Verantwortlichkeit

  • Es beginnt doch so schön, der Wunsch nach einem eigenen Hund und man geht mit so grossen Erwartungen und Träumen an den Erwerb eines Hundes heran.


    Man schaut und sucht, manchmal purzelt er einem auch so vor die Füsse, der drollige, hübsche kleine Kerl oder die bezaubernde kleine Lady.


    Und auf den Fotos schaut er ja so süss aus und die Beschreibung erst....


    Tja, und dann ist der fellige Neuzuwachs da und meist landet man sehr unsanft auf dem Boden der Realität.


    Er ist nicht stubenrein, er beißt und zwickt, teilweise hat er eine Vergangenheit, die sich hier und da im Verhalten zeigt.


    Die Träume und Erwartungen, die man denn da so hatte, sie zerplatzen wie die berühmten Seifenblasen....


    Und dann tauchen sie hier auf, die unzähligen Freds.... in denen dem Forum das Leid geklagt wird über den unsäglichen Hund und laut über Abgabe nachgedacht wird.



    Tja, es gibt nur einen Haken: Der Hund hat nicht darum gebeten in die Welt dieses Käufers geholt zu werden!


    Es wurde gekauft, im I-Net, über Mail, beim Vermehrer manchmal auch beim Züchter.... einfach so.


    Und ich frag mich immer: WAS zum Henker ist eigneltich mit der VERANTWORTUNG, die man mittels Kauf für dieses vierpfotige LEBEWESEN übernimmt, und sei es nur die moralische?


    Ist die Treteimer- und Weglaufmentalität wirklich der Trend der Zeit?


    Bei Nichtgefallen garantiert Gefühle zurück? Die eigenen wohlgemerkt.


    Was sind Eure Gedanken dazu?


    Birgit

  • :gut: :gut: :rock1green: :applaus:


    Ich möchte nicht bestreiten, daß es manchmal das Beste ist sich vom Hund zu trennen. Aber mir fehlt auch oft die Verantwortung, der Wille und der Mut mit dem Hund zu arbeiten, zu kämpfen. Da ist es oftmals viel leichter sich vom Hund ohne jegliches Verantwortungsbewußtsein zu trennen, als wäre der Hund ein Fernseher der nicht funktioniert :verzweifelt:


    Es wird viel zu schnell aufgegeben, man stellt sich vieles viel zu leicht vor. Wenn man einen Trainer durch hat und der Hund nicht in 2 Wochen einwandfrei funktioniert, dann ist man überfordert, der Hund ist doof usw.


    Und diese heile, rosa Welt die sich so mancher Neuhundehalter vorstellt...... ist für mich oft ein Zeichen, daß die Leute sich nicht richtig informiert haben und gerade bei Second hand Hunden hab ich da immer Bauchschmerzen. Natürlich gibt es darunter super tolle Hunde, aber die Vergangenheit ruht nicht und oftmals muß man daran hart arbeiten. Und hier fehlt dann Geld, Zeit, Interesse usw.

  • Du "sprichst" mir aus dem Herzen. Ich habe besonders meine ersten beiden Hunde völlig unüberlegt "angeschafft", und besonders die zweite, Tira, hat mich völlig zur Verzweiflung gebracht. Wie oft habe ich da gesessen und habe nur noch geheult? Und was soll ich sagen- sie war der beste Hund der Welt für mich zu dem Zeitpunkt.


    Und auch wenn ich oft genug der Meinung war ich kann nicht mehr und ich manchmal am liebsten diesen Hund "verprügelt" hätte, wäre es mir nie in den Sinn gekommen sie wegzugeben (bei keinem meiner Hunde). Sie gehörten doch zu mir, und das vom ersten Tag an!


    Es gibt mit Sicherheit triftige Gründe einen Hund abzugeben, vor allem wenn dies zum Wohle des Hundes geschieht. Aber ist man es nicht dem Hund (und sich selbst) schuldig, erstmal alles zu probieren?


    Jetzt grade, seid drei Wochen, habe ich wieder so eine Herausforderung neben mir liegen, und auch die werde ich (werden wir) schaffen, denn eins habe ich mittlerweile längst begriffen: Es sind besonders die "Problemhunde", die einem im Endeffekt am meißten ans Herz wachsen!


