Mein Freund ist überfordert mit dem Thema "Hund"

  • Mein Hund Sammy lebt mittlerweile schon über 3 Jahre bei mir. Seit letztem November habe ich einen neuen Freund, der bisher außer Katzen nie ein Haustier hatte. Er findet Hunde generell super, d.h. das ist nicht das Problem.

    Sammy ist nicht ganz einfach, d.h. wir haben 3 Hauptprobleme:
    a) fremde Menschen
    b) fremde Hunde
    c) "Heimweh", wenn wir ohne ihn im Urlaub sind

    Mein Freund hat sich immer vorgestellt, dass ein Hund ein "unsichtbarer" Begleiter ist, den man überall mit hin nehmen kann, der aufs Wort hört usw.... Quasi die Idealvorstellung von einem Hund. Nun ist es aber so, dass Sammy dieser Vorstellung nicht entspricht. Und mein Freund hat Probleme damit, dass sich unser Leben um den Hund dreht, d.h.
    - wir können Sammy nicht überall hin mitnehmen, weil er auf fremde Menschen und Hunde reagiert
    - es ist Stress pur, wenn Besuch kommt
    - wir können nicht in den Urlaub fahren, weil Sammy trauert, wenn wir ohne ihn fahren und weil er nicht "unsichtbar" genug ist, um ihn z.B. in ein Hotel mitzunehmen
    - ich bin unheimlich unter Stress, weil ich immer Angst habe, dass ich zu wenig Zeit für den Hund habe, dass ich Schuld bin, dass er diese Probleme mit Menschen & Hunden hat, weil ich Angst habe, dass er einmal einen Besucher beißt (was noch nie passiert ist), weil ich einfach unheimlich aufgeregt bin und unsicher, weil ich nie weiß, wie mein Hund reagiert. Und ich habe ein schlechtes Gewissen, weil ich eben seine Probleme bisher nicht ausreichend lösen konnte.

    Jetzt streiten wir uns ständig deswegen. Wobei mein Freund grundsätzlich anderer Meinung ist, was die Erziehung und die Trainingsmethoden betrifft, obwohl er null Erfahrung hat mit Hunden. Ihn rege quasi ich mehr auf als der Hund selbst. Er meint, ich bin das Problem, weil ich mich selbst so sehr einschränke für den Hund, obwohl das gar nicht notwendig wäre. Andererseits werfen mir bspw. meine Eltern ständig vor, dass ich zu wenig mit dem Hund mache...

    Er hat ja recht, eigentlich sollte man sich nicht so sehr einschränken, dass man nicht in den Urlaub fährt, dass man immer unter Strom steht, wenn Besuch kommt, dass man gewisse Dinge einfach nicht macht, wegen dem Hund (z.B. in ein Gasthaus einkehren während eines Spaziergangs).

    Ich bin momentan ziemlich hilflos, weil ich nicht mehr weiter weiß. Es ist natürlich eine Wahnsinnsumstellung, wenn man sich nie um ein Haustier kümmern bzw. nach einem Haustier richten musste und dann eben gleich einen "Problemfall" vor die Nase gesetzt bekommt.

    Und es ist ja nicht so, als würde er ihn nicht mögen. Er geht auch alleine mit ihm Gassi, er kuschelt mit ihm, er spielt mit ihm und er trainiert sogar mit uns. Ich hab wohl einfach verdrängt, wie sehr ihn das alles überfordert, obwohl er sich so viel Mühe gibt.

    Habt ihr Erfahrung mit sowas? Ich liebe meinen Freund, ich will mich nicht trennen deswegen. Und er sagt auch, es ist für ihn keine Option, den Hund wegzugeben. Er meint einfach, ich bin zu sehr fixiert auf das, was der Hund möchte bzw. dem Hund guttut, dass ich seine und unsere Interessen vollkommen in den Hintergrund rücke... Und da hat er auch nicht unrecht...

    Was tun?? Habt ihr Tipps??

  • Was erwartet denn dein Freund konkret von dir? Warum versuchst du denn nicht die Probleme mit Sammy einfach mal richtig anzugehen und schaust nach einem wirklich guten Trainer? Was hast du denn schon unternommen in der Hinsicht?

