Nehmen oder nicht?

  • Hallo erstmal an Alle. Ich hoffe ihr könnt mir mit etwas Rat zur Seite stehen.
    Es ist zwar nicht mein erster Hund um den es hier gehen soll, aber ich denke irgendwie passt es doch hier her. Vor kurzem ist meine alte Dame leider über die Regenbogenbrücke gegangen und mein Freund und ich sind nun auf der Suche nach einem neuen Weggefährten, da ohne Hund einfach etwas fehlt.
    Nun haben wir das Problem, dass wir uns im Tierheim schon ein wenig in einen Hund verguckt haben, waren schon Gassi und er hatte bereits einen Probetag bei uns. Alles in Allem würde ich sagen, er passt zu uns. Dann kommt aber das große "Aber", er kommt aus Ungarn, ist komplett unerzogen, kennt keine Wohnung und geht auf alles was ihn verunsichert bellend zu (hat sein Spiegelbild im Backofen und Fernseher gesehen und rannte bellend durch die ganze Wohnung). Ich muss den Hund aber mit zur Arbeit nehmen, damit es funktioniert (wir sind beide vollzeit Berufstätig). In meiner Arbeit habe ich viel mit Menschen zu tun, die zum Teil traumatische Erlebnisse hatten, auch mit Hunden. Ich kann es mir also eigentlich nicht leisten einen Hund mit auf die Arbeit zu bringen, der Menschen anspringt und vor Freude wild um sie rum rennt und anrempelt. Zudem ist unklar, ob der Hund stubenrein ist, was ich bezweifle, obwohl er nicht in die Wohnung gemacht hat als er bei uns war. Wir sind in der Zwickmühle. Zur Auswahl steht evtl noch eine junge Hündin, bei dir wir allerdings noch nicht waren und nicht wissen, wie sie auf Menschen reagiert. Allerdings wächst sie bisher in einem Haushalt auf und kennt ihre Umwelt. Das Interessante ist jedoch, sobald wir uns einen anderen Hund anschauen wollen, bekommen wir beide ein Gefühl, dass es unfair wäre, dem Tierheim-Hund gegenüber.....
    Habt ihr irgendwelche Ideen dazu? Wie kann ich diese Situation lösen? Seit Tagen machen wir uns Gedanken darüber und kommen weder vor noch zurück.
    Danke schonmal für eure Antworten.

  • Mitleid ist immer ein schlechter Ratgeber bei der Hundeauswahl und so klingt das hier sehr stark.
    Wäret ihr euch sicher, dass es der richtige Hund ist, hättet ihr kein schlechtes Gewissen, euch noch einen Hund anzusehen. Das schlechte Gewissen kommt eher daher, dass die Chance besteht, dass die andere Hündin besser passt.


    Pack die Frage doch mal von der anderen Seite an. Wenn es nicht funktioniert, dass der Hund mit auf Arbeit kommt, was wäre dann? Könnte er trotzdem bei euch bleiben mit einer anderen Lösung, die für den Hund nicht zuviel Stress bedeutet? Tagesstätte wäre für so einen Hund vermutlich nicht das richtige.
    Wenn ihr ihn wieder abgeben müsstet, würde ich ganz klar sagen, nein, probiert es nicht. Die Chance, dass es eben nicht klappt, ist einfach zu hoch.


    Sicher würde man gern etwas Gutes tun und diesem Hund mit dem traurigen Schicksal zu sich nehmen und ihm ein schönes Leben bieten. Aber wenn der Hund die Anforderungen die der tägliche Alltag bei euch hat mit ziemlicher Sicherheit nicht erfüllen kann, dann tut ihr keinem einen Gefallen.
    Sucht lieber weiter nach einem Hund, der besser ins Konzept und zu den Anforderungen passt und es wird sicha uch für diesen Hund jemand finden, bei dem das Umfeld einfach passt ohne wenn, aber und falls.

  • Die Anforderungen an den Ungarnhund in Sachen Arbeit wären mir (noch) zu hoch. Würde er nicht diese "Nach vorne Unsicherheit/Aggression" mitbringen, würd ich es evtl. versuchen, aber da kommt ein bunter Strauß an Problemen, die ihr alle parallel angehen müsstet. Mir wäre es zuviel Stress, auch für den Hund.

