Spürnasen - Mantrailing Laber Thread

  • Zitat

    Habt ihr schonmal die Erfahrung in der Stadt z.B. aber auch durchaus im Wald gemacht: Wir kommen durch eine schmale Gasse und enden auf einem Riesenplatz...oder vom schmalen dicht bewachsenem Pfad auf einen sehr breiten Weg? Wie verhalten sich eure Hunde und was macht ihr?


    Ja, das ist völlig normal, und auch verständlich: der Hund folgt einer deutlichen Spur, und urplötzlich dünnt die enorm aus, alles ist durcheinender, und kaum noch eine Richtung auszumachen, plus noch die visuellen Eindrücke.... Da ist nicht erstaunlich, dass der Hund erstmal steht und versucht, sich zu orientieren. Bei Waldstrassen machen das meine Hunde weniger, sondern checken meist zügig und selbständig beide Richtungen. Aber bei Plätzen halten sie normalerweise einen Moment inne.

    Wenn der Hund nicht gleich eine deutlich genuge Spur findet, der er zielstrebig folgen kann, verschaffe ich mir einen Überblick, und beginne dann entweder rechts oder links (je nach Tendenz des Hundes und Wind) die möglichen Abgänge systematisch zu kontrollieren. Ich lasse den Hund nicht ewig suchend über riesige Flächen kreiseln und Energie vergeuden. Egal wie der Mensch gegangen ist, wenn er nicht noch auf dem Platz ist, hat er ihn sehrwahrscheinlich durch einen der Abgänge verlassen, und der Hund wird mir das dann anzeigen. Manchmal hat man auch gar keine Möglichkeit, den Hund auch nur einen Kreis machen zu lassen. Vor einer Woche kam ich mit Splash aus einer sehr engen Gasse auf eine breite Strasse -die war aber befahren, und ich musste ihn ganz kurz halten. Er stand da auch erst mal und guckte... Ich habe ihn dann nach links geführt und dort kontrollieren lassen, da war nix, er guckt über die Strasse, wir also rüber, wieder links Kontrolle, war negativ, dann ein Weg zu einem Kirchhof, da hat er angezogen. Im Kirchhof nach einem engen Durchgang das gleiche Spiel grad nochmal, da konnte er allerdings etwas freier suchen und hatte auch etwas Geruch, zog aber erst beim richtigen Abgang wieder voll an.

  • Dass es normal ist wusste ich, wollte nur wissen wie sich eure Hunde verhalten und was ihr macht.
    Haben bei uns einen der z.B. das erst gar nicht checkt und einfach hektisch wird. Bei dem wirds mit dem runterfahren halt schwierig

  • @ naijra
    Danke dir. Das mit dem Links und Rechts kontrolieren lassen wenn der Hund Probleme hat einer Spur zu folgen und man ihm keine Kreise laufen zu lassen ist eine sehr gute Idee. Die werde ich mir merken. Bisher hatten wir die Situation erst einmal und zwar als das erste Mal zwei Personen weggegangen sind, sich später getrennt haben, und er dann der richtigen Person folgen sollte. An der Stelle an der sie sich getrennt haben war er kurz irritiert und wollte zunächst der falschen folgen. Er hat seinen Irrtum allerdings sofort selbst bemerkt, kam die paar Schritte zurück, schnüffelte kurz intensiv an der Stelle an der sie sich getrennt hatten und zog dann zielstrebig wieder auf den richtigen Trail. Allerdings hatten wir da genügend Platz, weil wir im Wald waren. Was du beschreibst ist eine gute Alternative für die Straße.

    LG

    Franziska und Till

  • Nach meiner Erfahrung ist es auch sehr wichtig, sich bzw. dem Hund in solchen Situationen wirklich Zeit zu lassen. Also nicht von hinten "drücken", sondern sogar eher Ruhe rein bringen, damit der Hund sich konzentrieren und die Optionen prüfen kann. Bleibt der Hund stehen, kann ich ja trotzdem erkennen, ob er arbeitet. Gleichzeitig bringe ich das ein, was ich ausnahmsweise mal besser als der Hund kann: meinen Überblick der Situation einer Kreuzung, eines Platzes etc. Und dann unterstütze ich meinen Hund dabei, all diese eben auch zu prüfen. Mit jeder Option, die er ausschließt, bin ich schon ein Stück weiter ...

    Interessant ist ja auch die umgekehrte Situation: Von einem großen Platz z.B. in eine schmale Gasse wechseln.
    Was habt Ihr da für Erfahrungen?

