Schlechte Erfahrungen -> Vermeidung - wie ist's bei Euch?

  • Heute morgen ist auf unserer Morgenrunde, wo 4 Hunde und 3 Menschen freilaufend unterwegs sind (sehr geil, wie der AmStaff mit seinen O-Beinen durch den Acker pflügt :D), eine weitere Hundehalterin mit Hund dabeigewesen. Da habe ich sehen können, was eine selbsterfüllende Prophezeiung ist. Emil war sehr neugierig auf ihren Hund und schnuffelte, er auch ganz freundlich und neugierig. Halterin: "der versteht sich nicht mit Rüden, er beisst auch oft...". Er sollte also nicht von der Leine. Nach einigem guten Zureden hat sie ihn dann von der Leine gelassen und ist aber dann immer ängstlich und wie ein HB-Männchen in die Situation gegangen und hat immer ihrem Hund verbal Verbote zugerufen, das war einfach nur sehr hektisch und nervig. Na ja, Hund knurrte dann anderen an, weil einfach auch zu viel auf einem Haufen los war und schwupps, war er wieder an der Leine. Situation entzerren und die Hunde mal machen lassen wäre auch gegangen, aber nicht mit der Hundebesitzerin.


    Nun, es geht ja vielen so: Einmal eine (vermeintlich?) schlechte Erfahrung gemacht und später dann die Situation vermieden. Alles auch ein Problem von Generalisierung und Sicherheitsdenken, wofür eine alternde Gesellschaft natürlich anfällig ist. Ich kann es natürlich auch verstehen, dass Leute Sorgen haben. Und es gibt ja auch Mitmenschen, die gleich einen Versicherungsschaden ankündigen, weil ihr Hund einen Kratzer von einem anderen abbekommen hat. Aber deshalb gleich jedwede Hundekommunikation unterbinden?


    Wie ist das eigentlich bei Euch, Butter bei die Fische. Was habt Ihr schon für gravierend schlechte Erlebnisse gehabt und wie seid Ihr damit umgegangen? Würde mich mal interessieren...


    In der Hoffnung, keine Angst dadurch zu bekommen ;)
    Micha

  • Hallo callean!


    Ich habe momentan meinen zweiten Hund. Mein erster war ein Golden Retriever (Gino), mein jetztiger ist ein Beagle gerade mal 9 Monate alt (Till). Ich habe das große Glück, daß alle Beide absolut verträglich mit jeglichen anderen Hunden sind, von sich aus nie pöbeln und Kravallmachern konsequent aus dem Weg gehen, so daß ich bei Begegnungen mit anderen Hunden immer recht entspannt bin. Wobei ich festgestellt habe, daß ich bei meinem 1. noch entspannter war als bei meinem kleinen Floh heute. Ich denke mal das liegt daran, daß Gino halt eine ganze Ecke größer war als Till und ich mir sicher sein konnte, daß er sich im ernst Fall wehren kann. Till ist da häufig nur ein viertel von den Hunden die wir trefffen. Er hat natürlich wesentlich schlechtere Karten sich wehren zu können wenn mal ein anderer Hund ausrastet.
    Ich habe jedoch die Erfahrung gemacht, daß viele Hunde durchaus in der Lage sind ohne unsere Hilfe Streitereien mit Artgenossen ohne Blutvergießen und Verletzungen zu klären, wenn man sie nur läßt. Gino ist 17 Jahre alt geworden. 1x ist er regelrecht aus dem Hinterhalt von einem freilaufenden Hund gebissen worden. Das mußten wir dann auch von unserem Tierartz versorgen lassen. 2x kamen wir in die Situtation, daß Gino von anderen Hunden, die ihren Haltern entwischt waren ernsthaft bedroht wurde. Beide male konnte er selbst retten, in dem er dem anderen Hund klar und deutlich gezeigt hat, daß er sich wehren und nicht einfach verprügeln lassen wird. Darauf hin verzichteten die anderen Hunde beide Male und traten dann doch lieber unverzüglich den geordneten Rückzug an. Ansonsten liefen die Begegnungen immer friedlich ab. Mit vielen Hunden hat er intensiv gespielt, wieder andere nur kurz begrüßt oder ignoriert.
    Till ist da sehr ähnlich. Mein kleiner Frechdachs hat allerdings auch schon mal ab und zu von anderen Hunden gesagt bekommen, daß er die Grenzen seiner Artgenossen zu respektiern hat. Die Folge: Während er als Welpe immer wieder zu den agressivsten Hunden hingelaufe wäre, hätte ich nicht aufgepaßt, kann er heute sehr gut erkennnen, wie sein Gegenüber auf ihn zu sprechen. Agressiven Hunden und stänkerern geht er aus dem Weg, alle anderen sind ihm zu Toben nach Herzenslust willkommen.


    Also keine Angst und viel Spaß dir und deinem Hund


    wünschen Franziska und Till

  • Ich vermeide Kontakte zu fremden Rüden in der Regel wenn diese nicht absolut tiefenentspannt wirken. Natürlich basiert das auf meinen Erfahrungen, worauf auch sonst. Schadet aber nichts, meine Hunde haben genug Sozialkontakte, wir sind nicht auf fremde Hunde angewiesen.

