Hund maßregeln

  • Ich lese hier schon seit der Eröffnung des Threades mit. Eigentlich wollte ich mich hier gar nicht äußern.

    Bis zur Entstehung dieses Beitrages habe ich meinen Hund öfters bestraft - im Sinne von schimpfen (nicht schreien). Wir haben einige Baustellen zu bewältigen und ich kam bei manchen nicht wirklich vorwärts, obwohl Pia sehr lernwillig und klug ist. Zudem ist sie aber auch sehr sensibel und hat beim Schimpfen immer stark beschwichtigt. So wollte ich das auch nicht und außerdem schien sie das Schimpfen in vielen Situationen gar nicht zu verstehen.

    Seitdem ich hier mitlese, habe ich meine Erziehungsmethoden sehr verändert. Zuerst einmal ermittle ich nun, warum Pia ein unerwünschtes (aus meiner Sicht) Verhalten tut und dann arbeite ich direkt an dem Auslöser und nicht am Verhalten (z. B. beim Verbellen von irgendwas ein Meideverhalten einführen). Ich möchte nicht, dass mein Hund irgendwas meidet, weil sie Angst vor der Strafe hat, selbst, wenn es "nur" Schimpfen ist. Ich möchte meinen Hund auch nicht so erziehen, dass sie überhaupt irgendwas nur deshalb nicht tut, weil Angst vor der Konsequenz meinerseits hat. Ich will, dass sie ein Verhalten nicht mehr zeigt, weil sie versteht, warum sie es nicht zu zeigen braucht.

    Ich arbeite nun seit einigen Wochen nur über positive Verstärkung (nur im Notfall werde ich mal körperlich - z. B. wenn sie sich sonst in Gefahr bringen würde). Ich empfinde karekis Erklärungen über dieses Training als große Bereicherung für meinen Umgang mit unserem Hund. Ich kenne mich noch nicht so gut aus mit Trainingsmethoden. Pia ist mein erster, eigener Hund. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass einige mit positiver Verstärkung vielleicht nicht weiter kommen, aber ich weiß es nicht.

    Auf jeden Fall ist Pias Vertrauen in mir seitdem noch um ein Vielfaches gestiegen. Wir meistern Situationen, die vorher kaum möglich waren. Sie zeigt auch keine Beschwichtungssignale mehr mir gegenüber. Das macht mich sehr glücklich. Ich bin auch noch immer dabei, mich in diese Trainingsmethode einzulesen, auch wenn ich schon vieles verstehe und anwende.

    Mein Mann kommt mit diesem Training noch nicht so gut klar. Er denkt noch immer, dass Pia ihn manchmal nur ärgern will, wenn sie aus irgendeinem Grund nicht auf ihn hört. Meistens verlangt er aber ein Kommando, wenn sie gerade absolut nicht empfänglich dafür ist. Dafür muss man auch einen Blick bekommen. Aber das werde ich ihm (meinem Mann) auch noch verclickern :D

    Ich persönlich habe meinen Weg in der positiven Verstärkung gefunden und werde diesen Weg beibehalten. Anbei auch noch ein ganz großes Dankeschön an kareki. Ich bin froh, dass du alles so gut erklärst und dich immer wiederholst, wenn es mal jemand nicht versteht :smile:

  • Zitat


    Und ein unsicherer Hund und ein unsicherer HF sind eine ganz schlechte Mischung. Aber egal, ich hab ja keine Ahnung.

    Dass unsicherer Hund mit unsicherem Hundehalter eine schlechte Mischung ist, lässt nicht folgern, dass ein unsicherer Hund mit sicherem Halter stante pede zu einem sicheren (oder gar nur problemlosen) Hund mutiert.
    Diese Schlussfolgerung ist es, die abgestritten wird von einigen. Dass ein unsicherer Hundehalter nicht das Optimum für einen unsicheren Hund darstellt, bestreitet keiner.

  • Also wenn es nach deiner Definition von depriviert geht Kareki, dann habe ich auch einen deprivierten Hund hier. Und da kann ich nur wiederholen, der braucht eindeutige Grenzen und da er leider kein verhuschter Collie oder ein Mäuschen ist, muss ich diese Grenze deutlich setzen, was bei ihm nicht anders geht als per Körpersprache. Denn alles verbale, sei es nun Gequietsche oder Laut werden regt ihn nur auf.

    Aber man dreht sich im Kreis.
    Buddy-Joy, wann genau bietest du dein Mentaltraining nochmal an? Ich glaube mal, das wäre so das Tüpfelchen auf dem I, was uns noch fehlt.


