Jemals entspanntes Gassi-gehen möglich?

  • Also das kommt mir mal wieder unglaublich bekannt vor. :headbash:


    Ich hatte so einen Fall. Den Richtungswechsel konnte man gut und gerne 100 Mal machen. Ehe Arnold mich angesehen hätte, wäre er vermutlich vor Stress gestorben.


    Es lief in etwa so: *lauf* *stolper* Arnold, langsaaam! *hetz* .. Schnupper, Schnupper .. Oh, ein Grashalm!.. "Arnold! Weiter!" .. *lauf* *hetz* .. "Arnold Stop! Straße." .. *an Leine festkrall* .. (Straße frei) .. *Hund hinterher zieh* .. Hier duftet waaas! Oh, ein Baum auf der anderen Seite .. *über Straße stolper* usw. usf.


    Die rechte Schulter lässt grüßen. :D


    Heute habe ich diesen Fall nur noch, wenn er noch nicht "ausgelastet" ist - also wenn überhaupt, dann in der ersten Runde morgens, oder wenn am Vortag mal nichts los war.


    Früher war es seine "Erwartungshaltung", dass irgendwas passiert. Er hat das Geschirr an, die Leine ist dran. Actioooooon! Das konnte das Schnüffeln an sich sein, die Hundebegegnung, ein Blatt im Wind das man fangen konnte, die Tüte auf dem Boden die so gut riecht - vollkommen egal was. Frauchen war ja öööööööde und die Welt soooo spannend.


    Ich berichte gern, wie genau ich das gemacht habe (wäre etwas länger), aber im Grunde war unser Lösungsansatz: ich muss interessanter werden als alles andere, was er so findet. Unmöglich? Dachte ich auch, aber rückblickend war es ganz einfach.


    Er muss lernen, dass DU weißt, wo es tolle Sachen gibt, dass es bei DIR total toll ist und sowieso: DU bist seine Heldin! ;)


    Momentan hält er dich einfach für rotze-langweilig. Klingt hart .. ja. ;)


    Die Methode deiner Trainerin kenne ich. Habe ich versucht, aber es war mir zu wenig. Ich wollte nicht aufs Futter reduziert werden. Daher habe ich mir selbst ein Training überlegt und bin damit so gut gefahren, dass ich Arnold heute (abgesehen von unserer Baustelle - anderes Thema) zuverlässig zurück rufen kann, er immer wieder mal von sich aus auf mich achtet und ich ihm sagen kann, dass es sich lohnt bei mir zu bleiben (Radius/Fuß) oder er ruhig spielen oder schnüffeln gehen kann, weil gerade nichts passiert und wir nur spazieren gehen.


    Anstatt zu sagen "Arni, lass das." und dann nichts mehr zu tun, gehe ich heute hin, rufe ihn einfach zu mir und buddel ein Loch, oder spiele mit seinem Spieli, als gäbe es nichts besseres auf dieser Welt. Und das ist der Moment in dem ich ihn habe. Er schnüffelt alleine und schlägt Haken im Wald, aber wenn ich ihn rufe kommt er schauen, weil ich etwas noch besseres gefunden haben könnte.


    Es ist nicht perfekt, nein - gerade wegen seiner Hormone momentan, aber gehe ich vom "Normalfall" aus, so ist das Ursprungsverhalten Geschichte. Einen Roboter, den ich auch nicht habe, wollte ich nicht. Ich habe ihn aber dadurch viel besser kennen gelernt. Unsere Bindung ist "anders" und wächst noch immer stetig an. Wir erleben die Welt zusammen und ich glaube, dass das der Schlüssel zum Erfolg war.

  • Nein, ein 0815-Hund ist er wirklich nicht und seit ich ihn habe hat sich auch schon viel gebessert und eigentlich ist er ein Super Hund. Für nichts auf der Welt und keinen noch so toll hörenden Hund möchte ich ihn eintauschen aber die Lebensqualität für ihn muss besser werden.


