befindet sich eine Bodenkuhle oder sonstwas, so dass da der perfekte Eingang ist.

    Grundsätzlich stimme ich dir ja zu.

    Nur:

    Alles hat Grenzen. Die Beurteilung, ob ein Zaun sicher ist, ändert sich ja fast im Monatstakt. Das ist doch ein Aufwand, den keiner mehr leisten kann/mag? Der Aufwand übersteigt doch in vielen Bereichen schon lange den Nutzen....

  • Es gibt unterschiedliche Varianten Das Rosilein

    Danke, das habe ich nicht gewusst.

    Wölfe, die sich irgendwo drunter her buddeln wollen, buddeln sehr dicht am Hindernis. Es gibt mittlerweile zahlreiche "Wolfs-Buddel-Bilder", die tiefste Stelle liegt immer direkt am Zaun. Wenn sie gleich beim Loslegen merken, dass sie mit Buddeln nicht weiterkommen, weil der Zaun bodenparallel ausgelegt ist, versuchen sie es an unterschiedlichen Stellen und geben dann irgendwann auf.

    Davon bin ich ausgegangen.

    Deswegen hatte ich das irgendwie (falsch) vorausgesetzt, wenn man von Untergrabungsschutz spricht, meint man genau das.

    (Das Senkrechte habe ich nur für den Zaunsockel gehalten).

  • Genau das - es ist ein riesiges Freilandexperiment, das erst als faszinierend und risikolos angekündigt wurde und nun komplett auf Kosten der Tierhalter geht.


    Dass diese Lastenübernahme so generell und achselzuckend akzeptiert ist, selbst von Tierhaltern, finde ich auch zum Heulen. In dem Moment nehmen wir sämtliche Verantwortung für die Wölfe auf uns, und alle anderen haken das Thema beruhigt ab. Finde ich ganz, ganz übel - und sicher nicht, weil ich meine Tiere nicht schützen möchte. (Und natürlich tun wir's auch, weil uns nun mal an den Viechern liegt, nehmen also den wirklich Verantwortlichen weiter die Verantwortung ab - ein Teufelskreis.)

  • Die Beurteilung, ob ein Zaun sicher ist, ändert sich ja fast im Monatstakt.

    In Regionen mit Herdenschutz-Problem-Wölfen.


    Mein Zaun ist seit 5 Jahren identisch. Bis auf den 3. Hund ist auch mein Herdenschutz identisch geblieben und dieser Hund war grundsätzlich geplant, also keine Notfall-Aufrüstung.

    Die Zäunungs-Varianten vieler meiner Tierhalter-Freunde (auch in etablierten Rudel-Gebieten) sind ebenfalls über Jahre identisch.

    Der Unterschied zu Herdenschutz-Problem-Regionen ist aber der, dass es sich durch die Bank um Tierhalter handelt, deren Herdenschutz bereits stand, bevor der erst Wolf merklich die Szene betreten hat.

    Ich empfinde diesen Unterschied als zum Himmel schreiend einleuchtend.


    Man darf bei allem Verständnis dafür, wie schwer es Tierhalter in Regionen haben, wo die Wölfe nach erfolgreichen Rissen anderswo bewährte Herdenschutzmaßnahmen überwinden, nicht die Einschätzung entwickeln, dass alle Wölfe so sind.

    Es sind die Wölfe so, die erstmal in aller Ruhe Geschmack an Nutztieren finden konnten. Das geht wie immer nicht in Richtung der Tierhalter, sondern ist einfach eine Herdenschutz-Feststellung: da, wo Wölfe auf ungeschützte Nutztiere treffen und sich lange Zeit in Rissen üben können, wird der Herdenschutz ungemein schwierig. Aber das ist nicht überall so.

  • Alles hat Grenzen. Die Beurteilung, ob ein Zaun sicher ist, ändert sich ja fast im Monatstakt.

    Bei mir ändert sich das nicht im Monatstakt, meine Einstellung zu "sicheren" Zäunen ist immer noch dieselbe, wie vor Jahren (das ändert sich höchstwahrscheinlich bei Politik und Beauftragten).


