Ab wann kennen Hunde sich?

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    Ui, da bin ich völlig anderer Meinung...


    Also in unserer typischen Gassi-Runde stand relativ schnell die Rangordnung fest ;) Ich würd sagen nach so ca. 2-3 mal in der selben Konstellation spazieren gehen. Zwischendurch gab es dann noch mal ein paar "Rangkämpfe", wenn wer in die Pubertät kam o.ä., aber inzwischen ists recht fest.


    Ne, das mag ich gar nicht haben. Meiner darf/soll rein gar nichts austragen. Ich möchte ihn gar nicht erst in die Situation bringen unterscheiden/entscheiden zu müssen, warum er einem halbwüchsigen aufdringlichen Junghund die Grenzen auferlegen darf, der größenwahnsinnigen Kampfratte aber nicht - oder umgekehrt, oder wie auch immer =) . Das sind so schleichende eigene Hundeentscheidungen, die böse nach hinten losgehen können, eben je nach dem wie heftig der gegenüber stehende Hund reagiert - oder wenn der Größenunterschied relevant ist. Ich möchte mir nicht ausmalen wie es ausgeht, wenn mein Grobmotoriker meint einem Chi-Jungspund die Leviten lesen zu müssen.


    Wenn er genervt ist oder nicht weiter weiss, soll er zu mir kommen bzw. mich fragen. Ich mach das nervige Element dann weg - das ist es worauf er sich verlassen soll - das ist die Konstante für ihn.
    Das heißt nicht dass er nicht kommunizieren darf oder nicht seine Indivdualdistanz einfordern darf - aber bevor es auch nur in Richtung "Rangordung" ausartet, soll er zu mir kommen.


    Und es klappt wirklich wunderbar. Egal wie heftig er provoziert wird - Raufereien oder körperliche Maßregelungen gibts nicht. Er kommt immer zu mir, selbst wenn ihm ein anderer Hund im Brustfell hängt. Anders wäre es sicher, wenn ein anderer Hund wirklich auf Beschädigungsbeissen aus wäre. Ich nehme an dann würde er sich entsprechend wehren - aber bisher wusste ich dies immer zu vermeiden.

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    Ne, das mag ich gar nicht haben. Meiner darf/soll rein gar nichts austragen. Ich möchte ihn gar nicht erst in die Situation bringen unterscheiden/entscheiden zu müssen, warum er einem halbwüchsigen aufdringlichen Junghund die Grenzen auferlegen darf, der größenwahnsinnigen Kampfratte aber nicht - oder umgekehrt, oder wie auch immer . Das sind so schleichende eigene Hundeentscheidungen, die böse nach hinten losgehen können, eben je nach dem wie heftig der gegenüber stehende Hund reagiert - oder wenn der Größenunterschied relevant ist. Ich möchte mir nicht ausmalen wie es ausgeht, wenn mein Grobmotoriker meint einem Chi-Jungspund die Leviten lesen zu müssen.


    ich finde, dass es hier, wie immer, auf den hund ankommt. sozial vernünftig agierende hunde, die sauber kommunizieren, sollten meine rmeinung nach schon in der lage sein, auch mal einen aufdringlichen junghund, auch wenn er noch so klein ist, unblutig in die schranken zu weisen.


    ich persönlich lasse den hund ganz genau so viel regeln, wie er es kann. nicht mehr, aber auch nicht weniger. wenn ein hund sozial komplett inkompetent ist, und sofort drauhaut, wenn ihm was nicht passt, wird das geblockt und drohverhalten bzw. alternativverhalten verstärkt. solch ein hund kann erst einmal nichts regeln, hier muss an der reiz- bzw. stressschwelle gearbeitet werden. hat ein hund nur eine schlechte beißhemmmung und ist ansonsten durchaus in der lage seine dinge kompetent zu regeln, darf er konflikte mit mk klären, natürlich unter meiner führung. ich habe die erfahrung gemacht, dass hunde eben durch die möglichkeit auch mal konflikte selbst zu klären sehr viel an sozialkompetenz gewinnen können - deshalb bin ich im zweifel immer dafür mir maulkorb und vernüftigen sparringpartnern im sinne der raufergruppen comment und co zuzulassen und nur zu unterbrechen, wenn es unfair und ernsthaft wird.


    hierbei würde ich alles erlauben, was fair und angemessen ist und alles blocken, was darüber hinausgeht.


    mein rüde ist ein sehr gutes beispiel, wie sich ein hund entwickeln kann, wenn er durch konflikte gecoached wird und ihm stück für stück mehr entscheidungsfreiheit gelassen wird. mittlerweile kann ich ihn bei ungestümen und respektlosen hunden als therapiehund einsetzen und er hat nicht nur einmal im leben eines anderes hundes einen entscheidenden wendepunkt herbei geführt.