    Sonnenbebi:


    Berichte ruhig, vielleicht kann ich etwas davon mitnehmen. Ich frage mich nur, ob ich ihn damit nicht noch mehr hoch drehen würde. Aktuell muss ich mir wohl erstmal wieder die Führung zurück erobern :/ denn er scheint nicht zu Glauben, dass ich die Dinge regeln kann. Er ist ein Hund der immer vorne mit laufen muss, alles im Blick haben und abchecken. Er lässt sich sehr schlecht hinter oder neben mich bringen wenn etwas auf uns zu kommt.

  • Zitat

    Nein, ein 0815-Hund ist er wirklich nicht und seit ich ihn habe hat sich auch schon viel gebessert und eigentlich ist er ein Super Hund. Für nichts auf der Welt und keinen noch so toll hörenden Hund möchte ich ihn eintauschen aber die Lebensqualität für ihn muss besser werden.


    Sonnenbebi:


    Berichte ruhig, vielleicht kann ich etwas davon mitnehmen. Ich frage mich nur, ob ich ihn damit nicht noch mehr hoch drehen würde. Aktuell muss ich mir wohl erstmal wieder die Führung zurück erobern :/ denn er scheint nicht zu Glauben, dass ich die Dinge regeln kann. Er ist ein Hund der immer vorne mit laufen muss, alles im Blick haben und abchecken. Er lässt sich sehr schlecht hinter oder neben mich bringen wenn etwas auf uns zu kommt.


    Bei solchen Ratschlägen wie "sich interessanter machen" muss man vorsichtig sein. Es geht hier nicht um einen Hund, der die Welt anguckt und Frauchen dezent ignoriert, sondern (vermutlich) um einen Hund, der ein Problem mit den Reizen draußen hat, sich nicht konzentrieren kann und dazu noch eine Frusttoleranz unter der Grasnarbe hat. Und wenn das der Fall ist, kann der Hund draußen nicht auf einen hören, denn es geht schlichtweg nicht. Das ist kein Ungehorsam und auch keine Ignoranz, sondern schlichtweg prasseln auf den ca. 1500 Reize ein und da Frauchens "hier" rausfiltern geht nicht. Deshalb Gassigänge erstmal so gestalten, dass er rumspinnen kann und sich langsam beruhigen kann. Zuhause oder in einer ruhigen Umgebung (am besten wirklich erstmal zuhause, da wo er sich am wohlsten fühlt ; bei Lucky hat es z.b einen riesen Unterschied in der Konzentration gemacht, wenn ich in der Küche und am nächsten Tag im Flur geübt habe...) diese Konzentrations- und Frustübungen machen. Wenn das klappt, kann man sich langsam an draußen herantasten.
    Denn ich sehe die Gefahr bei dem Interessanter werden darin, dass der Hund dann nur noch Frauchen anguckt und permanent auf etwas wartet. (so wie jetzt schon passiert). Frusttoleranz ist aber immer noch gen Null und er blendet dann eben die Umwelt aus. Mag sein, dass das für manche Leute das Bild des perfekten Hundes ist, für den betreffenden Hund ist das nur traurig.

  • Das sind auch meine Bedenken. Große Ausflüge gibt es hier schon nicht weil er dann eben komplett hohl dreht. Schon die Busfahrt zum Training ist Höchstleistung für ihn.


    Und hab ich noch vergessen: Garten leider nicht. Nur bei Oma. Da klappt Training auch besser. Was die Theorie mit den Reizen bestärkt.

  • Nein, Du drehst ihn nicht hoch damit. Er dreht sich allenfalls selbst hoch in den ersten Tagen.


    Am Anfang - die ersten 2-3 oder auch 4-5 Tage passiert nämlich gar nichts. Absolut nichts.


