Echte Wölfe und blöde Fragen
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mittendrin -
27. Juli 2013 um 09:58 -
Geschlossen
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Versuch es auch nochmal:
Spoiler anzeigen
Der Preis unserer naturnahen Idylle war zb immer schon hoch.
Kein Anschluss an öffentliche Wasserversorgung und ein versiegter Brunnen. Neuen Brunnen bauen lassen. Waren wohl umgerechnet 15000 Euro Eigenleistung nötig.
Kein Anschluss an öffentliche Kanalisation, gab dann im Laufe der Jahre gesetzliche Änderungen, was eine Biokläranlage sein darf. Umbau um mehrere 10.000 Euro.
Eine Zufahrt, die ein privater, aber auch ein öffentlicher Landwirtschaftsweg ist. Jahrelang nur Schotterweg. Zuständigkeit bei Belagschäden: der Anrainer. Haftungsrisiken, wenn mal ein Wanderer wo stolpert oder so.
Bei jedem Unwetter, jedem Hochwasser: 100 Meter Weg reparieren. Immerhin der Schotter wurde zur Verfügung gestellt.
Jede Überschwemmung, weil der Bach am Grundstück irgendwo im Ursprung unklug begradigt wurde und ein paar Abläufe zu klein gebaut waren und sich keiner zuständig sah, wir aber nicht einfach an Nachbargrundstück mal eben umbauen durften: Jedes Jahr teilweise mehrmals tagelanges Schlamm schaufeln, die Tiere und sonst auch alles in Sicherheit bringen und dann drei Tage später wieder alles neu machen. Den weg geschwemmten halböffentlichen Weg zb.
Die Hälfte der Kosten den vor zig Jahren mal unglücklich unterirdisch durch das Nachbargrundstück verlegten Bach so umzuleiten bzw den Abflus so zu vergrößern, dass unser Grundstück nicht mehr unter Wasser steht, zahlte... ja genau.
Dann die halberzwungene Verpflichtung, an der Asphaltierung des Zufahrtsweges mitzuzahlen. 7000 Euro Anteil waren veranschlagt. 13.000 wurden es.
Das hat alles mit Wölfen nix zu tun, war aber im Lauf der Jahre schon "einfach so" horrend teuer.
Wenn nun Weidetierhaltung, die im beschriebenen Fall wie gesagt ein Minusgeschäft ist, und im Prinzip hauptsächlich um das Land zu erhalten, mehr Auflagen, mehr Kosten bringt, nicht mehr nur in manchen Wintern Rauhfutter zukaufen, etwas Kraftfutter, laufende Tierarztkosten und Instandhaltung der Zäune, die seit ewig ausreichen., dann wird das irgendwann nicht mehr tragbar.
Stall umbauen nur mit Genehmigung. Stall an anderer Stelle bauen, nur mit Genehmigung bzw wahrscheinlich nicht möglich, erstens weil es auf dem Grundstück keine Fläche gibt, wo man mal eben relativ einfach nen Stall neu aufziehen kann und zweitens, weil es für die Stellen an Grundstück, wo es ebentuell ginge, keine Baugenehmigung kriegt.
Zäune aufrüsten. Untergrabschutz an Waldrand. Damit ich da in den Boden komm, dass irgendwas hält, müssen die alten Eichen und Buchen und deren Wurzeln weg. Oder ein paar Tonnen Granit. Oder die Weiden werden massiv verkleinert.
Und wer soll es zahlen?
Die günstigste Lösung wäre natürlich gar nichts zu machen. Ist halt Natur. Kommt das Rudel, das an Nutztiere geht, doch in unsere Region, hat man halt das Risiko, dass immer mal wieder 5-7 Schafe tot sind. Kann man ja nachkaufen. Und die 1-2000 Euro die da immer Schaden entstehen. Ja mein Gott. Wird ja - vielleicht - ein paar Monate später eh ein bisschen entschädigt.
Dass Daisy, Emmi, die Schwarze, Ramses, Diogenes als Haustiere emotionalen Wert auch hätten, kann im Nutztierbereich nicht sein? Auch wenn wir sie manchmal essen. Das sind trotzdem mindestens Mitbewohner, wegen denen man nicht länger als nen Tag weg fährt, wo man Nächte auf der Weide durch macht, wenn irgendwas ist und auch mal ein Lamm im Wohnzimmer aufgezogen hat (Bzw den Diogenes dann im "Lämmeriglu" Mostfass im Garten).
Jeder potentielle Riss täte trotzdem weh und erschüttert, auch wenn er "natürlich" wär.
Es bricht schon keine Begeisterung aus, wenn Habicht, Marder oder Fuchs mal ein Huhn erwischen. Das ist aber sozusagen ein Risiko, das schon da war.
