Echte Wölfe und blöde Fragen

  • Ich auch. Ich wohne da. Und ich kann nichts, aber auch gar nichts an "Naturschutz" darin sehen, eine Landschaft, die sich über Jahrhunderte entwickelt hat samt dazugehörigem, teilweise ziemlich einzigartigem Ökosystem einem neueingewanderten, unter Zwang aufgepfropften Tier zu opfern. Und das für noch mehr buchstäblich brandgefähliche Kiefernwälder? Die andernorts möglichst ersetzt werden, ironischerweise als Naturschutz?

    Aber ich weiß natürlich, dass das der große Traum der meisten Städter ist: "ursprüngliche Natur" und freie stolze Wölfe als Kulttier darin. Essen kommt ja eh aussm Aldi.

    Nur leider ohne zu bedenken,dass es "ursprüngliche" Natur in unserm gesamten Land seit Jahrtausenden nicht mehr gibt (die Heide zum Beispiel existiert seit dem frühen Mittelalter) dass die Ökosysteme über viele, viele Jahrhunderte in stetem Fluß menschengemacht sind. Auch sowas nennt man Evolution, und das großflächig rückgängig zu machen ist wirklich nichts als Spinnerei. Leider sehr naturfremde.

  • terriers4me Hat ich zwar schon erwähnt, aber ich bin kein Städter, ich bin auf dem Land groß geworden. Aber alles, was nicht in den Kram paßt, muß von Städtern kommen, denn die haben eh keine Ahnung und damit sind deren Argumente auch nichts wert. Man kann es sich ja so schön einfach machen. ;)

    Manche lernen aber auch aus Fehlern, weshalb z.B. Flüsse wieder entgradigt und Moore renaturiert werden. Die Kiefer wird's in Deutschland im Zuge des Klimawandels eh nicht mehr lang geben, da sind Eiche, Buche oder auch Robinie besser geeignet.

  • Und Eichen, Buchen und Robinien kommen ganz von selbst, wenn man nur den Wolf die Heidewirtschaft killen läßt? Und es ist purer Naturschutz, ein jahrhundertealtes Ökosystem für nordamerikanische Robinien zu opfern?

  • Seit wie viel Jahrhunderten gibt es die Heidelandschaft? Wie viele Tierarten haben hier seit Jahrhunderten einen Lebensraum gefunden?

    Dann kannst du auch gleich die ganze Nordseeküste dichtmachen - durch Mensch gemachte Landgewinnung (Stichwort Salzwiesen) auch überflüssig?

    Jede Art beeinflusst seine Umwelt. Nebenbei - auch wild lebende Elefanten tun dies. Das ist Natur.

    Auch Landschaften in ihren ursprünglichen Zustand zu versetzen ist Naturschutz, wird z.B. mit Mooren gemacht.

    Und Naturschutz hat auch nicht nur mit Artenvielfalt zu tun, sondern auch mit Auswirkungen auf z.B. die Umwelt, das Klima. Grad im Anbetracht des Klimawandels wäre Wald einer Heidelandschaft vorzuziehen, im Laubwald ist es im Sommer bis zu 9°C kühler und Bäume sind die besseren CO2-Speicher.

    Naturschutz, Tierschutz, Artenschutz und Umweltschutz stehen mWn in einem Spannungsverhältnis und haben sowieso nur bedingt etwas miteinader zu tun, bzw ergänzen sich.

    Grade wenn es einem um Umweltschutz und Klimawandel geht, ist Weideland und extensive Beweidung ganz hoch im Kurs der erhaltenswerten Flächen. Es geht beim Klimawandel ja nicht nur darum, CO2 zu binden. Der schönste Wald nützt nichts, wenn in trockenen, heißen Sommern die Bäume eingehen oder Waldbrände ganzen Flächen niedermachen. Oder der Borkenkäfer alles zerstört.

    Anders sieht es mWn in den Wäldern Sibiriens aus. Der ist fürs Klima weitaus wichtiger als der Tropische Regenwald - medial leider kaum präsent! Und klimatechnisch nun wirklich nicht mit Deutschem Wald zu vergleichen.

