Deprivationssyndrom?
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Hallo,
ich hoffe, mir kann jemand weiterhelfen.
Seit 2 Wochen habe ich eine 5 Monate alte Hündin aus dem Tierschutz. Sie ist in Rumänien im Tierheim aufgewachsen, kam dann mit knapp 4 Monaten auf eine Pflegestelle in Deutschland und von dort habe ich sie übernommen. Mir war klar, dass die entscheidende Prägephase schon vorbei ist und sie vermutlich in einer sehr reizarmen Umgebung aufgewachsen ist. Dennoch wollte ich ihr ein Zuhause geben und es mit ihr schaffen.
Nun, nach 2 Wochen, kenne ich ihre Ängste ziemlich genau und bevor alles noch schlimmer wird, würde ich mich freuen, wenn jemand Tipps hat. Ich denke ihr Verhalten geht vielleicht schon in Richtung Deprivationssyndrom?Zuhause verhält sie sich ganz normal. Sie ist ein sehr lieber und anhänglicher Hund. Sobald ich allerdings das Haus verlassen will (wir leben in der Stadt) dreht sie am Rad. Ich brauche bestimmt 10 Minuten, um ihr das Brustgeschirr anzuziehen, da sie sich dauernd rauswindet, in das Geschirr beißt, mich beißt (nicht fest, aber als deutliches Zeichen, dass sie das nicht will).... Hab ich sie dann endlich im Geschirr und an der Leine ist es ok bis zur Haustüre. Dort ist dann direkt eine Straße inkl. Straßenbahn, die wir überqueren MÜSSEN, egal, ob wir nur kurz auf die Wiese zum Pinkeln gehen oder zum Auto um einen Ausflug zu machen. Dort ist sie dann total panisch, läuft aber trotzdem mit (also sie bleibt nicht stehen oder sonst was...). Mittlweile löst sie sich auch draußen, was ich schon als großen Fortschritt empfinde. Beim Spazierengehen abseits von der Straße verhält sie sich okay, sie schnuppert, hat mittlerweile den Schwanz nicht mehr zwischen den Pfoten eingeklemmt und läuft ganz normal mit mir mit. Sobald es aber zurück geht zieht sie wie ein Ochse, will in jeden Hauseingang rein und ist sichtlich heilfroh, wenn sie dann unseren erreicht hat. Daheim ist dann erstmal Party angesagt...
Am Wochenende war ich mit ihr bei meinen Eltern auf dem Land. Dort konnte ich sie ohne Leine laufen lassen, sie hatte ihren totalen Spaß, kam auf "hier" und war einfach nur happy. Ich war gestern richtig fertig, als ich gesehen habe, wie sie "leidet", sobald sie wieder in der Stadt ist...
Ich habe bisher immer versucht, sie an der Straße zu ignorieren und einfach zu laufen... sie kommt dann ja mit... aber es bessert sich nicht... Heute habe ich dann eine Hand voll ihrer Lieblings- Leckerlies genommen, die ich ihr während dem "schlimmsten Weg" (an der Straßenbahn) gefüttert habe. Sie hat sie sogar angenommen (normale Leckerlies nimmt sie draußen nicht...). Ist das eine gute Möglichkeit? Wenn sie diese Leckerlies NUR DORT bekommt? Kann ich ihr die Situation "schön füttern"?
Habt ihr irgendwelche Ideen/ Tipps/ Anregungen?Vielen Dank!
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Also ich habe bei meiner Hündin beides probiert. Sie war Versuchshund und kannte die große weite Welt draußen natürlich auch garnicht. Bei ihr wurde es mit der Zeit einfach immer besser, viele Ängste legen die Hunde einfach mit der Zeit ab. Ich habe aber auch mit Leckerchen gearbeitet, da sie panische Angst vor Autos hat bzw vor dem Autofahren. Ich habe sie dann immer im Auto gefüttert und cih denke das hilft schon, dass der Hund es mit was positivem verbindet. Bei eurem Problem an der Straße wäre ich jedoch vorsichtig, nicht, dass sie denkt, du belohnst sie für ihr Angstverhalten? Vllt kannst du ihr ein Kommando beibringen, wie zb guck mich an, und dies dann immer mehr auf dem "gefährlichen" weg üben. Dann hat sie was zu denken und ist abgelenkt, und du kannst sie belohnen wenn sie sich dir zuwendet?
Im Forum der Laborbeaglehilfe ist eine interessante Diskussion zum Deprivationssyndrom, lies doch mal dort! Viele Ängste sind ja ganz ähnlich. -
Du hast doch hier in diesem Thread schon ganz gute Tipps bekommen.
https://www.dogforum.de/bisschen-uberfordert-t163758.html
Ich würde die Kleine weder ignorieren, noch überfordern.