  • Mit gutem Training und viel Geduld wäre das bestimmt zu schaffen-grade wenn das Bauchgefühl stimmt.Wichtig finde ich es,sie ganz schnell an eine Box bei der Arbeit zu gewöhnen und sie vielleicht einfach noch öfter zur Probe mit nach Hause und zur Arbeit und vielleicht sogar mal mit zum Hundtrainer zu nehmen,um eine sichere Entscheidung zu treffen.


    LG

  • Ich finde toll, was ihr euch für Gedanken macht und dass es ein Tierschutzhund werden soll! für mich klingt es aber, als sei dieser nicht der richtige für euch.
    Mir wäre die Gefahr zu groß, dass dieser Hund nicht in eure Lebensumstände passt.
    Wenn Hunde die sog. Prägephase schlecht durchlaufen (zB "kennt keine Wohnung"), kann ihnen das ein Leben lang nachhängen und das kann man auch nur bedingt aufholen.
    Vielleicht könnt ihr für ihn ja Pate werden und ihn zum Spazierengehen abholen, solange er noch kein anderen Zuhause hat? Auch euren Gefühlen wegen.

  • Das Hauptproblem, dass sich Euch hierbei stellen wird, ist die Zeit! Ein Hund, der bisher nicht mit Menschen zusammen gewohnt hat, braucht je nach Alter und Vorerfahrungen locker bis zu 6 Monate, um sich an den Alltag mit Mensch zu gewöhnen. Da reichen auch keine 2 Wochen Urlaub, wenn der liebe Ungar bei Euch einzieht ;)


    Der Stress, der durch Eure Berufstätigkeit auf Euch zu kommt, wird womöglich für beide Seiten zu groß sein, zumal Du mit Menschen arbeitest. Bei einem Hund "mit Vergangenheit" braucht es einfach länger, bis dass man ihn in den vielen verschiedenen Situationen einschätzen kann und weiß wie er reagiert. Und selbst dann kommt es immer mal wieder zu unerwarteten Begegnungen...


    Mir wäre das Risiko in Eurem Fall zu hoch und die Unwägbarkeiten zu viele. Ein schlechtes Gewissen braucht Ihr nicht zu haben, denn es ist einem Hund gegenüber auch nicht fair, ihm zwar ein liebevolles Zuhause zu bieten, ihn dabei aber - gerade anfangs - ständig in Situationen bringen zu müssen, die ihn höchstwahrscheinlich überfordern werden.


    Ich denke, dass es für Euch und den neuen Vierbeiner einfach entspannter ist, wenn Ihr nach einem gut sozialisierten Hund Ausschau haltet, der auch umweltsicher ist und das Zusammenleben mit Menschen kennt.

  • Huhu,
    dass er noch nie vorher in einer Wohnung war, heißt nix, meine waren alle stubenrein vom ersten Tag an, einfach so ;)


    Aber ich finde auch, es klingt nicht richtig passend :-/ Wäre es nur das mit zur Arbeit nehmen, ohne Kundenverkehr, könnte man das sicher halbwegs schnell in den Griff bekommen (Hundebox oder so), aber so? Wäre mir das wohl auch zu heikel. Das klingt, als sollte dort ein Hund dabei sein, der Menschen gegenüber grundsätzlich erstmal freundlich (und nicht ängstlich) eingestellt ist, möglicherweise ein etwas älterer, der eine gewisse Ruhe ausstrahlt.


    Außer, ihr habt euch unsterblich verliebt, dann würd ich ihn auch mal mit ins Büro nehmen testweise und ggfls. einen Trainer mit ins TH nehmen, der mal eine Einschätzung geben soll.