  • Unsere Buffy wurde vor Jahren im Auslaufgebiet schwer verletzt, nur weil sie an einer anderen Hündin vorbeilief und auch Rowdy wurde dort schon gelocht. Wir gehen weiterhin fast täglich dort hin, doch bin ich wesentlich wachsamer und schreite sofort blockend ein, wenn mir ein anrennender Hund nicht koscher ist.


    Fussel wurde als Welpe / Junghund öfter von großen Hunden überrollt oder angegriffen und nun hat eine er eine Abneigung gegen bestimmte große Hunde, dann wechsel ich die Straßenseite damit wir diesen "der will nur Spielen" Hund umgehen.


    LG Sabine

  • Ja, ich habe solche schlechten Erfahrungen machen müssen (und zwar aus Sicht desjenigen, der einen agressiven Hund hat), und ich kann daher aus eigener Erfahrung nachvollziehen, wie man sich fühlt, wenn man einerseits an den Problemen seines Hundes arbeiten und Hundekontakt zulassen möchte, und andererseits - schlicht mangels Erfahrungen - nicht in der Lage ist, die Vorzeichen für eine sich anbahnende Agressionen bei seinem Hund zu sehen und rechtzeitig und vor allem wirklich nur dann einzugreifen, wenn es wirklich nowendig ist.
    Ich habe eine Zeit gehabt, wo ich bei Fremdhundebegenungen immer total unter Strom stand, immer in der Angst, mein Hund explodiert gleich unverhofft und tacktert einem anderen ein Loch ins Ohr.
    Leute, die völlig unproblematische Haben mögen die Brisanz einer solchen Situation vielleicht nicht verstehen, aber es ist ein scheiß Gefühl, wenn man seinem Hund in puncto Agression nicht vertrauen bzw. sein Handeln nicht einschätzen kann. Besonders, wenn der besagte Hund kein Chi ist, sonder ein Bernermischling mit ca. 40 kg Kampfgewicht.
    Mit der Zeit habe ich dann begriffen, dass es Ressoucen waren, die das agressive Verhalten auslösten.... habe im nächsten Schritt gelernt, dass wirklich so ziemlich alles Ressource für meinen Hund war, von Futter, über mich und Spielpartner, bis hin zum Igelschiss am Wegrand... habe weiterhin mit der Zeit gelernt meinen Hund besser zu lesen und selbst die kleinsten Veränderungen in seiner Körperhaltung wahrzunehmen und ihn rechtzeitig aus einer Situation zu rufen....
    Aber das alles hat extrem viel Zeit und vor allem Nerven gekostet.
    Und bis dahin habe ich auch immer wieder überpanisch reagiert, einfach um Verletzungen irgendwelcher Hunde vorzubeugen.
    Von daher habe ich viel Verständnis für übervorsichtige Leute - sie stehen vielleicht gerade am Anfang dieses langwierigen Lernprozesses. . das villeicht
    Situationen laufen zu lassen kann man sich eben erst dann leisten, wenn man seinen Hund wirklich gut lesen und einschätzen kann, und das kann halt nicht jeder auf Anhieb.
    Inzwischen ist das ganze bei uns übrigens kein Thema mehr, bei meiner waren es die Hormone und ihr explosionsartiges Verhalten endete mit der Kastra.
    Seit dem lasse ich wieder sehr viel laufen - auch agressives Verhalten welches von meiner Hündin inzwischen wieder normal gehemmt und ritualisiert ausgeführt wird. Ich greife nur noch ein, wenn ich merke, dass mein Hund mit der Situation überfordert ist, was, je mehr Erfahrungen sie auf diesem Gebiet sammelt, im übrigen immer seltener vorkommt.
    Es ist von daher in der Tat ein zweischneidiges Schwert - man muss den Mittelweg zwischen Mut und Vorsicht finden, denn ohne ab und zu was laufen (und auch eskalieren) zu lassen, kann man nicht lernen seinen Hund zu verstehen und gar den Auslöser für das entsprechende Verhalten zu finden. Auf der anderen Seite wäre es aber auch extrem unverantwortlich alle anderen Hunde als Versuchskaninchen für seinen wissentlich agressiven Hund zu missbrauchen.... absolut keine einfache Situation.

  • Ich habe keine großartige Lust auf Fremdhundkontakt, Corey und Monty auch weniger.


    Monty mag es nicht, hatte aber erst 2x ne Beißerei und da wurden wir angegriffen (Hund über Zaun gesprungen). Bei gewissen Hunden, wenn dann noch aufdringlich, reagiert er auch gern mal "über" (aus mancher Leute Sicht).


    Corey wurde schon 2x heftig attackiert, von Hunden, die 40kg mehr als er wiegen. Beide Male Klinikaufenthalt. Zudem wird er oft von Schnöseln über den haufen gerannt oder als ne Art Dummy oder Hase benutzt.


