Überfordert mit dem Hund

  • Hallo ihr Lieben..

    wir haben seit Freitag einen 3-jährigen Schäfer Mix.
    Wir haben ihn aus dem Tierheim geholt...Er ist sehr lieb und ruhig, bellt nicht etc.
    Er verfolgt mich auf Schritt und Tritt, kommt nicht wirklich zur Ruhe weil er sobald ich nur aufstehe schon schaut, wohin ich gehe.
    Wenn wir zu Hause sind schläft er eigentlich nur (hechelt dabei auch manchmal sehr stark) - ist das normal?
    Ich meine, er hat keinerlei Lust zu spielen, schaut irgendwie traurig und schläft halt nur.

    Wenn wir draußen sind ist es natürlich anders, er zieht stark an der Leine und will alles entdecken und erkunden und man merkt auch dieses "hallo, ich bin ein hund der noch keine 10 Jahre alt ist und nur schlafen will"

    Ab Morgen muss ich natürlich wieder Arbeiten und der Hund ist tagsüber bei meiner Mutter - irgendwie frage ich mich, ob das gut geht?
    Er ist ja so fixiert auf mich.. und dann muss er 8 Stunden ohne mich auskommen :/
    Ich denke irgendwie immer, dass es ihm im Tierheim besser ging, dort sah er irgendwie nicht so traurig aus :fear:

    Also wir sind jetzt in der "Probewoche", das heißt, dass wir ihn auch zurückbringen können.
    Ich fühle mich leicht überfordert, weiß nicht wie es jetzt weitergehen soll da er so anhänglich ist, wie er jeden Tag 8 Stunden ohne mich klar kommen soll.. und ich bin hin und wieder schon am überlegen ob es nicht besser ist ihn zurück zu bringen.. :xface:

  • Hallo, in den ersten 3-4 Wochen zeigt so ein TH-Hund oft noch kein "Normales Verhalten", eurer ist wohl einfach stark verunsichert. Ich würde glaube ich versuchen ihm einen geregelten Tagesablauf zu bieten, so wie du es später auch vorhast. Und du solltest versuchen dem Hund dein Mitleid und deine Unsicherheit nicht anmerken zu lassen, damit kann er nämlich nicht wirklich etwas anfangen. Also z.B. auch wenn du ihn bei deiner Mutter abgibst. Sonst spürt er deine Unsicherheit und das überträgt sich erst recht auf ihn.
    Die beste Chance sich gut einzugewöhnen ist wenn du ihm Souveränität im Alltag vorlebst, dann gibt sich der Rest schon von alleine. Er braucht jetzt jemanden der selbstbewusst ist und an dem er sich orientieren kann und die Rolle solltest du einfach übernehmen.

    Das mit dem Hinterherlaufen würde ich gleich trainieren, dass er das aufgibt. Einfach ein paar Einheiten am Tag einbauen, wo du ihn in einem Raum hast und aus der Tür gehst, Tür zu - ein paar Sekunden draußen bleiben, Tür wieder auf, reingehen - nächste Tür auf, rausgehen - Tür zu etc. Hund dabei ignorieren, egal was er macht. Irgendwann merkt er dann dass da nicht schlimmes passiert und wird sich entspannen.

    Und ganz ehrlich: nein, im TH hat ers natürlich nicht besser, er kannte es halt nur einfach. Jetzt ist einfach alles fremd - das gibt sich aber. Ich wünsche euch viel Erfolg mit eurem Hundi - ihr schafft das schon!! :-))

  • Hallo!

    Also erstmal kommt hier mal Kritik von mir:
    Hast du gedacht, der Hund lebt sich über´s Wochenende ein? Ich denke nicht, dass es so toll für ihn ist, morgen schon wieder eine andere Umgebung und Bezugsperson um sich zu haben. Er kennt sich ja gar nicht mehr aus und sein Stress wird sich verstärken. Hast du dir das vorher nicht überlegt? Warum hast du nicht bis zum Urlaub gewartet?