    Schau, dass er seine Geschäfte erledigt hat und

    Zitat

    Bei solchen Ratschlägen wie "sich interessanter machen" muss man vorsichtig sein. Es geht hier nicht um einen Hund, der die Welt anguckt und Frauchen dezent ignoriert, sondern (vermutlich) um einen Hund, der ein Problem mit den Reizen draußen hat, sich nicht konzentrieren kann und dazu noch eine Frusttoleranz unter der Grasnarbe hat. Und wenn das der Fall ist, kann der Hund draußen nicht auf einen hören, denn es geht schlichtweg nicht. Das ist kein Ungehorsam und auch keine Ignoranz, sondern schlichtweg prasseln auf den ca. 1500 Reize ein und da Frauchens "hier" rausfiltern geht nicht. Deshalb Gassigänge erstmal so gestalten, dass er rumspinnen kann und sich langsam beruhigen kann. Zuhause oder in einer ruhigen Umgebung (am besten wirklich erstmal zuhause, da wo er sich am wohlsten fühlt ; bei Lucky hat es z.b einen riesen Unterschied in der Konzentration gemacht, wenn ich in der Küche und am nächsten Tag im Flur geübt habe...) diese Konzentrations- und Frustübungen machen. Wenn das klappt, kann man sich langsam an draußen herantasten.
    Denn ich sehe die Gefahr bei dem Interessanter werden darin, dass der Hund dann nur noch Frauchen anguckt und permanent auf etwas wartet. (so wie jetzt schon passiert). Frusttoleranz ist aber immer noch gen Null und er blendet dann eben die Umwelt aus. Mag sein, dass das für manche Leute das Bild des perfekten Hundes ist, für den betreffenden Hund ist das nur traurig.


    Ich habe genau beschrieben, wie sich Arnold verhält. Er glotzt mich NICHT die ganze Zeit an. Im Gegenteil. Huste ich, rufe oder bleibe stehen, kommt er aber gucken. DAS wollte ich. Er soll mir nicht am Hintern kleben - um Gottes Willen. Ich habe nahezu Anfälle bekommen, wenn er früher neben mir gelaufen ist und mich die ganze Zeit fixiert hat, weil er WUSSTE, dass ich Leckerlis dabei habe. Irgendwann dachte ich, das kann es nicht sein. War dann der Hase an der Ecke, oder der Hund oder ihm kam ihm was in die Nase, war ich wieder abgeschrieben. Gebracht hat es also ohnehin nur so lange was, solange ER wollte.


    Arnold habe ich gern mit dem hyperaktivem Eichhörnchen aus "Ab durch die Hecke" verglichen. Laut den Erzählungen der TS klingt das nach meinem Arni. Vollkommene Reizüberflutung. Er wusste gar nicht wo er zuerst hin sehen soll, was dazu führte, dass er niemals neben, sondern immer wie ein Fisch an der Angel vor mir her lief - die Nase fest am Boden.


    Er war am ganzen Körper angespannt, wenn ich irgendwo kurz warten musste und scannte mit starrem Blick die Umgebung. Gab es nichts "spannendes", wurde gefiepst und vor Stress kamen die Augen langsam raus.


    Ich war zu jeder Zeit abgeschrieben, außer es gab wirklich nichts interessanteres und ich habe vielleicht noch mit nem Leckerli gewedelt, dessen Geruch er dann zufällig in die Nase bekam. Dann hat er sich mal erbarmt und mir einige Sekunden seiner wertvollen Zeit gewidmet.


    Die Angst, dass er ständig wartet, dass jetzt was passiert kann ich nachvollziehen. Das kann wohl auch durchaus passieren, wenn man nicht aufpasst, nehme ich an. Aber wenn man das Training intensiv aufbaut, kommt das schlichtweg nicht vor. Es ist hier absolut nicht so, dass er NUR auf Bespaßung meinerseits wartet und total durch die Gegend hibbelt. Er weiß einfach, dass etwas ist, wenn ich ihn anspreche und das wollte ich - seine Aufmerksamkeit. Er darf selbstständig wuseln - natürlich. Soll er auch. Arnold hat einfach gelernt, dass es in meiner Nähe toll ist und wenn ich rufe um seine Aufmerksamkeit zu bekommen, lohnt es sich her zu kommen.


    Man muss dabei sagen, dass er durch "Kopfarbeit" zusätzlich ausgelastet werden muss. Ich habe das am Anfang mit dem Clicker gemacht, bis ich dazu übergegangen bin, Suchspiele im Wald zu machen - mit ihm ZUSAMMEN. Arnold ist nicht die Super-Spürnase, weshalb das später aufs "Sicht-Jagen" hinausgelaufen ist.


