Verstärkt Zuwendung tatsächlich die Angst des Hundes?

  • Mit unserer neuen Hündin haben wir eine riesige Baustelle - ihre Angst vor fremden Menschen. Besucher Zuhause machen ihr größten Streß und sie ist eigentlich nur halb geduckt am ausweichen. Menschen auf dem Gassigang versucht sie voller Angst auszuweichen und sie mit in ein Restaurant oder zu Besuchen zu nehmen ist noch absolute Utopie.

    Mein Wissensstand ist: ignorieren, um die Angst nicht zu verstärken...

    Jetzt habe ich aber einen link bekommen und der hat mich sehr zum nachdenken gebracht. Ist mein Wissensstand veraltertes Fehlwissen? Sollte ich mich anders verhalten?

    http://www.cairn-energie.de/bunthund/trafensich.html

    Bin sehr auf die Diskussion gespannt und erhoffe mir dadurch natürlich auch Hilfe.

  • ich denke, Ignoranz kann in bestimmten Momentsituationen helfen
    z.B. es knallt ein mal
    ich kann den Hund betüddeln oder mein Zeugs weiter machen, ich tendiere da zum 2.

    hat der Hund aber dauerhaft Angst, benötigt er Sicherheit und das Wissen, dass ich da bin und er sich sicher fühlen kann
    da hat Ignoranz sicherlich eher den entgegengesetzten Effekt

    ich reagiere da vollkommen stuationsbezogen unterschiedlich

  • Wenn Amy grundlos rumjammert ignorier ich sie. Wenn sie aber wirklich Angst hat dann zeig ich ihr, ich bin hier und es ist alles in Ordnung. Also der Mittelweg. Ich spreche sie mit fester freundlicher Stimme an, stelle Blickkontakt her und versuche z.B. ihre Aufmerksamkeit auf etwas positives zu lenken. Je nach Situation, wenn sie sich zum Beispiel erschreckt hat oder ängstlich ist dann ruf ich sie zu mir und rubbel ihr ordentlich durchs Fell und spreche fröhlich mit ihr. So mach ichs mit meinen Kindern auch und bei beiden hat es immer gut funktioniert. ;)

  • Eine sehr interessante Frage!!!

    Meiner Erfahrung nach kommen mehrere Komponenten zusammen.

    Anfangs hätte ich in manchen Situationen machen können, was ich wollte, wenn mein Hund vor neuen Dingen Angst hatte, konnte ich ihn nicht beruhigen.

    Heute nehme ich an, es erfordert Zeit bis man seinen Hund beruhigen kann.

    Der Hund muss spüren und lernen, dass er seinem Menschen vertrauen kann. Wenn der Mensch sagt "alles okay", dann ist alles okay. Sagt der Mensch "Vorsicht", dann muss Hund eben aufpassen.

    Mein Hund versteht viele Worte, die die meisten Hunde, die ich kenne nicht verstehen. Das wiederum vereinfacht mir die Kommunikation mit meinem Hund und daher kann ich ihm die oben angeführten Worte sagen und er versteht sie. Das ist natürlich ein längerer Weg und nur, wenn man diesen in Kauf nimmt, kann man solche Erfolge verbuchen. Mir hat es unheimlich viel Freude bereitet, zu sehen wie mein Hund lernt.

    Ignoriert habe ich die Ängste meines Hundes zu keinem Zeitpunkt. Entweder bin ich die Dinge angegangen oder ich habe seiner Angst nachgegeben, weil es in dem Moment nicht anders ging. Heute hat er keine Angst mehr vor der erwähnten Situation, weil er merkt, dass ich keine Angst davor habe und, weil er mir inzwischen vertraut.

  • Hast Du denn keinen souveränen Hund in der Nähe, von dem sich Euer Schnuckel das ein oder andere abgucken könnte und der mit Euch zusammen rausgeht ? Ich bin ja auch eine Weile mit den Besitzern von Terrys Sohn zusammen mit meinen Hunden spazieren gegangen. Der Rüde hat sich dabei sehr an meinen Hunden orientiert und wurde wesentlich umgänglicher. Leider haben wir ja wegen Terrys Kastration pausieren müssen, die Leute hatte ich dann am vergangenen Samstag mit dem Hund getroffen und er hat solche Rückschritte gemacht. Total schreckhaft, hat sich gleich auf den Boden geworfen. Ich bin unendlich traurig. Dabei war er schon so gut drauf.

  • Das kommt stark auf den Hund drauf an.
    Wenns bei meiner Hündin aufm Spaziergang knallt, reagiere ich entweder gar nicht oder ich mach Party und lenk sie ab. Kommt eben drauf an wie sie reagiert, schaut sie nur kurz dann ersteres, merke ich dass sie unsicher wird, lenk ich sie ab.

    Bei der Angst gegenüber Menschen muss man denk ich aufpassen. Der Hund muss lernen, dass er bei dir sicher ist, sprich du nimmst ihn wenn sie unsicher ist eventuell hinter dich und lässt sie immer selbst entscheiden ob sie sich anfassen lassen will, oder nicht. Wenn sie lernt, dass du regelst, wann sie angefasst wird und sie sich hinter dir verstecken kann, wird sie ws auch schnell sicherer werden, war zumindest bei uns so.
    Nur Achtung, falls sie dann aus Unsicherheit etwas Aggro wird, musst du natürlich Grenzen setzen. Also wenn sie sich dann hinter dich setzt und anfängt die andern anzumotzen.