    So wie du die Situation beschreibst, läuft bei euch eigentlich alles so, wie bei jedem, der einem Hund aus dem TH ein neues Zuhause gibt. Der Hund ist natürlich noch gestresst (wenn er hechelt, schläft er nicht!) und total verunsichert, weil für ihn ja alles neu und unbekannt und aufregend ist. Soweit ist doch alles "normal". Auch das Hinterherlaufen zeigt seine Unsicherheit.
    Du musst jetzt souveran sein und ihm die Sicherheit geben, indem du auch bereits Regeln aufstellst.

    Das mit dem Arbeiten finde ich, wie schon geschrieben, aber absolut ungünstig.

  • Hallo Chiara!

    Erst einmal herzlich Willkommen hier im Forum.
    Gib dem Hund und dir ein wenig Zeit damit er bei dir ankommen kann. Der Hund ist heute erst den dritten Tag bei dir. Das ist nicht lange.
    Ich selbst habe keinen Hund aus dem Tierheim. Da gibt es hier bestimmt andere die berichten können wie sich ihr Hund die ersten Tage im neuen zu Hause verhalten hat. Du schreibst, daß der Hund nicht zur Ruhe kommt, weil er dich auf Schritt und Tritt verfolgt. Für mich zeigt das eher, daß er sich bei dir sehr wohl fühlt und gerne ein fester Bestandteil deines Lebens werden möchte aber im Moment noch total unsicher ist, was eure Beziehung angeht. Das halte ich für vollkommen normal. Wichtig wäre, daß du dem Hund Sicherheit und Vertrauen vermittelst in dem du dich so verhältst, daß du für den Hund berechenbar wirst.
    An deiner Stelle würde ich den Hund im Moment einfach gewähren und dich verfolgen lassen und immer darauf achten, daß du ihn nicht aussperrst in dem du eine Tür schließt und er plötzlich nicht mehr zu dir kann. Meiner Meinung nach muß er jetzt die Erfahrung machen, daß du nie einfach so verschwindest sondern immer für ihn zugänglich bist es sein denn es erfolgt ein spezielles Abschiedsritual. Und da kommen wir zu Morgen früh. Wenn du Morgen früh zur Arbeit mußt solltest du dich zunächst ganz normal fertig machen und den Hund dabei weitestgehend ignorieren. Wenn du ganz fertig bist gehst du zum Hund und sagst dort, wo er gerade ist, einen bestimmten Satz/ein bestimmtes Wort und drehst dich danach sofort um und gehst sofort und ohne zögern oder ohne dich noch einmal umzudrehen zur Tür hinaus und fährst zur Arbeit. Auf diese Weise lernt der Hund, daß du bei diesem Satz und eben n u r bei diesem Satz/Wort wirklich gehst und ansonsten eben nicht. So wird er mit der Zeit lernen, daß er sich keine Gedanken machen braucht, daß du einfach so gehst und kann im Haus entspannen.
    Ob der Hund gut damit klar kommen wird, daß er tagsüber von deiner Mutter betreut wird kann ich dir nicht sagen. Das wird sich zeigen müssen. Da die Mitarbeiter des Tierheimes euch den Hund überlassen haben gehe ich mal davon aus, daß sie der Meinung sind, daß es für den Hund machbar ist.
    Ich denke ihr solltet euch schon die ganze Probewoche Zeit geben um zu schauen ob es zwischen euch passt. Am Ende der Woche wird mit Sicherheit noch nicht alles perfekt laufen, aber ich denke man wird schon eine Tendenz sehen können ob sie mit der Betreuung durch deine Mutter klar kommt und ob er in euer Leben passt.

    Liebe Grüße

    Tino

  • Zitat

    An deiner Stelle würde ich den Hund im Moment einfach gewähren und dich verfolgen lassen und immer darauf achten, daß du ihn nicht aussperrst in dem du eine Tür schließt und er plötzlich nicht mehr zu dir kann. Meiner Meinung nach muß er jetzt die Erfahrung machen, daß du nie einfach so verschwindest sondern immer für ihn zugänglich bist es sein denn es erfolgt ein spezielles Abschiedsritual.

