Echte Wölfe und blöde Fragen

  • Chris -

    aber wo sollen dann diese ganzen individuell an die Situation angepassten Hunde herkommen?

    Ich wage einfach zu bezweifeln, dass das tatsächlich flächendeckend machbar ist.

    Dafür hat es einfach viel zu viel "bekloppte" Menschen, die da draussen rumlaufen...

    Vorletzes Wochenende war ich bei uns in der Heide - Parkplatz war überfüllt, die Leute parkten auf sämtlichen grünen Planwegen umzu.

    Die Heidschuckenherde war touristenfreundlich platziert, als ich da war. Bis zu dem Zeitpunkt, als ein paar Hunde in die Herde donnerten und alles auseinander stob. Die beiden anwesenden Hütehunde hatten richtig zu tun und haben sich die Störer auch zwischendurch im Vorbeirennen "zur Brust" genommen. Ja das fanden die Besitzer aber nicht schön. Und überhaupt - der Schäfer, der dann keinen Bock mehr auf ein nettes Foto für die Touristen hatte - ja DER ist ja wohl unhöflich - UNMÖGLICH!

    Wären da HSH bei gewesen, das hätte ein Unglück gegeben!

    Ein paar hundert Meter weiter sass ein Pärchen mit Decke auf der Heidefläche und picknickte dort (was an sich schonmal nicht erlaubt ist, da stehen VOR den Heideflächen Verhaltensregeln an den Wegen, aber egal. ) Auf dem Rückweg sah ich, dass sie ihren Müll liegen gelassen hatten. Ich habe sie tatsächlich bis zum Parkplatz wieder eingeholt und hab ihnen den Müll in die Hand gedrückt. Ja, also wirklich - das sind auch gar keine Mülleimer (auf der Heidefläche!). Wie soll man den Müll denn da entsorgen? Da wird man ja gezwungen, den liegen zu lassen....

    Fahrradfahrer, die über die Heidewege fahren (die eigentlich nur Fusswege sind) und sich über den Mollersand aufregen - ja das geht ja GAR nicht! Woher sollte man auch wissen, dass in der Heide Sandboden ist? Wie soll man denn hier Rad fahren? Unmöglich - da könnte man doch mal nen asphaltierten Weg anlegen (durch die Heidefläche!) - das ist ja unmöglich.

    Da fragt man sich dann ernsthaft, ob die alle bekloppt geworden sind und nicht von hier bis zur Tischkante denken können.

    Und da bin ich mir ziemlich sicher, dass das mit HSH in solchen Gebieten und solchen Bedingungen nicht funktionieren wird - nicht, weil die Hunde nicht "funktionieren", sondern weil die Menschen einfach zu blöd sind und es dann mit Sicherheit Beschwerden und Verfahren geben wird. Und da wird kein Schäfer Bock drauf haben....

  • Da fragt man sich dann ernsthaft, ob die alle bekloppt geworden sind und nicht von hier bis zur Tischkante denken können.

    Und da bin ich mir ziemlich sicher, dass das mit HSH in solchen Gebieten und solchen Bedingungen nicht funktionieren wird - nicht, weil die Hunde nicht "funktionieren", sondern weil die Menschen einfach zu blöd sind und es dann mit Sicherheit Beschwerden und Verfahren geben wird. Und da wird kein Schäfer Bock drauf haben....

    Die sind nicht bekloppt geworden, die waren schon immer so. Wenn sie davon ausgehen, es gäbe dortig keine Regeln und wenn doch, niemand sie durchsetzen würde, benehmen sie sich wie offene Hose.

    Nur jetzt sind es halt mehr davon oder sagen wir so, die Bekloppten interessieren sich neuerdings häufiger für solche Ausflüge. So etwas kann man nicht erst am Urlaubs- oder Ausflugsort lernen, man muss schon so sein. Wenn nicht, plant man das ja alles mit ein auch die Müllentsorgung (schon bei der Wahl des Proviants und der Behältnisse ...).

    Irgendwo ist doch sogar ein Schäfer "verknackt" worden, weil sie Hüti offline gewesen ist ... :wallbash:

    Die erfolgreiche Klage, gegen den Viehhalter in A spricht auch Bände. Insoweit denke ich, die Gesetze müssen ordentlich überarbeitet werden. Das passt weder alles zum Wolf, noch zu den Schutzmassnahmen. Wenn HSH einen unerzogenen Wauzi verletzt oder tötet (was sie eher selten tun, wenn man moderatere Rassen wählt, die Weisswuschels z.B.), nun, dann wäre das halt so. Wenn Hüti offline hütet, dann ist das auch so. Wenn jemand auf einer Viehwiese erwischt wird, zum Picknick und zum Müll liegen lassen, braucht es Bussen. Die bekommt man ja in der Stadt auch, wenn man z.B. falsch parkt, irgendwo rumturnt wo man nicht soll und auch dort kann man nicht überall seine Decke ausbreiten oder sein Zelt aufstellen.

