Schattenfänger
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Hallo allerseits,
unsere Dackelhündin Walli, zwei Jahre und vier Monate alt, leidet zunehmend an einem Tick, der sie immer mehr in den Bann schlägt und nicht mehr los läßt: Schattenfangen!
Jetzt, da die Tage länger werden und die Sonne höher steht gibt es für sie nur noch Schattenfangen. Wenn sie im Garten ist, starrt sie stundenlang völlig gebannt auf den Boden und rennt wie närrisch hinter jedem Schatten hinterher (Vögel, Bienen, Insekten, etc.). Das nimmt inzwischen beängstigende Ausmaße an, da sich unsere Kleine dabei ziemlich verausgabt und nur noch durch Zwang davon abgehalten werden kann. Es ist schon fast eine Sucht. Lassen wir sie morgens in den Garten, dann geht das stundenlang ohne Unterbrechung hin und her.Gibt es einen Trick oder sowas wie eine Therapie, um dem Hund das abzugewöhnen? Für jeden hilfreichen Hinweis wäre ich Euch dankbar!
Martin
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Das ist obsessives Verhalten, neurobiologisch ähnlich dem Suchtverhalten.
Sollte man unbedingt unterbrechen, oder gar nicht erst zulassen,
da es selbstbelohnend ist.
Ich würde sie gar nicht mehr ohne Leine in den Garten lassen
und vor allem für spannende Ersatzbeschäftigung sorgen.Was macht ihr denn so mit ihr? Was darf sie 'arbeiten'?
LG
Chrissi -
Seh ich so wie mein Vorredner! unbedingt unterbrechen, bzw dafür sorge tragen, dass es erst gar nicht dazu kpmmt!
Ich kenn einen BC der das macht. Bei ihm war es maßlose unterforderung. Die Besitzer haben nun daran gearbeitet, versuchen ihn vernümpftig zu arbeiten und zwischendurch machen sie Ruheübungen. Einem Hund der dass so intus hat wieder ab zu gewöhnen, dauert sehr lange und es ist ganz wichtig, das Verhalten schon im Ansatz zu unterbinden.
Es können aber immer auch Krankheiten eine Rolle spielen. Das geht von der Schildrüse bis zu Neurologischen Störungen.
Was machst du denn mit deinem Hund? Ist sie viel sich selbst überlassen und sucht sich so ihre Beschäftigung?LG
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Hallo,
zuerst einmal vielen Dank für Eure Antworten! Eigentlich war mir schon klar, daß es nur die Möglichkeit gibt, ihr Verhalten konsequent zu unterbinden. Jetzt sitzt sie vor der Terrassentür und weint! Aber so ist halt das Leben!
Als mögliche Ursachen ihres Verhaltens nennt Ihr einmal: fehlende Beschäftigung
Nun, hierzu ist zu sagen, daß wir täglich ca. zwei Stunden in den Feldern unterwegs sind, wobei sie nicht angeleint ist und tun und lassen kann, was sie will. Außerdem ist sie durchschnittlich ein bis zwei Stunden täglich zusammen mit Pim, einem Lakeland Terrier, mit dem sie gerne spielt. Natürlich ist sie auch mal alleine zu Hause, aber nie länger als vier Stunden am Stück und das vielleicht ein mal wöchentlich. Von Unterbeschäftigung kann man eigentlich nicht ausgehen, aber ich lasse mich gerne eines Besseren belehren und bin für jeden Ratschlag dankbar!
Wie und womit könnte ich sie denn sinnvoll beschäftigen, um sie von diesem Schattenfangen abzuhalten?
Gibt es vielleicht irgendwelche Tricks, damit sie "rationalisiert", daß es sich nur um Schatten handelt? Ich habe mich schon neben sie gestellt und mit meinen Fingern vor ihrer Nase Schattenspiele veranstaltet. Aber sie reagiert nur auf sehr rasche Bewegungen, die sich über eine längere Strecke hinziehen.