Manche Hunde sind auch einfach nicht für die Großstadt gemacht.Sogar ich als Mensch bekomme ein mulmiges Gefühl im Bauch, wenn ich mal in einer Großstadt bin mit 4-spurigen Straßen und Straßenbahnen.
Alleine die Geräuschkulisse, die vorbeidonnernde Autos auf einer 4-spurigen Straße machen.
Dass ein junger Hund von 5 Monaten sich dort unwohl fühlt und Angst hat, kann ich nachvollziehen. -
Ich habe auch an einer vierspurigen Straße mit Straßenbahn gewohnt, als Leni damals einzog. Sie hatte wahnsinnige Angst, war nur im Fluchtmodus bei jedem vorbeifahrenden LKW/Straßenbahn und war einfach überhaupt nicht richtig ansprechbar. Ob euch das hilft, weiß ich nicht, aber ich hab ewig lange einfach nur mit ihr an der Sraße gesessen, Fleischwurst in sie reingestopft und sie gucken lassen
Sah bestimmt komplett bescheuert aus, aber mit der Zeit wurde es dann tatsächlich besser und nach ein paar Monaten lief sie entspannt mit.
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hier das gleiche, habe einen Angsthund welcher im Wald aufwuchs und wohne mitten in der Berliner city, dass es hier laut zu geht, muss ich nich sagen. Er hat sich an alles super gewöhnt und läuft nun sogar ganz entspannt ohne leine mit :) Mit Geduld und feingefühl, klappt das bestimmt!
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Meine hat sich genauso wie beschrieben verhalten (und Aggression draufgesetzt). Ich bin dann aufs Land gezogen mit ihr. Inzwischen läuft sie an lockerer Leine an der Hauptstrasse. Ich kann natürlich nicht sagen, wie sich das entwickelt hätte, wären wir in der Stadt geblieben, aber was ihr definitiv sehr gut getan hat diesbezüglich, ist, sich nicht täglich damit auseinander setzen zu müssen. Ich drück euch die Daumen!
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Ja das kenne ich auch. Wir haben die Problemstellen auch ausgesessen. Mal auf einer Bank in Straßennähe, oder auf der Bordsteinkante unter einen Flagenmast. Ich bin immer so lange geblieben, bis er sich entspannt hat. Die Angsthaltung können sie nicht ewig aufrechterhalten. Ruhige zusprache hat dabei sicher geholfen. Wenn er dann echt entspannt war, gab es leckerli und viel viel Lob für den mutigen Hund. Der Fahnenmast hatte ungefähr eine halbe Stunde gedauert. Danach hat er das Ding nicht mal mehr bemerkt. Nicki kam auch mit 4 Monaten aus Rumänien und war anschließend noch 5 Monate in einem Tierheim. Außer Waldspaziergänge kannte er nichts. Jedes Geräusch in der Wohnung machte ihn panisch. Es hat allein 4 Wochen gebraucht bis er den Küchenbereich mit klappernden Töpfen ertragen konnte. 3 Tage bis zum Treppenlaufen + neue Teppichfliesen auf den Stufen. Jetzt nach 1 1/5 Jahren ist er fast immer entspannt und nur noch bei fremden Menschen unsicher. Das einzige was er nicht gelernt hat ist das spielen mit Spielzeug. Da habe ich wirklich alles ausprobiert was auf dem Markt ist. Nichts kann ihn länger als 30 Sekunden begeistern. Nicht mal ein Futterbetel mit Fleischwurst. Das wird schon mit der kleinen. Sie ist ja noch nicht lange da. Sei nur froh, dass sie in einer Pflegestelle war und nicht im Tierheim. Da werden die Schisser ganz gern mal übersehen. Besonders wenn sie dann noch angstagressiv werden wie mein Nickitier. LG Christine
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Zitat
Seit 2 Wochen habe ich eine 5 Monate alte Hündin ....
Seit 2 !!! Wochen
- gib dem Kind doch noch ein bissi mehr Zeit. Bis dahin vermeide zuviel Aufregung und fütter ihr erstmal alles schön.
In ein paar Wochen kannst Du Dir mehr Gedanken machen, lass sie jetzt erst mal ankommen !!! -
Zitat
Ich habe sie dann immer im Auto gefüttert und cih denke das hilft schon, dass der Hund es mit was positivem verbindet. Bei eurem Problem an der Straße wäre ich jedoch vorsichtig, nicht, dass sie denkt, du belohnst sie für ihr Angstverhalten? Vllt kannst du ihr ein Kommando beibringen, wie zb guck mich an, und dies dann immer mehr auf dem "gefährlichen" weg üben. Dann hat sie was zu denken und ist abgelenkt, und du kannst sie belohnen wenn sie sich dir zuwendet?
