konditionierte negative Strafe - wie sind eure Erfahrungen

  • Ich wollte dir nicht unterstellen in dauerhaftem Klinsch mit deinem Hund zu leben, das kann ich 1. von hier nicht beurteilen, 2. wäre es ziemlich anmaßend.
    Ich bin einfach nicht so emotional am Hund. Ich kann mich doch nicht ärgern, weil mein Hund etwas tut was mir nicht schmeckt, die machen das doch nicht aus Böswilligkeit.Ich gehöre zu den Bekloppten die sich über Reibungspunkte am Hund sogar freuen
    Ich hab auch die Erfahrung gemacht, dass viele Halter deutlich entspannter werden, wenn sie eine Möglichkeit an der Hand haben um Konfliktsituationen zu umgehen, oder zu managen.
    Auf die Beschwichtigung eingehen bringt dem Hund auch nichts, Alternativverhalten schon eher.

  • Nö, Böswilligkeit unterstell ich ihr ja gar nicht - Alternativverhalten, das hat sich die Nudel mittlerweile selbst beigebracht - die weiß genau wie sie mich um die Hundekralle wickeln kann.


    Mittlerweile beschränkt sie sich drauf:
    noch einmal volle Sahne reinwerfen, dann direkt zu Frauchen starten, wedeln, grinsen und sich anbiedern: "Guck mal, ich riech jetzt sooooo toll und es macht mir so eine Freude, da kannst Du mir doch gar nicht mehr böse sein, oder???".


    Immerhin müssen wir mittlerweile nur noch den Hals auf einer Seite waschen :D Saubiene :lol: :hilfe:


    So ein Gesichtsausdruck kommt da auf einen zu, nur mit offenen Augen wenn die Sonne nicht blendet......
    Da kann ich nimmer :lol:

  • Ich kann ehrlich gesagt noch nichts berichten, weil wir noch nicht wieder trainiert haben in die Richtung, das kommt bald erst noch.


    "Normales AJT" mache ich seit ca 1,5 Jahren fast 7 Tage die Woche - hier wimmelt es oft von Rehen. Und wir sind an dem Punkt, wo wir einfach nicht mehr weiterkommen damit. Ich will die konditionierte negative Strafe nicht gern benutzen, und ich fand's furchtbar, ihn beim ersten Training so zu sehen. Aber wenn mir das den Baustein liefert, der im Moment einfach fehlt, dann ist es das wert. Dann gewinnt ER nämlich an Lebensqualität und Freiheiten. Und dann sind die vergleichsweise kurzen Momente der Konditionierung dagegen gerechnet meiner Ansicht nach akzeptabel. Andernfalls läuft es nämlich auf ein Leben an der Schlepp raus, und bei dem Mangel an Fortschritten, den wir hier erleben, meine ich damit wirklich "ein Leben" und nicht "weitere 16 Monate" oder einen anderen begrenzten Zeitraum.


    Ich halte das ganze nicht für einen schnellen Trick durch den ich danach nie mehr Wert auf AJT-Grundsätze legen muss oder nirgendwo mehr eine Schlepp benutzen muss. Sondern für einen Pfeil im Köcher, der mir beim Management bestimmter Situationen helfen kann, die im Moment einfach nicht anders zu managen sind.


    Ich find das OT hier übrigens nicht schlimm sondern sehr interessant, also diskutiert gerne weiter, auch wenn's munter mit negativer und positiver Strafe durcheinandergeht. Liebe mods, bitte nicht dichtmachen!


    Gruss, jente

  • Zitat

    Hmmh, es gibt einen anderen Thread hier, da geht es um Frust beim Hund......


    Mit der Möglichkeit einer Bestrafung (ob negativ oder positiv) nehme ich doch bewusst diesen Frust in Kauf.
    Im anderen Thread war eine der Thesen, dass dieser Frust sich generell sammelt, zu vermeiden ist, außer ich biete wiederum ein Alternativverhalten, Belohnung, Ablenkung etc. an.


    Was im Endeffekt ja heißen würde: ich mahne, bestrafe - und belohne dann wieder.


    genau so sollte es ablaufen ...


    ein freundliches Zusammenleben mit den Hunden, was großteils aus Motivation und Lob besteht


    um aber in der Extremsituation etwas abbrechen zu können, muss ich dem Hund vorher erklären, was es heißt, was ich da verlange


    Unser Abbruchkommando ist "Scht"


    Wie habe ich meinen Hunden erklärt, was es heißt?


