Hilfe fürs Gassigehen mit TH-Hund

  • Hallo zusammen,
    zunächst, ich habe keinen eigenen Hund sondern gehe jetzt seit ein paar Tagen mit Hunden aus dem Tierheim Gassi, um wenigstens etwas Kontakt zu Hunden zu haben.

    Allerdings hat sich nach der ersten Euphorie gleich einmal eins aufgebaut: Unsicherheit bei mir. Das sind natürlich denkbar schlechte Voraussetzungen, dem Hund eine angenehme halbe Stunde zu ermöglichen.
    Einer der Hunde dort ist ein ca. 1 Jahr alter Kleiner Mischling, vermutlich ist ein Spitz mit drin. Mit ihm war ich jetzt zweimal draußen. Er zieht an seinem Brustgeschirr und ist bereits als Ausreißer bekannt, weshalb er von den Pflegern Halsband und Brustgeschirr fürs Gassigehen bekommt. Kaum draußen, wirft er sich auch gleich rein, was ich aufgrund seiner (kleinen) Größe problemlos kontrollieren kann. Sobald er mich ansieht und an der lockeren Leine geht, lobe ich ihn, ab und an bekommt er dafür auch ein Leckerli. Erziehung hat er bisher entweder keine genossen, oder halt keine gute.
    Mich beschäftigt nun, wie ich mich verhalte, um es für den Hund nicht noch unangenehmer zu machen bzw. ihn nicht noch mehr zu stressen als er es im TH eh schon ist.

    Wie verhalte ich mich z.B., wenn der junge Hund sich sobald wir schneller laufen in die Leine verbeißt und sich in dieses Spiel reinsteigert? Er ist dann nicht zu bremsen und springt mich dabei und und kaut mir auf der Hand herum. Mit einem Jahr ist er kein Welpe mehr sondern schon ein junger Rüde.

    Ich möchte ihm nicht weh tun wenn er sich wieder mal in die Leine wirft oder nicht weiter laufen will weil hinter uns ein anderer Hund kommt, den er anblafft und dann auf den Hinterbeinen in der Leine hängt. Ich gehe dann weiter, was aber zur Folge hat dass es ihn schon mal rumwirbelt. An der Leine reiße ich dabei nicht sondern gehe wie gesagt einfach weiter.

    Ich schätze mal mit meinem kaum vorhandenen Wissen, dass er furchtbar gestresst ist, nicht ausgelastet ist und dann die ein oder andere Übersprungshandlung zeigt. Dazu ist er nicht erzogen und wird am Tag von mehreren Leuten ausgeführt, die wohl immer etwas anderes machen.
    Den Stress und die Frustration möchte ich ihm eigentlich ersparen, mir obendrein auch. Aber heute hat sich da schon ein Hilflosigkeitsgefühl breit gemacht was nicht schön ist.

    Sollte ich mit einer anderen Erwartung an die Sache ran gehen? Also, wie kann ich mich am besten verhalten, wenn ich nur wenige male die Woche mit ihm für 30 Min - 60 min raus kann?

    Vielen Dank euch!

  • Ich war auch eine zeitlang mit Tierheimhunden Gassi. Dort waren Erziehungsversuche auf den Spaziergängen nicht erwünscht. Die Hunde sollten einfach eine nette Stunde verbringen, etwas schnüffeln und markieren und gut. Erziehung wurde dann von den Tierheimmitarbeitern selbst oder von Trainern übernommen. Es kommen ja doch immer andere Leute zum Gassi, nie hat ein Hund täglich den gleichen Gassigänger und es verwirrt die Tiere ja nur noch mehr wenn ständig jemand anderes mit anderen Methoden an ihnen herumerzieht, zumal die Hunde zu den Gassigängern ja eh selten überhaupt eine Beziehung haben.

    Ich würde bei den Mitarbeitern nachfragen was du machen kannst, bzw. ob die bereits daran arbeiten und ob du auf dem Spaziergang eventuell auch mit der Methode erziehen darfst.

  • Schraub einfach die Anforderungen runter, spiel mit ihm Zieh- und Zerrspiele, Futterbeutelspiele oder Reizangel. Nimm ihn an die Schleppleine, damit er wenigstens ein wenig seine Energie loswerden kann. Wenn er gestaut, gestresst und unausgelastet ist, ist er schlichtweg nicht in der Lage was von Deinen Erziehungsversuchen aufzunehmen. Außerdem solltest Du ihn die wenige Zeit nutzen lassen, sich auszutoben und ihn nicht dazu bringen, dass er sich da auch noch zusammenreisst.