    Ich kann dich total gut verstehen. Mir geht´s auch oft so mit meinem Stinki. Ich mache mir so unheimlich viele Gedanken und Sorgen und ich denke, dass das tatsächlich einen Großteil der Probleme ausmacht, denn die Hunde spüren das. Bei den Menschen, die sich kaum um was scheren, klappt es oft erstaunlich gut und sie haben diese "unsichtbaren Begleiter", auf die man dann etwas neidisch guckt.

    Es ist eine Einstellungssache, auch zu dem Hund zu stehen, wenn er Probleme hat. Dein Freund hat dich ja mit dem Hund kennengelernt und sollte ihn auch so akzeptieren, wie er ist. Ich hätte glaub ich auch nicht so viel Lust ohne den Hund weg zu fahren. Warum auch? Er gehört doch zu mir und meinem Leben dazu und kann doch gar nicht verstehen, warum ich aufeinmal tagelang verschwinde.
    Die anderen Sachen wie z.B. Gasthaus und Besuch, andere Hunde könnte man bestimmt mit entsprechendem Training in den Griff bekommen. Dann müsst ihr aber auch an einem Strang ziehen.

  • Vielleicht hat dein Freund ganz einfach in vielen Dingen was den Umgang mit dem Hund betrifft Recht.
    Höre ihn dir doch einmal an ohne gleich mit Gegenargumenten zu kommen.
    Das kann Wunder wirken, auch ein guter Trainer kann helfen dem Hund den Alltag etwas stressfreier zu gestalten.
    Wenn einige Dinge sich verbessern lassen, kann dein Freund vielleicht auch besser mit dem unerledigten Rest klar kommen und ihr könnt echte Kompromisse schließen.

    Viel Erfolg bei dem was du angehst,
    Friederike

  • Auch wenn du es nicht gerne hörst, so Unrecht hat dein Freund nicht.
    Der Hund ist ein Abbild dessen, wie du mit ihm umgehst, was du mit ihm trainierst und ihm beibringst. Wahrscheinlich überträgt sich deine Unsicherheit auf deinen Hund, so dass er seine Unsicherheit gegenüber Menschen/Hunden nicht loswerden kann. Ich würde den Hund nicht isolieren sondern gezielt mit ihm solche Situationen trainieren.

  • Hallo Laura,

    ich persönlich kenne das auch... mein Freund hatte keine Hundeerfahrung, als wir Titus bekamen und Titus ist, so wie dein Sammy, kein Hund, den man "nicht bemerkt" und überall mit hin nehmen kann. Ich sag mal so, wir sind zusammen an der Aufgabe gewachsen, allerdings haben wir Titus ja auch gemeinsam bekommen.

    Ich könnte mir vorstellen, dass euch vielleicht ein paar Einzelstunden bei einem guten Trainer etwas bringen könnten: einerseits habt ihr ja ein paar Probleme mit Sammy, bei denen prof. Unterstützung bestimmt super wäre (z.B. Einschätzung bezgl. der Motivation bei Problemen mit anderen Menschen & Hunden, andererseits finde ich, dass es in einer so "geladenen Situation" gut ist, eine Einschätzung bezügl. Trainingsmethoden von außen zu bekommen - eine objektive Meinung also, die dann auch dein Freund einfacher "annehmen" kann als deine ;). Du könntest bei einem guten Trainer vermutlich auch lernen, selbst entspannter zu werden, was sich enorm auf deinen HUnd auswirkt...

    Ich finde es super, dass du dir viele Gedanken machst, aber mach dir nicht zuuuuuu viele, denn du sagst ja selbst, dass du unentspannt bist, weil du nie weißt, wie dein Hund auf eine Siuation reagieren wird. Da du aber ja schriebst, dass bisher noch nichts Ernstes vorgefallen ist, scheinst du ja doch nicht alles falsch zu machen und das ist ja schon mal ein guter Grundstein für das weitere Traninig.

    Lass dir einfach ein wenig unter die Arme greifen und dann wird das schon.... mit beiden Herren! ;)

    Viele Grüße,
    Anni

  • Hi Laura,

    ich schließe mich meinen VorschreiberInnen an und würde sagen, dass das deine Schlüsselaussage ist:

    "ich bin unheimlich unter Stress, weil ich immer Angst habe, dass ich zu wenig Zeit für den Hund habe, dass ich Schuld bin, dass er diese Probleme mit Menschen & Hunden hat, weil ich Angst habe, dass er einmal einen Besucher beißt (was noch nie passiert ist), weil ich einfach unheimlich aufgeregt bin und unsicher, weil ich nie weiß, wie mein Hund reagiert. Und ich habe ein schlechtes Gewissen, weil ich eben seine Probleme bisher nicht ausreichend lösen konnte."

