Leinenpöbeln - es wird nicht besser

  • Ich bin verzweifelt! Mein Hund (ca. 2,5 Jahre, intakter Rüde) rastet an der Leine regelmäßig aus. Er muss den anderen Hund dabei nicht einmal sehen. Wenn einer auf der anderen Straßenseite läuft und von Autos verdeckt ist, genügt das Erschnuppern.


    Ich bin immer versucht, Muster zu erkennen, und es scheint auf andere Rüden beschränkt zu sein. Hier sind es aber auch nicht alle. Im Freilauf gab es noch nie Probleme.


    Mittlerweile haben 4 Trainer die Waffen gestreckt und meinen Racker als "nicht erziehbar" abgetan (u.a. weil auch der Rückruf überhaupt nicht klappen will und er auch Passanten/Radfahrer bisweilen angeht).


    Seit 2 Monaten versuche ich es nun mit Zeigen & Benennen. Solange sich andere Hunde von uns in großer Distanz entfernen, klappt das auch (nach 2 Monaten (!)). Wenn aber ein Rüde kommt, wird das nichts und ich habe den Eindruck, jede Begegnung macht einen noch so kleinen Erfolg sofort zu Nichte.


    So, den Frust musste ich mir mal herunter schreiben, denn Spaß beim Spaziergehen sieht anders aus :( :

  • Huhu,


    er ist ein Terrier-Mix, ja?
    Weißt Du, welcher Terrier mitgemischt hat?


    Erzähl doch ein bisschen, was Du bisher versucht hast und vor allem wie lange =)


    Und wie verhält er sich sonst, also Dir gegenüber, wie ist er zu Hause?
    Im Freilauf ist er mit allen verträglich?

  • Ohne Leine klappt es gut, ja?
    Wie wäre es denn dann damit:
    Du kaufst dir eine 20m lange, sehr dünne aber reissfeste Schleppleine (gibt es im Outdoorshop).
    Diese Leine hat er beim Gassi fast immer an (es sei denn ihr befindet euch auf Terrain, auf dem das nicht so produktiv wäre).
    Dein Hund soll quasi garnicht das Gefühl haben, dass er an der Leine ist.
    Funktioniert das mit der Schleppleine, sodass er andere Hunde duldet fängst du an einen Karabiner am Halsband (zusätzlich zur Schleppleine) zu befestigen. Das machst du gefühlte 89378291730291389 mal, damit er sich an das Geräusch des Karabinerklickens gewöhnt.
    Macht er dann immernoch keinen Terz bindest du ein kleines Stück Leine an den Karabiner. Gleichzeitig kürzt du die Schleppleine immer ein Stück weit.
    Die Leine soll immer länger und die Schleppleine immer kürzer werden, bis du schließlich eine vollständige Leine am Hund hast, ohne dass er unsicher ist.
    Parallel dazu würde ich den Gehorsam üben und mich für den Hund immer sehr intressant machen.

  • Leinepöbeln wegzutrainieren ist ein Ding, was unheimlich lange brauchen kann und es oft nur in Minischritten vorwärts geht. Ich kann deine Verzweiflung absolut verstehen, es bringt einen meist echt nahe daran aufzugeben.


    Leinepöbeln ist meist ein Symptom von irgendetwas völlig anderem und so wie sich das liest, hast du wahrscheinlich noch nicht an der Ursache gearbeitet. Mögliche Ursachen können sein (ohne Anspruch auf Vollständigkeit): zu viel/zu wenig Kontakt zu anderen Hunden, zu wenig Auslastung, schon zuviel Stress durch andere vorangegangene Situationen (Aufgedrehtsein beim Leine anziehen, beim Verlassen der Wohnung), Krankheiten, erlerntes Verhalten, Unsicherheit, mangelnde Führung, Revierverteidigung usw.


    Wie lastest du ihn denn aus? Kann er mal runterfahren oder steht er ständig unter Strom? Ansonsten schließe ich mich den Fragen von Asterix an.