Wohingegen Wolfvorandenheit quasi ein neues Risiko ist. Eines das sich auch unnatürlicher anfühlt. Weil es empfunden gefördert wird. Mit Marderbeobachtungsstellen, den Fuchsexperten oder Habicht Science Center hat man eher nicht zu tun. Marder, Fuchs und Habicht nehmen aber tendentiell nur mal 2 Küken mit oder ein Huhn. Wennst nach nem Habichtangriff dann mit den schwer verletzten, handzahmen Hahn zum Tierarzt gehst, ist das zwar auch ärgerlich, kostet Geld und in dem Fall den Hahn das Leben, aber es ist in seiner Dimension, sowohl vom potentiellen Ausmaß, vom finanzellen und auch emotionalen Schaden doch weit unter ein, zwei, alle Schafe tot gebissen auf der Weide finden.
Was auch im Haustierbereich irgendwie normal scheint, dass einem "das eigene" immer näher ist und mehr wert, soll im Nutztierbereich nicht so sein? Und selbst wenn es nur der schnöde Mammon als Motiv ist. Wird "Meins" geschädigt, ruft das Abwehr hervor.
Würde "unseres" geschädigt, ich glaube nicht, dass es nochmal Schafe gäbe. Da hängt zuviel Einsatz dran, als dass man da einfach drüber hinweg und wieder Schafe shoppen geht.
Und ich denke, da geht es auch um so Dinge wie "Es ist auf meinem eigenen Grund und Boden passiert." Bisschen küchenpsychologisch betrachtet: so wie ein Einbruch in die eigene Wohnung Menschen sehr erschüttern und Spuren hinterlassen kann, tut es ein Tierriss auf eigenem Territorium, an den eigenen Tieren.
Ich glaube einfach, dass ein wie auch immer gearteter befürchteter oder tatsächlicher Angriff auf "Meins" im Tier Mensch immer heftige Emotionen auslösen wird.
Und dass diese Emotion auch in der "Wolf hierzulande wieder heimisch" Diskussion drin steckt und nicht außer Acht gelassen werden sollte. Für jeden Tierhalter ist es ein reales, bereits bestehendes, ein zukünftiges oder vielleicht auch nur ein angenommenes Risiko mit Wolfsvorkommen zu leben. "Stellt Euch nicht so an"
"Da kommt einer (neu dazu) und nimmt mir vielleicht was weg" ist ja auch in anderen Lebensbereichen oder politischen Diskursen keine unemotionale oder gar leicht zu lösende Sache.
Mich, jetzt mal stellvertetend für die tierhaltenden Anverwandten oder andere Nutztierhalter unter der Wahrnehmungsgrenze, trifft es, wenn das empfundene Problem trivilisiert wird. "Mir" passiert wenn, dann wirklich was. "Ich" und "meine" Tiere erleiden echten Schaden, wohingegen sich andere in der Sicherheit der Theorie befinden.
Ich vermute, das ist ein besonderer Knackpunkt in der Hitzigkeit der Diskussion. Der, der sagt "Hallo, mich betrifft es aber" fühlt sich mitunter etwas veräppelt.
Oh, Lösungen habe ich auch keine. Außer, dass ich der Meinung bin, dass wenn Wölfe hier wieder leben sollen, sie auch in einem gewissen Rahmen bejagt werden müssen und Tierhaltung nicht politisch von der Weide verdrängt werden darf, und zwar egal ob der Tierhalter wegen einfach so oder auch der "Großproduzent", sondern dass es wenn, dann staatliche, nicht private Investitionen braucht. Will der Staat Wölfe, muss er auch die unterstützen, die ihn nicht brauchen können, nicht umgekehrt.
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Hi,
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Ich wohne hier auf dem Land. Wir hatten lange Zeit Vieh und werden eventuell auch wieder welches haben. Derzeit haben wir hier noch keine Wölfe (zumindest keine von denen man weiß).
Ich kenne (neben uns) noch 4 weitere Viehhalter die sich alle einig sind, dass sie die Kosten für höhere Zäune nicht stemmen könnten, oder ihre Tiere nicht panisch/verletzt/tot auf der Weide finden wollen.
Auch zu Nutztieren kann man eine Bindung aufbauen, auch wenn man sie zum Verzehr hält.
Über das Argument mit den Hunden habe ich eben mal nachgedacht:
Man muss mindestens 2 HSH gemeinsam halten. Das wären also alleine schon 10 Hunde für mich und meinen näheren Bekanntenkreis. All diese Hunde müsste man erst mal (je nach Alter bei Anschaffung) großziehen, sozialisieren und an das Leben mit der Herde gewöhnen bis sie eventuell (man weiß ja erst beim erwachsenen Hund ob er geeignet ist/ souverän genug ist) verwendet werden können.