    Ich würde mich mal alleine an deiner Stelle zurücklehnen und überdenken, wie du eigentlich leben willst, wo du den Hund dabei haben willst und mal überdenken, ob eben deine Wünsche nicht aus Rückssicht auf den "armen Hund" draufgegangen sind! Gerade wenn man seinen Hund ins Herz schließt und ein Mensch ist der mitfühlt neigt man nämlich dazu sich selbst ein wenig zu vergessen... (pssst hier spreche ich absolut aus Erfahrung, der Satz oben hätte von mir sein können und ich hab genau die gleichen Diskussionen mit meinem Partner gehabt ;) )

    Hier bei mir sitzt ein Angsthund der mich seit 2 Jahren sehr viel Arbeit kostet, aber: ich habe nie aufgegeben ihn in MEIN Leben integrieren zu wollen. D.h.: ich versuche mit ihm seine Ängste und Macken abzubauen sodass er stressfrei durchs Leben marschieren kann (und das sind Hundebegegnungen übrigens auch).
    Wenn ich merke der Hund hat beispielsweise weniger Stress mit Besuch, wenn er im Schlafzimmer mit geschlossener Tür liegt, manage ich das entsprechend. Auch wenn die Gäste dann jammern oder ich den Hund ja so gerne dabei hätte. Aber letztendlich ist es stressfreier.

    Vielleicht magst ja noch ein bissl erzählen was eigentlich nicht richtig funktioniert und man kann dir Tipps geben wie du besser damit umgehen kannst.

    Übrigens in meinen Augen hast du die besten Voraussetzungen das es nur besser werden kann: Dein Freund mag deinen Hund und will mit dir weiter zusammenbleiben. Das ist doch super und sollte Motivation sein was zu ändern :smile:

    Viele Grüße,
    Annika

  • Zitat

    Was erwartet denn dein Freund konkret von dir? Warum versuchst du denn nicht die Probleme mit Sammy einfach mal richtig anzugehen und schaust nach einem wirklich guten Trainer? Was hast du denn schon unternommen in der Hinsicht?

    Mein Freund erwartet, dass wir Sammy so erziehen, dass er "funktioniert" wie ein unsichtbarer Begleiter. Für ihn gibt es sowas wie Stress, Frust usw. bei Hunden nicht. Er sagt, ein Hund muss folgen. Ihm ist also egal, wie sich der Hund fühlt, Hauptsache er "folgt". Und ich bin eben der Ansicht, dass man zwar konsequent sein sollte (und ich gebe zu, das bin ich oft nicht), aber mit positiven Mitteln trainieren sollte. Was nicht heißt, dass man den Hund nicht einmal schimpfen darf...

    Ich hatten mittlerweile meine fünfte Trainerin. Habe alles probiert, sogar Zughalsband... Aber das war nix fur mich, das tat mir in der Seele weh und hat auch Null gebracht. Ich denke, ich muss wirklich einfach konsequenter sein. Ich bin einfach zu nachgiebig und zu "sanft" und setze mich nicht durch. Und ich mache auch zu wenig mit Sammy... :verzweifelt:

    Aber das muss sich jetzt ändern, denn abgesehen von meiner Beziehung, will ja auch ich endlich ein "normales" Leben mit dem Hund führen können...

    Ulixes & lilifeeFFM: Ihr habt sicher recht... Ich muss wirklich viel mehr an mir arbeiten. Und ich weiß ja auch, dass mein Freund in vielen Dingen recht hat. Und wir wollen ja im Endeffekt auch beide dasselbe, nämlich dass wir diese Probleme in den Griff Kriegen. Nur der Weg dahin ist momentan unser Problem, denn da scheiden sich einfach die Geister... Er will Null davon hören, wenn ich ihm meinen Standpunkt erklären will. Für ihn sind alle Hunde gleich und d.h. dann auch für ihn, dass jeder Hund hören muss, wenn man ihn nur oft genug schimpft und zurechtweist.

  • Liebe Anni, liebe Annika.

    Ihr seid toll!! Danke für eure aufbauenden Worte!!

    Es hilft wirklich, wenn man mit Menschen spricht, die dieselben oder ähnliche Erfahrungen gemacht haben.