  • Hast du schon einmal versucht, ihr das Spiel so beizubringen, dass du es in den Situationen abrufen kannst? Ich denke hier an eine Zeigen & Benennen Version "Light". Sodass sie sich mit dem Auslöser auseinandersetzt und du aber ruhiges Verhalten belohnen kannst.

    Ganz einfach machst du es so: Du testest mal, wann sie überhaupt reagiert. Und bevor sie das tut, bekommt sie den Keks. Am besten sollte sie den Auslöser anschauen. So fütterst du schöln, ohne dass sie knurrt. Wenn man das mit "Wo ist der Mensch?" verknüpft, hast du ein schönes Umorientierungswerkzeug. Wenn dir das zu kompliziert ist, trainiere mit ihr "Schau mal her!" als Umorientierungssignal. Falls sie dann schon beim Knurren ist, kannst du sie damit abholen.
    So stehst du dann nicht mehr da, wie ein Trottel, wenn sie rumgrummelt (ich kenne das Gefühl). Du kannst dann den Abstand vergrößern und schönfüttern oder schönspielen oder was auch immer. Das Ziel ist, dass der Auslöser mit was Schönem belegt wird.

    An sich ist die Verknüpfung, die sie hat nicht schlimm. Du überschreibst das erlernte Verhalten mit einer neuen Sache.
    Im Endeffekt zählen nur ihre Gefühle.


    Zitat

    Also wenn es nach deiner Definition von depriviert geht Kareki, dann habe ich auch einen deprivierten Hund hier. Und da kann ich nur wiederholen, der braucht eindeutige Grenzen und da er leider kein verhuschter Collie oder ein Mäuschen ist, muss ich diese Grenze deutlich setzen, was bei ihm nicht anders geht als per Körpersprache. Denn alles verbale, sei es nun Gequietsche oder Laut werden regt ihn nur auf.

    Aber man dreht sich im Kreis.
    Buddy-Joy, wann genau bietest du dein Mentaltraining nochmal an? Ich glaube mal, das wäre so das Tüpfelchen auf dem I, was uns noch fehlt.

    Nach welcher Definition? Ich habe keine Definition gegeben - lediglich einen Teil beleuchtet. Nicht jeder deprivierte Hund zeigt alle Symptome.

    Und auch ich setze Grenzen, denn jeder Hund braucht die, aber nicht körperlich, nicht über Einschüchterung/Maßregelung.


    Zitat

    Dass unsicherer Hund mit unsicherem Hundehalter eine schlechte Mischung ist, lässt nicht folgern, dass ein unsicherer Hund mit sicherem Halter stante pede zu einem sicheren (oder gar nur problemlosen) Hund mutiert.
    Diese Schlussfolgerung ist es, die abgestritten wird von einigen. Dass ein unsicherer Hundehalter nicht das Optimum für einen unsicheren Hund darstellt, bestreitet keiner.

    Ganz genau das!


  • Das freut mich sehr. Ich habe es auch damals als Offenbarung erlebt, als bei mir der Groschen fiel.

    Ich habe ca. 6 Monate gebraucht, um alle aversiven Maßnahmen zu beerdigen, weil man noch nicht alle Werkzeuge auftrainiert hatte.

    Dankeschön ♥


    Ich freue mich, dass du schon so tolle Ergebnisse erzielen konntest!

  • Kareki,

    vielen Dank für den Übungstip. :gut:

    Das werde ich so probieren. Mit dem Spieli lässt sie sich besser ablenken, da ist sie konzentrierter, aber das mit dem Leckerlie und "Schau" werde ich mal trainieren.

  • Zitat

    Kareki,

    vielen Dank für den Übungstip. :gut:

    Das werde ich so probieren. Mit dem Spieli lässt sie sich besser ablenken, da ist sie konzentrierter, aber das mit dem Leckerlie und "Schau" werde ich mal trainieren.

    Wenn dein Hund lieber Spielzeug hat, dann nutze das. Du kannst es auch mit beidem auftrainieren. "Schau mal her!" als Umorientierungssignal soll ja immer ganz toll sein, damit es in diesen Situationen auch greift. Wenn es dann nicht funktioniert, liegt es wohl daran, dass der Hund bereits zus ehr aufgeregt ist.

    http://markertraining.de/das-umorientierungssignal/

  • Kareki: ich kann Dir sagen, dass Deine Übung (das ist doch z&b, oder?) bei uns so funktioniert: bei meiner Kleinen, Leichtführigen, klappt das. Bei dem Grossen funktioniert sie auch..... wenn er grad Lust hat und nicht woanders mehr Gaudi zu erwarten ist ;) . Bei ihm ist nicht die Aggression das Problem, sondern - wie eine Passantin im Vorbeigehen gestern sagte: Guten Morgen! Ah, da ist ja das Erdbeben/Terremoto! :lol: - Ich ergänze: ohne WtP.