    Er hat durch das Training meiner Einschätzung nach gelernt, dass er auch mal sitzen muss und auch mal "nichts" passiert. Er war zu jeder Zeit Reizen ausgesetzt, hat aber gelernt, diese auch mal links liegen zu lassen (Stichwort Frust-Toleranz). Das Jagdverhalten haben wir so z.B. zusätzlich raus bekommen. Er ist gern mal nem Hasen hinterher - wenn auch nur um mit ihm zu spielen - aber ich kann ihn auch im Spurt abrufen. Er rannte schon bald nicht mehr zu jedem Fußgänger und die Radfahrer lies er auch in ruhe radeln. Wenn ein ungewohntes Geräusch, oder ein Gegenstand auftauchte, gehen wir zusammen hin um nachzusehen, oder er schaut mich fragend an. Mache ich eine abfällige Bemerkung wie "Ach, das is nix." dann geht er normal weiter ohne sich weiter darum zu kümmern. Früher wäre er durchgestartet um mal nachzusehen.


    Ich habe erreicht, was ich wollte und ich denke, dass ich durch das Training diese Erfolge habe. Da Arnold mir sehr nach dem Hund der TS klingt, kam mein Vorschlag. Ich zwinge das niemandem auf und es ist immer gefährlich irgendwelche Tipps im Netz zu holen, da jeder Hund und jedes "Problem" anders ist. Es ist aber eben einfach auch nur ein Tipp und kein "Du musst das so und so machen".

  • Ah, so verstehe ich das besser. Mein Hund hört ja durchaus auf mich, nur macht der dann aus "Aufmerksamkeit bei mir" wieder ne Königsdisziplin, darum geht das hier nur eingeschränkt, aber vielleicht klappt es ja bei Mailo, man wird es sehen...
    Mir hilft übrigens auch, mal alle Ratschläge etc. wegzulassen und auf mein Bauchgefühl zu hören. Ich hatte von Lucky immer gesagt, dass wir stetig Fortschritte machen etc. Dann habe ich mir mal alte Fotos von ihm angeschaut, aus Zeiten wo ich noch nicht so auf seinen Stress geachtet und Rücksicht genommen habe, sondern eben mal nen Spieli geworfen habe, ihn hab rennen lassen wie er wollte und einfach normal behandelt habe - auf den Bildern hat er, auch wenn er davor wild gerannt ist, oft weniger Stress gehabt als jetzt, wo ich drauf achte.
    Soll heißen: Meine eigene Verkrampftheit hat es nicht besser gemacht. Sicher, ich will jetzt nicht sagen "mach einfach mal, wird schon passen". Vieles von damals war schlichtweg blöde, vor allem Gruppengassi und dann verlangen, dass er nicht austillt - da hab ich schon dazugelernt. Aber damals war Gassi gehen keine Pflicht, keine Mutprobe, die jeden Tag aufs Neue kommt, sondern Spaß und Freude am Hund. Und darauf arbeite ich gerade wieder zu, also nimm dir das noch als Tipp mit auf den Weg.

  • Zitat

    Er ist ein Hund der immer vorne mit laufen muss, alles im Blick haben und abchecken. Er lässt sich sehr schlecht hinter oder neben mich bringen wenn etwas auf uns zu kommt.


    Kenn ich zu gut von meinem Spitz. Ich hab ihm daraus eine Aufgabe gebastelt: Du läufst vorne und zeigst an, wenn was zu sehen ist ;) Danach kommst du zu mir.

  • Ich seh schon, man meint im groben dasselbe und ist sich eigentlich schon einig, nur an der Interpretation des geschriebenen Wortes hapert es mal wieder.


    @Nightstalcer:


    Spaß am Hund und am mit ihm gemeinsam was unternehmen, da sagste was. Das hat echt gelitten. Auch das Bauchgefühl war mal besser und da klappte auch vieles besser, das stimmt wohl. Momentan scheint das aber kaum vorhanden.


    Sonnenbebi:


    So wie du schreibst, könnte man tatsächlich meinen du beschreibst meinen Wicht. Wie genau habt ihr das nun aufgebaut? Denn du scheinst ja auch Wert drauf zu legen kein Futterautomat zu sein.


    flying-paws:


    Wie hast du das in deinen Schlaukopf reinbekommen? :)

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