Stress beim Hund

  • Ich habe lange mit mir gehadert, ob ich hier posten soll, und ob es die richtige Rubrik ist.
    Es geht mal wieder um Lucky.
    Ich suche einfach ein paar Anregungen, um weiter zu kommen, denn momentan tun wir das nicht. Es hat auch überhaupt nichts mit Logray zutun, der verschlimmert und verbessert hier momentan noch nichts und läuft für Lucky einfach nebenher mit.
    Die Tatsache, die mich zu diesem Post bringt ist, dass ich festgestellt habe, dass wir es nach über zwei Jahren nicht geschafft haben, dass er bei ihm bekannten Situationen wirklich ruhig bleibt. Ich weiß, dass er kein Molosser ist und kann vermutlich niemals erwarten, dass er ruhig und gemächlich neben mir her schlendert. Das will ich auch gar nicht.
    Auch Treffen oder fremde Gegenden erkunden muss nicht unbedingt sein.
    Aber einen normalen Spaziergang in ihm bekannten Gebiet, das muss doch drin sein?
    Ich hab es über die sanfte Tour versucht, ein Entspannungssignal eingeführt, was auch ganz gut funktioniert (hier im Haus schläft er mir ein) draußen alles mögliche andere geclickert wie schnüffeln, buddeln, wälzen etc.
    Mit dem Ergebnis, dass er zumindest auch in stressigen Situationen nicht nur an mir klebt und um mich herumtanzt, das ist sehr reduziert worden.
    Aber wenn er dann Freilauf hat, hat er Durchfall und er kommt nur sehr langsam runter. Leinenführigkeit geht anfänglich überhaupt nicht, die Aufmerksamkeitsspanne liegt da bei ca. 2 Sekunden. Auch mit geöffneter Leckerlietüte direkt sichtbar in der Hand, mit Leckerchen in der Hand ohne irgendwas zu fordern (außer dass er ne Sek. neben mir geht) geht es nicht besser.
    Ist er eine Stunde oder so gelaufen, wird es besser, dann kann man schonmal ein bisschen gehen, und er hält die Leine relativ locker.
    Verlange ich während dieses Gassiganges sowas wie Fuß hab ich einen dauerbellenden Hund, der sich überhaupt nicht beruhigen kann. Bedrängt man in wenn er schon bellt (z.b weiter Fuß laufen wollen) fällt er in Übersprunghandlungen und schnappt.
    Auch geht er in solchen Stressmomenten auf andere Hunde los, er braucht dann ein Ventil, weswegen ich normalerweise Fremdhundebegegnungen meide.
    Fakt ist, dass es bis auf Zuhause (und selbst das ist nur eingeschränkt zu sehen) nur einen Ort gibt, wo man diesen Hund als entspannt und normal betrachten kann: Unser Laden. Er kommt schon ziemlich lange mit zur Arbeit und kann dort offensichtlich total abschalten und da kann man mit ihm rumalbern, spielen, zergeln, UO üben, alles kein Thema. Wenn man fertig ist, legt er sich hin und gut ist.
    Aber eine Wiese, die er sehr gut kennt, wirkt anders.
    An manchen Tagen tillt er schon bevor wir überhaupt aus dem Haus sind. Er kann sich dann überhaupt nicht mehr beruhigen, verfällt in schrilles Fiepen und Japsen und nimmt überhaupt nichts mehr wahr.
    Festpinnen und aushalten lassen ist nicht möglich, da könnte man Stunden warten, bis er dann kollabieren würde (soweit habe ich es noch nicht getrieben, das geht einfach nicht).
    Leine ich ihn in stressigen Situationen an und behalte ihn bei mir dauert er sehr lange, bis er sich mal hinsetzt bzw. legt. Wäre ja okay, nur leider braucht man nur aufstehen und er ist wieder mit 110% dabei.
    Ich kriege einfach keine nachhaltige Entspannung in diesen Hund.
    Gewöhnung versagt einfach komplett.
    Dass er mal wie Logray bei all unseren Aktitivitäten dabei sein wird, davon hab ich mich ja schon verabschiedet, aber momentan sage ich ganz klar, dass dieser Hund nicht fähig ist, Gassi zu gehen, egal in welcher Form. Ok, vllt 5 Minuten, aber mehr nicht.
    Sachen wie Dummytraining oder sowas sind sowieso tabu, allerdings fängt er an, nach einiger Zeit noch unruhiger und hibbeliger zu werden, wenn sowas gar nicht passiert.
    Heißt für uns momentan: einmal die Woche für 5 Minuten Dummy, danach den restlichen Tag nichts mehr.
    Im Haus ist es unterschiedlich: Manchmal pennt er den ganzen Tag, Klingeln etc. beeindruckt ihn nicht und manchmal steht er schon neben einem, wenn man mal kurz den Raum verlässt.
    Er hat seit Logray da ist wesentlich mehr Ruhe und Alleinezeit, was ihm anscheinend gut bekommt.
    Ich brauch jetzt einfach ein paar Anregungen, wie ich die Draußenzeit stressfrei und angenehm gestalten kann.
    Um z.b unten ans Wasser zu kommen muss ich durch unsere Stadt. Momentan nehme ich das Auto, auch wenns nur nen paar hundert Meter sind. Es geht einfach nicht. Lässt man ihm z.b Leine und lässt ihn ziehen ist er dermaßen verunsichert, dass er anfängt von links nach rechts zu pendeln. Hält man ihn kurz, tut mir nach kurzer Zeit alles weh und er ist massiv gestresst.
    Ein recht normaler Gang wird uns durch eine einzige Hundebegegnung absolut kaputt gemacht, das reicht schon, wenn der nur auf der anderen Straßenseite ist (an schlimmen Tagen) An anderen kann er ohne Terz vorbeigehen und alles.