    er war früher ein hund, dem man nichts in konflikten erlauben konnte, weil er einfach draufgekloppt hat. mittlerweile bremst er angstaggressive hunde souverän aus und packt hunde, die es wirklich wissen wollen nach einer langen warnphase ohne beschädigungsabsicht einfach mal auf den rücken. ich kann ihn sogar mitterweile in konflikte schicken: hier schnappt er sich den aggressor und zieht ihn mit den pfoten an der hüfte rückwärts heraus.


    er ist dadurch, dass er konflikte lösen darf, souveräner geworden. das heißt übrigens nicht, dass er sich mit jedem hund kloppen darf ;)


    woher sollen hunde wissen, wo die grenze des anderen hundes liegt, wenn sie das nicht kommunizieren dürfen?

  • mein hund ist ein tierschutzhund und von der spanischen strasse. er war ein echter "hau-drauf-hund" bei anderen rüden und es hat mich umgekehrt viel energie, zeit & co gekostet ihn davon abzubringen eigene entscheidungen zu treffen - in jeder hinsicht .


    wie gesagt, er darf kommunizieren und seine indivdualdistanz einfordern - aber er darf nicht körperlich maßregeln (bis auf z.b. schnauzengriff bei welpen/junghunden oder anderen hund körperlich kontakten wenn dieser sich provokant in den weg stellt). ich hab lange gebraucht bis er u.a. wild spielende hunde oder sich raufende hunde nicht eigenmächtig getrennt hat - und zwar unsanft.


    ich gebe dir allerdings recht, es ist von hund zu hund anders zu betrachten. aber ich glaube fest daran, dass bei einem relevanten größenunterschied ein grobmotorischer hund einen sehr viel kleineren auch bei einer harmlosen zurechtweisung versehentlich schwer verletzen kann.


    zumal der DSH schnell der schuldige hund ist, egal wie es tatsächlich angefangen hat. d.h. schadensbegrenzung/-vermeidung gehört für mich schon seit 20jahren zum kleinen 1x1 der hundehaltung - auch wenn dies bedeutet dass ich "nachgeben" muss ohne angefangen zu haben. ich breche mir keinen dabei ab und meine hunde sind trotzdem sozialverträglich :). komischerweise sind nämlich die hundehalter die den "das regeln die unter sich" weg einschlagen die ersten die schreien und die nerven verlieren wenn es zu einem kommentkampf kommt. mein hund hat nichts selbst zu regeln, das mache ich - fertig ;).

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    - Gassi-Bekanntschaften -> Wie oft oder intensiv/lang muss man sich getroffen haben, damit die Hunde sich wiedererkennen? Oder tun sie dies schon nach einem ganz kurzen Treffen.


    Hm. Ich glaub Bonnie muss andere Hunde schon ein paar Mal sehen, um sie wirklich zu "kennen" und normal auf sie zuzugehen (wurde im JH Alter gebissen und ist somit schwierig im Umgang mit Hunden - anfangs).
    Nach ein paar Mal sehen und Zeit miteinander verbringen, beginnt sie sich zu freuen wenn sie die jeweiligen Hunde sieht, ansonsten ist sie skeptisch.


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    Und dann zum Thema Rangordnung:


    - Rudel in der Familie -> Wie lange dauert es, bis es sich eingespielt hat?
    - Gassi-Bekanntschaften, Hundeschule, etc. -> gibt es da überhaupt eine Rangordnung? Wenn ja, ab wann?


    Bei Bonnie und Nico hat sich ne "Rangordnung" erst eingespielt, als sie älter war.
    Ich behaupte sie is die ranghöhere. Aber keine Ahnung, ob ich da so den Blick für hab. Aber meiner Einschätzung nach is es so..
    Bei Diego hat sichs körpersprachlich recht schnell gezeigt, Bonnie Chef, er Zwerg. Ob das ewig so bleibt, weiß ich nicht.


    Soo viele Gassibekanntschaften bzw. fixe Gassifreunde haben wir nicht, zwischen Bonnie und Cora gibts definitiv keine Rangordnung, das is so die Einzige mit der wir oft Gassi gehen, neben den Hunden meiner Trainerin.
    Da is es wiederum so, dass sich nur die beiden Hündinnen (ähnlich im Alter) "abchecken" und schon den Rang klar legen. Der Rüde hält sich raus.


    Aber all das regelt sich über Gesten und Blicke.
    Da gibts keine Rangeleien und schon gar keine Kämpfe.
    Wie gesagt, eher so ein "abchecken".

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    ich möchte nicht dass mein hund mit irgendeinem hund irgendwelche rangordungen austrägt - sondern dass er alle hunde akzeptiert/toleriert. wenn es abneigungen gibt oder ähnliches, werden diese ausgesessen. das ist für mich idealzustand :-).