    Darauf zu warten, dass die Menschen lernen sich zu benehmen, mit Appellen und Schildern halte ich für vergebene Liebesmüh. Aber anpassen können sie sich, Menschen. Wenns denn einmal so wäre, sie müssen, dann geht das auf einmal wesentlich besser.

    Für meinen Teil bin ich froh, dass dies so langsam in CH an Fahrt aufnimmt ... mit den Ordnern in der Natur (an vielen Fronten werden so langsam einfach mal Fakten geschaffen). Ein ähnliches Projekt i.S. Tierschutz habe ich ja quasi vor der Haustüre. Konsequent kontrolliert und durchgesetzt, das funktioniert einfach (ist wirklich so, Aussreisser sind extrem selten geworden). Sonst funktioniert leider nichts. :ka:

  • Dazu kommt ja eh noch, dass HSH an wandernden Herden eigentlich in D eh verboten sind, wenn ich das richtig im Kopf habe, oder?

    Die Schnuckenherden hier machen so 10-12 Kilometer am Tag, die sind also den ganzen Tag von A nach B unterwegs und da kann man ja zum Hüten eh keinen Zaun bauen. Und dann ist das mit den HSH derzeit nicht möglich.

  • Dazu kommt ja eh noch, dass HSH an wandernden Herden eigentlich in D eh verboten sind, wenn ich das richtig im Kopf habe, oder?

    Die Schnuckenherden hier machen so 10-12 Kilometer am Tag, die sind also den ganzen Tag von A nach B unterwegs und da kann man ja zum Hüten eh keinen Zaun bauen. Und dann ist das mit den HSH derzeit nicht möglich.

    Hier muss was passieren, denke ich.

    Es gab doch mal das EU-Papier (wurde hier schon verlinkt). Dort ging es mitnichten nur darum, den Wolf unter besonderem Schutz zu halten, sondern auch bemängelt, dass an den Rahmenbedingungen noch viel zu wenig getan worden wäre. Wenn ich mir das für D anschaue ... man bekommt als Aussenstehender automatisch das Gefühl, man stünde mit seinen Füssen in ausgegossenem Teer. Bei jedem sehr mühsamen Schritt, den man sich aus der Pampe erkämpfen müsste, bleibt ständig etwas hängen und der nächste wird noch mühsamer, als der davor. Nur wirklich vorwärts kommt man nicht.

  • aber wo sollen dann diese ganzen individuell an die Situation angepassten Hunde herkommen?

    Deutschland besteht doch nicht nur aus dem Alpenraum und der Lüneburger Heide, wo in Freiweide oder im Hütebetrieb gearbeitet wird.

    Dazwischen gibt es viele Regionen, in denen HSH hinter Zaun ihren Job machen können. Da genügt eine normale Umfeldsozialisation völlig.

    Dass das mit dem Herdenschutz mit Hunden ein langer - generationenübergreifender - Prozess ist, streite ich doch gar nicht ab.

    Klar, müssen die Leuts sich da erst dran gewöhnen.

    Genau wie die Tierhalter.

    Aber ohne effizienten Herdenschutz wird man künftig die Tierhaltung knicken können. Herdenschutz hat nichts mit der Frage zu tun, ob man den Wolf gut findet oder nicht, Herdenschutz ist einfach ein Bekenntnis zum Weidetier.

    Bis sich in der Politik in D und vor allem in der EU etwas Einschneidendes zum Thema Wolf tut, bleibt einem als Tierhalter, der weiter Weidetierhaltung betreiben möchte, schlichtweg nichts anderes übrig, als effizienten Herdenschutz zu betreiben. Man sieht doch, was aus den Entnahme-Versprechen bisher geworden ist, wenn bestimmte Wölfe zu viele geschützte Nutztiere reissen: nix.

    Ich wage einfach zu bezweifeln, dass das tatsächlich flächendeckend machbar ist.

    Muss es doch auch gar nicht.

    Es gibt auch andere Methoden des Herdenschutzes. Da muss jeder Tierhalter für sich entscheiden, was für ihn umsetzbar ist und was nicht.

    Die wirklich guten Hunde etablieren sich erst allmählich - das ist so in dynamischen Prozessen, in denen es um Lebewesen geht. Das geht nicht von heut auf morgen. Genausowenig sind die Hunde von heut auf morgen in die Herde integriert. Herdenschutz mit Hunden muss man wollen - sonst stemmt man diese Herausforderung nicht. Wenn man das nicht will, ists auch ok, dann gibt es noch genügend andere Optionen. Aber es wird nie mehr so sein wie vorher - das muss einem klar werden, das muss man akzeptieren, sonst geht man unter.

    Dazu kommt ja eh noch, dass HSH an wandernden Herden eigentlich in D eh verboten sind, wenn ich das richtig im Kopf habe, oder?

    Nö - es gibt doch schon Wanderschäfer in D, die mit HSH unterwegs sind. Es sind noch nicht viele, aber es gibt sie. HSH sind und waren immer Hirtenhunde, die natürlich auch von ihrem Hirten unterwegs kontrollierbar sind.

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