Verstärkt Zuwendung tatsächlich die Angst des Hundes?

  • Ich finde auch, das hängt von dem Hund ab. Die Hündin meiner Tante bekommt keinerlei Aufmerksamkeit, sie steigert sich dadurch nur rein. Meine kennen ein Geräusch und eine gewisse Art des streichelns, das heißt 'alles gut, es passiert nichts, ich pass auf' und das bekommen sie in Angst-Situationen auch.
    Juri darf nicht flüchten, aber er darf meine Nähe suchen (dann gibt's das Geräusch und das streicheln). Es hilft ihm zu entspannen :nixweiss:

  • Ah, okay.
    Dann mache ich das mal so :

    Lasst Eure Hunde nicht allein, wenn sie Angst haben!
    von Diana Drewes, Dienstag, 20. Dezember 2011 um 21:41

    Aus gegebenem Anlass, fühle ich mich genötigt noch einen weiteren kurzen Newsletter vorm Jahreswechsel heraus zu geben.

    Wie ich im Internet erfahren habe, wurden „durch eine Angleichung der Gesetzeslage in der EU 2011 die strengen deutschen Gesetze für Feuerwerksbatterien gelockert. Der Grenzwert für die maximale Menge an Sprengmasse wurde verdreifacht. Es ist daher an Silvester mit deutlich lauteren Böllern und mehr Lärm zu rechnen. Schlimmere Unfälle durch Feuerwerkskörper werden befürchtet. „ (Zitat Pressemitteilung ggtm.de)


    Nicht nur in dieser Presse-Mitteilung, sondern überall sind gerade wieder Beiträge zu lesen, dass man seinen Hund bei Angst auf keinen Fall trösten darf, weil man die Angst dadurch nur verstärken würde.

    Hier sei nun gesagt: „DAS IST QUATSCH!“

    Niemand käme (hoffentlich) auf die Idee, sein Kind Silvester zu ignorieren, wenn es hochgeschreckt von einem Böller auf dem Balkon weinend im Wohnzimmer steht.

    Warum nur ist es bei Hunden dann so selbst verständlich?


    Ja, es ist überall zu lesen. Aber nein, niemand kann wissenschaftliche Studien nennen, in denen das erwiesen wurde.

    Man kann Emotionen (und Angst und Panik sind solches) nicht belohnen und somit verstärken. Das würde voraus setzen, dass der Hund (oder auch Mensch) bewusst Angst haben kann, quasi auf Signal.

    Kann jemand von Euch ernsthaft auf Knopfdruck Angstschweiss und erweiterte Pupillen, zitternde Stimme und was sonst noch dazu gehört „einschalten“? Natürlich inkl. aller messbaren Werte der beteiligte Hormone und Co.

    Nein?

    Hm... Verstärkung heisst aber, dass ein sich lohnendes VERHALTEN häufiger gezeigt wird. Das bedeutet, der Hund zeigt ganz bewusst eine Handlung erneut, um einen Vorteil daraus zu ziehen.

    Wenn nun aber eine Angstreaktion gar kein bewusstes Verhalten ist, wie kann der Hund es dann bewusst zeigen? (kleine Denkpause)


    Was wir mit den Emotionen tun können, ist sie zu verändern. Wir können negative Emotionen noch weiter verschlechtern oder sie verbessern durch gute Stimmung.


    Ein Beispiel aus der Praxis:


    Stellt Euch vor, ich hätte panische Angst vor Mäusen. Wann immer ich sie sehe, springe ich schreiend reflexartig (!) auf vorhandene Anhöhen.

    Wenn nun mein Mann todesmutig *g* immer die Maus sofort einfängt (natürlich mit einer Lebendfalle), geht es mir sofort wieder entsprechend gut. Mein Körper braucht natürlich noch eine Weile, sich aus der Alarmbereitschaft wieder zu beruhigen.

    Der landläufigen Meinung nach, hat mein Mann mein Verhalten also verstärkt und ich müsste in Zukunft noch mehr Angst vor Mäusen haben oder noch stärker auf sie reagieren.

