Echte Wölfe und blöde Fragen

  • Zur Hengsthaltung: ja, kann nicht jeder Stall leisten. Da muss ich mir als Besitzer vorher nen Kopp zu machen. Da kann ja der Betrieb nix für.

    Du, ich greif dich nicht an. Und mit Hengsthaltung greife ich keine Betriebe an. Ich habe einfach das Recht, Zustände, die ich erlebe als nicht gut zu empfinden. Und ich suche nicht nach einem Schuldigen in Persona. Ich kritisiere schlechte Tierhaltung!

    Dass es mit Sicherheit sehr viel gut gehaltene Pferde und auch Hengste in Deutschland gib, schliesst das nicht aus.

  • Ich glaube nicht an das Szenario, dass die komplette Weidetierhaltung vor dem AUS steht wegen der Wölfe.

    Mein bisheriges Fazit aus mehreren Jahren intensiver Beschäftigung mit dem Wolfsthema aus Herdenschutz-Perspektive ist ein völlig anderes, als hier momentan im Thread durchklingt.

    Ein Großteil der Risse findet an aus Herdenschutz-Sicht ungeschützten Tieren statt. Das mein ich nicht als Vorwurf in Richtung der Tierhalter, sondern rein aus sachlicher Fragestellung "waren die Tiere geschützt oder nicht?" - auch ungeachtet dessen, ob die Tierhalter bereits vorgewarnt waren oder nicht.

    Das sind die typischen Risse "Kameruner hinter Holzlatten-Zaun am Ortsrand, Pferd hinter 3-reihigem E-Zaun, Kälber und Mutterkühe hinter 3 Reihen Stacheldraht, Wassergräben oder Bach als Einfriedung, Jungrinder hinter 1-reihigem Elektrozaun, Schafe hinter Knotengitter."

    Dann gibts noch die Risse, wo die Wölfe an noch ungeschützten Tieren gelernt haben, dass diese den Aufwand, dann auch aufgerüsteten Schutz zu überwinden, lohnen. Das sind die für den Herdenschutz wirklich "schwierigen" Wölfe. Manche davon lassen dann einige Tierhalter zu dem Schluss kommen, dass bessere Zäune ja nix bringen oder auch HSH ja nix bringen, weil nicht bedacht wird, dass nutztierrisserfahrene Wölfe es IMMER noch einige Male versuchen, wenn sie an einer Herde bereits Erfolg hatten.

    Als Beispiel die Ohrdrufer Wölfe - dort läuft grad ein grosses HSH-Projekt, das die Schäfer dort, die das wollen, mit HSH ausstattet. Und zwar mit erwachsenen, erfahrenen Hunden, die bereits als Team zusammenarbeiten. Also ein den besonderen Umständen entsprechender Start mit HSH. Selbst dort VERSUCHEN es die Ohrdrufer Wölfe noch einige Male.

    Dieser Weg - solange mit fulminantem Herdenschutz zu warten, bis die Wölfe die Herden als eine Art Drive-In ansehen, ist der Weg, der für die meisten Schlagzeilen sorgt, die dann lauten "Wölfe überwinden jeden Zaun" "HSH verletzt".

    Solche Meldungen kommen immer aus Regionen, in denen viel zu lange mit Herdenschutz gewartet wurde. (Auch das geht nicht als Vorwurf an die Tierhalter, sondern ist lediglich eine Feststellung rein aus Herdenschutz-Sicht)

    Andere Beispiele waren die Goldenstedter Wölfin, die dem Schäfer Timo Barth enorm zugesetzt hat - bis der mit deutlicher Anlaufzeit ein für seinen Betrieb passendes Herdenschutz-System etabliert hatte. Die ist auch zuerst über aufgerüstete Zäune gegangen, die hat auch die Auseinandersetzung mit den frisch eingebrachten HSH gesucht. Das dauert dann länger, bis ein erfolgsgewohnter Wolf die Feststellung trifft, dass hier für ihn nix mehr zu holen ist, als wenn ein noch junger Wanderwolf, der sich häuslich einrichten will, die Szene betritt und als Erstes 3 Kangals vor der Nase hat.

  • Ich lese da heraus, dass es also erstmal sehr sinnvoll ist die Pferde in Wolfsgebiet mit ordentlichen Zäunen zu schützen. (Was bedeutet das denn? Entschuldigt die blöde Nachfrage, was Herdwnxchutz bei Pferde angeht habe ich mich bisher noch nie mit beschäftigt). Bevor man da jetzt überhaupt an HSH denken müsste, würde also nen ordentlich durchdachtes Zaunsystem schon sehr viel bringen?

  • Ich lese da heraus, dass es also erstmal sehr sinnvoll ist die Pferde in Wolfsgebiet mit ordentlichen Zäunen zu schützen.