  • ja, du hast mein volles mitgefühl, leider habe ich auch keinen guten rat zur hand.


    meine hündin neigt auch dazu, aber natürlich nicht in dem ausmass. bei ihr liegen die ursachen sicher an territorialem verhalten, und dem versuch, auszuloten, wer hier das sagen hat ( sie oder ich! nicht der andere hund) . seit sich unsere beziehung verbessert hat, sprich sie begriffen hat, dass ich das sagen haben, geht es langsam besser.


    und es hat tatsächlich viel mit der (inneren) haltung des HH zu tun. aber wer könnte dir verdenken, dass du schon innerlich abdankst, sobald du einen anderen hund siehst.... ?

  • Fibi hat das auch eine zeitlang gemacht. ich habe sie einfach mit ihrem lieblingsspielzeug abgelenkt. so das die anderen hunde total uninteressant waren. und dann immer gelobt. jetzt stellt sie zwar immer noch das fell hoch aber zumindest kläfft sie nicht mehr.


    Viel Glück

  • Habt ihr ein Kommando wie "Lass" das sein?


    Wenn man das mit einfachen Sachen zu Hause in reizarmer Umgebung aufbaut klappt das auch in Stresssituationen und kann wunderbar für jedes unerwünschte Verhalten benutzt werden.

  • Hoppla, hatte wohl vergessen, die Benachrichtigung über neue Antworten zu aktivieren. Danke für die vielen Beiträge.


    Im Freilauf gibt es kein Problem mit anderen Rüden. Wird er bedrängt, zeigt er zwar deutlich, dass er das nicht möchte, setzt aber nicht nach und geht auch sonst Konflikten aus dem Weg. Es ist auf jeden Fall ein Foxterrier drin, den Rest weiß man nicht.


    Anzahl der Hundekontakte: Er trifft ca. alle 3 Tage Hunde, mit denen er auch rennen kann. Er ist halt immer riskant, da er, sobald der andere Hund nicht mehr interessant ist, die Nase auf den Boden nimmt und spuren nachgeht. Abrufen ist dann nicht mehr.


    Aufgedrehtsein beim Leine anziehen, beim Verlassen der Wohnung: Auf dem Nachbargrundtsück wohnen 3 Hunde und von einem der Rüden wurde er beim Spazierengehen bereits angefallen (der andere war nicht angeleint). Ich kannte bisher nur Hunde, die sich freuen, wenn man die Leine holt, aber er haut regeläßig unter den Tisch ab, wenn es rausgehen soll. Wenn wir aber ein paar Meter gelaufen sind, hat sich wieder beruhigt. Wenn es ins Feld oder in den Wald geht, ist er sehr lange gar nicht ansprechbar, da er immer mit der Nase am Boden unterwegs ist.


    Unsicherheit: Kann schon sein. Er knurrt/bellt auch ihm unbekannte Sachen an.

    mangelnde Führung:
    keine Ahnung. Das liest man ja immer wieder, aber nicht, wie eine gute Führung aussieht. Auch die vier bisherigen Trainer konnten das nicht so recht beantworten. Das waren so Sachen, wie ihn körperlich abdrängen (interssiert ihn 0) oder wir haben auf dem Feld ständig Richtungswechsel an der Leine gemacht. Wie gesagt, wie diese Führung aussehen soll, weiß ich bis heute nicht.


    Wie lastest du ihn denn aus? Kann er mal runterfahren oder steht er ständig unter Strom?
    Ich clickere (shaping) und mache ZOS. Ansonsten mach ich Spaziegänge im Feld/Wald (immer an der Schlepp) und übe dort, haupsächlich den Rückruf. In der Wohnung kann er abschalten und ruht sich aus, ja. Er springt zwar auch auf, wenn man sich bewegt, aber nach kurzer Zeit und wenn er merkt, es passiert nicht, legt er sich wieder hin.


    Parallel dazu würde ich den Gehorsam üben und mich für den Hund immer sehr intressant machen.
    Eigentlich hört er ;b In der Wohnung kann ich ihm jeden Scheiß beibringen, nur nicht, dass er andere Hunde/Radfahrer/Passanten in Ruhe zu lassen hat. Er läuft auch 1A an der Leine. Interessant machen hat bisher noch niemand geschafft und es wurde viel versucht. Reizangel, Futterbeutel, Spielzeug: alles uninteressant draußen.