    Leckerlie in die geschlossene Hand (= wenig Ablenkung)
    wenn der Hund mich angeschaut hat, gelobt
    wenn er zum Leckerlie wollte, "Scht" und ihn angestupst, so dass er für einen Moment Kontakt zu mir hat
    diesen Kontakt belohnen, denn das will ich, dass "Scht" bedeutet: wende dich von dem ab, was du tust und nimm lieber Kontakt zu mir auf


    Nach und nach wurde die Ablenkung gesteigert bei sowas, bis Futter am Hund vorbei rollt und er es nicht nimmt


    auch draußen bei der Leinenführigkeit wurde damit gearbeitet ...
    seinen Weg gehen, ohne auf den Hund zu schauen, den Körper nicht zum Hund drehen
    trottet der Hund hinterher = ok
    läuft er leben mir und nimmt Kontakt auf = Lob
    ignoriert er mich, Richtung wechseln mit dem "Scht"
    folgt der Hund, ist alles gut, nimmt er Kontakt auf, wird belohnt, ignoriert er es weiter, wird er in die Leine laufen


    angefangen an kurzer Leine, später gerne an längerer


    dadurch, dass immer was "negatives" folgt, weiß der Hund, das Kommando ernst zu nehmen
    allerdings hat er nach dem Kommando in jeder Situation die Chance, selbst zu kommen, oder es drauf ankommen zu lassen


    so haben wir es aufgebaut und wir kommen sehr gut damit klar
    ich würde es mit jedem anderen Hund auch nach dem Prinzip handhaben, auch wenn Umsetzung sicherlich variiert

  • Nun ja, als Ersthundbesitzer hab ich das lange nicht so gezielt geübt und konditioniert.


    Unser wichtigstes Kommando ist "stop", also einfach stehen zu bleiben bis entweder das Auflösungswort "okay" kommt oder ein anderes Kommando.


    Es gibt einfach tausend Gelegenheiten dieses "stop" immer und immer wieder zu üben und das tun wir auch.
    Und klar gibts auch ein Lob dafür.


    Irgendwie scheint sie es verinnerlicht zu haben, dass dieses Kommando wichtig ist.
    Dass sie groß Frust deswegen schiebt, glaub ich nicht.
    In den meisten Fällen dient es zu ihrer Sicherheit und es dauert nur wirklich kurz.


    Vielleicht liegt es auch daran, dass sie als ehemaliger Angsthund extrem auf mich angewiesen war und irgendwo in ihrem Kopf sowas wie: die Olle weiß schon warum sie was will, hängen geblieben ist.
    Ob es sein könnte, dass ich es damit deshalb so leicht hatte???

  • Mal zum Thema Frust um jeden Preis vermeiden - ich halte das ehrlich gesagt für utopisch. Das Leben ist nun mal wirklich kein Ponyhof, für niemanden. Es wird immer Situationen geben, in denen Hund Frust schiebt, und nicht umsonst arbeitet man ja an der Frustationstoleranz.


    Und ich denke auch, dass bei der konditionierten Strafe nicht Frust das Problem ist - bei der negativen Strafe ist es glaube ich eher das Gefühl von Verzweiflung und Ausgeschlossensein, das wahrscheinlich viel schlimmer ist als Frust. Und deshalb glaube ich auch, dass dieses durchhalten des Ignorierens für die bestimmte Zeitdauer so wichtig ist, damit sich das Gefühl wirklich aufbauen kann und nicht nach einer Minisekunde schon wieder alles gut ist. Dann wäre der Marker hinterher nämlich nicht sehr eindrucksvoll, weil er nur einen kurzen Schreckmoment ankündigt. So kündigt er sozusagen das Ende aller Geborgenheit und den totalen Absturz ins Nichts an. Und das man dann zu verzweifelt ist, um jagen zu gehen oder anderes unerwünschtes Verhalten zu zeigen, kommt mir schon plausibel vor. Vor allem weil man ja akut ein viel aktuelleres Problem angehen muss, damit man das furchtbare Gefühl loswerden kann. Ich weiss nicht, ob das so stimmt, aber so habe ich es mir erklärt.


    Ich habe selbst noch ganz viele offene Fragen, die muss ich im Verlauf noch klären.
    Gruss, jente

  • Berichte bitte weiter :) Ich bin noch nicht ganz schlüssig ob ich es mit Nala auch probiere, denn wenn dann wäre ich auf mich allein gestellt da ich noch keinen Trainer finden konnte der mir den genauen Aufbau näher bringt und mich auf der Reise begleiten würde :/

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