    Wir haben hier schon so lange nützliche Kulturlandschaften. Was soll das Rewilding bringen? Wir haben keine Zeit um hundert jahre Urwälder zu züchten. Die Förderung von extensiver Beweidung ist Klimaschutz kurzfristig und mittelfristig und langfristig. Artenreichtum macht Flächen widerstandsfähig! Das ist enorm wichtig bei Extremwetterverhältnissen.

    Zitat

    Im Kampf gegen den Klimawandel spielt Grünland eine bisher untergeordnete Rolle, obwohl inzwischen viel Expertenwissen über Ökosystem-Prozesse und Leistungen im Grünland vorhanden ist und zudem Grünland sich viel schneller als ein Wald etablieren lässt (Isbell et al. 2011)

    Zitat

    Grünland braucht eine Imagekampagne, denn es hat viel zu bieten, aber es wird oft übersehen. Es besteht in der Bevölkerung und teilweise auch in der Wis-senschaft eine fehlende Wahrnehmung in der Bedeu-tung von Grünland als Biodiversitäts-Förderer und als mögliche Hilfe bei der Abmilderung von Klimaverän-derungen. Offene Landschaften wie artenreiche Dau-erwiesen, zeigen in Mitteleuropa die höchste Vielfalt an Pflanzen und Tieren im Vergleich zu unseren oft re-lativ artenarmen temperaten Wäldern. Ein vermehrter Fokus auf den Schutz von bestehendem artenreichen Grünland und auch dessen Renaturierung wäre sowohl wünschenswert um den Zielen der Convention on Bio-logical Diversity (CBD) näher zu kommen als auch als Hilfe gegen den Klimawandel. Wiesen lassen sich so-wohl in naturnaher Umgebung als auch auf kleineren Flächen im urbanen Raum einfach etablieren und mit extensiver Bewirtschaftung (Mähen oder Beweidung) über Jahrzehnte und Jahrhunderte gut erhalten.

    Quelle: https://www.klima-warnsignale.uni-hamburg.de/wp-content/upl…1/temperton.pdf

    Man darf bei solchen Diskussionen immer nicht vergessen, dass wir hier nunmal in Mitteleuropa leben. Die Quelle ist sehr lesenswert wenn es um das Thema mitteleuropäischer Wald und Grünland geht.

    Sorry für das OT.

  • Wenn man nicht weiß, wovon man redet, sollte man sich schlau machen.

    Die Lüneburger Heide insgesamt ist sehr waldreich - in Teilen sogar eins der am größten zusammenhängenden Waldgebiete Deutschlands.

    Die Heideflächen sind nicht komplett flächendeckend. Es sind einzelne Bereiche. Umgeben von Wald.

    Du bezogst dich auf die Heidelandschaft. Ich mich auch. Ich kenne die Lüneburger Heide, war schon da.

    Dann macht dein Hinweis zur Aufforstung der Heideflächen zu Wald erst recht keinen Sinn. Die Heideflächen selber machen nur einen ganz geringen Teil der Fläche aus.

    Beispiel Südheide -

    guggst du rechts in der Graphik:

    https://www.naturpark-suedheide.de/natur-und-land…/heideflaechen/

  • Hat ich lustigerweise grad noch gelesen auf der Internetpräsenz der Lünebürger Heide:

    "Nicht immer gab es so viel Wald in der Naturparkregion. Nachdem sich nach der Weichsel- und Saaleeiszeit das Klima verbessert hatte, breiteten sich zunächst die Birke und Kiefer aus, dann folgten die Eichenmischwälder und schließlich Buchenwälder. Doch dann rodete der Mensch die Wälder und entzog diesen Nährstoffe, um Ackerbau- und Viehzucht zu betreiben. Zudem gab es nach der Bronzezeit einen hohen Holzbedarf für die Eisenverhüttung. Auf den entwaldeten Flächen entstanden immer größere Heideflächen. Fast vollständig zurückgedrängt, konnte sich der Wald im 19. Jahrhundert, als die Heidebauernwirtschaft nach und nach aufgegeben werden musste, dann wieder mehr Platz verschaffen und man begann mit Wiederaufforstungen."

    https://naturpark-lueneburger-heide.de/natur-und-kultur/waelder/

    Also ja, die würden auf Dauer ganz von selbst kommen.