    Ganz ehrlich - das würde ich nicht anfangen. Ich habe einen Hund aus dem Tierheim (er war damals 4 Jahre alt) und meine Hundetrainerin hat mir anfangs geraten, nichts wesentlich anders zu machen, als ich es dann ohnehin vorhabe im Alltag zu tun (natürlich immer in Maßen - kein Training, dass der Hund nicht leisten kann - das ist eh klar). Aber Übungen zum Alleine sein sollten wir von Beginn an machen. Sie meinte dass viele Leute den Fehler machen den Hund in den ersten Wochen zu verwöhnen - "armer Hund etc." und nach 4 Wochen soll dann die Erziehung und der Alltag starten. Das ist doch dann erst recht wieder eine Umstellung für den Hund, er kennt sich dann gar nicht mehr aus.

    Warum sollte der Hund erst die Lernerfahrung sammeln, dass der Mensch "immer für ihn zugänglich ist". Er muss sich an mehrere Dinge gewöhnen: natürlich seinen Menschen, dem er vertrauen kann - aber eben auch sein Haus in dem er sich sicher fühlt. Mein Hund hat eine Art Hundezelt als Box, in die er sich zurückziehen kann. Das gibt ihm Sicherheit - ich würde gar nicht erst so eine Abhängigkeit aufbauen.
    In eurem Fall ist es eben noch die Mutter als zusätzliche Bezugsperson an die er sich gewöhnen muss - das ist sicher ziemlich viel für den Hund am Anfang, aber doch nicht unmöglich. Nach ein paar Tagen hat der Hund gelernt, dass du abends wieder kommst.

    Und aus meiner Erfahrung kann man erst nach 4-6 Wochen so wirklich sagen wo die Baustellen bei einem TH Hund sind etc. In den ersten 3 Wochen war mein Dicker noch sehr zurückhaltend und dann ging es los mit Leute anknurren etc - was wir vom TH her schon wussten. Die Unsicherheit am Anfang ist nicht zu unterschätzen und ja auch nachvollziehbar.

  • Hallo ihr Lieben und danke für die Antworten!

    Ich mache mich da total verrückt, ich glaube das ist mein Problem.
    Ich schaue mich die ganze Zeit nach dem Hund um, gucke auf die Uhr "Wann muss ich wieder raus?" Ich konzentriere mich eigentlich nur noch auf den Hund - egal was ich mache.
    Und dann schaue ich ihn an und denke mir, dass er sowas von unglücklich ist.
    Zu Hause liegt er halt nur auf der Couch, hechelt oder döst vor sich hin - er ist extrem ruhig, was für mich, für einen Hund der erst 3 Jahre alt ist, schon fast zu ruhig ist.
    Er erschreckt sich auch oft, sogar ohne Grund.

    Ich fühl mich als wäre ich überfordert, weil ich ihm das beste geben will und denke mir aber die ganze Zeit, dass das nicht reicht.
    Es war auch geplant, dass ich die Woche Urlaub habe (+ die Feiertage) aber das hat sich kurzfristig dann doch geändert.

    Ich weiß nicht, wie ich euch das erklären soll; aber ich komme mir echt so vor, als wäre ich dem Hund nicht gewachsen.
    Und ständig diese Fragen, ob ich das überhaupt schaffe etc.
    Habe heute auch sofort als ich in der Arbeit war meine Mutter angerufen und gefragt ob es ihm gut geht, ob er traurig war als ich weg war etc.
    Er ist halt ein paar Minuten vor der Türe gestanden hat 1x gejault und jetzt liegt er halt zu Hause und wartet auf mich.
    Und da denke ich mir dann schon wieder ob das gut für den Hund ist?

    Ich wusste, dass es anstrengend wird, aber dass es so anstrengend wird.. und das nicht mal weil er so ist sondern weil ich mir anscheinend zu viel zugemutet habe!

    Ich hätte mir nie gedacht, dass ich mit dem Gedanken spiele mir doch keinen Hund zu holen, es war ja im Prinzip nur mal eine Testwoche.
    Aber andererseits denke ich mir dann auch wieder, was ich damit den Hund antue.
    Ich hab ihn aus dem TH geholt, ihn in ein schönes zu Hause gebracht für ein paar Tage und dann bringe ich ihn wieder zurück.
    Ich glaube nicht, dass sowas schön für einen Hund ist...