Zum anderen nennt Ihr als mögliche Ursachen: Fehlfunktion der Schildrüse bis zu Neurologischen Störungen
Hier stellt sich natürlich die Frage inwieweit man das selbst (durch Beobachtung oder Tests) eingrenzen kann. Auch hier wäre ich für Tipps und Hinweise sehr dankbar!
Allen einen schönen Sonntag!
Martin
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Einmal würd ich sie dem TA vorstellen, um auszuschließen, daß ein körperlicher Befund vorliegt.
Das Suchtmittel natürlich verbieten, aber den Hund auch gezielt auslasten. Über die Felder laufen lassen ist ja eher nicht zielgerichtet...also eine hundgerechte Auslastung, "Arbeit" , wie Dummy, ZOS, oder ähnliches... -
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Zitat
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Als mögliche Ursachen ihres Verhaltens nennt Ihr einmal: fehlende Beschäftigung
Nun, hierzu ist zu sagen, daß wir täglich ca. zwei Stunden in den Feldern unterwegs sind, wobei sie nicht angeleint ist und tun und lassen kann, was sie will. Außerdem ist sie durchschnittlich ein bis zwei Stunden täglich zusammen mit Pim, einem Lakeland Terrier, mit dem sie gerne spielt.
Das ist keine Beschäftigung - Beschäftigung heißt, dass der Hund vom Kopf her gefordert wird und etwas ZUSAMMEN mit dem Besitzer tut.
Deinem Hund ist einfach stinkelangweilig, deswegen sucht er sich Ersatzbeschäftigung und jagd Schatten
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Was die medizinischen Fragestellungen angeht, würde ich zum TA gehen. Schilddrüsenwerte z.B.kann man im Blut untersuchen (Schilddrüsenprofil) und bei der Gelegenheit könnte man ja zumindest mal alle anderen Standardwerte mitmachen.
Wie alt ist der Hund denn?
Wie schon andere geschrieben haben: Spazierengehen verschafft dem Hund zwar die Möglichkeit sich zu bewegen und zu schnüffeln, ist aber nur ein Aspekt der Auslastung. Auch das Zusammensein / Spielen mit anderen Hunden ist u.a. gut für Aspekte des Sozialverhaltens, aber halt ebenfalls nur ein kleiner Aspekt.
Auslastung beim Dackel sollte sowohl seine Veranlagungen ansprechen als auch geistige Auslastung beinhalten. Einige Möglichkeiten wurden schon genannt. Mantrailing wäre etwas anderes, was ich empfehlen könnte. Zusätzlich Intelligenzspiele und kleine Tricks beibringen, z.B. mit Clickertraining.
Auch auf dem Spaziergang kann man immer wieder kleine Übungseinheiten einbauen z.B. zum Grundgehorsam oder kleine Tricks, wie z.B. Slalom durch die beine laufen oder auch kleine Suchspiele.Wichtig ist, MIT den Hund zu arbeiten -- zwei - drei mal am Tag für ein paar Minuten reicht da schon aus -- und mit ihm gemeinsam die Erfolge zu feiern. Wenn der Hund es nicht gewöhnt ist, zu lernen, dann kann es ein bisschen dauern -- aber wenn er mal verstanden hat, dass Ausprobieren zum Erfolg führt, wirst du sehen, wie ehrgeizig und arbeitseifrig so ein Dackel ist. Zu sehen, wie so ein kleiner Hund dann in den Arbeitsmodus verfällt ist ist wirklich eine Freude und selbstbelohnend für den HH.
Bedenke dabei, dass ein Dackel ein Solitärjäger ist, d.h. seine genetische Veranlagung ist eher so, dass er -- wenn man nichts anderes fördert -- eher so der Einzelkämpfer ist. Der will to please ist nicht sehr ausgeprägt, das brauchte er bei seiner ursprünglichen Aufgabe nämlich nicht. Aber, wie schon erwähnt, der Dackel ist ehrgeizig, mutig, intelligent und ein Arbeitshund. Wenn er merkt, dass er Erfolg hat und dann gefeiert wird, ist er mit Feuereifer dabei.
