Haben eure Hunde Schutztrieb?
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Okay, danke LucaNouk, JETZT habe ich verstanden, was ihr damit meint.
Und ich muss zugeben: hallo?! Das schrieb ich doch die ganze Zeit schon?!ZitatIch definiere es so: Wenn der Hund in seiner Skepsis bereit ist sich der Situation zu stellen und ggf. eine Gefahr dafür in Kauf nimmt, statt abzuhauen oder sich klein zu machen.
Schutztrieb muss ja nicht immer den Menschen beinhalten, es gibt auch durchaus Hunde die meinen sich selbst schützen zu müssen.
Schutztrieb ist mMn auch sehr eng mit Angst und Unsicherheit geknüpft.. wenn ich recht überlege habe ich noch keinen 'nicht- unsicheren' Hund getroffen, der sich/ andere zu schützen versuchte.Ich glaube es ist einfach so wie die 'Pampers'- Masche.
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Zitat
Hast du mal probiert statt jedesmal NUR die Ruhigen Momente zu belohnen durchgehend Leckerlies zu werfen, unabhängig davon ob er eigentlich bellt oder nicht?
Bei uns war der Anfang auch sehr schwer und es hatte sich ein ähnliches Verhalten gezeigt.
Das wichtige ist, dass du verstehen musst, dass das Ausleben seines Verhaltens für ihn stark selbstbelohnend ist. Mit dem Bellen befriedigt er sein Verlangen nach Glücksgefühlen selbst, JEDES Bellen wirkt für ihn also als Verstärker, macht ihn im Endeffekt happy und festigt sein Verhalten.
Wenn er also schon gebellt hat kannst du sogut wie nichts mehr machen.Ich beschreibe dir mal wie ich es gehändelt habe:
Ich bin gelassen in die Situation gekommen, habe des Sichten und das Anwesen sein von 'Gefahrengut' strikt belohnt (so 'Zeigen und Bennenen'- like).
Dabei habe ich IMMER belohnt, egal ob Hundi sich danach zum Bellen hat hinreissen lassen oder nicht. Sie sollte erst lernen, dass ICH der vorrangige Auslöser für Glück (Futteraufnahme hat auch etwas mit Glück zutun) bin, nicht das Bellen. Ihr Egopush sollte ihr als 'von Frauchen verursacht' im Gedächnis bleiben, damit sie überhaupt erstmal soweit ist, dass sie mich wahrnimmt.
Viele Hunde blenden ihr komplettes Umfeld aus, wenn es soweit ist und genau das wollte ich nicht.
Mit der Zeit hat sie also gemerkt: Hui, da kommt generell erstmal was tolles von Fraule.
Ich konnte dann langsam, langsam den Zweiten Schritt gehen und vorrangig (aber nicht nur!) ruhige Momente oder zumindest das nicht- bellen belohnen.
Sollte sie bellen, sich dabei aber zu mir umsehen, Hilfe oder Leckerlies bei mir suchen wurde das auch noch belohnt. Jeder Schritt in meine Richtung sollte sie daran erinnern, dass ihr Glücksgefühl von mir kommt, nicht von den Prozessen in ihrem Hirn.
Hatte ich sie dann soweit, dass sie sich oft zu mir bezogen hat, Hilfe gesucht hat, dann habe ich ganz langsam angefangen nur noch die ruhigen Momente zu belohnen.
Bellen wurde ignoriert oder (bei 'halbaufmerksamen' Verhalten mit einem Negativwort belegt ['Fräulein' zeigt an, dass ich Konsequenzen einleite, wenn das Verhalten nicht sofort unterbunden wird. Konsequenzen waren unter anderem, dass ich wegrenne, sie an die Leine kommt usw]) unterbunden.
Parallel dazu habe ich stark an ihrem Vertrauen gearbeitet. Geholfen hat mir dabei, dass ich mich an die unterschiedlichsten Orte gesetzt habe und sie einfach massiert habe.
Dabei sollte es so weit gehen, dass sie sich komplett entspannt, die Augen also zumacht und den Kopf ablegt, ihr Umfeld also ausblendet.
Das hat stark dazu beigetragen, dass sie gelernt hat sich mir anzuvertrauen. Sie braucht nicht immer unter Strom zu stehen, weil ich ihr deutlich mache, wann ich sie brauche und wann alles easy ist.Ich hoffe es war nicht zuviel Text für dich.
Also, auch wenn er den Menschen erblickt, bellt, soll ich Leckerchen werfen, ja? Wir haben übermorgen unseren ersten Trainertermin, werde mit ihr auch nochmal das Verhalten durchsprechen und sie das begutachten lassen. Ich schlage die Hände noch nicht über dem Kopf zusammen, aber ich weiß einfach noch nicht, wie ich richtig reagiere, um nicht die falschen Signale (FEIN machst du da ;-), aber wirklich sage "NEIN, du bist ruhig, hier ein Leckerchen") zu senden. Ich werde mit ihr auch mal die verschiedenen Ideenansätze von hier durchsprechen, ist auf jeden Fall eine gute Basis, denke ich. Beim Lesen musste ich schon ein wenig lachen, wenn er mittlerweile einen Menschen sieht, guckt er direkt zu mir, wie du es ähnlich beschreibst. Das ist doch schonmal ein kleiner Fortschritt, nur dass ich von der ganz anderen Seite aufgebaut habe. Lasse euch hier auf dem Laufenden, wie der Dienstag verlaufen ist.