    Hab Spass mit ihm und je mehr Du gehst, umso mehr Bindung und Beziehung werdet ihr aufbauen. Dann kommt auch der Rest, weil Du dann auch mit ihm arbeiten kannst.

  • Danke für eure Antworten.

    MelanieR - dass man zumindest Leinenführigkeit übt und sie belohnt mit Worten oder Leckerli, wenn sie an der lockeren Leine gehen und einen ab und zu ansehen ist so gewollt vom TH. Dass es die Tiere verwirrt, wenn jeder etwas anderes macht denke ich auch.
    Andererseits will ich ihn halt auch nicht pöbeln lassen und an mir rumspringen und z.B. nach der Hand schnappen lassen. Nur hab ich keinen Plan, wie ich mich da adäquat verhalte.

    onyxvl - da hast Du wohl recht, dass das wichtiger wäre wenn er sich mal austoben kann. Ich erkundige mich das nächste mal, ob er mal an die Schleppleine darf.

  • Einer meiner Tierheim-Jungs, zufällig auch ein Spitz-Mix, hatte ein ähnliches Problem. Allerdings war in meinem Tierheim Erziehung durchaus erwünscht, denn jeder Hund hatte da seinen eigenen Gassi-Gänger, wenn er denn einen hatte (so viele haben sich um den Job nämlich nicht gerissen). Wenn also Alwin wieder seine fünf Minuten kriegte, biss er auch vor lauter Übermut in alles rein, was ihm vors Maul kam: Leine, Ärmel, Hände, Schal. Nachdem er mich bei einer solchen Aktion einmal beinahe mit meinem eigenen Schal stranguliert hätte, hat es mir gereicht. Sobald er in die Leine biss, bin ich stehen geblieben, habe die Leine ruhig gehalten, aber keinen Gegendruck erzeugt. Für ihn war das nämlich ein tolles Zerr-Spiel, und wenn ich nicht mitgespielt habe, war's irgendwann blöd. Dieses ganze Rumgebeiße, wenn er überdrehte (was am Anfang natürlich öfter der Fall war) hab ich dann auf ein Zerrseil umgelenkt, so dass er was im Maul hatte, an dem er sich abreagieren, aber dabei keinen Schaden anrichten konnte. Nach einigen Spaziergängen habe ich dann mit eben diesem Teil mit ihm vorsichtige Zerrspiele gemacht, aber immer abgebrochen, wenn er zu sehr hochdrehte. Vielleicht wäre das für euch ja auch ein Ansatz? Wenn er rumschnappt, Zerrseil ins Maul, und evtl., wenn das was für ihn ist, auch als Ablenkung, wenn er pöbelt?

    Wenn Alwin sich total aufgeregt hat (bei Kaninchensichtung), hab ich Leckerchen auf dem Boden verteilt und suchen lassen, danach war er auch wieder ansprechbar und hatte das Kaninchen vergessen. Ohne diesen Trick hat er sich teilweise ne halbe Stunde lang aufgeregt und reingesteigert, so dass ein normaler Spaziergang nicht möglich war.

  • Zitat

    Ich war auch eine zeitlang mit Tierheimhunden Gassi. Dort waren Erziehungsversuche auf den Spaziergängen nicht erwünscht. Die Hunde sollten einfach eine nette Stunde verbringen, etwas schnüffeln und markieren und gut. Erziehung wurde dann von den Tierheimmitarbeitern selbst oder von Trainern übernommen. Es kommen ja doch immer andere Leute zum Gassi, nie hat ein Hund täglich den gleichen Gassigänger und es verwirrt die Tiere ja nur noch mehr wenn ständig jemand anderes mit anderen Methoden an ihnen herumerzieht, zumal die Hunde zu den Gassigängern ja eh selten überhaupt eine Beziehung haben.