    Ist dem wohl so? (Denkpause)

    Wenn mein Mann sich jetzt aber bemühen würde, mir jedesmal meine „Rettende Zuflucht“ wegzuziehen, während ich versuche drauf zu springen und auch noch sagen würde „die tun doch gar nix, stell dich nicht so an“ – wie würde es mir dann wohl gehen?

    Nach der landläufigen Meinung hat er meine Angst ignoriert, es müsste also besser werden. Aber tut es das wirklich?

    NEIN! Im Gegenteil! Nun habe ich nicht nur Angst vor Mäusen, sondern auch noch eine kaputte Beziehung, weil ich meinem Mann nicht mehr vertrauen kann!


    Das kann nicht das Ziel mit unseren Hunden / Fellkindern sein!


    Was also kann man tun?


    Zuerst einmal: für den Hund da sein. Wenn er Nähe zu seinen Menschen sucht, sollte er sie unbedingt auch bekommen – vor allem um Mitternacht, wenn es wirklich los geht.


    Hunde, die durch Vortraining einen Entspannungsduft kennen, sollten diesen in der Nähe haben. So kann der Hund entscheiden, ob er ihm helfen soll oder nicht.


    Wenn Eure Hunde gerne gestreichelt werden, dann ist jetzt der Zeitpunkt für ausgiebige Massagen oder Streicheleinheiten. Aber bitte beobachtet die Hunde dabei. Nicht jeder Hund findet das toll.


    Wenn die Hunde noch fressen können, kann man ihnen kurz vor Mitternacht einen gefüllten Kong hin geben, so dass sie hoffentlich über den stärksten Lärm beschäftigt sind.

    Das heisst aber nicht, dass wir sie dann allein damit lassen können, während wir draussen sinnlos unser Geld verballern!


    Eine Möglichkeit ist auch, für jeden Böller / Rakete ein Leckerlie zu verfüttern. Klassischer Konditionierung sei Dank, werden die Geräusche dann eine Ankündigung für Futter und wir befinden uns im Bereich der Emotions-Veränderung zum Positiven.

    Das eignet sich besonders für Welpen, die noch gar keine Erfahrung mit solchen Geräuschen machen konnten.


    Für die panischen Hunde hilft dann evtl. noch Jalousien ganz zu ziehen und ruhige Musik einschalten, möglichst so laut, dass sie gegen die Außengeräusche gegenan kommen.


    Es gibt auch noch weitere Möglichkeiten, wie z.B. Bachblüten, Körperbandagen und Co. Das meiste jedoch muss man früher anwenden.


    Mir ging es hier auch nicht um „schnelle Tipps für einen entspannten Partyabend“, sondern darum Euch aufzuzeigen, wie viel Schaden man anrichten kann, wenn man Angst seines Hundes (egal, ob Silvester oder sonst wann) ignoriert.


    Bitte lasst sie nicht im Stich!


    Danke, im Sinne der Hunde!


    Und hier noch die Erlaubnis der Verfasserin zwecks Vervielfältigung:

    #
    Diana, darf ich den Text als Gastbeitrag auf meinen Blog posten mit Namens-Angabe, Link und so :))) ?!?
    22. Dezember um 16:02 · Gefällt mirGefällt mir nicht mehr · 1
    #
    Diana Drewes na klar!
    22. Dezember um 17:51 ·

    Diana Drewes Ihr dürft das gerne verteilen. Wir müssen ja irgendwie gegen die anderen berichte gegenan stinken... und wenn es nur mit meinen einfachen Worte ist

    Diana Drewes ihr braucht nicht fragen,ihr dürft das gerne verbreiten,solang das für den guten Zweck ist.

  • "Eine Möglichkeit ist auch, für jeden Böller / Rakete ein Leckerlie zu verfüttern"

    Das ist nicht ganz ohne Nebenwirkungen. Hab ich mit meiner sehr robusten jungen Airedalehündin gemacht, die vor einem Böller fast vor den Pfoten doch erschrocken war. Weil hier schon vor Silvester viel geknallt wird, man also gut trainieren kann, bedeutete ein Knall draußen tagelang: ein Brösel dänischer Butterkeks in den Hund. Silvester war für sie dann folglich die Party des Jahres - aber den Rest ihres Lebens raste sie bei wirklich JEDEM Knall von der Brötchentüte bis zur Fehlzündung wie ein geölter Blitz zur Keksdose....

