Kastration - Allheilmittel oder Vorwand?

  • Zitat

    Klar hat man das Recht dazu. Das Tierschutzgesetz sieht das zwar anders, aber ich kenne keinen Fall, wo ein HH der seinen Hund einfach so kastrieren hat lassen angezeigt wurde.


    Hallöchen ihr Lieben, ich quetsche mich mal wieder dazwischen!
    Das TierSchG sieht das überhaupt nicht anders.
    Sabine aka Terrorfussel hatte sich ja schon die Mühe gemacht, ich wiederhole das aber gern nochmal, da in vielen Köpfen immer nur dieser Satz rumgeistert:


    Zitat


    (1) Verboten ist das vollständige oder teilweise Amputieren von Körperteilen oder das vollständige
    oder teilweise Entnehmen oder Zerstören von Organen oder Geweben eines Wirbeltieres.


    Dann wird aber meist nicht weitergelesen, denn jetzt folgen die ganzen Unterpunkte:
    ( und nein, ich meine hier niemanden persönlich, sondern ganz allgemein, weil man diese Diskussion öfter führt....)



    AUS: http://www.mugv.brandenburg.de/v/lbsvet/TEILD/D1.PDF


    Eine Kastration ist laut TierSchG nicht per se untersagt, sondern es sollte IMMER eine Individualentscheidung sein....wie bei jedem anderen körperlichen Eingriff auch....


    Ich sehe es deswegen so:
    Ein verantwortungsbewusster TA wird immer abwägen, ob kastriert werden sollte oder nicht. (jaaaaa...schwarze Schafe gibts überall....)
    Eine tierärztliche Indikation muss nicht unbedingt körperlicher Natur sein!


    Und ich wiederhole mich auch hier wieder:
    So lange die HH sich mit ihrem TA zusammensetzen, die HH über Risiken, Vor- und Nachteile aufgeklärt werden...warum denn nicht????


    Natürlich MUSS den HH gesagt werden, dass eine Kastration KEIN Allheilmittel ist!!!
    Passiert aber leider nicht jedes Mal :verzweifelt:

  • Zitat

    Ich hab geschrieben dem Hund ist es egal.


    Rückgängig machen kann man es nicht, aber erzieherisch entgegen wirken.


    Janosch zum Beispiel wurde mit zwei Jahren kastriert und war auch eher unsicher. Ob das jetzt zu einer Verstärkung des Problems geführt hat weiß ich nicht, aber inzwischen ist er nicht mehr so unsicher, was auch viel Arbeit war.


    Dem Hund wirds auch nicht egal sein, aber der kann ja nichts sagen.


    ...vom Handy getippt

  • Zitat

    Mir der richtigen Organisation klappt einiges.


    Die richtige Organisation würde bedeuten Milow phasenweise auszuschliessen. Das muss ich mit dem Chip nicht mehr.
    Aktuell habe ich eine läufige Hündin hier und er ist entspannt.

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    D
    Hab ich überhaupt das Recht dazu, meinen Hund operieren zu lassen, damit ich besser mit ihm klar komme?


    Oder nehme ich den Hund so wie er ist, mache mir die Arbeit und die Mühe, mit ihm zu arbeiten und zu leben, sozusagen "in guten wie in schlechten Zeiten"? Lasse ihm vielleicht die ein oder andere Macke, und lerne damit zu leben?


    Was du hier vergisst - den Hund.
    Für mich steht nicht primär die Frage im Raum wie ich MIR das Leben erleichtere, sondern wie ich meinem HUND das Leben erleichtere.


    Ein kastrierter Hund ist nicht automatisch ein braver Kuschelwuschelschmusibär, der keinen Ärger mehr macht. Erst gestern hat ein fremder Rüde sich mit meinem Kastraten, und das hätte richtig schief gehen können, wenn ich nicht eingegriffen hätte - und zwar für den fremden Rüden. Das Hundehalterleben ist nicht automatisch entspannt, nur weil Hündin oder Rüde nicht mehr intakt sind, auch wenn das scheinbar eininge gerne glauben. Mein Hund hatte auch die volle Portion "Ich bin jetzt anderthalb Jahre alt, und DU hast mir gar nix zu sagen, Frauchen"-Pubertät.