    Ah, ja. :) Jeder Strich von dir gehört zum passenden Strich von mir. :headbash: Irgendwie wollte ich das mit dem "Kennen" verbinden.

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    Es gibt keinen per se dominanten Hund. Dominanz entsteht immer aus einer Beziehung heraus. Also Hund A ist dominant in Bezug auf Hund B. Hund a ist aber nicht dominant in Bezug auf Hund C. Man kann nicht sagen "Mein Hund ist dominant". Höchstens, "Mein Hund ist gegenüber Hund xy dominant". Und Rangordnung.. ich glaub da irgendwie nicht so dran.. aber vielleicht liegt das auch an meiner Erfahrung mit meinen zwei :ka:


    Ok, das stimmt natürlich. Wie beschreibt man das denn dann am besten? Also quasi statt dominant. :???:

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    Wie beschreibt man das denn dann am besten? Also quasi statt dominant. :???:


    Proll? :D


    Zum Punkt "Gassi-Bekanntschaften, wie lange dauert es": meiner Erfahrung nach, geht es umso schneller, je mehr Emotionen im Spiel sind (in beide Richtungen). Bei uns gibt es Hunde, die werden bereits auf geschätzt einen Kilometer angezeigt (kann natürlich auch mehr oder weniger sein, da ich den Hund bis dahin noch nicht gesehen habe), obwohl man sich nur ein einziges Mal begegnet ist. Je weniger "aufgeladen" ein Treffen war, um so länger dauert es, bis ich das Gefühl habe, dass der Hund erkannt wird.


    Viele Grüße
    Frank

  • Ein Hund, der sich dominant verhält, muss ganz und gar kein Proll sein ;) - Eindruck kann er allerdings sehr wohl machen.


    Jana25: Sag doch dominant - ist kein Schimpfwort, nur in Hundehalterkreisen, wegen der anno-dazumal-Erziehung. Das Gegenteil, dass nämlich Hunde sich wie Sozialdemokraten verhalten sollen/können/würden, ist genauso Quatsch ;) .


    Bei Hunden geht's um Ressourcen und um Befriedigung der Triebkette:


    Hund sieht Kauknochen/Sofa/Schmuseeinheit - Hund will Kauknochen/Sofa/Schmuseeinheit - Hund kriegt Kauknochen/Sofa/Schmuseeinheit.


    Einem Hund geht es, so glaube ich, nicht um Rudelführung in der Familie (mal von extrem seltenen Ausnahmen abgesehen), sondern um Befriedigung der Triebkette. Er nimmt sich, was er kriegen kann. ;) Dabei ist ihm der andere Hund wurscht. Und weil das so ist, muss ich als Familienoberhaupt zusammen mit meinem Mann die Regeln aufstellen, innerhalb derer die Hunde sich bewegen dürfen und bei denen es ihnen bestenfalls saugut geht.


    "Rudelführer" - ich nenn's lieber Mama/Papa :p - in der Familie sind mein Mann und ich - nicht die Lockenwölfchen.


  • Nur teilweise richtig. Triebkette stimmt, aber da Hunde Rudeltiere sind, ist eine Ressource in der Regel mehrfach begehrt, d.h. Hund A und B, C, D wollen den Knochen etc. Und da gibts dann zwei Varianten:
    Hund A will und Hund B gibt nach = Hund A dominant
    Hund A will und Hund C gibt nicht nach = Hund C dominant


    "Dominant" (und so war's in der Erklärung oben auch gemeint) ist keine Eigenschaft wie "verschmust", "ängstlich" oder "intelligent" - Dominanz entsteht und vergeht immer im Zusammenspiel mit anderen, deshalb kann man eigentlich nicht sagen "mein Hund ist dominant", sondern eher "mein Hund versucht immer, die anderen zu dominieren".


    Hunde verhalten sich nicht demokratisch, aber kein Hund ist von der Wiege bis zur Bahre dominant, weil es halt immer vom Gegenüber abhängt.

  • Diese Wortklauberei um das Wörtchen Dominant ist nicht zielführend und nervt. :roll:


    Ich habe nichts anderes geschrieben als Du (es nur nicht so explizit ausgeführt). Ich könnte Dir übrigens sehr wohl einen Hund zeigen (Deckrüde, sehr souverän), den ich als dominant bezeichne, weil er sich in nahezu allen Situationen so verhält.


    Anyway, ich habe keine Berührungsängste mit dem Wort - vielleicht weil ich nie von der alten Schule war? ;)


    PS: auch ein Hund muss nicht prinzipiell "ängstlich" sein. Er ist vielleicht in gewissen Situationen, im Zusammenspiel mit anderen ängstlich. Er kann sogar in einigen Situationen ängstlich UND dominant sein - das sind dann die von Schnappi beschriebenen Prolls. :D

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