    Also, nicht gleich aufgeben, dieser eine Hund der einem jetzt noch soviel Sorgen und Probleme macht wird vielleicht eines Tages der beste Hund der Welt!!

  • Ein interessantes Thema. Ein heikles.
    Ich sehe es so:
    Die Kraft der Bilder ist sehr stark.
    Für die meisten gibt es inzwischen den Weg übers internet und damit den Weg über Bilder. Hochglanz und im Detail.


    Mitfühlende Menschen sehen arme Hunde im Ausland, von Kälte und Hunger bedroht, und wollen helfen. Wenn sowieso ein Hundewunsch da ist geht es ganz leicht sich da mitreissen zu lassen. Auch ein Besuch des Tierheims kann solche Gefühle auslösen.......
    Das ist nicht verwerflich. Das ist eigentlich lobenswert.


    Oder man sucht eine Rasse, findet tolle HPs und wird durch die Lobeshymnen der Züchter noch angeregt. Man spricht mit dem Züchter und natürlich ist genau diese Rasse das tollste überhaupt und DER perfekte Hund. Es wird besprochen, Besuche gemacht, so wie es sein soll, nach allen Regeln der Kunst.
    Das ist eigentlich lobenswert.


    Aber: dann kommt Tag X. Hund ist da und es ist alles anders als man sich vorgestellt hat. Die Gefühle sind anders, die Umstände viel schwieriger, das Tier hat ein Eigenleben das doch nicht gefällt...........der neue HH ist entsetzt. Meist über sich selber......
    Dann wird über eine Abgabe gedacht, meist mit schlechtem Gewissen.


    Ich sehe das ganz pragmatisch. Kein Hund stirbt bei einem Besitzerwechsel. Hunde sind unglaublich anpassungsfähig. Selbst mehrfachen Besitzerwechsel verkraften sie erstaunlich gut.


    Ich finde es moralisch verantwortungsvoll wenn sich ein neuer Besitzer seinem Unvermögen stellt und dem Tier eine neue Vermittlung bietet. Den es geht NUR um den Hund. Vermurkst, störend,,nervend, mitgeschleppt durchs Leben weil sein Besitzer sich überschätzt hat, nicht klarkommt und ihn nicht abgibt?? Das ist für mich NICHT verantwortungsbewusst.


    Birgit
    man findet für die meisten Hund neue Besitzer. Und neues Glück.

  • Zitat

    Ist nicht Trend der Zeit dat war schon immer so ;)


    Das war auch mein erster Gedanke. Aber je länger ich drüber nachdenke... :???:


    Früher - und ich meine richtig früher, als wir noch'n Kaiser hatten :D - wurden Hunde m.E. bewusster in's Haus geholt. Die nicht vermittelbaren Welpen dann ertränkt/erschlagen. :( :


    Aber seit Welpen auf Märkten verramscht werden, setzt sich auch so eine Grabbeltisch-Mentalität durch. Wer kennt das nicht? Das T-Shirt ist billig, das nehm ich eben mal mit. Und wenn's nicht passt, schmeiß' ich's eben weg. Und so werden auch völlig unüberlegt, im Vorbeigehen, Hunde gekauft. Sorry, aber guckt Euch die Leute an, die so was tun... nee, ich sach lieber nix weiter, bevor ich Ärger kriege... :mute:


    Kurz und gut: ich glaube durch die leichtere Verfügbarkeit von Hunden, wird's Menschen, die zur Hundehaltung ungeeignet sind, einfach zu leicht gemacht. Und die Massenware Hund hat keinen Wert mehr. "Passt" der eine nicht, nehm ich halt den nächsten...


    Ach ja, und noch was: wo früher so'n Hamster in seinem Rad lief, wird heute ein Chi (nur als Beispiel!!!) angeschafft. Allerdings ist die Verfallszeit eines Hamsters erheblich geringer... der stirbt, bevor man keine Lust mehr hat, sich um ihn zu kümmern.