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Zitat
Lasse euch hier auf dem Laufenden, wie der Dienstag verlaufen ist.
Super! -
Danke für deine Erklärungen LucaNouk. Ich glaub jetzt hab ich die Triebgeschichte erstmalig verstanden
Wenn der Hund ein Verhalten zeigt dass wir als "Schutztrieb" bezeichnen läuft das also letztendlich auf Selbsterhaltungs- oder Arterhaltungstrieb hinaus und ist bei bestimmten Rassen, die das ausgeprägter zeigen genetisch isoliert und verstärkt?
Kommt es dann gar nicht vor dass ein Hund seinen Menschen in einer Notsituation beschützt oder fällt das unter Arterhaltungstrieb weil der Hund für seine Gruppe eintritt? -
So würde ich sagen, ja.
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Es ist etwas komplexer als das. Jeder Hund hat einen Selbsterhaltungstrieb und jeder Hund hat zu einem gewissen Maß ein Bedürfniss seine Gruppe von der er ja abhängig ist vor übel zu bewahren.
Genau wie fast jeder Hund Interesse an sich bewegenden Objekten hat, meine sogar sehr, dennoch können sie nicht hüten.
Es gibt Hunderassen bei denen eine höhere Reaktionsfreude auf mehr oder minder bedrohlich empfundene Situationen, ein höheres Aggressionspotential und eben eine sehr hohe Ausschüttung von Endorphinen/ positiv-verstärkenden Neurotramsmittern bei Aggressionsverhalten, genetisch bedingt sind.
Genau diese Kombination unterscheidet für mich eben einen guten von einem nervenschwachen Hund. -
Zitat
Es ist etwas komplexer als das. Jeder Hund hat einen Selbsterhaltungstrieb und jeder Hund hat zu einem gewissen Maß ein Bedürfniss seine Gruppe von der er ja abhängig ist vor übel zu bewahren.
Genau wie fast jeder Hund Interesse an sich bewegenden Objekten hat, meine sogar sehr, dennoch können sie nicht hüten.
Es gibt Hunderassen bei denen eine höhere Reaktionsfreude auf mehr oder minder bedrohlich empfundene Situationen, ein höheres Aggressionspotential und eben eine sehr hohe Ausschüttung von Endorphinen/ positiv-verstärkenden Neurotramsmittern bei Aggressionsverhalten, genetisch bedingt sind.
Genau diese Kombination unterscheidet für mich eben einen guten von einem nervenschwachen Hund.
Okay, danke. -
Gute Statements Luca
Zitat...
und ich denke mal, darum ging es engelbert.
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Das denke ich auch und ich würde mich für engelbert freuen, wenn er deine Erklärung liest.
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Schutztrieb ist mMn auch sehr eng mit Angst und Unsicherheit geknüpft.. wenn ich recht überlege habe ich noch keinen 'nicht- unsicheren' Hund getroffen, der sich/ andere zu schützen versuchte.[/quote]
[/quote]
hm, jahein.
kann sein, dass der eine oder andere das mit schutztrieb verwechselt - aber für mich ist das nicht so.
schonmal einen herdenschutzhund bei der arbeit gesehen? ich meine wirklich "in the job" ?
da ist soviel souveränität dabei, soviel ruhe - da kommt soviel aus der einfachen "präsenz" - da ist nicht die geringste unsicherheit dabei.
der rennt nicht kläffend los, verprügelt den wolf/bären/viehdieb - nönö. wäre auch völlig kontraproduktiv - und energieverschwendung.
die lösen das anders. eher weniger über sinnloses "nach vorne gehen" sondern mehr in sozusagen "wohlüberlegten" abstufungen - das allerdings sehr kompromislos.
ganz ähnlich könntest du das wohl auch bei gabys neufis beobachten - oder auch in ansätzen schon bei meinem joey.
eine freundin hat ein ganzes rudel HSHs auf einem hof in ungarn - die arbeiten auch ähnlich. und ja, auch die sind sich sehr sehr sicher in dem was sie tun und wie. aus unsicherheit machen die das nicht.
für mich heisst "schützen" ja grad eben nicht, dass der hund sich auf alles stürzt was er sieht oder alles, was er hat, blindwütig verteidigt - sondern für mich ist das mehr das, wie ein HSH reagiert (bzw reagieren sollten. was sie zugegebener maßen hierzulande nicht immer tun).
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Aber es ist doch so: Allein das Wissen nun reagieren zu 'müssen' muss irgendwo herkommen.
Ein Hund, der keinerlei Skepsis in einer Situation hat wird sich logischerweise nicht dazu genötigt fühlen auch nur irgendwas zu tun, wozu auch.
Was also, statt Angst würde einen Hund dazu bewegen sich/ andere zu 'schützen'?
Angst muss ja nicht immer als 'Angst vor etwas' interpretiert werden, sondern kann auch als 'Angst um etwas' verstanden werden.PS: Herdenschutzhunde gibt es hier leider nur sehr rar. Ich hab also noch keinen in Action gesehen, nein.
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