    Mein einziges Problem ist momentan wirklich nur, das mein Freund sich Null auf meine Überzeugung was Hundetraining betrifft einlassen will. Alles, was mit positiver Verstärkung & Leckerlis zu tun hat, ist absolutes Tabuthema. Er sagt, beim Hundetraining braucht man keine Leckerlis, man muss einfach sofort eingreifen, wenn der Hund "falsch" reagiert und dann lernt er es schon. Meiner Meinung nach Blödsinn. Er sagt, alles andere bringt nichts. Obwohl er Null Erfahrung hat mit Hunden... Ich weiß echt nicht, was ich da noch sagen soll. Er will das nicht hören und ich will nicht so mit MEINEM Hund trainieren, wie er es für richtig hält, sondern wie ich es für richtig halte. Und ich bin die Letzte, die nicht offen ist für andere Meinungen. Aber er lobt ihn ja z.B. auch nie. Nur schimpfen usw., das ist aus seiner Sicht das Mittel der Wahl. Wie sollen wir so einen Kompromiss finden?? :hilfe:

  • Ich lese bei deinem Post auch raus, dass DU im Moment sehr unzufrieden bist. Dass es DICH stresst, dass du und dein Freund nicht "normal" in den Urlaub fahren könnt, dass DU (wahrscheinlich so richtig durch deinen neuen Freund in Fahrt gekommen) gestresst bist, weil er eben einige Macken hat.
    Ohne nun überhaupt ihn, die Situation zu kennen, habe ich das Gefühl, dass du unter dieser Situation leidest.
    Hast du schonmal mit einem Trainer gearbeitet? Ich habe ein ähnliches Exemplar zuhause und war anfangs selber total verstört, weil mit ihm ein Spaziergang, wo viele Fremde sind, für uns beide Stress war. Besuch bekommen war zwischenzeitlich auch ein absoluter Stressfaktor. Und wenn wir weg sind, leidet er, außer bei meinen Eltern, unglaublich.
    Daher haben wir uns professionellen Rat geholt, da ich auch gemerkt habe, dass so wie es war, teilweise untragbar war. Ich liebe ihn, sehr sogar, aber durch seine Ängstlichkeit gegenüber Fremden konnte ich vieles eben vorerst vergessen. Allerdings möchte ich daran was ändern, weil er und wir nicht zurückstellen sollen, und egal wie, einer würde es tun. Und wenn dich das genau so nervt wie mich, dann würde ich dir empfehlen, mit einem Trainer zu arbeiten, der Situationen, wie zum Beispiel das "Dulden/Ertragen" von Besuch, das "Dulden/Ertragen" von Fremden, mit euch zusammen anschaut und daran arbeitet.

  • jansens: Ja, du hast recht. Wir hatten bereits Ende des letzten Jahres dieses Thema zu lösen versucht. Wir hatten zwei Treffen mit Hundetrainern mit unterschiedlichen Ansichten. Eine Bekannte meines Freundes und meine Hundetrainerin. Die Bekannte meines Freundes meinte, dass Sammy nur eine strenge Hand braucht, dann funktioniert das schon. Frust und Stress waren für sie nicht relevant. Diese Meinung hat mein Freund voll angenommen und vertritt sie felsenfest, obwohl er sich nie mit dem Thema Hundeerziehung beschäftigt hat. Er sagt, Leckerlis geben usw. wäre ja einfach und das ist nur Ablenkung und funktioniert nur, man den Hund lockt. Was totaler Blödsinn ist. Er meint, alle Bücher, die ich habe, meistens Quatsch, meine Hundetrainerin hält er für bescheuert, weil sie eben positiv verstärkend arbeitet, ihn regt es auf, wenn ich mit dem Clicker konditioniere (und das mache ich wirklich nur, beim Training, nicht bei jedem Gassigehen). Kurzum: Er ist davon überzeugt, dass ich die ganze Zeit alles falsch gemacht habe und das er jetzt die Lösung weiß, alles andere akzeptiert er nicht, weil es eh nichts bringt. Und damit demotiviert er mich auch. Ich weiß ja, dass sich das ändern muss mit Sammy, aber nicht mithilfe der Methoden, die er sich zurechtgelegt hat, ohne dass er sich informieren will, wie Hundetraining überhaupt funktioniert. Das ist doch bescheuert... :verzweifelt:

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