Die Befürchtung hatte ich eben auch- dass ich sie mit dem Füttern dann für ihre Angst belohne. Die Idee mit dem Kommando ist super, ich werde das mal versuchen, bin aber fast sicher, dass sie darauf nicht reagiert, wenn sie in ihrem Angstmodus ist...
Zitatgib dem Kind doch noch ein bissi mehr Zeit. Bis dahin vermeide zuviel Aufregung und fütter ihr erstmal alles schön.
In ein paar Wochen kannst Du Dir mehr Gedanken machen, lass sie jetzt erst mal ankommen !!!Du hast wahrscheinlich Recht
Ich hab mich aber auf jedenfall darauf eingestellt, dass es länger dauert, ich wollte mich nur informieren, dass ich nicht von Anfang an irgendwas total falsch mache und dann nacher noch mehr Probleme habe...Toll wäre es natürlich, wenn die Zeit das einfach regelt
ZitatJa das kenne ich auch. Wir haben die Problemstellen auch ausgesessen. Mal auf einer Bank in Straßennähe, oder auf der Bordsteinkante unter einen Flagenmast. Ich bin immer so lange geblieben, bis er sich entspannt hat. Die Angsthaltung können sie nicht ewig aufrechterhalten. Ruhige zusprache hat dabei sicher geholfen. Wenn er dann echt entspannt war, gab es leckerli und viel viel Lob für den mutigen Hund.
Du hast deinen Hund also so lange ignoriert, bis er sich entspannt hat und erst dann Leckerlies gegeben? Bisher gehe ich immer "stramm" durch die Situationen durch, aber ich könnte es tatsächlich mal versuchen, mich einfach hinzusetzen und zu warten... wird bei dem schönen Wetter jetzt auch einfacher
Zitataber was ihr definitiv sehr gut getan hat diesbezüglich, ist, sich nicht täglich damit auseinander setzen zu müssen. Ich drück euch die Daumen!
Leider muss sich meine an das Stadtleben gewöhnen... ich hoffe sie packt das. Danke fürs Daumen drücken!Zitathier das gleiche, habe einen Angsthund welcher im Wald aufwuchs und wohne mitten in der Berliner city, dass es hier laut zu geht, muss ich nich sagen. Er hat sich an alles super gewöhnt und läuft nun sogar ganz entspannt ohne leine mit :) Mit Geduld und feingefühl, klappt das bestimmt!
Hast du das irgendwie besonders mit deinem trainiert? Oder einfach die Zeit arbeiten lassen?ZitatIch habe auch an einer vierspurigen Straße mit Straßenbahn gewohnt, als Leni damals einzog. Sie hatte wahnsinnige Angst, war nur im Fluchtmodus bei jedem vorbeifahrenden LKW/Straßenbahn und war einfach überhaupt nicht richtig ansprechbar. Ob euch das hilft, weiß ich nicht, aber ich hab ewig lange einfach nur mit ihr an der Sraße gesessen, Fleischwurst in sie reingestopft und sie gucken lassen
Sah bestimmt komplett bescheuert aus, aber mit der Zeit wurde es dann tatsächlich besser und nach ein paar Monaten lief sie entspannt mit.
Ich hoffe ich kann es meiner auch noch schönfüttern...Danke für eure Tipps! Dass es bei euren Angsthunden letztlich geklappt hat macht natürlich Mut... Heute kommt eine Trainerin... Will einfach dass sie sich das mal anschaut und mir Tipps gibt, dass ich es von Anfang an richtig mache...
Liebe Grüße
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Noch eine kurze andere Frage: Wenn ich mit der Kleinen in der Stadt bin ist es ja Katastrophe pur. Wenn ich allerdings mit ihr raus fahre und irgendwo, wo es ruhig ist spazieren gehe, klappt alles super. Ich habe sie seit ein paar Tagen dabei abgeleint, dass sie richtig rennen kann... Und sie kommt bisher dann zuverlässig auf "hier"... Nun sagte mir die Hundetrainerin, sie würde den Hund nicht ableinen und was ich dann mache, wenn er mal nicht kommt...dass sie in dem Alter immer weitere Kreise ziehen... und dass sie dann lernt, dass sie nicht kommen MUSS wenn sie es einmal raus hat...
Seht ihr das auch so? Soll ich also erstmal nur mit Schleppleine arbeiten, dass ich sie notfalls "angeln" kann?! Wann kann ich sie dann frei lassen? -
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