Kastration - Allheilmittel oder Vorwand?

  • Zitat

    Juhu -auch noch was gefunden. Da steht (allgemein Mammatumore, im Gegensatz zu der TiHo Hannover-Studie):
    "Eine Kastration einer Hündin vor der 1. Läufigkeit senkt die Häufigkeit des Auftretens von Gesäugetumoren im Alter. Das stimmt, aber wenn man weiss, dass das tatsächliche Risiko einer solchen Tumorentwicklung bei etwa 2 % der Hündinnen liegt und diese Tumoren überwiegend im fortgeschrittenen Lebensalter auftreten, dann relativiert sich diese Aussage. Außerdem ist nach neuesten Forschungsergebnissen das Körpergewicht der Tiere im ersten Lebensjahr von weit größerer Bedeutung:"


    Quelle: http://www.kleintierpraxis-am-…ration-sterilisation.html


    Wie soll das aufgehen mit den 2%, wenn bis zum Alter von 10 Jahren bereits mehr als 10% aller Hündinnen Mammatumore haben? Die Zahl stammt vermutlich aus der sogenannten Kastrationsstudie von G. Niepel (im Selbstverlag ohne Peer Review herausgegeben), wo nicht angegeben wird, worauf sich die 2% beziehen - möglich wäre die jährliche Inzidenz. Jedenfalls handelt es sich NICHT um das lebenslange Risiko intakter Hündinnen, Mammatumore zu bekommen - das liegt wesentlich höher und ist ausserdem auch rasseabhängig.

  • Ich wollte meine Hündin eigentlich auch nicht kastrieren lassen. Sie war zweimal läufig, was ihr - glaube ich - auch gut getan hat. Nach dem zweiten Mal wurde sie scheinschwanger.


    Den Entschluss, sie doch kastrieren zu lassen, habe ich dann doch gefasst, weil die beiden Läufigkeiten extrem stressig für uns beide waren. Nicht das Bluten oder so. Sondern die Dummheit von anderen Hundebesitzern. Wir sind extra in abgelegene Gebiete gefahren, um mit Sam rauszugehen. Wir haben trotzdem bei beiden Läufigkeiten Erfahrungen mit Hundebesitzern gemacht, die meinen, sie müssten ihren Hund nicht anleinen, auch wenn da zwei Menschen versuchen, ihren angeleinten Hund abzuschirmen. Ich habe mich am Ende so sehr geärgert, dass ich das nicht nochmal mitmachen wollte. Meine Hündin hatte eh schon Schiss vor großen Hunden, aber so ein potenter American Bulldog...das war nicht so schön. Diese Erlebnisse haben bei ihr im Umgang mit anderen Hunden auch viel kaputt gemacht, und ich habe echt lange nachgedacht, nur wegen anderen Leuten zu solchen Maßnahmen zu greifen.


    Es war eine gute Entscheidung, sie hat endlich Appetit und ist ruhiger geworden (was aber wahrscheinlich eher am Alter liegt), hat aber seitdem kein Bedürfnis mehr nach anderen Hunden. Was nicht schlimm ist. Aber ich kann die Erfahrung teilen, dass sie von intakten Hunden nicht mehr so ernst genommen wird

  • Zitat

    Ich würd sagen, eher "hierzulande" - weil eben ein unkastrierter Hund immer noch oft befremdliche Mienen auslöst.
    [...]


    Ah, ok. Das ist hier tatsächlich nicht so. Also befremdliche Mienen auf gar keinen Fall. Teilweise geht es schon mehr in die andere Richtung, dass Halter von kastrierten Hunden sich rechtfertigen müssen und ein wenig im Deppenlicht stehen. Was ich wiederum auch nicht ok finde.


    Zitat

    Aber nur, "damit man´s einfacher hat" - das ist für mich kein akzeptabler Grund (und stellt außerdem mich als Halter in den Mittelpunkt - aber wenn, dann sollte die Kastration doch für den Hund eine Erleichterung bringen, oder?)


    Ich weiß, dass das nicht so angesagt ist, aber ich nehme mich als Lebewesen und meine Bedürfnisse auch ernst. Was nicht heißt, dass ich mit so einer Entscheidung luschig umgehen würde.