    Das geht bei uns mit dem Wort auf Distanz - da ist der Futterbeutel interessanter (1. Tool gegen Leuteanspringen).

    Er arbeitet irrsinnig gerne und ganz toll mit mir, aber Leute anspringen ist eben noch viel toller als das Alternativverhalten der 4 Pfoten auf dem Boden (2. Tool gegen Leuteanspringen). Wenn die dann auch noch wie meistens quietschen, weil ja so ein süsser und schöner Bär, dann würde nach Meinung meines Wirrkopfes die Party richtig losgehen. Oder ich rufe: Bitte ignorieren!!!!! und die Dame beugt sich runter und sagt: Du, Du! Ich muss Dich ignorieren, Du darfst nicht hochspringen :hust: oder aber: Ooooch, das macht mir nix :muede2: . Nur ca. 5 % der HH (!) wissen das mit dem Ignorieren und machen es. Alle anderen nicht. Jetzt krieg du da mal ne anständige Konditionierung hin. Da hilft nur noch sichern, vor ihn stellen, blocken, Leine bzw. ihn festhalten und schlussendlich loben, wenn er mal dann endlich die 4 Buchstaben auf der Erde hat. Das ist dann das Sitz, was wir auch noch als 3. Tool konditioniert haben.

    Erdbeben kann man halt nicht so ganz schulmässig und nach Theorie erziehen, sondern da ist viel Phantasie und Improvisation gefragt, bis in den mal ein wenig Hirn einschiesst. Aber vielleicht bin ich ja auch einfach zu deppert? ;)

  • Ich verstehe nicht ganz, was du sagen willst. Zeigen & Benennen funktioniert bei meinem "schwierigen Hund" wensentlich besser als bei meinem einfachen...

    Wenn ich das nun richtig verstanden habe, ist der Top-Verstärker deines Hundes "Leute anspringen" - wohl um Aufmerksamkeit zu bekommen?
    Wenn du bei Zeigen & Benennen dich mit diesem Hund von Menschen wegbewegst als Ersatzverhalten, funktioniert das natürlich nicht besonders gut. Auch hier wäre eine Annäherung die passende Antwort. Da er die Leute ja nicht anspringen kann (so wie bei einem leinenaggressiven Hund aus Frustration, der zu den Hunden will), gehst du etwas nähe rund der Hund darf die Menschen anschauen, ihenn vielleicht ein bisschen Folgen und dann würd eich den Futterbeutel noch hinten dran setzen, wenn er ihm solche Freude macht. Am besten in dem Moment, in dem der Mensch anfänt nicht mehr so spannend zu sein.
    Je nach Trainingsfortschritt kann dannd ie Annäherung irgendwann ausgelassen werden. Wenn du ganz nette Menschen triffst, darf der Hund auch richtig nah dran.

    Aber eigentlich weiß ich nicht, warum du bei diesem Verhalten (ode rabe rich verstehe es gerade völlig falsch) überhauot Z&B machst?
    Da muss ja scheinbar nicht gegenkonditioniert werden...?

  • Ich habe 3 (!) positive Ansätze, wie Du siehst, nicht nur Z&B. Z&B mache ich auf Distanz, denn er zeigt mir jetzt schon an, und bleibt stehen, wenn Leute und Hunde auftauchen. Das will ich so. Pudel lernen sehr schnell, nur neigen sie dazu, trotzdem dann zu entscheiden, ob sie das machen oder nicht. ;) Das ist anders als bei einem DSH.

    Ich unterhalte mich sehr oft mit der Besitzerin der Kumpeline von Falco, die immer DSH, Malis und Grosspudel hatte, sie erzählte mir das so. Mit ihr trainiere ich das auch. Mit gutem Ergebnis: wenn einer ignoriert und sich abdreht, springt er nicht. Aber wehe, er macht auch nur einen Mucks.

    Das Z&B ist also eine Extraübung, mit der ich erreiche, dass er stehen bleibt bzw. zurückkommt, wenn Radlfahrer, Skater, Hunde etc. kommen.

    Aber nun sag doch mal: wie gehts dann weiter? Ich meine, wir treffen jeden Tag 10-20 Leute zum Begrüssen etc. Und das alles nur positiv und ohne neg. oder pos. Strafe? :???:

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