    Ich würde bei den Mitarbeitern nachfragen was du machen kannst, bzw. ob die bereits daran arbeiten und ob du auf dem Spaziergang eventuell auch mit der Methode erziehen darfst.

    man das muss ein tolles tierheim gewesen sein :-) ich kenne nur wenige (habe selbst ein halbes jahr lang ehrenamtlich mitgearbeitet), deren mitarbeiter zeit haben für die erziehung (z. B. bei den spaziergängen)

    klar ein mal die woche ne halbe stunde ist zu wenig zeit ... die hunde brauchen sicherlich auch erstmal 10 Min. zum runterkommen .. es wird erstmal gezogen vor lauter stress .. aber du kannst dennoch mit dem hund in dem moment wo du unterwegs bist ein wenig mehr üben .. aber ne halbe bis stunde ist leider sehr wenig :(

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    Danke für eure Antworten.

    MelanieR - dass man zumindest Leinenführigkeit übt und sie belohnt mit Worten oder Leckerli, wenn sie an der lockeren Leine gehen und einen ab und zu ansehen ist so gewollt vom TH. Dass es die Tiere verwirrt, wenn jeder etwas anderes macht denke ich auch.
    Andererseits will ich ihn halt auch nicht pöbeln lassen und an mir rumspringen und z.B. nach der Hand schnappen lassen. Nur hab ich keinen Plan, wie ich mich da adäquat verhalte.

    onyxvl - da hast Du wohl recht, dass das wichtiger wäre wenn er sich mal austoben kann. Ich erkundige mich das nächste mal, ob er mal an die Schleppleine darf.

    nö pöbeln lassen brauchst du ihn nicht ... das kapiert der schon wenn du es auf deine art und weise unterbindest .. aber du hast leider nur wenig zeit mit dem hund, deswegen ist richtiges training schwierig

  • Zitat

    Wie verhalte ich mich z.B., wenn der junge Hund sich sobald wir schneller laufen in die Leine verbeißt und sich in dieses Spiel reinsteigert? Er ist dann nicht zu bremsen und springt mich dabei und und kaut mir auf der Hand herum. Mit einem Jahr ist er kein Welpe mehr sondern schon ein junger Rüde.

    Das hat meine Hündin bei Gassigängen während ihrer TH-Zeit auch sehr oft gemacht. Ich habe damals einfach versucht, es zu ignorieren. Ich würde an deiner Stelle entweder einfach weiter gehen (auch wenn das echt hart ist mit nem Hund, der die Leine im Maul hat) oder versuchen, mich mal mit einem Fuß auf die Leine zu stellen und erst weiterzugehen, wenn er aufhört.

    Ich möchte ihm nicht weh tun wenn er sich wieder mal in die Leine wirft oder nicht weiter laufen will weil hinter uns ein anderer Hund kommt, den er anblafft und dann auf den Hinterbeinen in der Leine hängt. Ich gehe dann weiter, was aber zur Folge hat dass es ihn schon mal rumwirbelt. An der Leine reiße ich dabei nicht sondern gehe wie gesagt einfach weiter.

    Da wird dir wohl kaum was anderes übrig bleiben. Leinenpöbler lassen sich leider nicht während einem TH-Gassigang kurieren. Da du ihn ja an Geschirr und Halsband führst, würde ich wohl in solchen Situationen mein Zuggewicht stärker aufs Geschirr, weg vom Halsband legen.

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    nö pöbeln lassen brauchst du ihn nicht ... das kapiert der schon wenn du es auf deine art und weise unterbindest .. aber du hast leider nur wenig zeit mit dem hund, deswegen ist richtiges training schwierig

    Und wie unterbinde ich das? Also wirklich rein praktisch? Was mache ich, wenn mich ein Hund anspringt und versucht in die Hand zu zwicken z.B.?

    Auf jedenfall will ich mir die Vorstellung aus dem Kopf schlagen, aus den Hunden da gut erzogene Tiere zu machen, zumal ich von Erziehung wie ihr ja lesen könnt nicht viel weiß. Aber ich will es halt auch ungern schlimmer machen für die Hunde. :)

  • Zitat

    Und wie unterbinde ich das? Also wirklich rein praktisch?


    Du holst Dir Hilfe vor Ort, jemanden, der Dir zeigen kann, wie Du das lösen kannst. In dieser Situation können Ratschläge per Internet böse nach hinten losgehen, wenn Deine Körpersprache, Deine Ausstrahlung, Dein Timing nicht passt, und Du an den falschen Hund gerätst. Zudem kennen wir hier die Hunde nicht, um die es geht - ein Training, das für den einen Hund in einer Situation passt, kann beim nächsten Hund in der gleichen Situation Mist sein.

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