  • Nur mal so reingeworfen: Wenn Du generell etwas gegen die Angst vor Fremden tun willst, dann könntest Du auch über's Mantrailing daran arbeiten. Allerdings brauchst Du einen Trainer, der sich damit auskennt, wie man das Mantrailing "therapeutisch" einsetzt.

  • Danke Mailka fürs veröffentlichen, ich konnte es auch nicht lesen. ;)

    Ich handel da auch situationsbedingt.
    Bei einem Knall während wir auf dem Acker sind schau ich Lucy an, wenn sie nur kurz hochschaut wird das ignoriert.
    Wenn es dann am 31.12. oder bei Donner geballt losgeht und wir sind aus Versehen gerade draußen (ein Gewitter hat uns leider schon des öfteren überrascht) ist Lucys Stresspegel so hoch, dass ich gar keine Chance zum "schönfüttern" hab. Sie hängt dann in der Leine und will nur noch weg. Ich tue ihr den Gefallen und sehe zu, so schnell wie möglich an einen Ort zu kommen, wo sie ein wenig runter kommt. Dann tröste ich schon, nehm sie auf dem Arm, streichel, spreche leise mit ihr oder was sonst noch getan werden kann.
    Ich bekomm das schon rein menschlich nicht hin, einen vor Angst schlotternden Hund einfach zu ignorieren. Wie wurde doch hier so schön zitiert: Ein Kind wird man dann ja wohl auch nicht weinend zurück lassen.

  • Zitat

    Ein Kind wird man dann ja wohl auch nicht weinend zurück lassen.

    Der einzige Unterschied: Das Kind versteht was du ihm sagst. Der Hund merkt nur, dass du dich eventuell auch zusammenkauerst, und auf sie einredest, was der Hund wiederum als Bestätigung wahrnehmen kann.

  • Wenn die Hündin Angst vor Menschen hat, dann braucht sie Deinen Beistand unbedingt. Vertraut sie Dir, dann kann sie sich in Deiner Anwesenheit sicher fühlen und das kannst Du ihr auch kommunizieren. Signalisiere ruhig "Dir passiert nichts, alles ok.". Meine Hündin kennt diese Worte, Du kannst das konditionieren. Bei uns hat es auch geholfen, wenn sie mich spürt, ich lege meine Hand auf ihre Schulter. Wenns ganz schlimm ist, dann knie ich mich hin, sie setzt sich zwischen meine Beine und ich halte sie mit meinen Armen. Dann wird ihr Herzschlag merklich ruhiger.

    Wichtig: Kein Tamtam machen, nicht hektisch werden und vor allem RUHE signalisieren. DU hast überhaupt keine Angst! Kein nervöses Betütteln und kein Mitleid haben sondern stark und ruhig kommunizieren; Alles Gut!

    Ausserdem würde ich ein Entspannungssignal konditionieren.

    Mantrailing kann helfen, aber erst nachdem Du gelernt hast, ihr Sicherheit zu signalisieren und nachdem sie gelernt hat, Frauchen ist entspannt und beschützt mich. Vorher bringen alle anderen Massnahmen nichts.

    Noch zwei Links zu sog. Social Support:

    http://umtali.wordpress.com/2011/12/25/gas…oesten-erlaubt/
    http://elib.tiho-hannover.de/dissertations/96korff-j.pdf

  • Zitat

    Der einzige Unterschied: Das Kind versteht was du ihm sagst. Der Hund merkt nur, dass du dich eventuell auch zusammenkauerst, und auf sie einredest, was der Hund wiederum als Bestätigung wahrnehmen kann.

    Und genau DAS ist damit ja NICHT gemeint :smile:

    Du sollst in dem Moment Sicherheit und Gelassenheit vermitteln, was auch ruhig durch streicheln und beruhigende Worte passieren kann.
    Aber nicht so, dass Du quasi "mitjammerst"....