    Alles hat Grenzen. Die Beurteilung, ob ein Zaun sicher ist, ändert sich ja fast im Monatstakt. Das ist doch ein Aufwand, den keiner mehr leisten kann/mag?

    Natürlich hat das Grenzen, nicht nur im Finanziellen sowie im Arbeitsaufwand, sondern auch umgebungsbezogen. Es nutzt nichts, wenn man "Fort-Knox" theoretisch kennt, kann man fast nirgendwo bauen bzw. bauen lassen, so mitten in der Landschaft. (Jow, vll. ums Bundeswehrgelände drum herum, wenn es denn finanziert wird, ist ja auch nicht mobil, sondern eine fixe Anlage).


    Der Aufwand übersteigt doch in vielen Bereichen schon lange den Nutzen....

    Wie meinst Du das, übersteigt den Nutzen?

    Den eigenen Nutzen, nur in insoweit man seine Tiere so schützen kann und möchte. Ansonsten liegt - aus meiner Perspektive - der Nutzen beim Willen der Gesellschaft, rhetorisch: Egal, was es kostet. Gesellschaft will den Wolf, den Preis zahlen m.E. zur Zeit immer noch viel zu sehr die Tierhalter. Denke, Gesellschaft sollte mehr zahlen und wo es geht, auch die Zäune bauen. Denn eigentlich will die Gesellschaft auf Landschaftspflege und Viehhaltung.

  • Dass diese Lastenübernahme so generell und achselzuckend akzeptiert ist, selbst von Tierhaltern, finde ich auch zum Heulen.

    Meinst Du mich?


    Wird wohl so sein, sonst spricht sich hier ja kaum ein Tierhalter pro Herdenschutz aus.


    Ich akzeptiere die Rückkehr der Wölfe, ja.

    Für jemanden, der so lebt und wirkt, wie ich es tue, geht das im Grunde gar nicht anders.

    Das bedeutet aber doch lange nicht, dass ich mich nicht anderweitig dafür einsetze, dass Herdenschutz z. B. auch tatsächlich machbar gemacht wird. Sei es durch Förderung, sei es durch angepaßte Gesetze und Verordnungen.

  • So, und jetzt stellen wir uns mal vor, das soll bei einer 20 ha Weide angelegt werden. Vielleicht noch hier und da umgeben von Bäumen. Oder felsigem Untergrund. Oder sumpfigem Untergrund.

    Es ist doch utopisch zu glauben, das soll der Tierhalter gefälligst leisten?

  • Man darf bei allem Verständnis dafür, wie schwer es Tierhalter in Regionen haben, wo die Wölfe nach erfolgreichen Rissen anderswo bewährte Herdenschutzmaßnahmen überwinden, nicht die Einschätzung entwickeln, dass alle Wölfe so sind.

    Das sehe ich wirklich anders. Für mich hat letztlich die Population mehr Gewicht, also wie viele Wölfe/Rudel sich in einem Habitat aufhalten, wie weitläufig ist das ... etc. pp..

    Es sind die Wölfe so, die erstmal in aller Ruhe Geschmack an Nutztieren finden konnten. Das geht wie immer nicht in Richtung der Tierhalter, sondern ist einfach eine Herdenschutz-Feststellung: da, wo Wölfe auf ungeschützte Nutztiere treffen und sich lange Zeit in Rissen üben können, wird der Herdenschutz ungemein schwierig.

    Das käme für mich als Erschwernis noch mit hinzu.


    Aber das ist nicht überall so.

    Kann mir einfach nicht vorstellen, dass die Vergrämung alleine den Unterschied macht (sondern würde fast wetten, dass in Gebieten, in denen der Wolf nicht an die Herden geht, auch andere landschaftliche Voraussetzungen gegeben sind) . Natürlich, wirkt das, wenn man vor dem Eintreffen des Wolfes seine Massnahmen ergreift und ihn nicht obendrein dazu einlädt, sich quasi an einem Buffet zu bedienen.


    Aber kommt Populationsdichte, zieht sowohl der Erfindungsgeist, wie auch die Risikobereitschaft der Wölfe an. Und werden die jeweiligen Rudel auch zusätzlich noch grösser, wird es sehr knifflig, denke ich.

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