  • Nochmal zum Untergrund: Ich arbeite auch sehr früh auf verschiedenen Untergründen, damit die Hunde sich gleich daran gewöhnen. Wirkliche Probleme habe ich dabei noch nicht beobachtet.
    Schwierigkeiten gibt es schon eher querfeldein. Was natürlich in der Alltagserziehung begründet ist. Ich sehe, dass sie den Abgang anzeigen, aber ihn nicht gehen. Ich bitte dann die Hundeführer, ihre Hunde entsprechend zu bestärken. Und ich baue diese offenen Abgänge schon von Anfang an mit ein.

  • Zitat


    Interessant ist ja auch die umgekehrte Situation: Von einem großen Platz z.B. in eine schmale Gasse wechseln.
    Was habt Ihr da für Erfahrungen?


    Da habe ich schon alles erlebt. Von völlig problemlos bis zu Fällen, wo der Hund erst tief in der Gasse drin überhaupt Geruch hat - kommt immer auf die konkrete Situation an. Da fehlt es mir aber auch noch an Erfahrung: wann glaube ich dem Hund das Negativ, wann muss ich ihn noch tiefer rein schicken? Hatte im Sommerseminar diesen Fall mit Rhian: sie gab mir zweimal klar Negativ, obwohl der Trail da lang ging. War die klassische Windkanal-Situation, plus noch Differenz von Sonne und Schatten - da passieren oft seltsame Dinge mit dem Geruch.

  • Zitat

    War die klassische Windkanal-Situation, plus noch Differenz von Sonne und Schatten - da passieren oft seltsame Dinge mit dem Geruch.


    Oder: Untergrund, Neigung der Strasse, sonnige Hauswände, Kanten, Treppen, Rampen, Kanalisation, Lüftungsschächte, Tageszeit, m.ü.M. etc. etc. =)

  • Ja, geht mir genauso. Teilweise ist das wie der berühmte Elefant durch's Nadelöhr ;)
    Habe mal von einem Trainer gelernt, dass so schmale Gassen eben diese extreme Sogwirkung haben können. Man müsse mit dem Hund dann sehr weit hinein prüfen, um eine brauchbare Aussage zu bekommen. Ist in der Praxis aber oft schwierig, finde ich. Wann akzeptiere ich das Negativ, wann prüfe ich weiter?
    Sonne/Schatten - auch da erlebe ich immer wieder interessante Dinge. Ich muß zugeben, dass ich die Zusammenhänge oftmals erst im Nachhinein erkenne und mich zunächst erstmal wundere, welchen Weg die Hunde nehmen. Da brauche ich noch viel mehr Erfahrung.

    Ich liebe diesen Sport - man lernt permanent dazu und ist nie wirklich "fertig" :-)

  • Du kannst eine schattige Gasse haben, am Morgen z.B. Aber in der Gasse drin ist ein Sonnenfleck. An dieser Stelle hast du aufsteigende warme Luft, welche den Geruch anzieht und nach oben transportiert. Es ist dann oft zu beobachten, dass der Hund genau an diese Stelle hin zieht. So als Beispiel.

    Folgende Situation:

    Du kommst an eine "Kreuzung", bestehend aus der Strasse auf der du her kommst, links eine normale breite Quartierstrasse, gerade aus auch so eine und rechts eine enge Gasse. Wenn der Hund nicht durch bodydrift deutlich in eine Variante reinläuft, musst du kontrollieren gehen.
    Du kontrollierst z.B. rechts rum, wie der Uhrzeiger läuft (mache ich). Du kontrollierst die 1. Strasse, die 2. Strasse und dann die enge Gasse. Du siehst, aha eng, hohe Gebäude. Also nimmst du den Hund kurz und läufst tief rein in die Gasse, evtl sogar bis ans Ende und lässt ihn dort kontrollieren ob eine weitere Möglichkeit die Richtige ist.

    In engen Gassen ist der Hund oft alleine überfordert, oder er kommt bereits nach 2-3m zurück weil er durch Topografie, Boden, Licht, Temperatur was auch immer einen Geruchsabriss hat. Dann muss man ihm helfen sonst lässt man ihn im Schilf stehen. Kann sein dass du bis 40m in eine Gasse rein musst. Wenn du in der Nähe des Bahnhofes bist, kann es sein dass du mal 100m in ein Negativ rein laufen musst, weil der Sog den Geruch mit reisst. Kommt alles vor :)

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!