    Weil es sicher gefragt wird: Nein noch habe ich die Schilddrüse nicht checken lassen, und hier gleich eine Frage: Solch ein massives Verhalten kann doch nicht allein von der SD herrühren oder? Ansonsten bin ich ehrlich, ich wäre froh. Mir tut dieser Hund einfach nur Leid und ich sehe momentan nicht viel Lebensqualität für ihn, weil Draußen sein bedeutet Stress und drinnen sein bedeutet kein artgerechtes Hundeleben.
    Ich hab wie gesagt auch schon "Augen zu und durch, ich schleif ihn mit und lass ihn rennen" probiert. Auch zwei Stunden am selben Ort (zugegebener Weise mit recht hoher Reizlage) bringen nichts.
    Normalerweise sind doch auch Hunde, die eine Situation nicht kennen und aufgeregt sind, irgendwann am resignieren und merken, dass sie eben da durch müssen und fügen sich.
    Das passiert bei Lucky aber nicht, oder zumindest nicht in einem für Menschen erträglichen Zeitfenster.
    Heute ist er z.b nur im Haus außer lösen im Garten gewesen und er ist trotzdem mehr als durch den Wind. Ich erkläre mir das mit dem aufregendem Wochenende, aber im Endeffekt scheint es egal zu sein, was wir machen oder nicht machen, mal dreht er bei Kleinigkeiten schier durch, mal eben auch nicht.
    Es hat sicherlich auch viel mit meiner Stimmung zutun, aber nicht ausschließlich.
    Und solche Dinge wie ne weitere Person dabei verändern Spaziergänge komplett, ich habe dann einen anderen Hund an der Leine.

    So, fürs Erste reicht das.
    Wenn Jemand Ideen hat, die nicht aus Abgabe bestehen immer her damit. Gerne auch neue Trainingsansätze, vllt bin ich ja doch zu zimperlich oder zu hart mit ihm...

    • Neu

    Hi


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    • Hallo :)

      Zitat

      Nein noch habe ich die Schilddrüse nicht checken lassen, und hier gleich eine Frage: Solch ein massives Verhalten kann doch nicht allein von der SD herrühren oder?