    Zitat

    Schon gar nicht eine Frühkastration, weil der nicht-mal-einjährige angehende Rüde mal zwei Nächte lang a weng gefiept und schlecht geschlafen hat.


    Frühkastration wäre in meinen persönlichen Überlegungen kein Thema.


    Zitat

    [...]- und ich finde immer noch, wenn der Hund net grad "hypersexuell" ist (gibts das überhaupt, oder ist das nicht doch eher Erziehungssache??), sollte er doch die Chance bekommen, erwachsen zu werden und zu lernen, daß er sich auch benehmen kann, wenn ne Hündin läufig ist in der Nähe.


    Auch hier kann ich nur auf Naherfahrung mit bislang vier unkastrierten Rüden aufwarten. Ja, meiner Meinung nach gibt es erhebliche Unterschiede im hormonell gesteuerten Verhalten, die sich nicht nur durch Erziehung "beheben" lassen.


    Zitat

    Anders, wenn ich diese Situationen für den Hund auf Dauer und den damit verbundenen Streß mit Training/Gewöhnung nicht vermeiden kann, und der Hund dadurch ständig massiv unter Streß steht und stehen wird. Dann sehe ich es zu seinem Wohl, eine Kastration durchzuführen, um IHM das Leben zu erleichtern.


    Das trifft es doch. Wenn es MEIN Leben im gleichen Atemzug miterleichtert, sehe ich da kein Verbrechen.



    Zitat

    Hauptsächlich meinte ich damit meine gesamte Umgebung, aber ein bisschen habe ich auch in diesem Thread das Gefühl, dass immer noch einige glauben, ein intakter Hund ist irgendwie schwieriger oder gefährlicher.


    Nö, kann so kann so. Aber ein intakter Hund kann unter Umständen schwieriger sein. Kommt auf den Hund an. Genausowenig kann man behaupten, dass intakte Hunde nie schwieriger als kastrierte sind.
    Genauso wie eine falsche Kastrationsentscheidung neue Verhaltensprobleme bringen kann.

  • Zum Mammatumor habe ich folgendes in meinen Vorlesungen gefunden:
    Mammatumorprophylaxe
    • Bis zu 25% der intakten Hündinnen
    • Generell 7fach höhere Risiko wenn
    intakt
    • Kastration vor 1. Läufigkeit senkt Risiko
    um 99.5%
    • Kastration vor 2. Läufigkeit um 92%
    • Kastration nach 2. Läufigkeit um 25%
    Quelle: Schneider et al. 1969


  • Hu-Hu!
    vor 1. Läufigkeit JA! bzw Risiko 0,5%
    vor 2. Läufigkeit JA! bzw Risiko 8%
    Nach 2. Läufigkeit NEIN! Risiko 26%
    Das Risiko wird um 74% gesenkt, oder anders: Das Risiko liegt bei 26% :smile:
    ( Schneider et al 1969)


    Siehe hier: http://elib.tiho-hannover.de/dissertations/mellina_ss04.pdf , Seite 16


    Die Daten sind in Studien erhoben worden.....ob das heute noch so stimmt....darüber kann man wieder streiten, Medizin ist sowas von lebendig =)

  • Zitat

    Hauptsächlich meinte ich damit meine gesamte Umgebung, aber ein bisschen habe ich auch in diesem Thread das Gefühl, dass immer noch einige glauben, ein intakter Hund ist irgendwie schwieriger oder gefährlicher.


    Wen meinst du damit? Ich habe hier eigentlich solche Pauschalaussagen nicht gelesen. Aber manche Seiten habe ich auch nur überflogen, weil ich neben der Arbeit nicht alles mitbekomme...

  • Zitat

    Wen meinst du damit? Ich habe hier eigentlich solche Pauschalaussagen nicht gelesen. Aber manche Seiten habe ich auch nur überflogen, weil ich neben der Arbeit nicht alles mitbekomme...



    naja dadurch, dass weniger Kompetenten HH zur Kastration geraten wird um größere Schäden (abgesehen von Trächtigkeiten, denke ich jetzt mal) zu verhindern.
    Ich erinnere mich an Aussagen wie: "ja lieber die kastrieren ihren Hund, als..."