Wo sollen plötzlich all die (vernünftig gezüchteten) HSH herkommen? Woher soll man das Geld für die Anschaffung ebendieser haben? (Soweit ich weiß wird das auch nicht gefördert?) Was passiert mit denen die nicht zum Herdenschutz geeignet sind (Gesundheit/Psyche?)
Mir persönlich fallen auch keine Lösungen ein, aber ich sehe schwarz für die Hobbyhaltung von Vieh. Weidetierhaltung wird wohl seltener werden.
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Ich find es ein bisschen skurril.
Überall wird auf das Artensterben hingewiesen, Bienen, andere Insekten, Vogelarten....Städter werden dazu aufgefordert, Bienenblumen zu pflanzen, Raum zu schaffen für Insekten, Gärten naturnah zu gestalten, keine Mähroboter zu nutzen etc.
Um der Artenvielfalt der Natur zu helfen.Aber dass Mähdrescher einigesetzt werden müssen, weil Weidehaltung immer schwieriger wird, kann im Sinne von Bambi, Igel, Bodenbrüter und co auch nicht die Lösung sein.
Wir haben eh schon zu wenig Ecken, wo sich bedrohte Tiere wohlfühlen.
Turteltauben, Feldhamster, diverse Eidechsen und co.
Sind die nichts wert? -
Wir haben eh schon zu wenig Ecken, wo sich bedrohte Tiere wohlfühlen.
Turteltauben, Feldhamster, diverse Eidechsen und co.
Sind die nichts wert?Wo liest Du denn auch nur ein einziges Statement, das behauptet, die seien nichts wert?
Oder hat jemand bestritten, dass Nutztiere sehr oft Haustiercharakter haben, vor allem auch in der Hobbyhaltung?
Diese Schwierigkeiten sind mir und vielen anderen auch bewusst. Eine fertige Lösung kann ich nicht anbieten, Du aber wahrscheinlich auch nicht, oder doch?
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Wir haben eh schon zu wenig Ecken, wo sich bedrohte Tiere wohlfühlen.
Turteltauben, Feldhamster, diverse Eidechsen und co.
Sind die nichts wert?Wo liest Du denn auch nur ein einziges Statement, das behauptet, die seien nichts wert?
Oder hat jemand bestritten, dass Nutztiere sehr oft Haustiercharakter haben, vor allem auch in der Hobbyhaltung?
Diese Schwierigkeiten sind mir und vielen anderen auch bewusst. Eine fertige Lösung kann ich nicht anbieten, Du aber wahrscheinlich auch nicht, oder doch?
Und genau da haben wir es - weshalb die Diskussion immer wieder steht bzw. die Stimmung hochkocht.
Ich habe die Frage einfach mal in den Raum gestellt. Punkt. Nicht mehr und nicht weniger.
Weil ich es eben auffällig finde, dass es da scheinbar eine Differenz gibt.
Ja, die Forderungen an die Landwirte gibt es, weniger Ackerwirtschaft, weniger Pestizide, mehr natürliche Lebensräume zu gestalten, dann das Vieh möglichst artgerecht zu halten, mehr Biohöfe würden sich schließlich auch bei den Preisen bemerkbar machen und damit Bio für mehr Menschen erschwinglich.
Ach nein, da war ja was, wenn die Preise für Bio genauso tief sinken wie für herkömmliche Landwirtschaftserzeugnisse, können sich die Bauern ebenfalls kaum noch über Wasser halten, geschweige denn das Geld aufbringen, die Weiden sicher einzuzäunen.Das inzwischen immer mehr Landwirte auf die Straße gehen und demonstrieren, gefällt mir.
Bei all den Regeln, die sie zu beachten haben, ist doch kaum mehr eine nutzbare Landwirtschaft, die existenzdeckend arbeitet, möglich, erst Recht nicht, wenn dann nicht nur Regeln kommen, sondern auch noch zusätzliche Kosten wie Zaun und HSH.
Und damit sind wir wieder beim Wolf und beim unendlichen Rattenschwanz, der da einfach wieder mit dran hängt. Wolfsicher einzäunen heißt, andere Wildtiere von der Fläche zu verdrängen.
Das wiederum bedeutet Nahrungsknappheit, dass wiederum bedeutet weniger Population.
Es ist eben nicht so einfach getan mit „mach das dann einfach nicht mehr“ oder dann ist „das einfach Geschichte“.
Genauso wenig wie es damit getan wäre, einfach auf Mähroboter zu verzichten.