    Hätte ich Bonnie jedesmal betüddelt wenn sie Ängstlich reagiert hat, wäre sie vermutlich nicht da raus gekommen. Damit mein ich aber ein "oooh du armes Hundi, *täschtl tätschl*" und auf den Hund einreden. Ich hab sie natürlich auch, zB bei Gewittern Kontaktliegen lassen und sie gestreichelt, aber das half ihr.

    Ich glaub das muss wirklich jeder für sich selbst und seinen Hund kennenlernen und vor allem den Hund lesen lernen.
    Ferndiagnosen bei Angstsituationen sind immer schwer zu stellen.

    Zitat

    Mit unserer neuen Hündin haben wir eine riesige Baustelle - ihre Angst vor fremden Menschen. Besucher Zuhause machen ihr größten Streß und sie ist eigentlich nur halb geduckt am ausweichen. Menschen auf dem Gassigang versucht sie voller Angst auszuweichen und sie mit in ein Restaurant oder zu Besuchen zu nehmen ist noch absolute Utopie.

    Zu Hause würd ich ihr nen Rückzugsort geben, bei dem sie wirklich sicher ist. Das heißt dort wird sie nicht angefasst, nicht gelockt - einfach in Ruhe gelassen.
    Und auf Spaziergängen: ablenken, gegebenenfalls "unfreundlich" sein und bei den Leuten nicht stehen bleiben falls sie ein Gespräch oder so wollen - ist unnötig stressig für den Hund. Und nicht von jedem antatschen lassen, also wie oben beschrieben..

    Vielleicht hilfts dir ja, so ungefähr haben wir gehandelt.
    (Bonnie hat sich als Welpe/Junghund eingenässt wenn sie Männer nur sah)

    mollrops, Zweithund hilft gut. Wenn Nico dabei war, wars mit Bonnie nur halb so schlimm. Allerdings finde ich, dass diese Hunde auch lernen solltne, allein mit solchen Situationen umzugehen. Wenn der souveräne Zweithund nicht im gleichen Haus wohnt, wirds sonst kompliziert wenn sie sich zu sehr auf den verlässt.

  • Wenn ich es falsch anpacke, dann kann ich die Angst des Hundes verstärken, mache ich es richtig, dann bin ich Schutz und Sicherheit für ihn.

    Nehmen wir den Tierarzt, nicht selten sieht man dort Leute die ihren Hund hektisch streicheln und immer wieder sagen "alles ist gut". Durch ihr Verhalten vermitteln sie ihrem Hund, dass da echt was los ist, ein echter Grund um Panik zu kriegen. Würden genau diese Leute einfach nur bei ihrem Hund sein, ihm je nach Hund (manch ein Hund mag z.B. kein streicheln, wenn er Angst hat) Sicherheit geben, dadurch, dass er sich zwischen ihre Beine stellen kann, das man den Hund langsam streichelt, dass man ihn einfach beisteht indem man die Hand auf ihn legt oder ähnliches, dann würden sie ihrem Hund viel mehr helfen.

    Ich denke es ist stark situationsabhängig. Was man nicht machen sollte ist das Fluchtverhalten, was ein Hund in einer beängstigenden Situation zeigen kann zu unterbinden, so nach dem Motto "siehst du ich bin ganz entspannt, also sei du es auch und halte das jetzt aus". Wenn man das macht, kann dies zu Panik und/oder Aggressionen führen. D.h. ich respektiere in dem Moment (sofern es mir möglich ist) die Angst meines Hundes und nehme ihn aus der Situation (z.B. Angst vor bestimmten Menschen). Ich führe ihn nur so weit an den Angstauslöser ran, wie er es aushält.

    Ein schwieriges Thema ... von Hund zu Hund unterschiedlich zu bewerten.

  • jein - es kommt immer auf Hund und Situation an.

    Wenn du dem Hund bei jedem Böller und jedem Müllauto "beruhigend" zusprichst, machst du unter Umständen erst ein Thema draus. Der Klassiker ist da wirklich das gemeinsame Schlottern beim Tierarzt.

    Aber einem Hund, der zwar Angst hat, dann aber doch anfängt, sich z.B. einem unbekannten Objekt zu nähern, verbale Rückendeckung zu geben, kann schon sehr hilfreich sein (wieder je nach Hund: manche möchten bei sowas aber auch einfach in Ruhe gelassen werden!)

    Und wenn sogar das Fluchttier Pferd lernen kann, auf ein beruhigendes "Ist alles gut!" an etwas vorbeizugehen, vor dem es sich "eigentlich" fürchten würde, lernt ein Hund das meiner Meinung nach erst recht.

    ABER: Es ist wirklich wieder eine total individuelle Sache, je nach Hund/Halter und Situation.

  • Schade Malika, das kann ich nicht lesen, denn ich bin nicht in solch einem Laden angemeldet... :sad2:

    Ja, ein souveräner Hund hilft sehr, aber eben von solch einem haben wir sie ja zu uns nach Hause geholt. Sie hatte in ihrem früheren Zuhause keine Kontakte oder Aktionen ohne den souveränen Ersthund. Sie lief einfach nur irgendwie mit und wenn sie unbequem oder Ahnliches wurde kam sie meiner Meinung nach ins Auto oder in den Zwinger. Also würde ich ihr nicht gerne ständig einen anderen Hund mit an die Seite stellen, denn sie soll ja mit uns alleine sicherer werden. Mit anderen Hundehaltern hat sie keine Probleme, nur mit Menschen ohne Hund. Sie war halt von der Welpenzeit an ganz offensichtlich mehr auf den Ersthund geprägt als auf Menschen.

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