    Ich lese daraus, dass ein kastrierter Hund dann als "weniger gefährlich" eingestuft wird - oder habe ich da was falsch verstanden?


    Und irgendwie habe ich auch das Gefühl, dass immer wieder darauf zurückgekommen wird, dass es doch was am Verhalten ändert...

  • Zitat

    naja dadurch, dass weniger Kompetenten HH zur Kastration geraten wird um größere Schäden (abgesehen von Trächtigkeiten, denke ich jetzt mal) zu verhindern.
    Ich erinnere mich an Aussagen wie: "ja lieber die kastrieren ihren Hund, als..."


    Ich lese daraus, dass ein kastrierter Hund dann als "weniger gefährlich" eingestuft wird - oder habe ich da was falsch verstanden?


    Und irgendwie habe ich auch das Gefühl, dass immer wieder darauf zurückgekommen wird, dass es doch was am Verhalten ändert...


    Natürlich ändert es was an hormonbedingtem Verhalten, darauf wird ja auch von Gegenern oft genug hingewiesen. Und hier wird auch oft genug berichtet, dass der Rüde nun wieder ansprechbarer geworden ist draussen und nicht mehr nur auf Pipileck-Tour. Wer behauptet denn, dass sich durch Kastration gar nix in keinem Bereich ändert?


    Ist für dich "belästigend" dasselbe wie "gefährlich"? Für mich nicht. Ich fühle mich aber belästigt, wenn ich streunende Rüden vor der Tür meiner Hündin habe, oder sie beim Spaziergang abwehren muss. Es wurde auch weiter vorn gepostet, wie sehr sich gewisse Verhaltensweisen ändern oder nicht, ua auch die Aggression gegen andere intakte Rüden. Auch wenn es meist nur Geprolle ist, kann da in Verbindung mit unpassendem Handling schon mal eine brenzlige Situation entstehen.


    Oder warum berichten so viele HH, dass der Gassigang nun viel entspannter geworden sei mit ihrem kastrierten Rüden? Weil sich gar nix geändert hat? Oder ist alles nur Placebo?

  • man kann meinen Beitrag wieder so lesen wie man will :p


    aaaalso:
    Ich meinte nicht die "typische" hormonbedingte Veränderung, sondern dieses "durch Kastration wird alles einfacher und ich muss nicht mehr erziehen".



    Ich finde es nicht richtig, anderen zum kastrieren zu raten, weil man sich selbst dadurch ein einfacheres Leben erhofft.
    Klar nerven streunende Rüden - das muss nicht sein. Und klar ist das doof, wenn auf dem Spaziergang mal ein Hund abhaut - aber warum seid ihr euch alle so sicher, dass das mit einem kastrierten Hund nicht mehr passiert? Das kann man so doch gar nicht pauschalisieren! Klar die Wahrscheinlichkeit ist da, aber Sicherheit gibt es nicht.


    Der mit 6 Monaten (!) kastrierte Hund meiner Freundin saß am Ende der Läufigkeit einer Hündin auf ihr drauf und Milo stand entspannt daneben.
    Wer sagt denn, dass diese Hunde gar nicht mehr dem Geruch nachgehen?
    Oder doch lieber alle mit 3 Monaten kastrieren lassen, in der Hoffnung, dass sie es nie mitkriegen?


    Wenn man all diese Menschen in ihrem Glauben lässt, nur weil man glaubt sich selbst damit zu helfen ändert doch nichts?



    Also hier in meiner Gegend kastrieren alle noch lustig vor sich hin. In einer Hundeschule wird (wie vorne beschrieben) JEDEM zur Kastration geraten. In meinem Verein diskutieren gerade viele, dass sie kastrieren wollen - aus verschiedenen Gründen. Ich glaube keiner von denen weiß, was wirklich dahinter steckt und das ist doch schade.


    Ich finde darum, dass man hier ehrlich sein sollte und nicht so "joar dem rate ich mal dazu, dann hab ich keinen Stress" - das finde ich unfair.


    ich meine hiermit NICHT Menschen, die sich ihrer Verantwortung über die Fortpflanzung ihrer Hunde nicht bewusst sind. Ständige ups-Würfe müssen wirklich nicht sein

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