    Ich hoffe, ihr versteht mich irgendwie, auch wenn es noch so bescheuert und komisch klingt...
    :sad2:

  • Meine Hunde machen nichts anderes den ganzen Tag zu Hause, als rumliegen, dösen, ab und zu mal gestreichelt werden etc. So sollte es auch sein. In der Wohnung gibt es nunmal keine Action.

    Er ist in einer für ihn noch unbekannte Umgebung. Je nachdem wie lange er im Tierheim war, ist es plötzlich auch sehr viel leiser. Geräusche an die er sich gewöhnt hat und die ihm Sicherheit gegeben haben, sind plötzlich nicht mehr da. Da erschrickt er auch vor dem leisesten, für dich vielleicht nicht hörbaren Geräusch.

    Du bist viel zu verkrampft. Denke nicht in Bahnen wie "Wann muss ich raus?" "Was macht der Hund grad?". Er spürt diese Anspannung und die macht ihm zusätzlich Stress. Gestressten Hunden muss man zeigen, dass es gar keinen Grund gibt sich zu stressen. Also schau dich nicht ständig nach ihm um, schau ihn nicht andauernd an oder auf die Uhr. Wenn er kommt und Nähe sucht, dann gib ihm diese.

    PS: Als meine Tierschutz -Rosie hier einzog, war das erste was sie mitbekam: Alleine bleiben. Damit das sofort mit dazu gehört. Und sie ist absolut entspannt wenn sie alleine bleiben muss. :)

  • Ich denke, Du interpretierst da einiges falsch.

    Vermutlich war er im Tierheim so aufgedreht und hat nie Ruhe gefunden, so dass er dort immer "fröhlich" wirkte. Viele Menschen finden, dass ein Hund mit Stressgesicht glücklich aussieht, weil das unserem Lächeln ähnelt. Die Hunde sind dort aktiv, weil sie versuchen die Unruhe zu kompensieren. Dabei sind Hunde eigentlich darauf angewiesen viele Stunden am Tag zu schlafen.

    Ich habe den Verdacht, dass er jetzt endlich mal ausschlafen möchte und daher so "träge" herumhängt. Alle meine Hunde, die aus dem Tierschutz sind, hatten ein riesiges Schlafbedürfnis die erste Zeit, weil sie das vorher nicht befriedigen konnten. Dann schlägt er sich wohl noch mit dem Konflikt herum, dass er sich versucht an Dich zu klemmen. Gerade hier ist es wichtig, dass Du ihm diese Entscheidung nimmst und von Anfang an übst, dass er auch ohne Dich in einem Raum bleiben kann, um endlich richtig Ruhe zu finden.

    Meiner Erfahrung nach brauchen Hunde im Schnitt drei Monate bis sie sich in einem neuen Zuhause heimisch fühlen.

    Viele Grüße
    Corinna

  • Ich glaube, da vermenschlichst du gerade ganz stark. Noch ist es für den Hund ja offensichtlich kein "schönes Zuhause". Wie dir sein deutlicher Streß sagt, ist es im Moment noch eine fremde Umgebung, die er nicht einordnen kann und die ihn gerade noch genauso überfordert wie dich der Umgang mit dem Hund.

    Wenn dir also jetzt das, was du dir hättest eigentlich vorher überlegen müssen, allzusehr über den Kopf wächst, bring ihn wenigstens so schnell zurück, daß er das TH noch als "vertraut" empfindet und die paar Tage mit dir möglichst fix abhakt.

    Willst du ihn behalten, weil du genau diesen Hund wirklich möchtest (Mitleid und "Pflichtgefühl" sind eine eher wackelige Basis, sobald die echten Probleme kommen), dann schalt deine eigene Erwartungshaltung ein bißchen runter und such euch möglichst bald sachkundigen Rat, damit du selbst dich sicherer fühlst.

  • Dony ist nun fast ein Jahr hier und verhielt sich die ersten Tage/Wochen ähnlich. Zusätzlich pinkelte er mir an die 20x pro Tag in die Wohnung, obwohl ich alle 2-3 Stunden raus bin.
    Ich war einige Male kurz vor einem Nervenzusammenbruch, aber das Durchhalten hat sich mehr als gelohnt. Ich habe hier einen Traumhund, der einfach nur ankommen musste!

    Halte durch, es lohnt sich :gut:

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