    Nervig an der ganzen Sache ist für mich: Bisher stand ich bei Beißereien immer allein da, die Besitzer waren entweder im Haus, zu weit weg oder in Schockstarre. :muede:


    Dennoch bleibe ich cool, wenn doch mal Hunde zu uns laufen, bringt ja nix, hysterisch zu werden. Vor allem bringts meinen Hunden nix, sie fahren dann auch sofort hoch, wenn ich hektisch werde.
    Aber ich bitte andere Leute häufig, ihre Hunde ranzurufen und nehm meine auch an die Leine.
    Will ich halt so ;)


    Wobei ich meine Hunde auch gut kenne, ich weiß, mit wem wahrscheinlich ne Gassibekanntschaft entstehen kann und mit wem nicht. Das sehe ich mittlerweile sofort. Liege auch zu 90% richtig.
    Jungschnösel, Aufdringliche, Plattschnäuzige und Bernhardinerartige sind einfach nichts für meine Hunde, aus verschiedenen Gründen.
    Meine Hunde haben trotzdem regelmäßig Kontakt zu Artgenossen.


  • Ich kann dich gut verstehen. Deshalb lasse ich meinen Rüden auch nie einfach so auf fremde Hunde laufen, auch wenn er absolut friedlich ist. Till hat die Regel zu mir zurück zu kommen, sobald er einen anderen Hund entdeckt.
    So kann ich dann von Fall zu Fall entscheiden, was ich tun möchte. Ist der andere Hund angeleint nehme ich Till auch sofort an die Leine. Läuft der andere frei und wird nicht zurück gerufen gebe ich Till fei und er darf kontaktieren. Außerdem möchte ich vermeiden, daß mein kleiner "Speedy Gonzales" :smile: zuweit vorläuft sobald er andere Hunde sieht. Er soll ja lernen auch im Freilauf stets in einem gewissen Umkreis von mir zu bleiben. Habe ich das Gefühl für heute reichts mit Hundekontakten, leine ich ihn auch schon mal einfach so an wenn ein anderer Hund kommt und gehen dann mit ihm an der Leine an dem anderen Hund vorbei ohne Kontakt zuzulassen damit er wieder zur Ruhe kommen kann und nicht überdreht. Und natürlich auch dann wenn mir das Gegenüber nicht so ganz geheuer ist. Ich denke so werde ich Till gerecht und sorge auch dafür, und respektiere Gleichzeitig das Recht anderer Halter unbehelligt mit ihrem Hund spazieren gehen zu können.


    Franziska mit Till


  • Da krieg`ich jedesmal so `nen Hals wenn so riesige Hunde auf meinen angeleinten 10 Kilo Floh zustürzen und eine riesige Toberei an der Leine anfangen. Auch wenn die Hunde absolut friedlich sind finde ich das einfach zu gefährlich. Till kann, wenn er angeleint ist, nicht flexibel genug ausweichen und die Gefahr, daß er sich verletzt, weil sich, bei der Toberei, die Leine um sein Bein getüddelt hat oder der 40 Kilio schwerere Hund schlimmstenfalls auf seinem Rückgrat landet und ihm die Wirbelsäule bricht. Um ihn zu schützen leine ich ihn, in solchen Situationen, doch noch schnell ab und gebe ihn fei damit er Bewegunsfreiheit hat und die Gefahr geringer wird.

  • Ich finde es überhaupt völlig verantwortungslos seinen unangeleinten Hund einfach zu einem anderen (angeleinten) Hund hin laufen zu lassen - egal welcher von beiden wie groß ist. Derjenige Hund, der an der Leine ist, ist das ja nun in den allermeisten Fällen nicht ohne triftigen Grund, wie auch immer dieser aussehen mag.... :/
    Und Leinenkontakte finde ich (bis auf wenige Ausnahmefälle z.B. Hunde kennen sich sehr gut, oder einer ist aus jagdtriebtechnischen Erwägungen an der Schleppe) sowieso überflüssig.

  • Maus, die beiden Attacken fanden in der Stadt statt, ich ließ die Leine fallen, aber das waren eh doofe Situationen (Beschädigungsabsicht).


    Ansonsten habe ich ja erwähnt, dass Corey über den Haufen gerannt wird oder wie ein Hase gejagt/gepiesackt wird. Trotz Drohen seinerseits und Abschnappen springen gerade jüngere, größere Hunde gern weiter auf ihm rum.
    Passiert nicht so oft, zumal ich ja Hundekontakte auswähle, aber wenn, ists echt doof. Corey ist recht speziell in der Auswahl seiner hündischen Freunde :hust: und ich arbeite viel an seiner Reizschwelle, mit Erfolg :smile:
    Ich finde sowas nur echt nervig, paarmal ging Corey danach lahmend nach Hause oder mit Rückenschmerzen, dass er sich bei Berührung schreiend zum Boden runterdrückte.
    Zuletzt hatte er 2 Gelenkergüsse und ja, das alles spielt mit rein, dass ich die Hundekontakte für und mit meinem Hund auswähle. Dann auch gern ohne Leine, bzw nur ohne Leine. Denn an der Leine sind meine Jungs nicht so kontaktfreudig und werden zickig.

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