Wenn er bei Deinen Angeboten, sich mit ihm zu beschäftigen, erst einmal zögert -- erkenne es einfach als das was es ist. Der Dackel wurde gezüchtet, sich einem größeren Gegner (Dachs, Fuchs) alleine auf dessen Territorium zu stellen. Das erfordert nicht nur Mut, sondern auch die Fähigkeit, eigene Entscheidungen zu treffen, von denen das Überleben abhängt. Daher kommt auch das typische "erst mal überlegen bevor ich mache was mein Mensch sagt", dass man selbst bei gut erzogenen Dackeln immer noch ansatzweise sehen kann (und wenn es nur den Bruchteil einer Sekunde dauert). Ich nenne das die Dackel-Gedenksekunde. Wenn du deinem Dackel beweisen kannst, dass Deine Entscheidungen (aus Hundesicht) immer gut sind, dann kannst du beobachten, dass die Dackel-Gedenksekunde immer kürzer wird.
Ich hoffe, es sind ein paar Anregungen dabei. Der Dackel ist ein toller Hund und ein großartiger, auch ein lustiger, Begleiter -- wenn man ihn versteht und nicht unterschätzt.
Der Zeitaufwand ist gar nicht so groß, wie es sich vielleicht anhören mag. Wichtig ist sich täglich regelmäßig -- und sei es nur zwei - drei mal ein paar Minuten -- nicht nur mit dem Hund zu beschäftigen, sondern ganz gezielt gemeinsam mit ihm etwas zu lernen. Mantrailing oder die anderen hier vorgeschlagenen Aktivitäten wie z.B. ZOS fördern zusätzlich auch die Bindung und sind eine gute Auslastung. Man kann z.B. einmal in der Woche -- anstelle des großen 2 stündigen Spaziergangs -- zum Trailen zu gehen, so hat man keinen zusätzlichen Zeitaufwand.
Das Verhalten, das dein Dackel derzeit zeigt ist sehr bedenklich. Unterbinden reicht nicht aus, man muss ihm etwas anbieten (und natürlich auch medizinische Gründe ausschliessen). Im Garten sollte er bis auf weiteres nicht mehr sich selbst überlassen bleiben.
Liebe Grüße
Raven mit Timon
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Ich finden, im Alleingang sollte hier nicht so viel versucht werden. Am Ende macht man noch mehr kaputt. Der erste Weg sollte der TA sein, um mögliche krankheitsbedingte Ursachen abzuklären. Parallel solltest du dich an einen guten Hundetrainer/-psychologen wenden. Allerdings würde ich mich da gut informieren, es gibt echt viele, die sich für toll und professionell halten ......
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Ich würd auch erstmal zum TA, um das gesundheitliche abzuchecken.
Ist dann alles OK, nen Trainer suchen, der mir das beste Arbeiten mit dem Hund zeigt.
Von hier aus ne Ferndiagnose zu machen, ist ziemlich schwierig, da keiner von uns den Hund ja kennt. -
Kommt das Dackelmädchen aus jagdlicher Zucht? Ich würde vermuten, dass sie irgendwann bemerkt hat, dass Schatten jagen "Spaß macht", sprich eine Hormonausschüttung bewirkt, ähnlich wie beim richtigen Jagen von Beutetieren. Da dieses Verhalten stark selbstbestätigend ist und auch eine gewisse Sucht entstehen kann, würde ich es direkt im Ansatz unterbinden. Das heißt aber auch, dass sie nicht mehr allein in den Garten kann.
Je nach dem wie ritualisiert das Ganz schon abläuft, ist es natürlich sehr schwierig das wieder aus ihrem Kopf zu kriegen. Ablenkung durch irgendeine Form von Beschäftigung wäre also sicherlich gut. Vielleicht hat sie ja Spaß an Fährtenarbeit oder ähnlichem? -
- Vor einem Moment
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