    Und in jedem Fall halte ich es auch für total wichtig, einen Plan B zu haben. Bei dem Ungar noch viel mehr, aber generell auch, man weiß nie, was kommt.


    lg Nadine

  • Danke für die vielen ehrlichen Antworten. Wir haben für morgen nochmal einen Probetag ausgemacht, mit dem Tierheim Hund und werden mal schauen, wie er beim Spazieren reagiert, wenn viele Menschen und Hunde um ihn rum sind. Heißt, wir werden mit einem Bekannten und seinem Hund zusammen auf einer beliebten Laufroute gehen. Morgen Nachmittag gucken wir uns die junge Hündin an. Von der Beschreibung am Telefon her würde sie wahrscheinlich eher passen. Sie kennt schon einige Kommandos, läuft schon ohne Leine, ist anhänglich und steht den meisten Sachen offen gegenüber. Stubenrein soll sie auch schon sein, nur alleine bleiben kann sie noch nicht, aber das ist bei uns ein eher kleineres Problem, was wir mit Zeit und Ruhe bestimmt in den Griff bekommen könnten. Sie ist grade mal 5 Monate alt, ich weiß nicht ob das im Büro dann geht, obwohl sie sich in dem Alter bestimmt schonmal schneller an den Alltag gewöhnen könnte.
    Ich hätte nicht gedacht, dass es so schwierig sein würde einen passenden Hund zu finden. Bei meiner alten Hündin ging alles relativ flott, gesehen, verliebt, mitgenommen. War da aber ziemlich blauäugig, hätte auch sehr nach hinten losgehen können und beim Zweiten denkt man irgendwie schon eher über alles nach.

  • Bei Hunden aus dem TS denke ich vorrangig an den Hund ;) , diese Hunde haben oft einen sehr schlechten Start ins Leben gehabt und auch vieles erlebt oder eben vieles so gar nicht erlebt, rechnen muss man da aus Fairneß dem Tier gegenüber mit dem Schlimmsten - und da scheint die Beschreibung des Rüden eben wirklich nicht zu Eurem Alltag zu passen. So, wie Du es schreibst, ist das ein eher unsicherer Kandidat - und das ist nun wirklich kein Hundetyp, den man in kürzester Zeit so weit haben kann, dass er als everybodys darling in einem Arbeitsalltag klar kommt, in dem die zu betreuenden Menschen vermutlich mehr mit sich selbst beschäftigt sind und/oder sogar Angst vor Hunden haben. Stell Dir einen unsicheren Hund vor, der in versehentliche Bedrängnis gerät und ausgerechnet auf der Arbeit mit diesen Menschen aus Unsicherheit "nach vorne" geht....das wäre für alle Beteiligten der Super-Gau. Nicht ganz umsonst machen Hunde, die mit Menschen arbeiten, eine lange Ausbildung mit.


    Ich würde noch nicht mal den erneuten Probespaziergang mit dem Rüden machen - noch dazu gleich so einen für solche Hunde "hardcore-Testspaziergang" in sehr belebter Umgebung (das hätte keiner meiner Hunde in den ersten Tagen und Wochen "gekonnt") - der Kerle wird doch kaum etwas von unserer normalen Welt kennen, und ein "Testspaziergang", der den Hund eventuell gnadenlos überfordert und verunsichert, ist mit Sicherheit nicht im Sinne des Hundes. Man verbaut dem Hund im schlimmsten Fall damit einiges und macht es ihm - ebenfalls wieder schlimmstenfalls - für SEINE Zukunft noch mal nen Tacken schwerer. Das muss einfach nicht sein. Zur Probe hier, zur Probe da, dies mal ausprobieren - das würde ich allerhöchstens machen, wenn die Grundbedingungen absolut stimmen und das scheint von den paar Sätzen, die wir hier lesen können, einfach nicht der Fall zu sein.


    Auch dieser Rüde wird seine Menschen finden, da bin ich sicher. Aber die Erfahrung mit TS-Hunden zeigt doch, dass man im ersten halben Jahr möglichst keine allzu grossen Erwartungen an diese Hunde haben sollte. Das geht dann meist murphy-mäßig in die Hose.


    Und das, was Ihr von einem Hund erwartet - den ruhigen, freundlichen Umgang mit traumatisierten Menschen, ist schon eine ganz eigene, anspruchsvolle Liga, für die selbst ein Hund mit optimalen Aufzuchtbedingungen nicht unbedingt geeignet sein muss.


    Wie geschrieben - wir haben nur die kurze Beschreibung des Hundes und der Anforderungen, die sehr rasch erfüllt werden müssen und daraus "bastelt" man sich dann seine Einschätzung zurecht.


    Aber es gibt mit Sicherheit alle möglichen Hunde, die für Eure Anforderungen um Klassen geeigneter sind.


    LG, Chris

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