    Erzähl doch ein bisschen, was Du bisher versucht hast und vor allem wie lange.
    Im Prinzip wollten es alle Trainer auf die selbe Art versuchen: Bereits das Fixieren mit unserem Abbruchsignal (lass es) zu unterbinden und mit Hilfe der Wasserflasche dem ganzen Nachdruck verleihen. Das Angehen von Radlern oder Passanten hat er in Beisein der Trainer nie gezeigt und auch ich kann es nicht vorhersagen, bei wem sich der Schalter umlegt. Das Lass es kam beim ihm aber wohl nie an, da er vermutlich schon zu hochgedreht war. In ruhigen Umgebungen klappt es, wobei das ja immer Traniert wird, indem vom Futter abgelassen werden soll und nicht als "Hör auf, den Hun zu fixieren". Das wurde über ein paar Wochen pro Trainer versucht, dann von Seiten der Trainer aufgegeben, da angeblich ein hoffnungsloser Fall.


    Nun arbeite ich wie gesagt seit 2 Monaten mit dem Zeigen und Bennen. In 60% der Fälle geht der Click aber ins Leere, da er keinerlei Reaktion zeigt und auch die unter die Nase gehaltene Leberwurst nicht zieht. Da kann der andere Hund auch noch so weit weg sein. Bringt das Clickern dann überhaupt etwas? Heute ging es aber ganz gut. Ich habe schon gesehen, das jemand mit seinem Hund kommt und viel schneller unterwegs ist, also bin ich in eine andere Straße eingebogen, um sie vorbeizulassen. Da hat Z&B funktioniert. Die anderen sind dann also vor uns gelaufen und Freki (so heißt mein Übeltäter) konnte sich nach dem Clicken ab und an zu mir umdrehen. Wir sind also noch weit davon entfernt, dass er selbständig schaut und ich ein Kommando nutzen kann (nach 2 Monaten!). Die beiden vor uns haben hinter einer Kurve gewendet und sind auf uns zu gekommen und schon war Alarm angesagt. Wie gesagt habe ich immer den Eindruck dann gleich wieder von Null anfangen zu müssen.


    Zur Schleppleine: Das lässt sich hier an der Straße und auf den Fußwegen leider nicht umsetzen.


    Habe noch etwas überlesen. Zum innerlichen Abdanken. Ich hatte echt eine Phase, der ich mir bei Hundesichtung dachte, schei** drauf, lass ihn doch und habe mich in andere Gedanken versunken. Häufig sieht man den anderen Hund ja nicht mal kommen, der er um die Ecke abbiegt. Auch bei Radfahrern denke ich nicht daran und bin dann um so mehr überrascht, wenn Freki sie dann angeht (nachdem er gerade nich geschnüffelt hat).

  • Ich denke ich würde es weiter mit Z&B versuchen.
    Es ist bestimmt noch ein langer Weg, mit unserem Border Hündin trainiert meine Tochter seit ca. 6 Monaten und jetzt sieht man auch endlich deutliche Erfolge. Aber es immer noch so, dass sie ins Feld ausweicht oder sonstwie einen für den Hund akzeptablen Abstand zum 'Feind' herstellt.

  • Vielleicht hab ich es überlesen, aber wie hast du auf sein Pöbeln reagiert bevor du mit Z&B angefangen hast?
    Ich arbeite mit Fini so ähnlich am Bellproblem, aber halt ohne Clicker^^ Bevor ich damit angefangen habe, habe ich ihr Verhalten eine ganze Weile lang ignoriert, weil sie kaum ansprechbar war. Dann bin ich immer Bögen gelaufen, damit sie nicht direkt auf den anderen Hund zu gehen muss. Anfangs bin ich sogar einen Bogen gelaufen, wenn der andere Hund 50-100m entfernt war!
    Wir haben glaub ich Ende September mit dem Ignorieren angefangen und 2 Wochen später hab ich dann unsere Art von Z&B eingeführt und seit dem üben wir. Der Abstand ist jetzt bei etwa 3-5m je nach Hund. Manchmal müssen es aber auch wieder 10m sein.
    Es wird noch lang dauern, bis es vollkommen normal ist an einem anderen Hund vorbei zu gehen ohne sich aufzuführen^^
    Nicht aufgeben! Mit Z&B kommt ihr bestimmt besser weiter, als mit Wasserflaschen und ähnlichem...

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