    Aber für den Hund macht eine Kastration im individuellen Fall eben schon was aus, und zwar in die positive Richtung. Wenn Hund sich draußen nicht permanent mit läufigen Hündinnen und potentiellen Konkurrenten beschäftigen muss, nicht permanent auch drinne unter Strom steht, Futter verweigert etc. etc. Wenn ich einer Hündin den Stress mit Scheinträchtigkeit nehmen kann (und das artet ja bei manchen sehr extrem aus). Oder ich kannte eine Hündin, die 3 mal im Jahr läufig wurde, und zwar sehr lange - jedes mal mit extremer Scheinträchtigkeit, inklusive Milchbildung und co. Und durch die häufige Läufigkeit musste ständig auf frequentierte Gebiete verzichtet werden, Kontakt zu anderen Hunden eingeschränkt, Freilauf gestrichen....
    Warum nicht meinem Hund das leben erleichtern, wenn ich es kann? Und das ist für mich einfach DER Entscheidungspunkt für eine Kastration - bringt es meinem Hund was? Und nicht: Wie erleichtere ich mit das Leben?

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    Dem Hund wirds auch nicht egal sein, aber der kann ja nichts sagen.


    ...vom Handy getippt



    Du glaubst echt der Hund denkt sich: "Mist, jetzt hat die mich kastrieren lassen, dabei wollte ich doch noch so viele kleine Welpen machen" :???:

  • Das Problem ist, dass viele dieses typische Schwarz-Weiß-Denken haben. Man muss den Einzelfall betrachten und erst dann kann man entscheiden, ob eine Kastration Sinn macht oder nicht.
    Ich denke, wir sind uns hier alle einig, dass nicht einfach ohne Sinn und Verstand kastriert werden soll. Habe ich hier auch nirgends gelesen ;)
    Ich möchte mir aber ehrlich gesagt nicht sagen lassen, dass ich es mir einfach nur bequem mache. Das ist garantiert nicht so. Ich habe den Chip einsetzen lassen, um zu schauen, welche Veränderungen dadurch entstehen. Dabei habe ich nicht meine Interessen im Kopf, sondern die des Hundes.
    Dony muss nicht mit jedem verträglich sein, muss auch nicht zu 100% hören und schon gar nicht klein bei geben, wenn ihn ein anderer Hund nervt. Er ist bis jetzt anderen Hunden gegnüber gleich wie vor dem Chip und das finde ich ehrlich gesagt super :)

  • Eigentlich kann man den Hund in diesem Punkt wunderbar vermenschlichen: stellt euch vor ihr dürftet euren Sexualtrieb nicht ausleben. Manchen wenigen Menschen würde das wohl nicht so viel ausmachen, andere gingen die Wände hoch. Die meisten unserer Hunde dürfen ihren Sexualtrieb niemals ausleben. Bei Hündinnen ist das Verlangen nur alle paar Monate intensiv, aber ein Rüde steht unter Umständen täglich unter dem Druck zu wollen und nicht zu dürfen. Manche Rüden kommen damit klar, andere eben nicht. Mein Ewok teilt sich gerade den Garten mit einer läufigen Hündin. Er findet sie süß, mehr nicht. Er stellt ihr nicht nach, er frisst weiterhin gut, gehorcht wie gewohnt, bleibt in unserem Wohnbereich und bis auf die Stehtage sehe ich da keinen Handlungsbedarf weil er einfach kein Womanizer ist. Pluto wäre in dieser Situation wahnsinnig geworden, der wich schon gechipten Rüden nicht einen Millimeter von der Seite in der Hoffnung zum Schuß kommen zu können. Und bei läufigen Hündinnen schmorten ihm natürlich sämtliche Synapsen durch und er war tagelang unter Strom und nicht mehr ansprechbar, nur noch auf der Suche nach der Liebsten. Ich möchte aber betonen: er ist nie stromern gegangen deswegen. Es hatte FÜR MICH kaum negative Auswirkungen, ausser dass der Hund mit den Gedanken woanders war.


    Seit der Kastration ist er viel entspannter, ausgeglichener und damit auch zufriedener. Natürlich haben sich unsere Erziehungsdefizite nicht mit behoben, das hängt schließlich nicht am Testosteron. Aber ihm geht es viel besser und ich bin mir sicher dass er das auch so sieht. Ich bereue es sehr ihn nicht schon früher kastrieren lassen zu haben.

  • Zitat

    Du glaubst echt der Hund denkt sich: "Mist, jetzt hat die mich kastrieren lassen, dabei wollte ich doch noch so viele kleine Welpen machen" :???:


    Na nun wirds aber albern. Nur weil ein Lebewesen nicht zu solchen Gedankengängen wie wir fähig ist, heisst das ja noch lange nicht das das alles egal ist. Freiwillig legt sich kein Hund auf den Op-tisch.


    ...vom Handy getippt

  • Dann versteh ich nicht was du meinst.
    Natürlich legen die sich nicht freiwillig auf den OP-Tisch, aber die wissen ja nicht was da überhaupt gemacht wird, oder für was es gut ist. Und auch über das Ergebnis denken sie nicht nach.
    Klar ist es vielleicht unangenehm, aber der Hund hadert nicht mit seinem Schicksal, das hab ich gemeint.

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