  • Hat ich lustigerweise grad noch gelesen auf der Internetpräsenz der Lünebürger Heide:

    "Nicht immer gab es so viel Wald in der Naturparkregion. Nachdem sich nach der Weichsel- und Saaleeiszeit das Klima verbessert hatte, breiteten sich zunächst die Birke und Kiefer aus, dann folgten die Eichenmischwälder und schließlich Buchenwälder. Doch dann rodete der Mensch die Wälder und entzog diesen Nährstoffe, um Ackerbau- und Viehzucht zu betreiben. Zudem gab es nach der Bronzezeit einen hohen Holzbedarf für die Eisenverhüttung. Auf den entwaldeten Flächen entstanden immer größere Heideflächen. Fast vollständig zurückgedrängt, konnte sich der Wald im 19. Jahrhundert, als die Heidebauernwirtschaft nach und nach aufgegeben werden musste, dann wieder mehr Platz verschaffen und man begann mit Wiederaufforstungen."

    https://naturpark-lueneburger-heide.de/natur-und-kultur/waelder/

    Also ja, die würden auf Dauer ganz von selbst kommen.

    Ja, deshalb gibt es ja auch die Weideschäfer. Wenn die Flächen nicht beweidet oder gemäht werden, dann Verwalden sie ziemlich fix. MWn dürfen Bauern ihre Heideflächen auch nicht verwildern lassen sondern müssen diese pflegen und erhalten. EU-rechtlich. Es wird auch entsprechender Ausgleich gezahlt.

    Das Problem daran ist eben der Klimawandel. Bei uns sterben viele alte Bäume. Zu wenig Wasser. Es erschüttert mich jedes Mal wenn ich mal wieder eine riesige, tote Eiche irgendwo stehen sehe. Der Wald ist geschwächt und nicht resistent.

    Naja, "Wald". Eher Wirtschaftsforst. Damit lässt sich eben auch mehr Geld verdienen als mit Heideflächen. Dass die Schafshaltung so eher ein unrentabler Zweig der Land- und Forstwirtschaft ist und war, dass weiß man doch inzwischen.

  • Was in Gottes Namen ist daran lustig, Zurimor ?

    Bestätigt Dein Zitatauszug doch nur, was Dir andere zuvor schrieben, versucht haben zu erklären, dass es zuwachsen würde (Dein Ziel, welches mit seinem Nutzen infrage gestellt wurde). Das muss ich sicherlich nicht verstehen. Wo ist der Witz, oder war es selbstironisch? :???:

  • EDIT:

    Hab ich vergessen und kann nicht bearbeiten...

    Was genau ist denn daran "lustig"? Das wird einem eigentlich an jeder Infotafel oder Tour durch die Heide erzählt. Das ist doch kein Geheimnis. Kulturlandschaft muss halt gepflegt werden. Sonst verwildert sie. Der verwilderte Status ist eben nicht perse der Bessere, klimafreundlichere, resistentere. Auch wenn das scheinbar gerne so dargestellt wird.

  • Und noch was, auch wenn das natürlich gegen die Interessen des heiligen Wolfes absolut nicht zählt: Wir Menschen, die hier wohnen, mögen die Heide sehr. Wir freuen uns an den - vergleichweise kleinen - offenen Flächen in den riesigen, akut dürregefährdeten Kiefernwäldern. Wir freuen uns an Heidelerchen, Äskulapnatter und Schnuckenherden, an den Bienenstöcken und der alljährlichen Blüte. Wir lieben das einfach, ob du es glaubst oder nicht, und Millionen von Besuchern scheint es ja ähnlich zu gehen.

    Und daher würden es nur sehr wenige lustig finden, dieses einmalige Ökosystem auch noch an Kiefern zu verlieren, die eh den Großteil der Region bedecken. Was glaubst du wohl, weshalb der Verein, der den Naturschutzpark trägt, sich inzwischen so deutlich gegen die verfehlte Wolfspolitik ausspricht?

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