  • Juhuu, ich war auch so eine unerfahrene Hundekäuferin.
    Im Internet gesehen, und abends schon war er bei uns, der Süße.
    Genauso wie oben beschrieben.
    Dann kam die Realität, ganz schön heftig, aber so vom Typ her gebe ich nicht schnell auf, ich verzweifelte oft, fühlte mich oft überfordert, habe den einen oder anderen Thread hier aufgemacht und blöde Fragen gestellt, dass ihr bestimmt gedacht habt- typisch, schon wieder so eine, hehe..
    Das ist nun zwei Jahre her. Jaja, ich habe viele Fehler gemacht und mache immer noch Fehler.
    Ich denke, ich habe den Hund nicht unüberlegt geholt, ich bin im Kopf alles schon durchgegangen.
    Trotzdem kam es ganz anders.
    Meine Meinung ist, dass ich es gut finde, dass die Leute sich hier melden und fragen, seien es auch noch so blöde Fragen in manchen Augen.
    Besser spät informieren als nie. Ich habs ja auch dann irgendwie hinbekommen.
    Selbst der Rütter schrieb in einem seiner Bücher eine Entschuldigung an seinen Hund, dass er anfangs alles falsch gemacht hat.
    Man kann sich noch so gut in alles einlesen und in der Theorie topp sein. Ich finde, das weicht von der Praxis trotzdem total ab. Ist mit der Kindererziehung nicht anders.
    Der eine kann besser damit umgehen, der andere nicht.
    Schlimm finde ich es, wenn die Leute sich null Gedanken gemacht haben und auch später nicht bereit sind, sich helfen zu lassen und ganz schnell aufgeben. Womöglich den Hund abgeben, weil der irgendwelche Macken hat und sich dann wieder einen neuen holen, bis es dann passt.
    Manche Leute haben auch überhaubt kein Gefühl dafür, mit Hunden umzugehen.

  • Das ist es, glaube ich, was mich vor allem an diesen immer gleichen Auslandshunde-Therads ganz besonders fassungslos macht: daß da vorher offenbar null drüber nachgedacht wird, daß die Verantwortung, die man da übernimmt, noch -zigmal GRÖSSER ist als schon bei einem "normalen" Hundekauf.


    Wenn da alles schief geht, kann der Hund (hoffentlich!)immer noch zum Züchter zurück, wenn ich den Hund aus der berühmten Kleinanzeige oder dem deutschen TH eben nicht möchte, hat er immer noch gute Chancen, anderweitig ein Zuhause zu finden, ohne daß er dafür gleich seine ganze Welt wechseln muß.


    Wenn ich aber per Internet-Katalog bestelle, weil ich mich ja sooooo ins Foto verliebt habe, greife ich weitaus tiefer in das Schicksal des Hundes ein, wenn auch oft anders, als ich mir das in meiner Naivität (?) vorstelle: dieses eine Tier tritt diese strapaziöse Reise ausschließlich meinetwegen ein, wird nur für mich megastressig verpflanzt. Und wenn es denn - meist vorhersehbar - schiefgeht, hat es auch noch viel, viel schlechtere Chancen. Während sich die ja so bedauernswert "überforderten" Importeure, die schließlich nie jemand gezwungen hat, sich so hirn- und verantwortungslos zu verhalten, kollektiv in die Büsche schlagen...

  • Schwieriges Thema. Interessantes Thema! Schade, dass sich nicht viel mehr Leute damit auseinandersetzen. Vorher.
    Aber ich sehe es jeden Tag, der Hund ist schon lange kein Hund mehr. Er ist manchmal ein Kind. Manchmal Ersatz. Aber im Großen und Ganzen ist er etwas, dass man einfach haben sollte. Und die Zahl der Leute, die über explizites Fehlverhalten hinwegsehen, ist größer als die Zahl derer, die sich aufregen. Deswegen wird sich auch nichts ändern. Es wird immer das Lager der "schlechten" und "guten" HH geben.



    Aber weiter im Text :D

    Zitat


    Er ist nicht stubenrein, er beißt und zwickt, teilweise hat er eine Vergangenheit, die sich hier und da im Verhalten zeigt.