      Also, dazu kann ich was sagen: Das Verhalten meiner Hündin ist sehr ähnlich, eher schlimmer gewesen. Dabei hat sie alle Werte "in der Norm" gehabt und fast keine typischen klinischen Symptome. Weil aber das Gesamtbild ihrer Werte dennoch auf eine subklinische SDU hinwies (T4 im unteren Viertel) und ihre Verhaltenssymptome so typisch waren, bekommt sie Medikamente... Es hat fast ein halbes Jahr gedauert, bis wir eine passende Dosis hatten und seit etwa 3 oder 4 Wochen scheint sie nun gut eingestellt zu sein (Nächste Untersuchung steht an).

      Allerdings muss sie trotzdem jetzt lernen, wie Entspannung eigentlich geht und wie man sich in "seltsamen" Situationen überhaupt anders verhalten kann als "ausflippen". Aber seit drei Wochen KANN ich mit ihr richtig "trainieren"... Vorher war das selten möglich.

      Ich habe also nur einen ganz unfachlichen Rat aus nackter Erfahrung: Lass die Schilddrüsenwerte nehmen und such dir einen Spezialisten. Der kann dann mit den Werten was anfangen, den Hund beurteilen und eventuell bei einer Dosierung eines Medikaments helfen. Ein Verhaltensmediziner kann auch andere Ursachen andenken und gegebenenfalls behandeln.

      Glaub mir: Ich weiß, wie es dir geht! Das klingt alles, als würdest du meine Hündin beschreiben...

      Lieben Gruß

      Kirsten

    • Schilddrüse würd ich auf jeden Fall mal testen lassen, schaden kann es nicht und das Verhalten ist schon ziemlich auffällig.

      Bewegung hilft ja den meisten Hunden bei Stress, da schon mal irgendetwas mit versucht? Schneller gehen, joggen zum Beispiel.

      Du schreibst, es könnte auch an deiner Stimmungslage liegen, hast du mal versucht, selbst an solchen Orten zur Ruhe zu kommen, dich einfach mal auf ne Bank oder auf die Wiese gesetzt, die Landschaft beobachtet und die Sonne einfach mal genossen?

      Satoo hat am Anfang mal geholfen, dass er in den ersten Minuten mit ner Beißwurst richtig Dampf ablassen konnte. Der war zwar lange nicht so gestresst wie deiner anscheinend ist, aber hast du schon mal irgendetwas in der Richtung gemacht? Nichts für den Kopf sondern einfach um Frust, Stress, Aggression und ähnliches loszuwerden.

    • Ui, da bin ich ja mal gespannt, wie dieser Thread verläuft....

      Wie ich Dir ja schonmal geschriebenhabe, ist mein Andiamo ja auch ein Streßhund. Ich habe auch schon einiges durch und habe nun endlich das für uns passende Training und endlich mit den passenden Trainern gefunden. Rausgekommen ist bei uns zunächst Futterbeuteltraining (er bekommt sein Futter momentan ausschließlich aus dem Beutel) was unsere Bindung und seine Aufmerksamkeit schon sehr deutlich verbessert. Ich war erst sehr skeptisch, da ich auhc schon lange Handfütterung praktiziere, und das keinen nennenswerten Erfolg hatte. Aber an der Sache mit dem Futterdummy hat mein H8und wirklich einen riesen Spaß und ist schon viel weniger gestreßt.
      Demnächst kommt eventuell noch Longieren dazu.

      Ich drücke Dir ganz fest die Daumen, dass auch ihr endlich Euren Weg findet.

    • Ich würde auch die Schilddrüsenwerte durch einen damit erfahrenen TA/Verhaltenstherapeuten überprüfen lassen. Verhaltenstechnisch spricht schon einiges für Schilddrüsenprobleme.

      Ich habe allerdings gerade mal in Luckys Fotothread geschaut und nachgelesen, woher du ihn hast. Wenn ich das richtig verstanden habe, hat Lucky seine ersten 18 Lebensmonate wohl sehr reizarm hinter sich gebracht. Das könnte natürlich auch ein Grund für den Stress sein, den er jetzt hat.