    Hm, war das verständlich? :???:

  • Ich vermittle sowohl meinem Kind als auch meinen Hunden das sie sich vor nichts fürchten müssen, in dem ich mich furchtlos und selbstverständlich verhalte.
    Der Kleinen kann ich dazu noch alles erklären, aber trotzdem vertraut sie mir nur, weil ich mich eben auch so verhalte. Meine Mutter hat Angst vor Gewittern, also wird sie automatisch ihre Angst auf die Kleine übertragen, weil sie die Angst spürt, egal was Oma da erzählt.
    Genauso ist es mit Dingen die eben sein müssen, Auto fahren, TA, etc.. ich habe da kein Mitleid, da diese Dinge eben sein müssen und das heißt für alle Augen zu und durch.
    So ist es auch mit Böllern, Blitz und Donner oder Hagel. Ich sitze gelassen in der Mitte und die Viecher kommen automatisch und legen sich drum rum, sogar die Katze. Wobei ich aber sagen muss, dass außer der Katze, hier alle sehr cool mit Sylvester und Krach allgemein umgehen.
    Aber wahrscheinlich eben auch deswegen, weil wir es für uns ein Tag wie jeder andere ist und eben auch dem Geknalle keine Große Bedeutung zugemessen wird.
    Mein Pole war sehr verschreckt und ängstlich als er zu uns kam und seine Taktik war, ich erstarre und mache gar nichts mehr. Ich habe darauf keine Rücksicht genommen, er musste Auto fahren etc.. und siehe da seine Angst legte sich ziemlich schnell, einfach weil er eben auch gezwungen war sich mit neuem auseinander zu setzten und für Frauchen das völlig selbstverständlich war.
    Angst würde ich nie mit Leckerlies begegnen, da die Gefahr groß ist, dass ich die Angst belohne.
    Gelassenheit und coolness und eben dinge nicht so viel bedeutung zu messen, ist meiner ansicht nach der richtige weg um angst zu begegnen.

  • Ich weiß nicht, ob ich es richtig gemacht habe, aber mein Hund hatte vor so vielen Sachen angst, dass ich manches einfach igorieren mußte, sonst wär ich nicht vor die Tür gekommen und bei manchen Dingen habe ich ihn getröstet oder ihn der Situation einfach nicht ausgesetzt. Also er mußte nie dicht an Fremde ran, sich nicht streicheln lassen...

    Speziell wegen der Angst vor Männern.
    Bei uns hat kurioser Weise kein cooler Hund geholfen, sondern der kleine Welpe meiner Freundin. Eigentlich hatten die mich zu Hilfe gerufen, weil die ersten Spaziergänge furchtbar waren und sie hofften mit einem anderen Hund geht es leichter.
    Nun hatte meiner ja aber Angst vor Männern. Also sind wir so gelaufen, dass beide Hunde nebeneinander waren, aber meiner weit weg von dem dazugehörigen Mann.
    Max hat dann aber mitbekommen, dass der böse Mann zu dem kleinen Babyhund lieb war und es war ab da der erste Mann, den er wirklich gut leiden konnte.

    Und ich mache noch eine Ausnahme, die wahrscheinlich jeden Hundetrainer entsetzen würde.
    Max darf niemanden anspringen zur Begrüßung außer die Männer, die er mag (es gibt inzwischen ein paar) und natürlich für die das ok ist.
    Das hat sich so ergeben. Man soll ja nicht vermenschlichen, aber ich schwöre er platzt vor Stolz, wenn er sich das getraut hat.

    Achso, wenn das für die Leute in Ordnung ist, fasse ich für ihn neue, fremde Menschen an und umarme sie gegebenenfalls. Mit Max an der langen Leine, so dass er Abstand halten kann, aber eben sieht, dass ich die Leute gut finde und sie nichts tun.

    Inzwischen sind fremde Frauen ok und Männer werden ertragen. Vielleicht wäre es mit professionelleren Methoden leichter oder schneller gegangen, aber für uns war es - glaube ich - der richtige Weg.

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