    Ja, unbedingt.

    Im Idealfall bereits jetzt, auch wenn man noch kein Wolfsgebiet ist.

    Was bedeutet das denn?

    Dem Wolf das Unten-Durchschlüpfen zu verleiden, ihm das Überklettern zu verleiden und ihm das Durchspringen (Holzzäune) zu verleiden, indem man je nach vorhandenem Zaun die "Lücken" schliesst und Holzzäune zusätzlich elektrifiziert.

    Wichtig ist eine Litzenreihe bei 20 cm über Bodenniveau.

    Hier sind mal ein paar Beispiele:

    Herdenschutz gegen den Wolf

    Aber Du findest auch viel im Netz unter den Stichpunkten "Herdenschutz Pferde".

    Ich hab damals meinen ehemaligen Pferdezaun, der dreireihig bei 40, 80 und 120 cm aus Elektro-Seil bestand, einfach aufrüsten können, indem ich Litzen-Reihen bei 20, 60, 100 und 140 cm hinzugefügt habe. Manche Pfosten waren nicht lang genug, da hab ich mir mit in den Pfostenkopf eingeschraubten Isolatoren/Langstielisolatoren geholfen. Die Gesamthöhe hier ist vor allem wegen der Schneelagen im Mittelgebirge zustande gekommen.

    Wichtig ist, dass sich die unterste 20-cm-Reihe dem Bodenverlauf anpasst, man geht also nicht nach Optik, sondern achtet drauf, dass die 20 cm Maximal-Abstand zum Boden sich der Geländeform (Kuhlen, etc.) anpassen.

    Dazu gabs ein noch leistungsfähigeres Netzgerät, weil die 20-cm-Reihe natürlich extrem schnell vom Bewuchs berührt wird und man in der Praxis nicht so oft zum Zaunfreimähen kommt, wie man müsste.

  • Die Posse um den Rodewalder Rüden ist ein ganz gutes Beispiel dafür, warum man als Tierhalter man besser auf einen soliden Herdenschutz setzen sollte - denn selbst, WENN es mal so ist, dass eine Ausnahmegenehmigung zum Abschuss eines Wolfes erteilt wird, was a) eh nur selten der Fall ist b) durch die ständigen Eilanträge mit drastischen Zeitverzögerungen einhergeht und c) überhaupt erst eimal umgesetzt werden müsste, heisst das ja nun noch lange nicht, dass die Weidetiere dann sicherer wären - nur anlesbar:

    https://www.dieharke.de/Nachrichten/Ja…ter-107079.html

  • Das Gefühl teile ich teilweise. Wir überlegen ja, ob es in den nächsten Jahren ein paar Schafe gibt um unsere kleine Fläche zu pflegen (klein aus Sicht der Landwirtschaft). Es wäre eben eine Option mit der wir uns anfreunden können.

    Wenn ich mich da mit Leuten unterhalte, dann wird der Wolf gerne vergessen oder nicht ernstgenommen. Ich ermahne dann immer "wir leben im Wolfsgebiet, da brauche ich eine Lösung mit der ich gut schlafen kann". Viele halten mich dann für übertrieben. Wenn dann von anfang an richtig oder gar nicht. Notfalls habe ich ja die Sense... Also für die Wiese!

    Die Pferde nebenan stehen halt mit klassischer 3-Reihen-Litzenzaun, der Schutz ist nicht präsent.

  • Vorhin konnte man den Artikel noch in Gänze lesen, ich geb mal wieder, was so drin stand:

    - die Pferdehalter haben einen Antrag auf Entnahme des verursachenden Wolfs gestellt (die Mutterstute des Fohlens ist gerissen worden)

    - sie beklagen die Bürokratie und hoffen, dass die Entschädigungszahlungen eintrudeln, bevor sie die Klinikrechnung fürs Fohlen bezahlen müssen

    - sie haben sich zum vorhandenen Owtscharka, der bis dato als Hofhund gehalten wurde, eine Welpin dazugeholt und wollen jetzt (??:???:) züchten

    - die beantragte Förderung von Wolfsschutzzäunen dauert zu lange, es müsse Sofort-Hilfen geben

    - viele Tierhalter in dieser Region haben da wo möglich die Tiere notfallmäßig aufgestallt oder kontrollieren die Weiden häufiger, oder übernachten bei ihren Tieren


    (Ich beantrage dann mal die Entnahme von Urlaubern - die im Artikel genannten € 1.200,- sind so ungefähr die jährliche Summe hier, die in Punkto "durch Urlauber verursachte Koliken und Co" anfallen....das heisst dann "Gäste-Schiessen" :pfeif:)

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