      Basko ist ja auch so ein dauergestresster Kandidat. Er kommt aus schlechter Haltung und hat in seinen ersten 5 Lebensjahren wohl auch nicht viel kennengelernt. Außer dass man sich andere Hunde am besten durch Angriff vom Leib hält, insbesondere bei Dunkelheit. Bei Sachen, die ihn ängstigen oder aufregen, dreht er auch total am Rad und schnappt auch schon mal nach mir. Allerdings scheint Zeigen & Benennen bei uns doch so langsam kleine Erfolge zu bringen. Es gibt aber sicherlich viele Hunde, die mit dieser Methode schneller therapiert werden als Basko. So ganz habe ich unseren Weg auch noch nicht gefunden, deshalb kann ich dich sehr gut verstehen.

    • Ich habe ja auch so einen Stresser hier sitzen, obwohl ich sagen muss, dass sie es teilweise anders zeigt und wohl auch nicht ganz so extrem ist. Bild ich mir zumindest ein.
      Fini hat jetzt 5 Wochen Zylkene hinter sich und sie ist wirklich "ruhiger" geworden. Also mehr denken, dann handeln. Nicht mehr dieses "Waaaah ich explodiere hier und weiß nicht wohin mit mir." Hibbelig ist sie natürlich noch immer und ein Begleithund für überall wird sie ebenfalls nie werden.
      Hast du das schon mal probiert?
      Die Schilddrüse würde ich allerdings auch vorher checken lassen. Schadet ja nicht und du hast Gewissheit.

    • Huhu Linda,

      ich war überrascht, von dir doch so einen Thread zu lesen, find ich aber gut.
      Ehrlicher Post dazu hier hin oder per PN?

      LG
      Manu, die gerne noch Wochenende hätte

    • Du schreibst Dummy Training geht nicht. Würde dein Hund aber evtl Futterbröckchen vom Boden auflesen? Du musst Sie ja erstmal gar nicht großartig verstecken nur hinlegen (auf den Boden). Schnüfflleln entspannt. Fressen entspannt auch. Hast du schon mal eine Leckerlitube versucht?
      Solche Verhaltensänderungen können von der SD kommen, könnten aber auch Symptome des Deprivationssyndrom sein... Die Werte würde ich auf jeden Fall checken lassen. Zylkene wurde ja schon empfohlen, Adaptil (ehemals D.A.P.) kann man auch probieren.

    • Ich finde es sehr krass, ich könnte fast meinen das du von Guinness sprichst.
      Wobei er keinen Ort hat, wo er 100%ig entspannt.

      Aber ich muss sagen, seit Januar trainieren wir sehr hart und es wird besser und besser und ein fiepen, bellen, schreien, aufdrehen gibt es nur noch ganz selten und wenn, bekomme ich ihn meistens wieder runter

      Zylkene und DAP Spray haben bei Guinness nicht gewirkt und waren raus geworfenes Geld

    • Hallo Night,

      viel kann ich nicht sagen, trotzdem möchte ich es loswerden:

      sämtliches Programm runterfahren und chillen.

      Zusammen dasitzen, Hund umarmen (Körperkontakt ist bei meiner wichtig), kucken und sonst nichts. Nichts erwarten, nichts "durchziehen". So würde ich anfangen in der Natur und das steigern mit Reizen. Aber ohne im Hinterkopf zu haben, ich muss ihn jetzt "mit der Welt sozialisieren". Ich habe so den Eindruck, Du machst zuviel "Methode" und hast aber mit ihm zuwenig Beziehung. Es kann sein, dass er davon einfach überfordert ist.

      Wenn Du jetzt wieder eine neue Methode versuchst, verwirrt ihn das vielleicht noch mehr. Wichtiger wäre aus meiner Sicht, dem Hund zuzuhören (im übertragenen Sinne), anstatt Lösungsansätze zu versuchen.

      Zum TA würd ich nicht auch schon wieder mit ihm rennen (wenn er nicht wirklich was hat), Ruhe und Gleichmässigkeit wäre mir jetzt wichtiger für ihn.

      Hoffe, Du kannst was mit meiner Sichtweise anfangen...

      Viel Glück und liebe Grüsse
      Falbala

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