    Die Träume und Erwartungen, die man denn da so hatte, sie zerplatzen wie die berühmten Seifenblasen....


    Ich bin ja nun Ersthundehalter von einem Hund mit Vergangenheit. Und dann noch aus dem Ausland. Und über's Internet gekauft. Anhand eines kleinen Fotos "verliebt".


    Aber für mich war vorher klar: Erst in örtliche TH. Erst eine Hundeschule suchen. Kopf machen. Literatur ranschaffen. Wissen aneignen. Und was noch fehlt kann ich nachholen. Aber die Grundlagen hab ich vorher gelegt.
    Und ich habe das Schlimmste erwartet. Pinkelt und häufelt der halt anfangs in die Wohnung. Na und! Und wenn der bellt - was solls. Kann man managen. Und wenn der beisst, verständlich. Es ist eine andere Spezies. Er kann nur so und nicht anders. Dann muss ich da ran und sehen, dass ICH das hinkriege...
    Ich habe kein Trara um jede Hundebegegnung gemacht, ich habe den Hund nicht zu jedem anderen Hund hingelassen, ich bin nicht zu jedem erdenklichen HuSchu-Kurs gerannt, um dem "armen, nichts kennenden" Hund alles zu bieten. Er konnte in Ruhe seine Erfahrungen sammeln, hat ohne Stress und Ärger bereits 4 Jahre bei mir überstanden und ist auch sonst ein sehr umgänglicher Gefährte. Ich habe einfach auf mein Bauchgefühl gehört, handle selbstreflektiert und kippe nicht wegen jedem Knurren aus dem Latschen. Ich bin mir meiner Verantwortung bewusst, aber mein Hund macht es mir auch recht einfach :D

  • Zitat

    Das ist es, glaube ich, was mich vor allem an diesen immer gleichen Auslandshunde-Therads ganz besonders fassungslos macht: daß da vorher offenbar null drüber nachgedacht wird, daß die Verantwortung, die man da übernimmt, noch -zigmal GRÖSSER ist als schon bei einem "normalen" Hundekauf.


    Wenn da alles schief geht, kann der Hund (hoffentlich!)immer noch zum Züchter zurück, wenn ich den Hund aus der berühmten Kleinanzeige oder dem deutschen TH eben nicht möchte, hat er immer noch gute Chancen, anderweitig ein Zuhause zu finden, ohne daß er dafür gleich seine ganze Welt wechseln muß.


    Wenn ich aber per Internet-Katalog bestelle, weil ich mich ja sooooo ins Foto verliebt habe, greife ich weitaus tiefer in das Schicksal des Hundes ein, wenn auch oft anders, als ich mir das in meiner Naivität (?) vorstelle: dieses eine Tier tritt diese strapaziöse Reise ausschließlich meinetwegen ein, wird nur für mich megastressig verpflanzt. Und wenn es denn - meist vorhersehbar - schiefgeht, hat es auch noch viel, viel schlechtere Chancen. Während sich die ja so bedauernswert "überforderten" Importeure, die schließlich nie jemand gezwungen hat, sich so hirn- und verantwortungslos zu verhalten, kollektiv in die Büsche schlagen...


    Das hast du sehr gut beschrieben und das ist es, was mich immer so Fassungslos macht.
    Fast alle guten Orgas haben auf ihren Seiten auch die Probleme beschrieben, die es geben kann. Wird das überhaupt gelesen :???: oder nur die bunten Bildchen betrachtet :/
    Man kann doch von einem Menschen erwarten, der volljährig ist, Rechtsgeschäfte abschliessen kann, daß er sich bei einem so großen Schritt, richtig informiert.


    Und dann schwebt dieses arme Tier in einem luftleeren Raum; der Besteller will es nicht haben, die Lieferer
    haben keinen freien Platz, also wird es irgendwo hingestopft, in der Hoffnung, es wird schon gut gehen.


    Wenn ich mir schon aus dem Ausland einen Hund liefern lasse und ihn dann nicht mehr haben will, dann sollte ich wenigstens soviel Verantwortung zeigen und ihm selbst einen passenden Platz suchen, im Einverständnis mit der Orga.

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