Ich habe nur eine Frage in den Raum gestellt, die noch einmal einen Rattenschwanz verdeutlicht.Du meinst dagegen, einen Rundumschlag zu lesen und giftest los.
Eine Diskussion lebt durch den Austausch und der muss nicht unbedingt Konsens heißen.

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Wo liest Du denn auch nur ein einziges Statement, das behauptet, die seien nichts wert?
Oder hat jemand bestritten, dass Nutztiere sehr oft Haustiercharakter haben, vor allem auch in der Hobbyhaltung?
Diese Schwierigkeiten sind mir und vielen anderen auch bewusst. Eine fertige Lösung kann ich nicht anbieten, Du aber wahrscheinlich auch nicht, oder doch?
Und genau da haben wir es - weshalb die Diskussion immer wieder steht bzw. die Stimmung hochkocht.
Ich habe die Frage einfach mal in den Raum gestellt. Punkt. Nicht mehr und nicht weniger.
Weil ich es eben auffällig finde, dass es da scheinbar eine Differenz gibt.
Ja, die Forderungen an die Landwirte gibt es, weniger Ackerwirtschaft, weniger Pestizide, mehr natürliche Lebensräume zu gestalten, dann das Vieh möglichst artgerecht zu halten, mehr Biohöfe würden sich schließlich auch bei den Preisen bemerkbar machen und damit Bio für mehr Menschen erschwinglich.
Ach nein, da war ja was, wenn die Preise für Bio genauso tief sinken wie für herkömmliche Landwirtschaftserzeugnisse, können sich die Bauern ebenfalls kaum noch über Wasser halten, geschweige denn das Geld aufbringen, die Weiden sicher einzuzäunen.Das inzwischen immer mehr Landwirte auf die Straße gehen und demonstrieren, gefällt mir.
Bei all den Regeln, die sie zu beachten haben, ist doch kaum mehr eine nutzbare Landwirtschaft, die existenzdeckend arbeitet, möglich, erst Recht nicht, wenn dann nicht nur Regeln kommen, sondern auch noch zusätzliche Kosten wie Zaun und HSH.
Und damit sind wir wieder beim Wolf und beim unendlichen Rattenschwanz, der da einfach wieder mit dran hängt. Wolfsicher einzäunen heißt, andere Wildtiere von der Fläche zu verdrängen.
Das wiederum bedeutet Nahrungsknappheit, dass wiederum bedeutet weniger Population.
Es ist eben nicht so einfach getan mit „mach das dann einfach nicht mehr“ oder dann ist „das einfach Geschichte“.
Genauso wenig wie es damit getan wäre, einfach auf Mähroboter zu verzichten.
Ich habe nur eine Frage in den Raum gestellt, die noch einmal einen Rattenschwanz verdeutlicht.Du meinst dagegen, einen Rundumschlag zu lesen und giftest los.
Eine Diskussion lebt durch den Austausch und der muss nicht unbedingt Konsens heißen.

Mhm, ich finde, Dein Post hat eigentlich mit dem Giften angefangen. Aber man sieht eben, dass geschriebenes Wort in seinen Nunancen schwerer zu verstehen ist als gesprochenes.
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Mal kurz als Ghost-Writer zum Thema "Herdenschutz durch Weidetierhalter" und den damit verbundenen Problemen.
Ein kurzer Auszug aus einer Mail an mich in meiner Funktion als Bayern-Sprecher eines Herdenschutz-Verbandes. Die Mail darf ich auszugsweise verbreiten:
Zitatich habe meinen hauptstandort (8hektar) in XXX bis zum 30.04. zu räumen und musste die vnp wieder zurückgeben, weil ich herdenschutzhunde einsetze
das ist ein politischer schlag meines bürgermeisters
Aus Bayern. Der Halter pflegt mit seinen Weidetieren Flächen im Naturschutzgebiet. Da sich Naturnutzer immer wieder beschweren, obwohl die Hunde einen hervorragenden Job machen und mit der Freizeitbevölkerung sehr moderat umgehen, müssen jetzt viebeinige Naturschützer weichen, weil in D die Freizeitbevölkerung Vorrang vor Naturschutz hat. Man finde den Fehler......man finde vor allem heraus, wer sich mit dem Wolf arrangieren will und wer nicht.
Und damit bin ich auch schon wieder weg.
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Ist mir echt unklar, wie sich Menschen so verhalten können.
Wenn ich irgendwo lang laufe und das ist gesperrt /gesichert/beschriftet dann gehe ich woanders entlang. Dieses: meine Befindlichkeiten haben vor allen anderen Vorrang geht mir tierisch auf die Nerven.
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Paßt sehr gut dazu grad - das ist hier in BY auch nicht anders, Touristen suchen eine "Schein-Natur" ohne Natur:
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